> Camping an der Zugspitz-Arena

Grenz-Erfahrung

08.04.2022
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Claus-Georg Petri, ZABT/Thomas Marzusch, Brey Photography

Sich einmal so richtig im Schnee austoben? Weiter oben als in der Zugspitz-Arena Bayern-Tirol geht das hierzulande nicht: In dieser grenzüberschreitenden Region gehen die Möglichkeiten weit über das Skifahren hinaus. Und das Reisemobil steht als willkommene Unterkunft stets nahe der Piste.

Leise, aber unaufhaltsam erobert der Frühling das Land. Die Tage werden langsam länger. In den Tälern recken Schneeglöckchen und Krokusse ihre Blüten durch den harschen Schnee. In der Pfalz blühen die ersten Mandelbäume, und an exponierten Stellen protzen Forsythien mit ihrer gelben Pracht. Soll das wirklich schon alles gewesen sein mit dem Winter? Tatsächlich: Wer noch Schnee genießen und Wintersport betreiben will, der muss in diesen Tagen zwischen kalter und bald warmer Jahreszeit hoch hinaus. Das geht nirgendwo besser als rund um die Zugspitze, mit 2.962 Meter über NN Deutschlands höchster Berg im Wettersteinmassiv am nördlichen Rand der Alpen.

In der Zugspitz-Arena Bayern-Tirol gehen die Möglichkeiten weit über das Skifahren hinaus.

Ein prima Ziel mit dem Reisemobil, zumal die sogenannte Zugspitz-Arena Bayern-Tirol (ZABT) als grenzüberschreitende Region für mobile Wintersportler exakt zugeschnittene Angebote bereithält. Noch bis Mitte April, womöglich bis in den Mai hinein, soll im höchstgelegenen Skigebiet Deutschlands die Saison dauern – sofern es Schnee und Eis zulassen.

Wer mit dem rollenden Zuhause anreist, findet auf elf Stell- oder Campingplätzen ein Quartier (siehe Kasten). Von dem aus läuft der Skifahrer nur wenige Schritte zur Talstation, oder er nimmt gratis den örtlichen Bus. Der chauffiert ihn dann in weiter entlegene Skigebiete. Aufs eigene Gefährt zu verzichten klappt mit dem Gästebus Bayern-Tirol ganz einfach. Sechs Mal täglich pendelt er zwischen Lermoos, Ehrwald, Grainau und Garmisch-Partenkirchen hin und her und befördert Urlauber kostenlos zur Piste und zurück. Der Bus hält an den ausgeschilderten Haltestellen der örtlichen Busbetreiber, an denen auch der Fahrplan aushängt.

Am höchsten Punkt Deutschlands ist es nicht immer einsam.

So hört der Skitag so stressfrei auf, wie er anfängt. Dieses Zusammenspiel ermöglicht der Verein Zugspitz-Arena Bayern-Tirol. Er bündelt touristische Vorzüge entlang einer Strecke von knapp 60 Kilometern. Dazu gehören die Orte Heiterwang am See und Namlos, Bichlbach, Berwang, Lermoos, Biberwier und Ehrwald auf österreichischer Seite sowie Grainau und Garmisch-Partenkirchen in Bayern.

Skifahrer tummeln sich in dieser Ferienregion auf 213 Pistenkilometern: Die Top Snow Card öffnet das Drehkreuz zu 87 Liften in zehn Skigebieten auf beiden Seite der Grenze. Der Preis ab 101 Euro für zwei Tage relativiert sich: Die Karte umfasst sogar eine Gondelfahrt pro Tag hinauf zur Zugspitze und wieder hinunter – die im ausgehenden Winter allein 49,50 Euro kostet.

Mit solchen Schmankerln als Ziel vor den Augen steuert es sich gut in die ZABT. Reisemobil International schildert hier stellvertretend drei Skigebiete entlang der Strecke von Heiterwang nach Garmisch-Partenkirchen, die für die unterschiedlichen Ansprüche von Wintersportlern nicht besser geeignet sein könnten. Das Sahnehäubchen der winterlichen Reise bildet der Abstecher auf die tief verschneite Zugspitze.

