Er ist nach wie vor der Platzhirsch unter den Wohnmobil-Basisfahrzeugen: der Fiat Ducato. Mit der jüngsten Überarbeitung hat der Bestseller merklich gewonnen und bringt viele wünschenswerte Eigenschaften zusammen. Dennoch suchen viele Camper nach Alternativen, denn vor allem in Sachen Fahrkomfort und Sitzposition hat der Ducato Luft nach oben.
Für seine beliebte Baureihe Van Ti hält Knaus aus dem niederbayerischen Jandelsbrunn eine solche Alternative bereit. Den schmalen Teilintegrierten gibt es mit dem in Deutschland besonders gern genommenen Einzelbetten-Grundriss neben dem Ducato (als Van Ti 650 MEG) auch auf Basis des MAN TGE, einem technisch engen Verwandten des VW Crafter. Das Modell heißt dann Van Ti 640 MEG. Die Abmessungen beider Fahrzeuge sind mit knapp unter sieben Meter Länge und 2,20 Meter Breite vergleichbar.
In der gleichermaßen beliebten Vansation-Vollausstattung kostet der MAN Van Ti 69.799 Euro – exakt 6.200 Euro mehr als der Van Ti 650 MEG auf Fiat Ducato. Um herauszufinden, ob der Aufpreis lohnt und der MAN unterwegs auf Reisen tatsächlich entscheidende Vorteile bringt, hat Reisemobil International den Teilintegrierten ausgiebig getestet. Die Tour führte in die Rhön sowie entlang des Grünen Bandes, der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Hessen und Thüringen.
Schon bei der Anreise konnte der MAN TGE seine Vorteile ausspielen. Die Federung arbeitet sehr komfortabel. Das Motorengeräusch präsentierte sich angenehm niedrig, Windgeräusche blieben moderat und auch der Knaus-Möbelbau gab nur auf sehr schlechten Straßen Klappergeräusche von sich.
Eine Wohltat ist insbesondere für großgewachsene Fahrer die Sitzposition im MAN. Dank weit nach oben gezogener Windschutzscheibe und ausreichend tief absenkbaren Sitzen ist der Blick voraus ungetrübt. Nach hoch montierten Ampeln muss man sich nicht, wie häufig im Fiat Ducato, den Kopf verrenken. Die bequem gepolsterten, gut ausgeformten Sitze bieten prima Langstreckenkomfort.
Der serienmäßige 140-PS-Turbodiesel reißt zwar keine Bäume aus, beschleunigt den Teilintegrierten aber völlig ausreichend und erklimmt moderate Autobahnsteigungen im dreistelligen Tempo ohne Zurückschalten. Das Sechsgang-Schaltgetriebe arbeitet präzise, ebenso agiert die Servolenkung. Kurzum: Das Fahren mit dem MAN macht Spaß. Für rund 4.000 Euro Aufpreis lässt sich das mit dem 177-PS-Triebwerk in Kombination mit einem Achtstufen-Automatikgetriebe noch steigern.
Bei Spritpreisen von zwei Euro und mehr pro Liter stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Verbrauch. Hier erwies sich der MAN Van Ti im Test als relativ sparsam. Wer auf der Autobahn das Reisetempo 110 km/h nicht überschreitet, kommt mit rund zehn Litern Diesel je 100 Kilometer aus. Zügelt man das Tempo weiter, waren im Test auch Werte unter neun Liter drin. Hier steht der MAN dem Fiat Ducato, unserer Testerfahrung nach, zumindest in nichts nach.
Und das, obwohl die MAN-Basis deutlich mehr Gewicht mit sich bringt. Laut Knaus-Datenblatt beträgt die Differenz zwischen TGE- und Ducato-Van-Ti 145 Kilogramm. Beim getesteten Van Ti 640 MEG zeigte die Waage mit vollem Dieseltank und zwei Alugasflaschen, aber ohne Frischwasser, knapp 3.000 Kilogramm an. Fürs Reisen zu zweit bedeutet das trotz umfangreicher Serienausstattung von Markise bis Sat-Anlage und Fernseher ausreichende Zulade-Reserven.
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Ladetipps
Trotz im Vergleich zur Ducato-Version höherem Leergewicht erreicht der Knaus Van Ti 640 MEG für zwei Personen gute Werte. Mit vollem Diesel-, Wasser- und Gasvorrat, 69 Kilogramm Inventar und Gepäck bleiben 156 Kilogramm Restzuladung. Bei vier Campern sind die Reserven aufgebraucht. Wer mehr Zuladung möchte: Auflastung auf 4,0 Tonnen für günstige 328 Euro.
Ein Klassiker ist der Grundriss des Van Ti 640 MEG: Einzelbetten über der Heckgarage, davor links das Bad und rechts die Küche, vorn die Sitzgruppe mit drehbaren Fahrerhaussitzen. Der Testwagen verfügt als Option über eine L-Sitzbank samt Tisch mit Zentralfuß statt des an der Seitenwand eingehängten Tisches. So lässt es sich auf der Bank herrlich lümmeln.
