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Hymer ML-T 570 Xperience: Beliebtes Sondermodell im Profitest

05.12.2025
Text: Mathias Piontek | Bild: Hardy Mutschler

Hymer bringt seinen beliebten ML-T als Sondermodell Xperience. Nahezu komplett ausgestattet, mit Stern auf dem Kühlergrill und mit Hinterradantrieb sind zwei Grundrisse erhältlich. Der Hymer ML-T 570 Xperience stellt sich dem Profitest.

Mit der Baureihe ML-T ist Hymer vor einigen Jahren ein guter Wurf gelungen: bewährte Aufbautechnik auf Mercedes-Benz Sprinter mit Hinterradantrieb, wahlweise mit 4×4-Antrieb. Nach dem Allrad-Sondermodell Crossover liefert Hymer nun eine besonders umfangreich ausgestattete Variante: den ML-T Xperience auf Mercedes-Benz Sprinter 417 CDI mit 170-PS-Turbodiesel (125 kW), Neungang-Automatik 9G Tronic und ausschließlich mit Hinterradantrieb.

Zwei Teilintegrierte, ML-T 570 Xperience und ML-T 580 Xperience, sind erhältlich. Beide erwarten zwei bis drei Reisende mit Längs-Einzelbetten über der Heckgarage, Bad und Küche in der Fahrzeugmitte und L-Sitzgruppe im Bug. Aber während der ML-T 580 Xperience 6,98 Meter lang ist, kommt der ML-T 570 Xperience auf gerade einmal 6,74 Meter. Das ist unser Testfahrzeug. Bei einem Grundpreis von 121.600 Euro bietet der kompakte Dreieinhalbtonner vier zugelassene Sitzplätze, zwei Längs-Einzelbetten sowie einen dritten Schlafplatz nach Umbau
der Sitzgruppe.

Grundriss: Hymer ML-T 570 Xperience

Das Testmobil

Hymer ML-T 570 Xperience

Basis: Mercedes-Benz Sprinter mit originalem Leiterrahmenchassis, 170 PS (125 kW), Automatik und Hinterradantrieb
Grundrisse: zwei Teilintegrierte in den Längen 6,74 m und 6,98 m
Grundpreis: ab 121.600 / 125.000 €

www.hymer.com

1. Karosserie

Als Basis wählt Hymer den Sprinter 417 CDI mit originalem Leiterrahmen und Hinterradantrieb – und gibt dem Teilintegrierten damit ein Alleinstellungsmerkmal mit auf den Weg, denn die Mitbewerber setzen auf Frontantrieb. Wände und Dach des holzfreien Aufbaus entstehen, wie bei Hymer üblich, aus Sandwichplatten mit Alu-Außenseite und Isolierkern aus wasserabweisendem PU-Schaum.

Die Sandwich-Bodenplatte mit GfK-Unterseite ist mit ebenfalls wasserabweisendem XPS isoliert. Diese Kombination und die Tatsache, dass der gesamte Aufbau sehr gut abgedichtet ist, verheißen eine viele Jahre währende Haltbarkeit. Hierbei vergisst Hymer auch die Fender am Übergang vom Aufbau zum Fahrerhaus nicht, und die Dachhutze verfugt der Hersteller aus Bad Waldsee ebenfalls gewissenhaft mit schwarzer Dichtmasse.

„Der bewährte Aufbau in der für Hymer typischen Bauweise überzeugt auch beim ML-T 570 Xperience. Die über Eck montierten Schienen für Zurrösen lassen individuelle Sicherung der Ladung zu, sind allerdings für niedriges Ladegut recht hoch angebracht.“ (Rudi Stahl, Karosseriebaumeister)

Das Dach reicht über eine Rundung bis in den obersten Bereich der Seitenwände. Hierdurch befindet sich auf dem Dach zu den Seitenwänden hin kein Übergang, der undicht werden könnte. Dass die Rundung des Dachs bei entsprechendem Lichteinfall Wellen im Blech zeigt, lässt sich kaum vermeiden und tut der Qualität keinen Abbruch. Die serienmäßigen Rahmenfenster am Aufbau montiert Hymer ebenso akkurat wie die doppelt verriegelnde Aufbautür mit Fenster, die beiden Garagentüren sowie sämtliche Außenklappen und Dachhauben.

