Mit allem Komfort unterwegs abseits befestigter Straßen durch Schlamm und über Schotterpisten, um Neues zu entdecken – das ist der Traum mancher Camper. Der Eura Mobil Xtura XT 686 EF will genau diesen Wunsch erfüllen. Kann er das?
Selten steht beim Profitest das Innenraum-Foto in solch krassem Kontrast zum Außenfoto wie dieses Mal. Schaut man sich das gemütliche Interieur an, könnte man meinen, in einem herkömmlichen Teilintegrierten zu sitzen.
Doch der neue Eura Mobil Xtura XT 686 EF kann mehr: Mit Höherlegung, verstärkter Hinterachsfederung, Allradantrieb und auf Wunsch auch mit groben Stollenreifen will er das sein, wovon abenteuerlustige Camper träumen – ein Fernreisemobil, mit dem man touristische Pfade und asphaltierte Straßen verlässt und auf Schotter- und Schlammpisten neuen Abenteuern entgegenrollt.
Als Basis für den Eura Mobil Xtura XT 686 EF wählt Eura Mobil den Mercedes-Benz Sprinter mit originalem Leiterrahmenchassis, 3,67 Meter Radstand und Allradantrieb sowie verstärkten Längsblattfedern an der Hinterachse. Der Zweiliter-Turbodiesel mit serienmäßig 190 PS (140 kW) gibt bis zu 450 Nm Drehmoment an die ebenfalls in der Grundausstattung enthaltene Neungang-Automatik 9G-Tronic ab. Zulässige Gesamtmasse des geländegängigen Teilintegrierten: 4.100 Kilogramm.
Mit dem Eura Mobil Xtura XT 686 EF gehen zwei bis drei Abenteurer auf Reisen: Aus der fahrerseitigen Sitzbank der Face-to-Face-Sitzgruppe entsteht ein dritter Sitz mit Kopfstütze und Dreipunkt-Sicherheitsgurt, und für 650 Euro Aufpreis liefert Eura Mobil den Xtura mit zur Liegefläche für eine dritte Person umbaubarer Sitzgruppe. Alterativ ist auch ein Kinderbett im Fahrerhaus für 290 Euro erhältlich.
Hinter dem Ensemble stehen sich die Küche und das variable Bad gegenüber. Und oberhalb der großen zweitürigen Heckgarage hält der Gelände-Eura zwei zum Doppelbett erweiterbare Längs-Einzelbetten für zwei müde Fernreisende bereit.
Eura Mobil Xtura XT 686 EF
Basis: Mercedes-Benz Sprinter mit originalem Leiterrahmenchassis, 190 PS (140 kW), 9-Gang-Automatik und Allradantrieb Grundrisse: ein Grundriss – der getestete Xtura XT 686 EF Länge: 6,88 m Grundpreis: 156.280 €
www.euramobil.de
Bei Reisemobilen, die auch abseits der Straße unterwegs sind, sind Chassis und Aufbau höheren Belastungen ausgesetzt. Eura Mobil aber hat Vertrauen in sein Produkt und gibt auch für sein Fernreisemobil zehn Jahre Garantie auf Dichtigkeit und drei Jahre auf den Möbelbau. Auf den im Vergleich zum Tiefrahmen verwindungssteiferen Leiterrahmen montieren die Sprendlinger eine mit 85 Millimetern ausgesprochen starke Bodenplatte aus GfK-Sandwich. Wände und Dach bestehen aus 30 Millimeter dickem GfK-Sandwich. Als Isolierung für den holzfreien Aufbau kommt geschlossenzelliges, wasserabweisendes XPS in Dach und Boden und EPS in den Wänden zum Einsatz. Dach, Wände und Boden sind miteinander verklebt und mit Aluminium-Einlegern verbunden. Das ist stabiler, haltbarer und vermeidet Kältebrücken. Profitester Rudi Stahl lobt die Aufbauschürzen und den Heckstoßfänger aus robustem, unlackiertem Kunststoff. Er moniert aber, dass Eura Mobil sie ohne Gummikeder oder Dichtnaht montiert, sodass diese Teile am GfK-Aufbau scheuern können. Vorbildlich hingegen: Die Fender am Übergang vom Aufbau zum Fahrerhaus sowie die Dachhutze verfugt Eura Mobil akkurat und sogar mit farblich passendem Karosseriekit.