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Bildergalerie

Lermoos: Skigebiet Grubigstein

Von Heiterwang aus geht es auf der Straße 179 gen Südosten. Rechts erstreckt sich zunächst das familienfreundliche Skigebiet Berwang-Bichlbach mit 36 Pistenkilometern, davon ein Großteil blaue, also leichte Abfahrten. Nach insgesamt gut zwölf Kilometern ist Lermoos erreicht. In dem gut 1.100 Einwohner zählenden Ort ist das Skigebiet Grubigstein nicht zu verfehlen. Wer zunächst lieber sein Reisemobil fest einrichten möchte, steuert Camping Lärchenhof an, einen knappen Kilometer von der Talstation entfernt. Auch hier pendelt ein Skibus.

Das Skigebiet Grubigstein reicht von 1.000 hinauf auf 2.100 Meter über NN. Zehn moderne Liftanlagen bringen die Skifahrer zu den zwölf Abfahrten: 27 schneesichere Pistenkilometer erfüllen alle Schwierigkeitsgrade, wenngleich auch hier blaue und rote, also leichte und mittlere Pisten deutlich überwiegen. Prima für alle, die es gemütlich mögen. Ein Bonbon: Die Blueline XXL vom Gipfelhaus Grubigstein auf mehr als 2.000 Meter Seehöhe gilt mit zehn Kilometern als eine der längsten blauen Abfahrten Österreichs. Die Hänge sind weitläufig, sonnig und nicht so steil, mit Blick auf das Wettersteinmassiv samt Zugspitze: Mit einer Genussfahrt ist zu rechnen.

Im Funpark finden Brettljäger Sprungschanzen und eine permanente Rennstrecke. Wer gern freeriden möchte, tummelt sich im Snowboard- Naturgelände. Als besonderes Erlebnis gilt die morgendliche Fahrt First Track, wenn eine Gruppe vor allen anderen Skifahrern ihre ersten Linien in die unberührte, frisch präparierte Piste zieht – und danach zünftig frühstückt. Sich dafür bei der Tourist-Info oder der Skischule anzumelden ist obligatorisch. Dass im Skigebiet während des Tages in gemütlichen Hütten für das leibliche Wohl der Wintersportler gesorgt ist, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Die österreichische Gemeinde Biberwier hat gerade einmal 630 Einwohner.

Biberwier: Skigebiet Marienberg

Von Lermoos nach Biberwier (630 Einwohner) sind es gerade mal gut fünf Kilometer. Hier befindet sich an der Talstation Campingplatz Marienberg samt Wohnmobilhafen. Also: Skier geschultert und los die paar Schritte zum Sessellift der Marienbergbahn. Sie ist eine von fünf Liftanlagen – mancher ist anzusehen, dass sie nicht mehr taufrisch sind. Gelassenheit ist hier Trumpf.

Dennoch gilt dieses Gebiet als Geheimtipp für Familien – aus zwei Gründen: Es dient sich all jenen Bergfreunden an, die es lieber etwas langsamer angehen möchten. Außerdem erhebt es sich am Ende jenes etwas abseits gelegenen Tals, in dem der Fluss Loisach entspringt, etwas versteckt bis auf 1.800 Meter in die Höhe. Nicht jeder findet hierher. Dadurch, und das ist der zweite Grund, wird das Gebiet nie so überfüllt, wie es andere womöglich schon längst sind.

Dabei bewahren die gut zwölf Kilometer langen, leichten bis mittelschweren Pisten durchaus ihren Charme. Breite Abfahrten und Wege durch den Wald wechseln sich ab. Freerider finden eine spezielle Skiroute. Auch Skitourengeher wissen um die Vorzüge des Marienbergs und laufen am Rand der Piste nach oben. Die Jüngsten vergnügen sich derweil im Kinderland Biberwier und auf Bibers Buzzebahn.

Einkehrtipp ist die Sunnalm unterhalb der Bergstation: Drinnen wie draußen serviert das freundliche Personal Alpen-Leckereien. Bei Sachertorte mit Blick auf die benachbarte, 2.412 Meter hohe Sonnenspitze macht sich Glück breit. Und wer sich einmal erfrischen oder die Hände waschen, dabei aber nicht in seinen Skischuhen treppab laufen will, nimmt einfach die Rutsche in den Keller – ein lustiges Schmankerl. Achtung: Mittwoch ist auf der Sunnalm Ruhetag.

