eit Jahren haben sich Teilintegrierte mit Hubbett über der Sitzgruppe etabliert. Den Anfang machte der Bürstner Quadro, der heute Ixeo heißt und in der Branche viele Nachahmer gefunden hat. So verwundert es nicht, dass der neue Dethleffs 4-Travel aus dem Hause der Konzernschwester Bürstner stammt.
Der Clou: Das Hubbett ist nicht quer platziert, sondern längs. Das ermöglicht konventionelle Oberschränke über der Sitzgruppe. Zudem erübrigt es sich, die Rückenpolster umzulegen oder gar zur Seite zu räumen. Um die Liegefläche möglichst raumsparend unterzubringen, reicht sie bis in die Dachhutze hinein. Damit das Kopfende nicht spitz zulaufen muss, bedient sich der Hersteller eines Tricks: Bevor das Hubbett in der oberen Endposition unter dem Dach ankommt, klappt das Kopfende um etwa 45 Grad nach unten.
Die Serie startet mit drei Modellen: mit dem 4-Travel T 7156-4 mit Queensbett im Heck, dem T 7116-4 mit Einzelbetten und dem T 6966-4 ohne weiteres Festbett, dafür aber mit großem Bad im Heck.
Karosserie
Zum Test tritt der Dethleffs 4-Travel 6966-4 an. Wie seine Geschwister läuft er auf dem Fiat Ducato mit originalem Tiefrahmenchassis mit 3.499 Kilogramm zulässiger Gesamtmasse bei der Basisausstattung.
Ein Rundgang ums Fahrzeug zeigt: Bereits beim Vorserienmodell ist der Aufbau gewissenhaft verarbeitet. Alle Fugen etwa an der Dachhutze und an den Übergängen vom Fahrerhaus zum Aufbau hat der Hersteller ordentlich verfugt. Die stabilen Schürzen und die hinteren Radläufe sind an zahlreichen Befestigungspunkten fixiert. Zum guten Eindruck passen auch die akkurat eingefassten Rahmenfenster und die breite Aufbautür mit Fenster, doppelter Verriegelung, Insektenschutzplissee und LED-Außenleuchte samt breiter integrierter Regenrinne. Abgesehen von der linken Heckgaragentür schließen auch alle Klappen sauber. Dass sich besagte Tür auch im verriegelten Zustand von Hand öffnen lässt, geht auf das Vorserienkonto und trat etwa bei den gezeigten Messemodellen auf der CMT in Stuttgart nicht auf.
Fit für die Serie ist der gesamte Unterboden: die schwarze GfK-Unterseite ist an allen Durchbrüchen üppig und sauber abgedichtet. Die wenigen sichtbaren Kabel laufen ohne Scheuerstellen. Sehr gut auch die Aussparung im unterflur montierten Abwassertank, die es erlaubt, die Handbremse ohne Demontage des Behälters nachzustellen. Zum guten Gesamtbild passt ebenfalls der mehrteilig ausgeführte Heckstoßfänger. Die Glühbirnen der darin eingelassenen Rückleuchten lassen sich einfach mit einem Kreuzschlitz-Schraubendreher tauschen.
Der Testwagen ist mit einer Rückfahrkamera ausgerüstet, die dem Fahrer ein gutes Sichtfeld nach hinten bietet.
Küche und Bad
Das große, über die gesamte Innenbreite reichende und vor der Heckgarage platzierte Bad ist ein weiterer Höhepunkt im Dethleffs 4-Travel T 6966-4.
Der Schiebetür zum Bad könnte Dethleffs in der Serie einen Magnethalter spendieren, damit sie auch geschlossen sicher in ihrer Position bleibt. Wer das Bad betritt, hat auf der
Thetford-Toilette jede Menge Platz für die Beine und gegenüber viel Bewegungsfreiheit in der großen Dusche mit zwei Abläufen und leicht zu bedienenden Plexiglastüren. Unter der Dachhaube montiert der Hersteller eine breite Kleiderstange. Ist die Haube geöffnet und läuft die Gasheizung Truma Combi 6, entsteht dank des in der Duschkabine platzierten dritten Bad-Ausströmers ein Kamineffekt, der die Dusche auch zum perfekten Trockenraum für Wäsche macht.
