> Carthago Chic C-Line I 4.9 LE

Ganz schön Chic

07.02.2021
Bild & Text: Heiko Paul

Der Mercedes-Benz Sprinter erobert auch den klassischsten aller Carthagos: den Chic C-Line. Die Test-Crew erwartet davon einen Komfortsprung – vor allem bei der Fahrt. Erfüllt der C-Line mit Al-Ko-Chassis und Sprintertriebkopf die Erwartungen?

Der Chic-C-Line gilt als wichtiger Pfeiler in der Carthago-Produktpalette, steht er doch seit vielen Jahren für die Symbiose aus hochwertiger Konstruktion, reichlich Stauraum und praxisgerechtem Ausbau. Die ständige Weiterentwicklung macht den Integrierten zu einem modernen Reisemobil, das sich nach wie vor – auch dank frischem Design – großer Beliebtheit erfreut. Über die Jahre freilich mitgewachsen ist der Preis. Ab 94.570 Euro gibt es den günstigsten Chic C-Line 4.2 mit Al-Ko-Chassis und Fiat-Ducato-Triebkopf, der Chic-CLine- Integrierte 4.9 LE mit Ducato kostet ab 102.890 Euro.

Das Testfahrzeug, das Pendant mit Sprinter-Triebkopf und Al- Ko-Chassis ist ab 108.940 Euro zu haben. Die Sprinter-Basis muss dem Käufer also mindestens 6.100 Euro mehr Wert sein. Doch bei diesem Preis bleibt es natürlich nicht. Wer seinen Chic-C-Line standesgemäß und entsprechend den modernen Möglichkeiten des Basisfahrzeugs austattet, landet wie beim Testfahrzeug schnell bei 137.040 Euro.

Dazu gehören dann der 177 PS starke Turbodiesel-Motor, das Neungang-Automatikgetriebe, das schon aus optischen Gründen unverzichtbare MBUX-Infotainment und Multimediasystem von Mercedes, das Mercedes-Fahrassistenzpaket, eine Lederausstattung, 32-Zoll-Bildschirm und das Carthago- Super-Paket für 7.950 Euro, das mit reichlich sinnvollen Extras (etwa von der Mercedes-Fahrerhaus-Klimaanlage über den Tempomat, verstärkte Vorderachse, großem Kraftstofftank, Lederlenkrad mit Multifunktionstasten, Regensensor und vielem mehr) aufwartet und auf das nicht verzichtet werden sollte. Carthago gibt hier eine Ersparnis von 3.000 Euro an.

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Das Raumgefühl im getesteten Carthago Chic C-Line I 4.9 LE profitiert zudem von den umlaufenden Dachstauschränken über Wohnsitzgruppe und dem Fahrerhaus sowie großen Panorama- Dachfenstern. Dafür entfällt das Hubbett – bei einer Zweierbesatzung also eine durchaus mögliche Variante.

Die mit Leder bezogenen, straff gepolsterten Vordersitze machen beim Probesitzen einen guten Eindruck. Aber schon beim gemäßigten Kurvenfahren bieten sie keinerlei Seitenhalt. Vor allem kleine Personen rutschen unsicher hin und her, da helfen auch die Armlehnen links und rechts nichts. Klar, auf langen Autobahnetappen stellt dies kein Problem dar, im Hinterland wird es schnell störend.

Deutlich komfortabler als beim Ducato empfinden die Tester die Vorderachse des frontgetriebenen Sprinters. Querrillen der Autobahn kommen auf den Vordersitzen nur gemäßigt an, heftige Stöße bleiben selbst auf schlechten Landstraßen aus. Was das Fahrwerk mit der Al-Ko- Hinterachse nur wenig dämpft, sind die Vibrationen von Pflastersteinen. Diese regen die Karosserie zum Zittern an, was der Möbelbau mit Klappern quittiert. Die Servolenkung, bedient durch das kleine, mit Leder bezogene Lenkrad, arbeitet leichtgängig und präzise. Sie lässt keine Wünsche offen, ebenso wenig wie die Anordnung der übrigen Schalter und die Bedienung der Neungang-Wandlerautomatik. Sie sortiert die Gänge schnell mit kaum merklichen Schaltpausen und geringer Zugkraftunterbrechung. Manuelles Eingreifen ist absolut überflüssig.

