> Bad Frankenhausen in Thüringen

Aus dem Lot

28.05.2023
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Bad Frankenhausen, Claus-Georg Petri

Ein Turm, schiefer als in Pisa, und das weltgrößte Rundgemälde. Und, oh Sole mio, Solewasser, um zu entspannen – dazu ein Stellplatz gleich nebenan. Der Besuch in Bad Frankenhausen lohnt sich.

So ein bisschen abseits liegt das Städtchen schon. Dennoch sollten Reisemobilisten, die Deutschland doch allzu gern unter die Räder nehmen, es in ihre Touren einbauen: Bad Frankenhausen zu besuchen lohnt sich aus gleich mehreren Gründen. Willkommen sind die mobilen Gäste in der thüringischen Stadt ohnehin. Ihren zentralen, ruhigen und hundefreundlichen Stellplatz finden Reisemobilisten schräg gegenüber der Kyffhäuser-Therme mit Kurmittelhaus.

Die Kyffhäuser-Therme stammt aus der Zeit nach der Wende. Gegenüber finden Reisemobilisten ihren Stellplatz für die Nacht: Wohnmobilstellplatz an der Kyffhäuser-Therme, August-Bebel-Platz 9, Tel.: 034671/5123, www.kyffhaeuser-therme.de. 15 Stellplätze, 15 € inkl. Strom und V/E. Anmeldung an der Rezeption der Therme (9:00-21:00 Uhr).

Nach einer Wanderung oder einer Radtour entspannt es sich in dem heilenden Solewasser ganz vorzüglich. Tipp: Saunalandschaft mit Saunagarten, Wellnessoase und Totes-Meer-Salzgrotte erfrischen und beleben Körper, Geist und Seele. Wer im Sommer lieber an der frischen Luft badet: Der Solewasser-Vitalpark in Bad Frankenhausen ist weltweit das erste und bisher einzige öffentliche Sole-Freibad mit ausschließlich biologischer Reinigung. Inhalierpavillon, Kneippbecken, Fußreflexzonen-Parcours und Parcours Santé ergänzen den Badespaß.

Einladend: Im Kurpark ist es schön zu flanieren. Die grüne Oase liegt zentral in der Stadt zwischen Vitalpark und Elisabeth-Quelle.

Das Salzsiedehaus befindet sich direkt im Kurpark, der Besuch lässt sich mit einem Spaziergang verbinden. Salzsieder zeigen dort in historischen Gewändern, wie sie das weiße Gold von Bad Frankenhausen verarbeiten. Die Informationen lassen staunen: Die Salzquellen verhalfen der Stadt im 16. Jahrhundert zur Blütezeit von Handwerk und Handel. Insgesamt 117 Siedehäuser, Sölden genannt, produzierten täglich 500 Zentner Salz. Erst die Folgen des 30-jährigen Krieges und das Festhalten an alter Technik ließen das Salzgeschäft zusammenbrechen.

Einen neuerlichen Aufschwung verzeichnete die Stadt um 1800, als sie drei Gradierwerke in Betrieb nahm. Am 5. April 1927 erhielt sie die offizielle Bezeichnung Bad Frankenhausen. Im Jahr 1945 jedoch wurde das letzte Siedehaus geschlossen – das Ende der Saline war besiegelt. Heute ist der Ort Solebad, seit 1998 ist die Kyffhäuser-Therme eröffnet. Der Name der Stadt stammt übrigens vom Hausmannsturm: Schon im 6. Jahrhundert wurde eine Holzkonstruktion erbaut zum Schutz der Solequellen der fränkischen Salzsiedlung.

Anno 998 wurde das „Franconhus“ erstmals namentlich in einer kaiserlichen Urkunde erwähnt. Umgeben von einer Ringmauer, fügte sich der 1210 errichtete Bergfried mit seinem Palas auf der kleinen Anhöhe nahtlos in die ebenfalls neu erbaute Stadtmauer ein. Ein tiefer Graben und ein Geheimgang leisteten außerdem zusätzlichen Schutz. Militärisch wertlos und als Wohnsitz für die Brand- und Stadtwächter genutzt, taucht die Bezeichnung „Hausmannsturm“ um 1560 zum ersten Mal auf. Heute ziert das Gemäuer das nördliche Ende des Kurparks und ist ein beliebtes Ziel bei Spaziergängen.

Die Burgruine wurde 1998 auf einer Sonderbriefmarke zum 1.000-jährigen Jubiläum der Stadt gezeigt. Wie sich Bad Frankenhausen von einst bis heute entwickelt hat, dokumentiert das Regionalmuseum im Schloss. Dabei geht es natürlich um Salz, aber auch um alte Handwerkskunst, Industrie sowie Kirche und Religion. Hier ist auch die Tourist-Info angesiedelt.