Dass die Kabine mit Rahmenfenstern sowie mit einer Aufbautür mit Fenster und doppelter Verriegelung ausgestattet ist, verwundert in diesem Preissegment nicht. Die Rückwand der vollisolierten Heckgarage ist an ihrem unteren Ende abgeschrägt: So erzielt Eura Mobil einen größeren Böschungswinkel. Der Garagenboden ist mit zwei Abläufen ausgestattet und mit Alu-Tränenblech belegt.
In der Heckgarage, hinter einem Metallgitter gut geschützt, befindet sich die hochwertige Elektrik mit Ladegerät samt Wechselrichter, Solarreglern und 300-Ah-LiFePo4-Akku von Victron. Das System soll das Fahrzeug unter optimalen Bedingungen und bei sparsamster Nutzung laut Hersteller bis zu 30 Tage elektrisch autark machen. Hierfür ist das begehbare Dach mit zwei optionalen Solarpaneelen sowie mit Dachreling und Klappleiter am Heck ausgestattet. Alle diese Anbauteile an der Heckwand und auf dem Dach sind solide befestigt und ebenso vertrauenerweckend wie der gesamte Aufbau.
Wer den Eura Mobil Xtura XT 686 EF betritt, erblickt einen gängigen Grundriss mit Einzelbetten im Heck, Bad und Küche davor sowie Sitzgruppe im Bug. Das warme Holzdekor und die cremefarbenen Möbelelemente in Verbindung mit den dicken Polstern der Sitzgruppe strahlen Gemütlichkeit aus und machen den Innenraum – auch dank großem Dachfenster und serienmäßigem Aufstellfenster in der Dachhutze – hell und freundlich. Dank des Leiterrahmens verläuft der Fußboden vom Armaturenbrett bis nach hinten zu den Bettstufen ohne Absätze. Der Innenausbau ist sehr solide. Auch auf unebenen Fahrbahnen bleiben alle Türen und Klappen geschlossen, ebenso die Duschtüren des kompakten Bads. Und die beiden Magnetschnapper, welche die schwenkbare Wand samt Waschbecken im Bad in ihrer Endposition fixieren, halten sehr zuverlässig.
Ebenfalls sehr gut und bei Eura Mobil seit Langem zu finden: die verwindungssteifen Aluleisten im unteren Bereich der Oberschränke, die als Anschlagpuffer für die Schrankklappen dienen. Dass die Sprendlinger allen Oberschränken eine automatische Schrankbeleuchtung spendieren, gefällt ebenfalls.
Weniger schön: Die in beiden Kleiderschränken vorragenden Holzbrettchen, an denen die abnehmbaren Batterieleuchten montiert sind, stören beim Entnehmen von Kleidungsstücken. Bleibt man an ihnen hängen, können die wackeligen, spitzkantigen Brettchen oder das Wäsche- stück Schaden nehmen.
Auch das Ausziehbrett zum Erweitern der Einzelbetten zum Doppelbett könnte sich Eura Mobil noch einmal vornehmen: Zieht man es allzu beherzt nach vorn, hat man es zuweilen in der Hand und muss es dann wieder in seinen Schacht bugsieren. Aber das alles ist Jammern auf hohem Niveau: Ansonsten ist der Innenausbau sehr solide und verträgt zudem auch härtere Gangart über Stock und Stein.
Die Face-to-Face-Sitzgruppe, bestehend aus fahrerseitigem Sofa, Seitensitz, Tisch mit hälftig umklappbarer, dreh- und verschiebbarer Platte sowie den beiden drehbaren Vordersitzen, ist, wenn man die Vordersitze erst einmal gedreht hat, sehr bequem. Wie auch bei vielen anderen Teilintegrierten auf Sprinter fehlen hier einige Zentimeter an Fahrerhausbreite. Somit ist das Drehen der hakeligen Sitzkonsolen recht mühselig.
Auch lassen sich die Sitze nur bis kurz nach dem Entriegeln der Konsolen in der Höhe verstellen. Man muss also vorher wissen, wie hoch man am Tisch sitzen möchte. Dann aber steht einer gemütlichen Runde nichts mehr entgegen. Aus der Sitzbank entsteht ein dritter Sitzplatz mit Dreipunk-Sicherheitsgurt.
Sehr angenehm ist das Beleuchtungskonzept an der Sitzgruppe: Die LED-Deckenleuchte und die schwenkbaren Mini-LED-Lesespots mit je einer USB-C-Steckdose schaffen gutes Licht zum Lesen, und die LED-Ambientebeleuchtung macht das Ganze sehr wohnlich.