Der 177 PS starke Vierzylinder-Turbodiesel treibt den 4,5-Tonner zügig voran. Bei Reisemobil-adäquater Fahrweise reicht seine Leistung dicke aus. An Autobahnsteigungen zieht der Carthago locker an Lkw-Kolonnen vorbei, selbst wenn er gut geladen ist. Der Vierzylinder klingt beim Beschleunigen allerdings kernig – ein besser gedämpftes Motorgeräusch würde den Komfort steigern. Der Verbrauch der 177-PS-Maschine liegt bei rund 11 Liter Diesel auf 100 Kilometer – bei moderater Fahrweise. Entscheidend sparsamer ist der 4,5-Tonner kaum zu bewegen.

Auf der Autobahn erweist sich der aktive Abstandassistent (Distronic) samt Bremsassistent als nützliches Extra. Ist der Abstand zum Vordermann und die gewünschte Maximalgeschwindigkeit eingestellt, hält der Sprinter beides, je nach Verkehrslage, zuverlässig bis zum Stillstand ein. Ein Vorteil zum Tempomat, der bei wechselnden Geschwindigkeiten des Vordermanns immer wieder nachjustiert werden muss.

Verbessert hat Mercedes-Benz mittlerweile den Spurhalteassistenten. Aktiviert hindert er das Mobil, mittels einseitigem Bremseingriff weiße Linien zu überfahren. Der Bremseingriff ist zwar noch zu spüren, aber die gefühlten Vollbremsungen der ersten Modelle sind passé. Gerade auf schmalen Straßen lassen die Tester ihn aber meistens abgeschaltet, da der 2,27 Meter breite Carthago die rechte Seitenlinie öfters absichtlich touchiert. Als große Hilfe zeigt sich auch das stark nach vorne abfallende Armaturenbrett. Dadurch ist bereits knapp vier Meter vor dem Mobil die Straße zu sehen – ein wichtiger Sicherheitsaspekt.

Auf die automotive Einbindung des originalen Sprinter-Cockpits in den breiten Wohnaufbau des Integrierten legt Carthago großen Wert. Sorgfältig eingepasste Kunststoff-Formteile statt wilder Holzkonstruktionen sorgen für eine hochwertige Anmutung. Da bleibt nur ein einziger Wunsch offen: Nach einem besseren Platz für die Rückfahrkamera. Sie sitzt zu tief. Der perfekt platzierte MBUX-Bildschirm bietet sich dagegen fürs Drauflegen des Kamera-Signals geradezu an.

Infobox

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Der holzfreie Alu-Sandwichaufbau mit einer GfK-Lage auf dem Dach ist über jeden Zweifel erhaben, vor allem in Kombination mit der neuen, doppelschaligen GfK-Rückwand.

Die große Aufbautür ist doppelt verriegelt: ein weiterer Pluspunkt. Stauraum gibt es reichlich, einen großen Teil dazu trägt der über Klappen mit innen liegenden Scharnieren von außen und innen zugängliche Doppelboden bei. Sogar in der Sitzbank findet sich ein Auszug für Schuhe, was zeigt, dass jeder Winkel genutzt wird. Solide, mehrfach unterteilte Schubladen mit Selbsteinzug in der Küche, neben dem Kühlschrank ein Apothekerauszug und große Oberschränke lassen kaum Wünsche offen, zumal auch noch die eingezogene Arbeitsplatte für Bewegungsfreiheit sorgt.

Reichlich Fächer sieht Carthago im Raumbad unter und über dem großen Waschtisch vor. Wer beim Nutzen des WCs die Tür direkt davor schließt und nicht das ganze Raumbad nutzt, dem wird es recht eng. Großzügiger geht es dann im Bett zu. Ein Auszug verbindet die beiden bequemen, knapp 90 Zentimeter breiten Längsbetten zu einer üppigen Spielwiese. So passt jetzt alles zusammen. Zum Wohnkomfort beschert der Sprinter-Triebkopf adäquaten Fahrkomfort.

Alle technischen Daten des Carthago Chic C-Line I 4.9 LE und ein abschließenden Fazit lesen Sie in der Februar-Ausgabe von Reisemobil International.

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Heiko Paul
Heiko Paul ist Chefredakteur von Reisemobil International und prägt schon seit über 20 Jahren das Magazin mit.
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