> Hymer ML-T 570 4x4 und Knaus Van Ti Plus 650 MEG 4x4

Ab ins Abenteuer

26.09.2020
Text: Simon Ribnitzky | Bild: Zuckerfabrik Fotodesign

Soll die Fahrt nicht auf der ersten nassen Wiese enden, sind Wohnmobile mit Allradantrieb erste Wahl. Der Hymer ML-T 570 4x4 und der Knaus Van Ti Plus 650 MEG 4x4 stellen sich dem direkten Vergleich.

Wer träumt nicht davon, einfach noch ein Stück weiter zu fahren als die anderen, den Feldweg zum einsamen Strand hinunter oder einen steilen Berg hinauf? Doch mit einem herkömmlichen, in der Regel frontgetriebenen Wohnmobil sind solchen Ausflügen schnell Grenzen gesetzt. Die Räder drehen durch, keine Chance, aus eigener Kraft zurück auf die Straße zu kommen.

Ein Allradantrieb kann hier die Möglichkeiten erheblich erweitern – ohne dass das Fahrzeug freilich gleich zum Expeditionsmobil für die Weltreise mutiert. Allradler für das kleine Abenteuer also. Während Fahrer eines Fiat-Ducato-Mobils bestenfalls auf eine Nachrüstlösung setzen können, lassen sich andere Basisfahrzeuge schon ab Werk mit 4×4-Antrieb ausrüsten.

Reisemobil International lässt zwei typische Vertreter dieser Zunft zum Vergleich antreten: Den Hymer ML-T 570 (6,74 Meter, ab 79.980 Euro) auf Mercedes- Benz Sprinter 4×4 und den Knaus Van Ti Plus 650 MEG (6,99 Meter, ab 71.210 Euro) auf MAN TGE 4×4, der dem bekannten 4Motion-Allrad des VW Crafter entspricht. Bei beiden Kandidaten handelt es sich um komfortable Teilintegrierte mit Einzelbetten über der Heckgarage, kompaktem Bad und Küche sowie einer Halbdinette im Bug. Wer setzt sich durch?

Hymer ML-T 570 4x4

Optisch fällt sofort die Höherlegung des ML-T 4×4 auf: die Bodenfreiheit unter der Trittstufe beträgt 43,5 Zentimeter, 16 mehr als beim Knaus. Auch der Hecküberhang (202 Zentimeter) ist kürzer. Für harte Geländeeinsätze ist das Mobil aber nicht gemacht. Etwas mehr Offroad-Talent als der Knaus lässt die Allrad-Technik hingegen schon erkennen, denn anders als der MAN verfügt der Allrad-Sprinter über ein Untersetzungsgetriebe. Per Tastendruck verkürzt sich die Übersetzung um 42 Prozent – gute Voraussetzungen für steile Strecken und anspruchsvolle Rangiermanöver.

Die Funktion einer Differenzialsperre übernimmt beim Sprinter die Elektronik. Das 4ETS genannte System bremst durchdrehende Räder mit kurzen Bremsimpulsen ab und erhöht dadurch das Antriebsmoment an den Rädern mit besserer Traktion. Im Alltagsbetrieb ist der Sprinter übrigens mit Heckantrieb unterwegs, der Allrad wird per Tastendruck zugeschaltet.

Hymer verbaut im ML-T recht helle Möbeloberflächen. Der dunkle Fußboden und ebensolche Polster lassen den Innenraum gemütlich wirken, schränken jedoch das Raumgefühl gegenüber dem Knaus Van Ti Plus merklich ein. Die L-Sitzgruppe des ML-T (495 Euro Aufpreis) ist sehr bequem, vier Urlauber finden auf der Sitzbank und den gedrehten Vordersitzen genug Platz. Der Tisch lässt sich längs und quer verschieben. Die Einzelbetten im Heck sind mit 193 und 184 Zentimetern etwas kurz geraten.

Küche und Bad sind kompakt, aber zweckmäßig. Zum Duschen schwenkt der Camper die Kunststoffwand mit dem Waschbecken zur Seite, so entstehen im ML-T eine recht geräumige Duschkabine.

 

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Knaus Van Ti Plus 650 MEG 4x4

Im Normalfall ist der Knaus Van Ti Plus 650 MEG 4×4 mit Frontantrieb unterwegs. Erkennt die Elektronik Schlupf an der Vorderachse, leitet die Allradkupplung Kraft an die Hinterräder. Das geschieht vollautomatisch und laut MAN in 84 Millisekunden – der Fahrer merkt davon nichts. So verbessert der Allradantrieb die Traktion des Van Ti Plus deutlich. Für etwas mehr Offroad- Tauglichkeit lässt sich noch eine Differenzialsperre ordern (727 Euro). Ausflüge in schwereres Gelände vereitelt allerdings die geringe Bodenfreiheit (27,5 Zentimeter unter der Trittstufe) und der lange Hecküberhang (233 Zentimeter).

Der Van Ti Plus zeigt sich mit hellen Möbelfronten und Fußboden sowie hellgrauen Polstern geradlinig und modern, aber auch nüchtern. Ausreichend Raum bietet die Sitzgruppe, durch die steile Rückenlehne sitzt es sich aber unbequem. Der Tisch des Knaus ist an der Seitenwand eingehängt und lässt sich verlängern, damit auch der Urlauber auf dem gedrehten Beifahrersitz seinen Teller erreicht. Großgewachsene Camper freuen sich über 201 und 202 Zentimeter lange Liegeflächen der Einzelbetten im Heck. Durch Einlegen eines Zusatzpolsters entsteht ein großes Doppelbett.

Küche und Bad sind wie beim Hymer in der Fahrzeugmitte platziert und lassen sich gut Nutzen. Wie sein Konkurrent setzt Knaus auf ein variables Bad, bei dem durch Schwenken der Waschtischwand eine Duschkabine entsteht. In der Küche belassen es die Niederbayern bei zwei Herdflammen, was in der Praxis aber kein Nachteil ist.

Infobox

Wie sich der Hymer ML-T 570 4×4 und der Knaus Van Ti Plus 650 MEG 4×4 im vollständigen Vergleichstest schlagen erfahren Sie in der Oktober-Ausgabe 2020 von Reisemobil International – als Download in unserem Shop oder im Zeitschriftenhandel.

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Simon Ribnitzky
Simon Ribnitzky ist seit August 2019 Teil des Teams der Reisemobil International und wurde 2022 Chefredakteur.
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