Für eine ganz besondere Sehenswürdigkeit indes braucht es kein Museum – sie ragt unübersehbar über den Ort: Der 56 Meter hohe Turm der Oberkirche, offiziell „Unser Lieben Frauen am Berge“ und fertiggestellt am 25. April 1382, ist 4,60 Meter aus dem Lot – der Schiefe Turm von Pisa kommt auf gerade mal 3,90 Meter. Grund dafür, dass sich der Turm in Bad Frankenhausen um 4,7 Grad neigt: Die Sole unterhalb der Kirche wäscht Gips und Karst aus – der Untergrund gibt nach. Tipp: Nach der Visite an dem gestützten Bauwerk ist es Zeit für einen Imbiss. Das Café am Schiefen Turm, gerade um die Ecke rum, serviert allerlei Leckeres.

Voller Extreme: Das Panorama-Museum hoch über der Stadt birgt das weltgrößte Panoramabild. Es zeigt Szenen aus dem Bauernkrieg und weit mehr.

Die jahrhundertealte Vergangenheit lebt auch in dem Panorama-Museum. Der zylindrische Rundbau birgt das weltgrößte Monumentalgemälde. Es stammt von dem Leipziger Maler und Kunstprofessor Werner Tübke und gehört zu den spektakulärsten Projekten der jüngeren Kunstgeschichte. Auf 14 Meter Höhe und 123 Meter Länge entfaltet sich in altmeisterlicher Formensprache ein Universum menschlicher Leidenschaften, das den epochalen Umbruch vom Spätmittelalter zur Neuzeit verbildlicht. Kein Wunder, trägt dieses Werk, präsentiert in einem riesigen abgedunkelten Rund, den Beinamen „Sixtina des Nordens“.

Das Bauernkriegspanorama zeigt 3.000 einzelne Figuren, die größten über drei Meter hoch. Werner Tübke hat sie von 1976 bis 1987 gemalt, ursprünglich zum Gedenken an den Deutschen Bauernkrieg, an den übrigens auch ein Denkmal unweit des Museums erinnert, und an den Bauernführer Thomas Müntzer. Die großteils historisch verbürgten Menschen gehören nicht alle in diese Epoche, zudem werden in dem Bild unter anderem biblische Themen aufgegriffen. Für den Betrachter bleiben viele Möglichkeiten der Interpretation. Wer sich stärken möchte: In dem beeindruckenden Gebäude lädt Café P. zur Pause ein.

Tipp: Uriger indes ist das Angebot der Waldgaststätte Sennhütte, die nach einer 1,3 Kilometer langen Wanderung erreicht ist. Gut für Reisemobilisten: Sie bietet einen eigenen Stellplatz an. Allerdings befindet sich die Gaststätte etwas außerhalb der Stadt. Doch das Zentrum von Bad Frankenhausen ist auch nicht weiter entfernt. Eine Wanderung, die sich im Kyffhäuser-Gebirge ohnehin anbietet, bringt also stets ein schönes Ziel an einem Stellplatz mit sich – in welche Richtung sie auch verläuft. Das sind die Vorteile von Bad Frankenhausen, obwohl oder gerade weil es etwas abseits liegt.

Infobox

Weitere Übernachtungsmöglichkeiten

  • Wohnmobilstellplatz Schulze

Bachmühlenweg 2, Tel.: 034671/63082. Abgezäuntes Wiesengelände am westlichen Ortsrand, 0,8 km vom Stadtzentrum entfernt. 40 Stellplätze auf Wiese. Strom, Wasser, Entsorgung (Chem/Grau), Müll-Entsorgung, Hunde erlaubt. Ganzjährig geöffnet. Anfahrt zu den Öffnungszeiten Di-Fr 8:00- 21:00 Uhr, Sa 8:00-18:00 Uhr, So 8:00-13:00 Uhr, Mo Ruhetag. 7,50 €. Jede weitere Pers. 2,50 €, Strom 3 €, Wasser 1 €/80 l, Entsorgung 1 €, Müll-Entsorgung 0,50 €.

  • Waldgaststätte Sennhütte

Napptal 2, Tel.: 034671/6620. Am Rand des Naturparks Kyffhäuser, 1,5 km vom Stadtzentrum entfernt. 3 Stellplätze auf Wiese, Schotter. Strom, Wasser, Hunde erlaubt. Ganzjährig geöffnet. Ausnahme: 24.12. und 30.12. geschlossen. Für Restaurantgäste kostenlos. Einkehr obligatorisch. Strom 3 €, Wasser 3 €.

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Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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