> Dauertest: Knaus Van Ti Plus 650 MEG

Frühlingserwachen
am Gardasee

11.07.2023
Text: Yvonne Lippss | Bild: Simon Ribnitzky, Yvonne Lippss

Die erste längere Tour lässt den gut ausgestatteten Knaus Van Ti Plus 650 MEG über die Alpen mautfrei nach Italien brausen. Selbst an der Westküste des Gardasees macht der Teilintegrierte trotz hohem Gewicht einen schlanken Fuß.

Lichtdurchflutet, die Sitze bequem und wie genial: Der VW Crafter ist mit 177 PS kräftig motorisiert, hat Allradantrieb und Achtgang-Automatik. Italien, wir kommen. Für den auf 4,0 Tonnen aufgelasteten Camper gilt Tempo 100 auf der Autobahn und bei den Gebühren die Kategorie Lkw. Heißt konkret: Die Schweizer verlangen eine Schwerlastabgabe, die Österreicher das Mitführen einer GoBox. Wir fahren lieber gemütlich über den Fernpass nach Imst und biegen über Arzl Richtung Nauders ab. An der Aussichtsplattform am Kaunergrat schwenken wir den Fahrersitz um 180 Grad und genießen unser Mittagessen mit fantastischem Blick über das Obere Inntal.

Zu zweit lebt es sich im Van Ti äußert komfortabel mit großzügigem Raumgefühl. Gäste könnten mit ausgeschwenkter Platte noch gut am Tisch Platz finden.
Luxus pur: auf Empfang mit automatischer Sat-Schüssel beim Sonnenaufgang in einer verträumten Bucht an der Gardesana, einer der schönsten Straßen der Welt.

Am Tisch lässt sich eine zusätzliche Platte ausschwenken, am zweiflammigen Gasherd mit elektrischer Zündung eine kleine Abstellfläche hochklappen. Magnetgesicherte Weinkelche pflücken wir von den geräumigen Wandschränken. Perfekt. Den Fernseher testen wir auch gleich und freuen uns, als die Sat-Schüssel auf dem Dach nach kurzer Drehung das Signal empfängt.

Über den Reschenpass erreichen wir Graun mit dem aus dem Stausee ragenden Kirchturm. Das Türkis des gefrorenen Wassers bildet einen surreal schönen Kontrast zum tiefgrauen, wolkenverhangenen Himmel. Gut, dass die Truma Combi ordentlich einheizt.

Die Mandelbäumchen stehen in voller Pracht und suggerieren Frühling. Doch der Wind bläst eisig. Der warme Indoor-Pool des Waldcampings in Naturns kommt da wie gerufen. Statt unserem komfortablen Bad im Camper nutzen wir die blitzsauberen Waschgelegenheiten vor Ort.

Auf dem wunderschön terrassenförmig angelegten, privat geführten Campingplatz La Cà in Padenghe sul Garda fehlt es an nichts.

Infobox

MAUTFREI AN DEN GARDASEE

Anfahrt: A7 bis Füssen, dann über den Fernpass nach Imst. Achtung: bei Landeck nicht auf die Autobahn, da Vignetten-/GoBox-pflichtig. Schöner Weg: Über Arzl und Wenns Richtung Nauders mit Stopp am Kanunergrat, dann über den Reschenpass nach Meran, von dort durchs Etschtal bis nach Torbole. Dann am besten entspannt im Uhrzeigersinn auf der Gardesana den See umrunden.

Romantisch: der Gardasee im Abendlicht.

Aber erst erklimmen wir die Aussichtsplattform am Sonnenberg. Die hätten wir auch gut mit dem traktionsstarken und dank kurzem Radstand wendigen Van Ti über die kurvige Straße erreichen können, statt über das Geröll zu kraxeln. Geschlafen haben wir dafür wie die Murmeltiere auf den gemütlichen Längsbetten, die mit Einlegeboden samt Polster eine Schlafwiese von zwei mal zwei Metern ergeben. Unbezahlbar schön: der Blick durchs Dachfenster auf die Berge. Vorbei an weiß und zartrosa blühenden Bäumen geht es durchs Etschtal nach Torbole am Gardasee.

Das großzügige Heckbett im Van Ti
Das Westufer des Gardasees ist touristisch weniger überlaufen und mit etwas Glück ergattert man vor allem in der Vorsaison auch spontan Plätze zu günstigen Preisen in traumhafter Lage.