Im Gebiet Garmisch-Classic befördert die sitzbeheizte 4er-Hochgeschwindigkeits-Sesselbahn die Skisportler nach oben.

Garmisch-Partenkirchen: Garmisch-Classic

Skifexe, aufgepasst: Schon die Namen dieser Pisten lassen den Puls in die Höhe schnellen. Kandahar und Olympia-Abfahrt sind weltweit bekannt, stürzen sich doch auf Letzterer bei Weltcup- Rennen die Schnellsten der Schnellen auf ihren Brettern talwärts. Wer gern auf den Spuren seiner Wintersportidole fahren möchte, ist hier, im Gebiet Garmisch-Classic auf einer Meereshöhe zwischen 740 und 2.050 Metern, genau richtig.

Vom gerade beschriebenen Biberwier sind es gut 30 Kilometer entlang der Loisach bis zum Stellplatz auf dem Wank-Parkplatz an der gleichnamigen Seilbahn. Von hier eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Alpspitze und die Waxensteine, die oberhalb von Garmisch-Partenkirchen thronen, der Doppelstadt mit 27.250 Einwohnern. Zur Talstation des Gebiets Garmisch-Classic sind es vom Reisemobil aus siebeneinhalb Kilometer – es fährt ein Gratisbus.

Dort eröffnet sich der Skizirkus: So führt die berühmte Kandahar-Abfahrt in Varianten vom Kreuzjoch (1.719 Meter) mehr oder weniger steil hinab ins Tal. Der steilste Abschnitt mit 92 Prozent Gefälle ist der Freie Fall, der selbst Profis mächtig fordert. Doch keine Angst: Es gibt genug Wege, solche Kracherstellen sicher zu umfahren. Alternativ zur schwarzen Piste wählen Gäste etwa die mittelschwere, vier Kilometer lange Olympia-Route. Insgesamt gibt es vier beschneibare Talabfahrten. Wer ganz oben am Osterfelderkopf (2.057 Meter) startet, erlebt auf knapp neun Kilometer Genuss bei einem Höhenunterschied von mehr als 1.300 Metern.

Bei klarem Wetter sind für Besucher der Gipfelspitze bis zu 250 km Fernsicht möglich.

Zugspitze: Ganz oben angekommen

Natürlich gehört zu einem Urlaub an der Zugspitze ein Abstecher auf den Gipfel. Reisemobilisten finden auf deutscher wie österreichischer Seite je einen luxuriösen, herrlich gelegenen Campingplatz, der sich als Basis für diesen Ausflug eignet. So geht es zurück vom Wank über sieben Kilometer hinüber zum Camping Resort Zugspitze in Grainau (3.400 Einwohner). Diese Anlage erstreckt sich unterhalb des Berges Waxenstein: Diese Gebirgsgruppe mit dem 2.277 Meter hohen Gipfel genießen Sonnenanbeter mit freiem Blick. Übrigens befindet sich auf der anderen Seite der Anlage, getrennt durch die B 23, Stellplatz Camping Erlebnis Zugspitze mit günstigeren Tarifen.

Vom Zugspitzdorf Grainau aus steigen Urlauber nach kurzem Fußweg ein in die Bahn. Die bringt sie als Zahnradbahn bis hinauf aufs Zugspitzplatt, dem Einstieg ins Skigebiet. Von dort gondeln sie auf 2.962 Meter Seehöhe – zum Gipfel. Von Grainau aus startet aber auch eine Seilbahn direkt auf die Aussichtsplattform: Die Bayerische Zugspitzbahn ist seit mehr als 90 Jahren im Einsatz.

 

Der Gipfel ist auch vom 21 Kilometer entfernten Zugspitz-Resort in Ehrwald zu erreichen. Dieses Camp der Superlative kuschelt sich unterhalb der steilen Wände des Wettersteinmassivs. Riesenvorteil: Gäste logieren direkt an der Talstation der Tiroler Zugspitzbahn. Wer also einen Besuch oben machen will, kann zu Fuß von der Reisemobiltür loslaufen. Zur Gondel sind es nur wenige Meter.

