Auf dem Weg nach Durdle Door passiere ich Sandwich mit der tollen historischen Altstadt, Canterbury mit seiner berühmten Kathedrale, Sissinghurst Castle mit dem traumhaften Garten. Im weiteren Verlauf die quirlige Hafenstadt Portsmouth, eindrucksvolle Schlösser wie Bodiam Castle, Arundel Castle und Corfe Castle und natürlich weiter westlich tolle Buchten und Strände an der Kreideküste und auf der Halbinsel Isle of Purbeck.
Es gibt viele Wege auf die Insel. Die Autofähre von Calais nach Dover ist mit dem Camper vom französischen Festland aus die kürzeste und günstigste Variante. Nur eineinhalb Stunden dauert die Fahrt über die schmalste Stelle des Ärmelkanals. Oben über der Stadt und weithin sichtbar wacht auf den weißen Kreide-Felsen das Dover Castle, eine der größten Burgen des Landes. Eine Besichtigung lässt sich prima mit einer aussichtsreichen Wanderung über den Klippenweg kombinieren.
Die nächste Etappe führt nach Sandwich. Im 13. Jahrhundert war sie ein wichtiger Hafenort, vom dem aus Waren und Menschen bis nach Amerika verschifft wurden. Später versandete der Fluss und der Handel verlagerte sich ins benachbarte Deal. Jedes Haus ist anders, viele sind in uriger, alter Ziegelbauweise, manche mit Fachwerk errichtet. Oft sehr schmal mit großen Fenstern. Alle haben einen Namen und jede Haustür ist anders. Den Ortseingang bewachen die Zwillingstürme des Barbican Tors aus dem 16. Jahrhundert.
Neben den vielen Geschäften, Galerien und Boutiquen verzaubert der Ort mit mehreren eindrucksvollen Kirchen. Das Sandwich zum Essen wurde übrigens nach John Montagu benannt. Der Graf von Sandwich war ein leidenschaftlicher Spieler. Und weil er sich ungern vom Spieltisch entfernen wollte, um eine richtige Mahlzeit einzunehmen, soll er stattdessen nach einer Scheibe Rindfleisch zwischen zwei Scheiben Brot verlangt haben – der Ursprung den englischen Sandwiches.
Nächstes Ziel ist Canterbury, berühmt vor allem wegen der mächtigen Kathedrale. Ihre Gründung geht bis auf das Jahr 597 nach Christus zurück. Heute gehört sie zum UNESCO Weltkulturerbe. Das 160 Meter lange Gotteshaus liegt mitten in der Stadt und ist Sitz des Erzbischofs von Canterbury. Ausgestattet mit einem 72 Meter hohen Turm und 21 Glocken, ist die Kirche nicht zu übersehen und zu überhören. Sehenswert ist auch das Westgate Tower. Es ist das einzige von ursprünglich sechs Stadttoren, das noch erhalten ist.
Gleich dahinter breitet sich der lauschige Westgate Garden aus. Zwischen alten Bäumen und bunten Blumenrabatten liegen Besucher in der Wiese, auf Bänken, picknicken oder spielen. Hin und wieder gleitet auf dem Fluss eines der kleinen Ausflugs-Ruderboote vorbei. Süd-England hat nicht nur berühmte Kirchen, sondern auch zahlreiche sehenswerte Schlösser. Alle paar Kilometer erwartet eine der herrschaftlichen Anlagen ihre Besucher. Wer noch lebenden Bewohnern einer Burg auf die Spur kommen will, wird nach West Sussex fahren und dort Arundel Castle besichtigen.
Das prächtige Anwesen stammt aus dem 11. Jahrhundert und zählt zu den besterhaltenen Schlössern des Mittelalters. Noch heute wird es von den Earls of Arundel bewohnt, ist also in Privatbesitz. Große Teile der Anlage wie die 40 Meter lange und 15 Meter hohe Baronenhalle, die Gemäldegalerie oder die riesige Bibliothek mit ihren rund 10.000 Bücher sind aber für Besucher zugänglich. Gartenfreunde locken die preisgekrönten tropischen und englischen Gärten, eine duftende Rosensammlung, üppige Küchengärten und Gewächshäuser mit Chilis, Trauben und Zitronen.
Nächster Zwischenstopp ist in Portsmouth, eine Hafenstadt mit jahrhundertealter maritimer Tradition und Seefahrtsgeschichte. Auch heute noch ist die Inselstadt eine der wichtigsten Marinestützpunkte der Royal Navy sowie Heimat von drei historischen Kriegsschiffen. Interessierte besuchen Lord Nelsons Flaggschiff HMS Victory, Queen Victorias HMS Warrior und HMS Monitor M33. Einen Besuch wert ist auch das Geburtshausmuseum des Schriftstellers Charles Dickens sowie die Kathedrale von Portsmouth.
Die Südengland-Tour endet (vorerst) an einem der spektakulärsten Orte der Kreide-Küste: Durdle Door (siehe Aufmacherbild ganz oben). Nicht umsonst gilt die 60 Meter hohe Felsbrücke als Wahrzeichen der Region. Entsprechend beliebt ist sie als Ausflugsziel und diente mehrfach als Kulisse für Kinofilme. Unmittelbar daneben befinden sich zwei sehr schöne, beliebte Strände. Sehr zu empfehlen ist auch eine kleine Wanderung über den Küstenweg zur runden Traumbucht von Lulworth Cove, wo nette Strandbars locken.
Stellplätze zwischen Dover und Wareham
So war die Wohnmobil-Tour durch den Süden Englands
VERY BRITISH – Wer zum ersten Mal in England campt, wird sich etwas umstellen müssen: Da ist zum einen der Linksverkehr, der sich aber gut machen lässt, weil die Engländer sogar beim Autofahren höflich und geduldig bleiben. Dazu kommt, dass man nicht einfach irgendwo anhalten kann, so wie man das aus anderen Ländern kennt. Hier befindet sich fast jedes Sträßchen und jeder Feldweg in Privatbesitz. Bleiben also nur echte Parkplätze, die teils sehr teuer sind. Dafür gibt es unendlich viele Campingplätze in allen Varianten. Und – für uns fast die schönste Erfahrung: Die Menschen sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Größter Fehler, den man machen kann: glauben, dass sich in einer Woche die südenglische Küste erleben lässt. Vielfalt und Dichte an spannenden Landschaften, tollen Städten, Ausstellungen, Museen, Schlössern, Gärten und Parks sind einfach überwältigend. Diese Insel ist hinreißend schön, und die beste Empfehlung ist: viel Zeit mitbringen und am besten auch eine gut gefüllte Urlaubskasse.
Weitere Informationen und Anregungen gibt es beim Tourismusverband von England: www.visitbritain.com
Infobox
Die ganze Tour mit Tipps und Highlights
Wer die ganze Reise lesen und nachfahren will, findet den gesamten Stellplatz-Check zu Süd-England mit weiteren Tipps und vielen Informationen in der Oktober-Ausgabe von Reisemobil International
Weitere Stellplätze und Wohnmobil-Touren zum Nachfahren finden Sie auch auf www.bordatlas.de