Zwischen Dusche und Toilette steht der Camper vor dem an der Rückwand angebrachten Waschtisch mit ausreichend großem Waschbecken. Montageort und Bauart der Armatur sollte Dethleffs aber noch einmal überdenken. Der Wasserhahn ist derart unpraktisch neben der linken Ecke des Waschbeckens montiert, dass beim Händewaschen unweigerlich die Hälfte des Wassers daneben läuft. Direkt hinterm Becken hingegen eine schöne Überraschung: Hinter der Schiebetür mit Spiegel verbirgt sich ein tiefes, unterteiltes Wäschefach; zudem nehmen zwei integrierte Schubladen etwa Unterwäsche auf. Hinter der linken Schiebetür ergänzt ein halbhoher Kleiderschrank mit Stange perfekt den hohen Kleiderschrank mit Ecktür am Einstieg. Die beim Testwagen unzureichende Verriegelung der beiden Schrank-Schiebetüren im Bad will Dethleffs noch zum Serienstart verändern.
Auch die Küche im 4-Travel überzeugt in vielen Details. Zunächst fällt auf, dass dem Koch zusätzlich zur Arbeitsfläche eine höher liegende Ablage hinter der Kopfstütze der Sitzbank zur Verfügung steht. Entfernt er das durchgehende Teil, lässt sich die Fläche gar noch ein Stück nach vorn schieben. Auch auf der gegenüberliegenden Seite oberhalb der Spüle nimmt eine tiefe offene Ablage Gläser oder Gewürze auf. Im Oberschrank und unterhalb der Arbeitsfläche erwartet den Koch viel Stauraum für Proviant und Kochgeschirr. Zudem ist die Rückseite der Sitzbank als von der Küche aus zugänglicher Schrank ausgeführt. Hier sind die drei Gasabsperrventile sehr gut erreichbar.
Mit elektrisch zündendem Dreiflammkocher, tiefer, im Durchmesser 29 Zentimeter großer Spüle, elektrischem Dunstabzug, gutem, flächigem Arbeitslicht und 145-Liter-Kühlschrank ist die Küche sehr gut ausgestattet.
Innenausbau
Das Mobiliar im 4-Travel T 6966-4 ist von seiner Machart her einfach. So kommen etwa überwiegend plane Möbelelemente zum Einsatz. Doch Farb- und Dekorwahl und die in die Oberschränke integrierte indirekte Beleuchtung machen das Innere freundlich. Zudem
sind die Möbel stabil – und der letzte Feinschliff wird mit der Serienfertigung Einzug halten.
Das Hubbett mit Lattenrost unter der Matratze funktioniert tadellos, ist zu bedienen über das per Schlüssel gesicherte Bedienpaneel. Absenken und Anheben Kopfendes geschieht dabei automatisch. Bleibt das Bett in der oberen Schlafposition, lässt sich die Sitzgruppe darunter als zweite Liegefläche nutzen. Der verschiebbare Tisch ist hierzu auch höhenverstellbar.
Gehen zwei auf Reisen, fährt das Hubbett bis auf die Sitzpolster herunter, ohne dass unterm Bett montierte Oberschränke stören würden. Camper besteigen das Hubbett dann ohne Leiter über die unpraktisch geformte Vorderkante des 13 Zentimeter hohen Sitzgruppen-Podests. Weil hier mehrere Tester stolperten, will Dethleffs über eine andere Form der Vorderkante nachdenken.
Elektrik, Gas und Wasser
Bis heute verstecken Reisemobilhersteller vereinzelt noch Halogenleuchten in Heckgarage oder Außenleuchte. Nicht so Dethleffs. Die zweitürige, auf eine Breite von 110 Zentimeter raumhohe Heckgarage erhellen gleich zwei der Energie sparenden LED-Leuchten.
Auch die Elektrik im und unterm Fahrzeug ist haltbar und fachgerecht verlegt. Das Batteriefach mit Platz für einen zweiten 90-Ah-Akku ist durch einen Einlegeboden vor Gepäck geschützt. Sämtliche Steckdosen sind abseits von Wärmequellen und außerhalb des Spritzwasserbereichs platziert. Gut: Die Auffindbeleuchtung im Haltegriff am Einstieg funktioniert auch bei abgeschaltetem Zwölf-Volt-Bordnetz.