Die Strecke über Limone nach Desenzano führt dicht am Fels entlang, mit rauskragenden steinernen Nasen und vielen Tunneln. Mit Gegenverkehr wird es eng, ist aber problemlos machbar mit dem gut überschaubaren Van Ti. Am Camping „La Cà“ stehen wir palmengesäumt in erster Reihe am See, kurbeln die Markise aus und genießen bei Wein und duftender Holzofen-Pizza das Dolce Vita. Über Sirmione geht’s zum kommunalen Campingplatz im Zentrum von Lazise, von wo aus auch Bardolino über die blumenreiche Uferpromenade gut erreichbar ist. In Malcesine macht der Camping Bellavista seinem Namen Ehre. Wie herrlich, abends auf die vielen kleinen Lichter zu schauen, die das Ufer des Sees säumen und sich im dunklen Wasser spiegeln. Wir kommen sicher bald wieder.

Ältere Beiträge zum Knaus Van Ti - Dauertest

Erste Touren im Knaus (Mai 2023)

Der Dauertest des Van Ti Plus 650 MEG startet mit Trips in die Pfalz und an den Kaiserstuhl. Zudem werfen wir diesmal einen genauen Blick auf die Technik des schmalen Teilintegrierten.

Die Fahrt ans Reiseziel macht Spaß: Das Basisfahrzeug des Knaus Van Ti Plus heimst gleich von mehreren Kollegen Lob ein. Die Niederbayern bauen den schmalen Teilintegrierten auf dem VW Crafter – eine selten genutzte Wohnmobil-Basis, doch sie überzeugt fast durchweg. Angenehmer Federungskomfort, niedriges Geräuschniveau, bequeme Sitze und eine auch für große Fahrer gute Sitzposition stehen auf der Habenseite.

Der mit 177-PS-Motor und Achtgang-Automatik ausgestattete Testwagen ist zudem kräftig motorisiert, in Kombination mit dem ebenfalls optionalen, traktionsstarken Allradantrieb bleibt auch beim zügigen Anfahren auf nasser Fahrbahn ein Durchdrehen der Vorderräder aus. Da bei dem auf 4,0 Tonnen zulässige Gesamtmasse aufgelasteten Testwagen auf der Autobahn Tempo 100 gilt, kommt der Van Ti Plus kaum an seine Leistungsgrenze. Die Auflastung ist insbesondere mit dem schwereren Allradantrieb indes sehr zu empfehlen, die Zuladung als 3,5-Tonner wäre sehr knapp bemessen. Das vergleichsweise hohe Gewicht erhöht auch den Verbrauch. Trotz besagter Tempo 100 waren es auf den ersten Touren meist elf bis zwölf Liter Diesel je 100 Kilometer.

Der klassische Einzelbetten-Grundriss mit den für Knaus typischen, leicht schräg zur Längsachse eingebauten Möbeln sorgt trotz schmaler Kabine für ein angenehmes Raumgefühl. Dazu passt auch die platzsparende Glieder-Schiebetür zum Bad. Die Einzelbetten sind mehr als zwei Meter lang, die Matratzen bequem. Weniger Anklang fanden bei zwei Camping-Neulingen, die mit auf Tour waren, die simplen Rollos an den Fenstern, die mit Bedacht bedient werden müssen, damit sie sich nicht verhaken. Werfen wir zum Beginn des Dauertests noch einen genauen Blick auf die Bordtechnik.

Der Van Ti Plus ist mit Gas-Luft-Heizung (Truma Combi), Zweiflamm-Gaskocher und Absorber-Kühlschrank klassenüblich ausgestattet. Zwei Elf-Kilogramm-Flaschen liefern Nachschub an Brennstoff. Der praktische Gasflaschenauszug, der den Flaschentausch erheblich erleichtert, gehört zur Serienausstattung. Ebenfalls typisch Knaus ist das Service-Fach auf der Fahrerseite. Hier findet der Camper die Ablasshähne für Frisch- und Abwasser, die prima erreichbar und gut geschützt sind. Ebenso ist das Frostschutzventil des Boilers gut zugänglich. Da Knaus auch den Einfüllstutzen fürs Frischwasser im Servicefach verbaut, ist hier beim Befüllen etwas Vorsicht geboten. Sollte der Wasserschlauch mal abrutschen, kann sich Wasser in diesem Fach leicht verteilen.