Auf dem Grenzberg treffen Bayern und Tirol erneut aufeinander. Doch hier gibt es wie im Tal keine Grenzformalitäten. Nur ein uraltes Grenzhäuschen erinnert an die Zeit vor der EU-Freizügigkeit. Dennoch verzichten beide Länder nicht auf ein Restaurant und eine Ausstellung zur Geschichte dieses trennenden wie verbindenden Berges.

Von den Aussichtsterrassen eröffnet sich ein gewaltiges Alpenpanorama mit bis zu 400 Gipfeln in Deutschland und Österreich, Italien und der Schweiz. Außerdem sind die winzigen Skifahrer auf dem Zugspitzplatt tief unten auszumachen – auch hier gilt übrigens die Top Snow Card. Gen Norden reicht der Blick über den im Winter zugefrorenen Eibsee bis zu Starnberger und Ammersee.

Das goldene Gipfelkreuz verleiht jedem ein erhebendes Gefühl: Höher hinauf geht’s nimmer. Und nur wer ganz genau hinunterschaut, erahnt die Frühlingsblüher, die vorsichtig ihre Blüten durch den Schnee recken.

Infobox

Camping an der Zugspitz-Arena

Infos:

Zugspitz-Arena Bayern-Tirol Geschäftsstelle, Schmiede 15, A-6632 Ehrwald, www.zugspitze.com
Tourismusverband Tiroler Zugspitz Arena, Schmiede 15, A-6632 Ehrwald, Tel.: 0043/ 5673/20000, www.zugspitzarena.com/de
Ga-Pa-Tourismus, Richard-Strauss-Platz 1a, 82467 Garmisch-Partenkirchen, Tel.: 08821/180700, www.gapa-tourismus.de
Tourist-Info, Kurhaus, Parkweg 8, 82491 Grainau, Tel.: 08821/981850, www.grainau.de
Bayerische Zugspitzbahn, Olympiastraße 31, 82467 Garmisch-Partenkirchen, Tel.: 08821/7970, www.zugspitze.de
Tiroler Zugspitzbahn, Obermoos 1, A-6632 Ehrwald, Tel.: 0043/5673/2309, www.zugspitze.at

Stellplätze:

Bayern
Garmisch-Partenkirchen: Stellplatz Alpencamp am Wank, Wankbahnstraße 2, Tel.: 08821/7970, www.zugspitze.de/camp, Bordatlas Deutschland 2022 von Reisemobil International, Seite 270
Grainau: Wohnmobilhafen am Camping Erlebnis Zugspitze, Griesener Straße 2, Tel.: 08821/94391-11/-13, www.pure-camping.de, Seite 288
Tirol
Biberwier: Wohnmobilhafen am Alpencamp Marienberg, Marienbergweg 15, Tel.: 0043/5673/20237, www.alpencamp-marienberg. at, siehe Bordatlas Europa von Reisemobil International, Seite 40
Heiterwang: Stellplatz am Ferienhof Sunnawirt, Mühle 4, Tel.: 0043/676/4535061, www.sunnawirt.at, Seite 47

Camping

Bayern
Garmisch-Partenkirchen: Edelweiß Lodge and Resort, St. Martinstraße 120, Tel.: 08821/9440, www.edelweisslodgeandresort. com
Grainau: Camping Resort Zugspitze, Griesener Straße 9, Tel.: 08821/943911, www.perfect-camping.de
Tirol
Biberwier: Feriencenter Biberhof, Schmitte 8, Tel.: 0043/5673/2950, www.biberhof.at
Ehrwald: • Camping Dr. Lauth, Zugspitzstraße 34, Tel.: 0043/5673/2666, www.campingehrwald.at • Zugspitz-Resort, Obermoos 1, Tel.: 0043/ 5673/2309, www.zugspitz-resort.at
Heiterwang: Camping Heiterwanger See, Fischer am See 1, Tel.: 0043/5674/5116, www.camping-heiterwangersee.at
Lermoos: Camping Lärchenhof, Gries 16, Tel.: 0043/5673/2197, www.laerchenhoflermoos. at

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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