Alle Ausströmer der Gasheizung sind sinnvoll platziert. Nicht weniger als drei davon spendiert Dethleffs dem Bad, selbst bis unter die drehbaren Vordersitze reichen die Warmluftrohre. Wie üblich erhält auch die Heckgarage Warmluft über einen Ausströmer.
Den Gasflaschenkasten gestaltet der Hersteller gemäß allen Vorschriften. So enthält der aus verzinktem Stahlblech gefertigte untere Teil des Kastens die obligatorische Bodenentlüftung. Auch ist der Gasflaschenkasten gegen den Innenraum ordnungsgemäß abgedichtet. Die Tür erweist sich als für den Wechsel einzelner Flaschen breit genug, und ihre niedrige Schwelle stört in der Praxis kaum. Serienmäßig montiert Dethleffs einen einfachen Gasregler. Wer die Heizung während der Fahrt nutzen möchte, bestellt gegen Aufpreis einen entsprechenden Sicherheitsgasregler mit Crashsensor.
Auch die Wasseranlage ist, abgesehen vom angesprochenen Wasserhahn, im Bad
praxisgerecht und haltbar montiert.
Sicherheit
Unterwegs ist der mit 699 Zentimeter Außenlänge noch relativ kompakte Dethleffs 4-Travel T 6966-4 ein angenehmer Reisebegleiter. Die Sicht nach vorn, links und rechts ist ducatotypisch gut, nach rechts hinten machen sich die nicht vorhandenen Seitenfenster der rechten Seitenwand bemerkbar. Ein Nachteil, den je nach Winkel auch das Fenster in der angenehm breiten Aufbautür nicht kompensiert. Die als Option montierte Rückfahrkamera ist ein Sicherheitsplus bei Rückwärtsfahrten.
Serienmäßig ist der Teilintegrierte mit dem 2,0-Liter-Turbodiesel mit 115 PS unterwegs. Den Testwagen treibt das optionale 2,3-Liter-Aggregat mit 148 PS voran. Dieser Motor ist eine gute Wahl; der Basismotor geht erfahrungsgemäß auch bei Fahrzeugen mit 3,5-Tonnen-Chassis eher verhalten zu Werke. Als guter Kompromiss hat sich bei Reisemobilen dieser Größe das 130-PS-Aggregat erwiesen.
Der 4-Travel T 6966-4 ist für vier Personen zugelassen und mit vier Dreipunktgurten ausgestattet. Die Kopfstütze an der Sitzbank in Fahrtrichtung ist durchgehend und somit für beide hinten Reisenden ausgelegt. Sie lässt sich in der Höhe verstellen. Für die Fahrt entfernt der hintere linke Fahrgast die Polster des L-Schenkels der Sitzbank sowie ein Brett, das sonst das Sitzpolster trägt. Danach steht genügend Platz für die Beine bereit.
Zu guter Letzt
Mit dem neuen 4-Travel T 6966-4 zeigt Dethleffs eindrucksvoll, dass der Hersteller einen höheren Anspruch hat als nur ein neues Bett in sein Mobil zu integrieren. Das gesamte Fahrzeug steckt voller guter Ideen. Hier und da fehlte es dem Testwagen noch an Feinschliff. Alles jedoch Dinge, die Dethleffs leicht abstellen kann.
In der Basisversion rollt der 4-Travel T 6966-4 ab 58.890 Euro zum Kunden. Der Testwagen kostet 74.239 Euro.
Fazit
Mit dem 4-Travel beweist Dethleffs Mut zu neuen Ideen. Das Längs-Hubbett funktioniert super und auch das große Bad und die Küche sind gute Gründe, sich für dieses Reisemobil zu entscheiden. Im Gespräch versicherte Dethleffs, die angesprochenen Mängel zu untersuchen und gegebenenfalls in der Serie zu beseitigen. Wichtig: Als Dreieinhalbtonner ist der 4-Travel T 6966-4 jedoch höchstens als Zwei-Personen-Mobil geeignet. Deshalb ist die günstige Auflastung Pflicht.
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Infobox
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