Auch der Unterboden präsentiert sich sehr gut abgedichtet und eingefasst von stabilen Aufbauschürzen aus Aluminium. Den isolierten, selbsttragenden GfK-Boden der Heckgarage gibt es so nur bei Hymer. Auch wenn es nicht sinnvoll ist, die Garage mit 350 Kilogramm zu beladen, zerstreut dieser hohe Wert aber dennoch Bedenken bezüglich der Stabilität dieser bereits seit einigen Jahren bewährten Konstruktion.

Den hinteren Abschluss des Hymer bildet ein stabiler dreiteiliger Heckstoßfänger. Die optionale robuste Klapp-Heckleiter macht den Weg frei zur dazu gehörigen Dachreling und passt sich dabei dem Federweg des Fahrzeughecks an, wenn man den oberen Teil der Leiter erklimmt.

Foto: Hardy Mutschler

2. Innenausbau

Wer den Hymer ML-T 570 Xperience betritt, erblickt einen klassischen Grundriss und ein ansprechendes, sehr stabiles Mobiliar mit schnörkellosen Oberschrankklappen, die der Camper an Schlaufen aus Leder öffnet. Profitester Tilo Kiess fallen sofort die hochwertigen Oberflächenbeschichtungen der an ihren Kanten sehr schön gerundeten grauen Möbel auf.

Alle Umleimer an den Möbelkanten sind fein entgratet. Die Wände verkleidet Hymer mit Blenden im Holz-Look, die Heckwand mit grauem Nadelfilz. Das alles wirkt sehr gemütlich, zumal sich die direkte und indirekte LED-Beleuchtung optional überwiegend dimmen lässt. Bei der indirekten Beleuchtung über den Oberschränken wählt man über das Multifunktions-Display mit Touchscreen dann sogar zwischen warmweißem und kaltweißem Licht.

„Hymer verwendet beim stabilen Mobiliar moderne und hochwertige Werkstoffe. Die Wandverblendungen sind an ihren Fensteröffnungen teilweise etwas scharfkantig, ansonsten aber ist alles sauber entgratet.“ (Tilo Kiess, Sachverständiger Tischler-/Schreinerarbeiten)

Nicht so schön: Insbesondere die Oberschrank-Klappen sind teilweise schief und mit großem Spaltmaß eingesetzt, und an einigen Stellen des Mobiliars verwendet der Hersteller mehrere kleine statt einzelne größere Möbelelemente, das sieht dann ein bisschen gestückelt aus.
Sehr gut hingegen: Obwohl der Hymer ML-T 570 Xperience keinen Doppelboden hat, verläuft der Laufboden dank des höheren Leiterrahmenchassis des Mercedes-Benz Sprinter ohne störende Absätze vom Fahrerhaus bis nach hinten zu den beiden Stufen zwischen den Längs-Einzelbetten über der Garage.

3. Sitzen und schlafen

Trotz nur 2,22 Meter Aufbaubreite setzt Hymer im ML-T 570 Xperience auf eine L-Sitzgruppe, bestehend aus Zweier-Sitzbank mit L-Schenkel, dem dreh- und verschieb- und absenkbaren, jedoch nicht erweiterbaren Tisch sowie den beiden dreh- und höhenverstellbaren Vordersitzen. Letztere haben je zwei Armlehnen und ihre Sitzfläche lässt sich nach vorn erweitern. Im Winter stört, dass die optional mit Leder bezogenen Sitze keine Sitzheizung bieten. Die 82 Zentimeter breite Zweiersitzbank reicht für zwei Erwachsene noch aus. Zwei Kinder hingegen oder ein Erwachsener haben viel Platz.

Hymer stattet die Bank mit zwei Dreipunkt-Sicherheitsgurten sowie mit höhenverstellbaren Kopfstützen aus. Damit auch der linksseitige Passagier während der Fahrt seine Füße ausstrecken kann, ist der Längsschenkel der Sitzbank nach Entfernen des Sitzpolsters wegklappbar.