Abschließend sei zur Technik noch die übersichtliche Elektro-Installation in der Heckgarage erwähnt. Hinter einem abnehmbaren Holzbrett sind Akkus, Ladegerät, Ladebooster und Co. gut geschützt verbaut. Hier findet sich auch ein Batterie-Trennschalter, der sich zu betätigen lohnt, wenn das Fahrzeug länger steht. Im Dauertest von Reisemobil International wird das nicht passieren. Nächstes Ziel für den Van Ti Plus: der Gardasee in Italien.

Bildergalerie

Rund ein halbes Jahr lang stellt sich der Knaus Van Ti Plus 650 MEG Platinum Selection dem Dauertest von Reisemobil International. Wer ist der Kandidat, der diese Herausforderung annimmt?

Auftakt zum Härtetest

Die härteste Disziplin im Instrumentenkasten der Testredaktion ist zweifelsohne der Dauertest. Ob Dienstreise, Urlaub oder als willkommene Möglichkeit, Zubehör nachzurüsten und zu testen – das Fahrzeug ist pausenlos im Einsatz. Dadurch ist es Abnutzungs- und Verschleißerscheinungen ausgesetzt, die sich im herkömmlichen Testbetrieb nicht erfassen lassen. Über den jeweils aktuellen Zustand des Fahrzeugs berichtet die Testredaktion dann regelmäßig.

Neu im Test-Fuhrpark ist der 6,99 Meter lange und 220 Zentimeter schmale Van Ti Plus 650 MEG auf VW Crafter, den Knaus in der beliebten Platinum Selection mit Vollausstattung für knapp 85.000 Euro anbietet. Preisvorteil laut Hersteller: rund 21.000 Euro. Der Praxistest dieses Fahrzeugs ist in Ausgabe 1/2023 nachzulesen. Unser Testmobil verteuern die Crafter-Top-Motorisierung mit 177 PS, Achtgang-Automatik und Allradantrieb um 8.480 Euro, was ihm jedoch viel Kraft, sehr gute Traktion und – nicht zuletzt dank serienmäßiger Hinterachsluftfederung – hohen Fahrkomfort beschert.

Sehr gut: Auf den ersten Kilometern waren so gut wie keine Quietsch- und Knarzgeräusche aus dem Möbelbau zu vernehmen. Ob das im Verlauf des Dauertests so bleibt, muss sich allerdings noch zeigen. In jedem Fall liegt der Van Ti Plus satt auf der Straße und lässt sich dank genauer Lenkung gut manövrieren, was ihm auf kurvigen Tour-Etappen sicher noch zu Gute kommt.

Zudem bedeutet der kurze Radstand von gerade mal 3,64 Meter einen geringen Wendekreis und ein hohes Maß an Wendigkeit – für die geplanten Städtetouren definitiv ein Vorteil. Einzig den langen Hecküberhang von 2,36 Meter gilt es beim Rangieren zu beachten. Der Teilintegrierte ist mit Längseinzelbetten über der zweitürigen Heckgarage, kompaktem Küchenblock, variablem Schwenkbad und Halbdinette im Bug ein typischer Vertreter seiner Gattung. Auf den Einbau einer zusätzlichen Längsbank an der Sitzgruppe verzichtet Knaus. Ein Hubbett ist nicht erhältlich, somit richtet sich der Van Ti Plus 650 MEG dezidiert an ein reisendes Paar.

Knaus Van Ti Plus 650 MEG

Infobox

Kurz-Info Knaus Van Ti Plus 650 MEG Plat. Selec.

Maße: (L x B x H): 699 x 220 x 301 cm
Basis: VW Crafter mit originalem Chassis
Masse fahrbereit: 3.146 kg
Zulässige Gesamtmasse: 3.500/3.850/4.000 kg
Grundpreis: 84.979 € (März 2023)
Testwagenpreis: 95.779 € (März 2023)
www.knaus.com

Redaktion
Yvonne Lippss
Yvonne Lippss ist seit 2022 bei der Reisemobil International als Reisejournalistin, Produktmanagerin und Testfahrerin aktiv.
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