Die längs wie quer verschiebbare Tischplatte fällt mit 59 mal 55/59 Zentimetern aber zu klein aus, auch mit zwei Reisenden wird es hier schnell eng. Schön dagegen, dass durch das große Fenster in der T-Haube viel Licht einfällt. Im Vergleich zum Van Ti 650 MEG auf Ducato muss der MAN-Grundriss auf den schmalen Seitensitz rechts der Aufbautür verzichten, was sich mit dem etwas längeren MAN-Fahrerhaus sowie der um sieben Zentimeter geringeren Gesamtlänge erklären lässt.
Weil Knaus auch im MAN Van Ti die Möbel leicht schräg zur Längsachse einbaut, herrscht ausreichend Bewegungsfreiheit in dem schmalen Teilintegrierten. Das Bad punktet mit einer praktischen Schwenkwand, wodurch im Nu eine 60 mal 78 Zentimeter große Duschkabine entsteht. Die umfangreiche LED-Beleuchtung – wie im gesamten Fahrzeug über Schalter mit Piktogrammen nach kurzer Eingewöhnung leicht zu bedienen – gefällt. Die Lamellen-Schiebetür lässt sich leicht bedienen und spart Platz.
Die Küche des Van Ti ist mit elektrisch zündendem Zweiflamm-Kocher, ausreichend tiefer Rundspüle, großem Absorber-Kühlschrank und einem Klappbrett an der Stirnseite sinnvoll ausgestattet. Als weniger praktisch erwiesen sich die breiten Auszüge des Unterschranks. Weil sie über die gesamte Breite reichen, muss der Koch stets neben die Küche treten, wenn er etwas aus den Schubladen herausholen will. Sechs schmale Auszüge wären besser als die drei breiten.
Beide Einzelbetten bringen es auf gute zwei Meter Länge. Die Matratzen sind zwar recht weich, doch bieten sie auf Lattenrosten trotzdem guten Liegekomfort. Zu gering: Der Abstand zwischen Matratze und Oberschrank am Kopfende beträgt nur 44 Zentimeter. Hier liegt man mit dem Gesicht ziemlich nah unterm Schrank und muss ganz schön aufpassen, dass man sich beim Aufrichten nicht ständig eine Kopfnuss holt. Eine Möglichkeit wäre, wenn Knaus die Oberschränke seitlich der Betten platziert – hier finden sich im Testfahrzeug offene Ablagen. Bei der Gelegenheit könnte Knaus auch endlich die scharfkantigen Kunststoff-Gegenhalter der Oberschränke austauschen – einer der wenigen Kritikpunkte am sonst grundsoliden Möbelbau der Niederbayern.
Technische Daten
Basisfahrzeug: MAN TGE 3.140 mit originalem Chassis, Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeinen vorn, Starrachse an Längsblattfedern hinten, Turbodiesel 103 kW (140 PS), Sechsgang-Schaltgetriebe und Frontantrieb
Maße und Massen: (L x B x H) 689 x 220 x 287 cm, Radstand 364 cm, Stehhöhe 197 cm, zul. Gesamtmasse 3.500 kg, Masse fahrbereit 2.935 kg
Betten: Einzelbetten 201 x 75 u. 200/187 x 82 cm
Füllmengen: Frisch-/Abwasser 95/95 l, Gas 2 x 11 kg, Kühlschrank 142 l, Diesel 75 l, AdBlue 18 l
Aufbau: Wände Alu-Sandwich 31 mm, Dach GfK-Sandwich 32 mm, Boden Sperrholz-Sandwich 40 mm, Isolierung EPS, Rahmenfenster (Option)
Serienausstattung (Auszug): ABS, ESP, Fahrer- u. Beifahrerairbag, Tempomat, Klimaanlage Fahrerhaus, Zentralverriegelung, Fahrerhaus, Rückfahrkamera, Navigationssystem, Markise, Sat-Anlage, 27-Zoll-TV, Insektenschutztür, Einzelbetten zu Doppelbett erweiterbar, Heizung Truma Combi 6, Truma iNet-System
Extras (Auszug): Rahmenfenster (840 €); Lithium-Batterie (1.135 €); Alde-Warmwasserheizung (2.765 €); L-Sitzgruppe (380 €)
Grundpreis: 69.799 €
Testwagenpreis: 76.905 €
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Mein Fazit
Simon Ribnitzky: Komfortables Fahrwerk, niedriges Geräuschniveau, prima Sitzposition, angemessener Verbrauch – der MAN TGE ist ein sehr angenehmes Basisfahrzeug. Nicht zuletzt hebt er sich auch optisch vom Ducato- Einerlei ab. Für mich sind das genug Gründe, den Aufpreis von rund 6.000 Euro zum vergleichbaren Van Ti auf Fiat in Erwägung zu ziehen. Aufund Ausbau bieten solide Knaus-Qualität ohne Überraschungen. Lediglich ein paar Details können nerven – für mich zählt insbesondere der zu knapp über der Matratze montierte Oberschrank dazu. Ein rundes Paket mit sehr guter Serienausstattung zum fairen Preis ist der Van Ti 640 MEG aber in jedem Fall.