„Die Elektrik im Hymer ML-T 570 Xperience bewegt sich auf hohem Niveau: Das von draußen zugängliche Elektrikfach gefällt mit sauberer Verkabelung. Intuitiv zu bedienen: das Bedienpaneel mit Touchscreen.“ (Götz Locher, Elektromeister)

Mit vier optional dimmbaren LED-Deckenspots rund um das Panorama-Dachfenster sowie der dann ebenfalls dimmbaren und darüber hinaus sogar in ihrer Lichttemperatur einstellbaren indirekten Beleuchtung über den Oberschränken ist die Sitzgruppe immer genauso hell, wie man es wünscht. Zum Lesen spendiert Hymer zudem beidseitig in der Dachhutze je eine Schwanenhals-Leseleuchte mit USB-Steckdose. Ein weiterer USB- und USB-C-Anschluss wartet neben dem elegant in die Bad-Vorderwand eingepassten, schwenkbaren TV auf Smartphone oder Powerbank.

Die Sitzgruppe ist beim Hymer ML-T 570 Xperience zur Liegefläche umbaubar. Nach Absenken des stabilen Tischs und kurzem Polsterpuzzle stehen 175 mal 79 Zentimeter für eine dritte Person bereit. Camper Nummer eins und zwei indes nächtigen sehr komfortabel in den Längs-Einzelbetten über der Heckgarage. Deren 14 Zentimeter dicke, angenehm straffe Matratzen ruhen auf Federtellern – ebenso das Mittelpolster.

Die Betten lassen sich zum Doppelbett erweitern. Hierfür kommt das aus anderen Hymer-Modellen bekannte stabile, bei Nichtbenutzung aber sperrige Kunststoffteil zum Einsatz, das der Camper formschlüssig an beiden Einzelbetten einhängt und mit einem Zusatzpolster belegt. Dank seiner Form kann das Teil bei einer Vollbremsung nicht nach vorn rutschen. Für einen bequemen Zustieg zur Liegefläche klappt man aus der nun überdeckten oberen Bettstufe ein Klapptreppchen heraus.

Zum Lesen hängt Hymer in beide Seitenwandverkleidungen je eine verschiebbare LED-Leseleuchte ein, die ihren Strom jeweils aus dem USB-C-Anschluss einer kombinierten USB-C- und USB-Steckdose zapft. Auch an eine 230-Volt-Steckdose wurde hier gedacht. Die indirekte Beleuchtung an den Oberschränken und im offenen Fach an der Heckwand machen das Schlafzimmer gemütlich. Zur Abtrennung nach vorn muss allerdings eine halblange Gardine genügen.

4. Küche und Bad

Schon beim Eintreten in den Hymer ML-T 570 Xperience fällt eine positive Sache an der Küche auf: Dank der gerundeten Ecken an Ober- und Unterschrank verläuft hier eine ungewollte Kontaktaufnahme ohne blaue Flecken. In die Arbeitsplatte lässt der Hersteller eine große Rundspüle ein. Wasser kommt aus der Wandarmatur darüber. Der dreiflammige Gasherd mit Glasdeckel zündet elektrisch und hat ausreichend Platz, auch für eine mittelgroße Pfanne. Wem die Arbeitsfläche nicht ausreicht, der klappt seitlich eine Ablage hoch. Dann allerdings verringert sich
die Durchgangsbreite zur Aufbautür von 55 auf 25 Zentimeter.

Der unterteilte Oberschrank und die Auszüge des Unterschranks bieten viel Stauraum, doch versperren die Auszüge geöffnet einen beträchtlichen Teil des Mittelgangs. Und ohne Unterteilung rutscht in den Auszügen alles hin und her. Der 154-Liter-Kompressorkühlschrank mit beidseitigem Türanschlag ist ein Plus, wie die gute Ausleuchtung der Küche.

