Vollmundig verspricht der Hersteller aus Sprendlingen: „Der Grundriss für die junge Familie: Wahlweise mit Doppel- oder Dreifachstockbett (Option) im Heck wartet der 650 VB bei einer Länge von 6,49 Metern mit handlichen Fahreigenschaften, variablem Stauraum und einer großen Längsküche auf. Das untere Heckbett ist klapp- oder herausnehmbar, sodass sich bei Bedarf während der Fahrt ein zusätzlicher Stauraum eröffnet.“ Das klingt verlockend, zumal das Alkovenmobil Modell Activa One 650 VB dank doppeltem Boden obendrein winterfest ist. Die Volldinette verheißt gemütliche Spieleabende mit Eltern und Kindern. Selbst der Einstiegspreis von 48.990 Euro scheint für manche Familie erschwinglich.
Reisemobil International hat den Activa One 650 VB bei einer 3.200 Kilometer langen Tour durch Frankreich getestet. Mit von der Partie: Papa Claus-Georg sowie seine Töchter Charlotte, 13, und Mathilda, 11. Das Testteam bestand also aus nur drei Personen.
Heckgarage
Mit klarer Konsequenz: Das untere Stockbett wurde entfernt und blieb zu Hause. Sind zwei Stiftverschlüsse und ein flacher Riegel gelöst, lassen sich Lattenrost und Matratze aus der Verankerung nehmen. So entsteht eine 218 mal 110 mal 82 Zentimeter große Heckgarage. Platz war nun geschaffen für drei Fahrräder. Da sich in dem Stauraum, der sich über die gesamte Breite des Reisemobils erstreckt, keine Zurrösen und -schienen befinden, mussten die Räder aneinander gebunden gesichert werden.
Merke: Wer mit drei Kindern reist, braucht auf jeden Fall einen Heckträger für die Räder.
Betten
Beide noch verbleibenden Stockbetten sind generell über die seitlich fixierte Leiter relativ schwierig zu erreichen. Zudem ist der Einstieg 66 Zentimeter schmal und die lichte Höhe über der acht Zentimeter dicken Matratze beträgt in der Mitte 57 (hochgesetzt: 41), oben sogar nur 50 Zentimeter. Dass nur das oberste der drei je 205 mal 75 Zentimeter großen Betten über ein Fenster und eine Lampe verfügt, führt zum Tausch. Dagegen genießt der Papa im überaus geräumigen Alkoven deutlich mehr Platz. Doch auch hier ist die 200 mal 150 Zentimeter große, geteilte Matratze wie bei den Kindern gerade mal nur acht Zentimeter dick – für einen Erwachsenen zu wenig, macht sich der Lattenrost doch durch Druck von unten bemerkbar.
Dinette und Küche
Freilich, beim Wohnen an der Volldinette mit ihren vier – für die Fahrt durch Gurte gesichert – Plätzen geht’s in dieser Konstellation geräumig zu. Selbst zu viert wäre genug Platz an dem 108 mal 63 Zentimeter großen Tisch gewesen. Was aber, wenn drei Kinder, Mutter und Vater auf Tour gehen? Muss dann einer im Stehen essen?
Merke: Es fehlt der fünfte Sitzplatz.
Mal abgesehen davon und apropos Küche: Die ist klasse. Die 121 mal 43 Zentimeter große Arbeitsplatte birgt eine runde Edelstahlspüle mit 36 Zentimeter Durchmesser und einen Kocher mit elektronischer Zündung. Sehr schön ist in dem Küchenblock jene Schublade, die sich quer über dessen gesamte Breite zieht. Hier findet alles Mögliche Platz, und der Griff, so breit wie die Schublade selbst, dient obendrein als Spültuchhalter.
Bad
So praxisorientiert die Küche, so unpraktisch das Bad. Links steht die drehbare Toilette. Ihr Deckel stößt gern an die Klopapier-Halterung. Rechts daneben befindet sich etwa mittig ein dreieckiges Waschbecken. Die sehr kompakten Maße (38/27/19 Zentimeter), ermöglichen einem Erwachsenen nur schwierig, sich daran waschen – von spritzfrei ganz zu schweigen. Insgesamt befindet sich im Bad mit nur einem Schränklein unter dem kleinen Waschbecken deutlich zu wenig Stauraum.
Stauraum
Überhaupt, der Stauraum. Was sich im Bad womöglich noch verschmerzen ließe, wächst sich im Mobil zum Problem aus: Insgesamt stehen der Mannschaft nur ein geräumiger Schrank (52 mal 56 mal 126 Zentimeter) für Jacken und drei Dachstauschränke über der Dinette (einer ohne Unterteilung) zur Verfügung. Dazu kommen als kleinere Ablagen ein Fach über dem Truma-Boiler und eines über dem schlanken, angenehm großen Kühlschrank. Das war’s für die Kleidung.
Fazit
An dieser Stelle offenbart sich die Krux des Konzepts am deutlichsten: Das Mobil ist für vier Personen vielleicht gerade noch geräumig genug, nicht aber für fünf Urlauber. Das konzeptionelle Manko ist bedauerlich angesichts der klaren Vorzüge des Mobils. Etwa die solide installierten und gut zu erreichenden Hähne für Wasser und Abwasser. Nicht zu vergessen der klappbare Alkoven, der den Durchgang ins Fahrerhaus erleichtert.
An diesen Stellen blitzt die von dem Hersteller gewohnte Qualität auf. Das gilt übrigens auch für die Verarbeitung. Das Mobil lässt sich trotz seiner Höhe von 313 Zentimetern gut und zielgenau fahren. Es ist angenehm leise, nur gelegentliches Klappern am hinteren Gurtbock unterbricht die Ruhe auf Autobahn wie Landstraße. Der Verbrauch hat sich auf der Reise bei 11,6 Liter Diesel eingependelt.