Die beiden Einzelbetten mit bequemen Matratzen lassen sich serienmäßig zum Doppelbett erweitern. Klappt der Camper ihre Holzlattenroste auf, gelangt er zu den Kleiderschränken, aber auch an die Heckgarage. Dass sich das Schlafzimmer nach vorn weder mit einer Tür noch mit einem Vorhang abtrennen lässt, mag für zwei Reisende, die ohnehin nebeneinander liegen, in Ordnung gehen.
Die gut ausgeleuchtete Küche überzeugt mit genügend Stauraum und stabilen Auszügen. Der bivalente (230 V/12 V) 154-Liter-Kompressorkühlschrank mit integriertem Eisfach ist großzügig bemessen und benötigt kein Gas.
Der Herd bietet zwei Gasbrenner, zudem aber auch ein Induktionskochfeld, das über Bordbatterie und Inverter ohne Landstrom funktioniert. Der Gasbackofen über dem Kühlschrank kostet 1.400 Euro Aufpreis.
Das Bad ist mit einer Banktoilette und einem großen Waschbecken an einer Spiegelwand ausgestattet. Schwenkt man diese um 90 Grad vor das WC, entsteht eine geräumige Duschkabine. Die beiden Duschtüren aus undurchsichtigem Glas trennen zugleich das gesamte Bad ab. Sie bleiben während der Fahrt zuverlässig geschlossen. Wasser und Schaum verlassen die Dusche durch zwei vertiefte Abläufe. So lässt das Bad kaum Wünsche offen.
Der Eura Mobil Xtura XT 686 EF auf Mercedes-Benz Sprinter tritt den Fahrtest mit originalem Leiterrahmenchassis mit 4×4-Antrieb und verstärkter, drei Zentimeter erhöhter Hinterachse an. Den doppelten Fahrspurwechsel absolviert das Allrad-Mobil mit 55 km/h, den 18-Meter-Slalom in 14,1 Sekunden. Somit schneidet der 4,1-Tonner aus Sprendlingen in beiden Disziplinen besser ab als der Durchschnitt. Im Grenzbereich neigt das gesamte Fahrzeug zum Schieben. Grund hierfür ist der Allradantrieb. Zudem taucht die Vorderachse vergleichsweise tief ein. Das ESP-System greift hier aber sofort helfend ein, und so bleibt der Eura Mobil Xtura XT 686 EF gut beherrschbar.
Bei der Komfortmessung leiten sowohl die Vorderachse an McPherson-Federbeinen als auch die Hinterachse an verstärkten mehrlagigen Stahl-Längsblattfedern Fahrbahnstöße deutlich in den Innenraum ein. Mitverantwortlich hierfür ist die im hinteren Bereich eher dünne Polsterung der Vordersitze. Motor-, Wind- und Möbelgeräusche bleiben auf angenehm niedrigem Niveau, jedoch sind Vorderachs- und Hinterachsdifferenzial üblicherweise etwas zu hören. Hauptgeräuschquelle sind die auf Asphalt sehr lauten All-Terrain-Reifen von BF Goodrich. Im Gelände bieten diese Pneus, beim Testfahrzeug montiert auf Delta-Felgen, sehr guten Grip. Insgesamt ist dem Fahrzeug eine sehr gute Geländegängigkeit auf matschigem Untergrund, auf lockerem Kies und Geröll zu bescheinigen. Hierbei sind die große Bodenfreiheit sowie der dank abgeschrägtem Heck deutlich vergrößerte hintere Böschungswinkel von Vorteil. Der serienmäßige 2,0-Liter-Turbodiesel mit 190 PS (140 kW) arbeitet auf der Straße wie im Gelände sehr harmonisch mit der Neungang-Automatik 9G-Tronic zusammen.
Mit dem Eura Mobil Xtura XT 686 EF stellt der Wohnmobil-Hersteller aus Sprendlingen einen Teilintegrierten auf die Räder, mit dem die Fernreise-Crew getrost auch mal asphaltierte Straßen verlassen kann und das auch durch Schlamm und Kies seinen Weg findet. Hieran haben auch die All-Terrain-Reifen von BF Goodrich ihren Anteil: So laut sie auf der Straße rollen, so griffig sind sie im Gelände. Hier gilt es für den Käufer, nach Reiseziel abzuwägen. Wenig abzuwägen gibt es bei Aufbau, Innenausbau und Elektrik: Hier liefert Eura Mobil sehr gute Arbeit ab. Zahlen, Zahlen, Zahlen – die exakte Bewertungsmatrix und alle Messwerte lesen Sie hier.