„Der Eigentümer kennt sein Fahrzeug in der Regel sehr gut. Aber beim Verleihen sollte man darauf hinweisen, dass der vordere blaue Einfüllstutzen für Adblue und nicht etwa für Scheibenwaschwasser gedacht ist.“ (Achim Niethammer, Dekra-Sachverständiger)

Das Bad betritt der Urlauber durch eine leichtgängige Kunststoff-Gliedertür und blickt dann auf das große Waschbecken und den Spiegel. Zum Duschen schwenkt man das Ensemble vor die Banktoilette. Wasser und Schaum entschwinden durch zwei Abläufe. Licht und Luft gelangt über eine Dachhaube ins Bad. Über dem WC baut Hymer zwei große Kosmetikschränke ein und installiert in einem davon gut geschützt eine 230-Volt-Steckdose. So bietet auch das Bad im Hymer ML-T 570 Xperience praktische Details.

5. Pro und Contra - das ist uns aufgefallen

6. Auf der Teststrecke

Der Hymer ML-T 570 Xperience rollt mit originalem Leiterrahmenchassis aufs Testgelände. Der Hinterradantrieb ist bei dieser Fahrzeuggröße eine Seltenheit. Bis an seine Lastgrenze von 3,5 Tonnen beladen, absolviert der kompakte Teilintegrierte den doppelten Fahrspurwechsel mit 50 km/h und zirkelt um die zehn Pylonen des 18-Meter-Slaloms in 14,3 Sekunden. Beide Werte sind ein wenig schlechter als der Mittelwert. Ursache hierfür ist zum einen der recht hohe Schwerpunkt des Fahrzeugs, zum anderen der in Anbetracht des nur 3,68 Meter langen Radstands lange Hecküberhang.

Im Grenzbereich neigt das Fahrzeug zu gut beherrschbarem Übersteuern an der Hinterachse, was im Slalom sogar hilft, die nächste Pylone zu umrunden. Bei schnellen, starken Lenkeinschlägen taucht die Vorderachse tief ein. Das ESP und die anderen Fahrassistenzsysteme treten zuverlässig in Aktion.

Bei der Komfortmessung glänzt der Teilintegrierte mit harmonisch abgestimmtem Fahrwerk, bei dem Vorder- und Hinterachse Fahrbahnunebenheiten gut absorbieren. Das Mercedes-typisch recht helle Motorengeräusch ist sehr gut gedämmt, es entstehen nur geringe Wind-, Roll- und Möbelgeräusche.

Die beim Xperience serienmäßige Antriebseinheit aus 170-PS-Turbodiesel (125 kW) und weich schaltender 9G-Tronic macht dem kleinen Hymer ML-T 570 Xperience ordentlich Dampf unter der Haube. Auch vollbeladen nimmt der Proband ohne große Mühe jede Steigung. Der kurze Radstand lässt beim Wenden manchmal vergessen, dass man in einem Reisemobil sitzt. Der Dieselverbrauch pendelte sich bei günstigen 9,8 l/100 km ein.
Nach vorn ist die Sicht für kleinere Fahrer aufgrund der großen Motorhaube etwas eingeschränkt, zu allen anderen Seiten hin sehr gut. Die Rückfahrkamera ist serienmäßig.

7. Testfazit

Der Hymer ML-T 570 Xperience ist dank kurzem Radstand sehr wendig. Der Hinterradantrieb bietet gute Traktion.
Foto: Hardy Mutschler

Der getestete Hymer ML-T 570 Xperience nimmt mit stabilem Leiterrahmen und Hinterradantrieb eine Sonderstellung im derzeitigen Angebot der Branche ein. Auf dieses Chassis setzt Hymer seinen bewährten, haltbaren Aufbau und bestückt ihn mit einem hochwertigen, geschmackvollen Mobiliar. Bei letzterem könnte die Verarbeitung allerdings punktuell etwas besser sein. Das ist zugegebenermaßen Jammern auf hohem Niveau, aber über 120.000 Euro Grundpreis für einen kompakten Teilintegrierten ist eine Menge Geld, zumal die Konkurrenz mit Doppelboden aufwartet. Unterwegs erfreut der kleine Hymer mit extrem wendigem Fahrverhalten, einer tollen Motorisierung, niedrigem Verbrauch und angenehm niedrigem Geräuschniveau.

Ausstattung, Ladetabelle, technische Daten und die exakte Bewertungsmatrix lesen Sie hier.

Redaktion
Mathias Piontek
Mathias Piontek ist seit Juli 2006 im Team von Reisemobil International und für die Fahrzeugtests zuständig.
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