> Städtetipp: Leer in Osftfriesland

Voll gut

12.05.2022
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Stadtmarketing und Tourismus der Stadt Leer

Leer, das Tor Ostfrieslands, gibt sich gern weltoffen. Gäste mit der Landjacht machen auf einem der vielen Stellplätze am Wasser fest – mit maritimem Flair.

Hier mit dem Reisemobil anzukommen ist wahrlich eine Freude. Auf gleich fünf Stellplätzen finden die mobilen Gäste ein Plätzchen für die Nacht (siehe Kasten). Wem das nicht reicht, der legt im Ortsteil Wiltshau- sen an, knapp sieben Kilometer mit dem Fahrrad von der Altstadt entfernt. Allen gemeinsam: Sie liegen mehr oder weniger dicht am Wasser. Das ist in Leer nicht verwunderlich: Wasser ist in der Kleinstadt prägendes Element, liegt sie doch direkt an den Flüssen Leda und Ems sowie am Mün- dungstrichter Dollart – maritimes Flair ist beim Bummel durch Leer ständig zu spüren.

Der beginnt am besten an der Tourist-Info am Ufer der Leda. Dieser Nebenfluss der Ems, sie finden in Leer zueinander, umklammert die Halbinsel Nesse. Dank eines erst 2003 beschlossenen städtebaulichen Konzepts bildet sie quasi den modernen Gegenpol mit Hafenanlagen und Industrie zur Altstadt direkt gegenüber. Eine Fußgängerbrücke verbindet diese beiden Teile Leers miteinander.

Historische Schiffe dümpeln im Hafen.

Von der Tourist-Information ist es zu Fuß einen Kilometer zum Rathaus. Der Weg führt entlang der Uferpromenade und des Freizeithafens, wo die Wanten an den Masten der Jachten im Wind klimpern. Ein Stück weiter zeugt der Museumshafen von der maritimen Vergangenheit. Gern erzählen die Skipper, sie sind oft an Bord ihrer Schiffe, von ihrem Hobby.

Verwinkelt: Der Wilhelminengang mitten in der Altstadt von Leer ist eine viel durchschrittene Passage.

Das Rathaus, erbaut von 1889 bis 1894 im deutsch-niederländischen Renaissancestil, bildet zusammen mit der Waage am Hafen einen Hingucker. Seine schöne Architektur setzt sich auch im Inneren fort mit Bodenmosaiken, Wand- und Deckenmalereien sowie einem prächtigen Festsaal. Tipp: Wer mehr sehen will von diesem dominanten Gebäude, schließt sich einer öffentlichen Rathausführung an. Und wem der akustische Eindruck genügt: Stündlich wechselnd klingt das Glockenspiel vom Rathausturm über die Dächer der Altstadt.

Durch dieses Ensemble aus liebevoll restaurierten Gebäuden und Gassen zu laufen, versetzt einen zurück in längst vergangene Zeiten. Und das, obwohl die Altstadt einen lebendigen und geschäftigen Bestandteil von Leer darstellt. Gemütliche Läden, Teestuben und Restaurants laden ein zum Stöbern, Verweilen und Genießen.

Sehenswert ist die Lutherkirche. Sie ist umgeben von alten Grabsteinen und hohen Bäumen. Im Sommer ist nur die Spitze des Glockenturms mit dem goldenen Schwan zu sehen – er symbolisiert den namensgebenden Reformator. An der Südseite des Innenraums mit der imposanten Orgel ist Fürstin Christine Charlotte dargestellt. Sie genehmigte 1675 den Bau der Kirche und stellte die Steine des Klosters Thedinga für den Bau zur Verfügung. Deutlich älter ist die Krypta in Leer, eine Kapellengruft aus Resten der ältesten Steinkirche, datiert auf die Zeit um 1200. Sie steht auf dem Friedhof der reformierten Kirchengemeinde. Das Gotteshäuschen erinnert heute an die Opfer beider Weltkriege. Die Besichtigung ist nur nach Anmeldung möglich.

Ein Ensemble aus liebevoll restaurierten Gebäuden und Gassen. Auf die Verbundenheit mit dem Wasser weist auch das Schild eines Geschäfts in der Altstadt hin.

An weltliche Macht erinnert die Haneburg, erbaut 1570 durch den Grafen Drosten Joest Hane. Nach einigen baulichen Erweiterungen und Eigentümerwechseln gehört das Gebäude seit dem Ende der 1970er-Jahre dem Landkreis Leer. Die Haneburg ist vollständig saniert und dient der Volkshochschule als Sitz. Zu besichtigen ist sie nur von außen. Stadtführungen bieten eine weitere Möglichkeit, die Altstadt genauer kennenzulernen.

Tipp: Leer präsentiert sich als Hauptdrehort der Fernsehserie „Friesland“ regelmäßig in deutschen Wohnzimmern. Besucher erkunden gern Schauplätze und Drehorte in einer geführten Tour oder auf eigene Faust.

Vielfältig: Das Leeraner Miniaturland bildet Stadt und Umland ab. Zu erkennen sind viele Sehenswürdigkeiten und bekannte Punkte der nahen und fernen Umgebung.

Längst Vergangenes indes zeigen in der Altstadt mehrere Museen. So erzählt das Heimatmuseum von der Historie Leers als Hafen- und Handelsstadt. Im Haus Samson befindet sich eine Weinhandlung, die allein schon eine Augenweide ist. In den Obergeschossen ist eine liebevoll zusammengestellte Privatsammlung ostfriesischer Wohn- kultur zu sehen. Eine außergewöhnliche Attraktion stellt das Leeraner Miniaturland dar. Seit 2011 bildet es die Region mitsamt ihren Sehenswürdigkeiten auf mittlerweile 1.500 Quadratmetern im Maßstab 1:87 ab. Die Ausstellung wird stetig erweitert.

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Im Bünting Teemuseum geht es um jenes Getränk, das ostfriesisches Lebensgefühl in sich trägt wie kaum ein anderes. Besucher erfahren hier zum Beispiel, wie viel Tee jeder Ostfriese im Laufe eines Jahres trinkt. Gäste können hier den Tee gleich probieren. Das genussträchtige Gegenstück ist die Kaffeerösterei Baum. Sie kredenzt ihr schwarzes Gold im Altstadtcafé neben dem Museumshafen – Kaffee mit Blick auf schmucke Schiffe. Das Unternehmen unterhält obendrein eine gläserne Rösterei in der Fußgängerzone. Die grenzt an die Altstadt an und verbindet Mühlen-, Denkmals- und Ernst-Reuter-Platz.

Über ihre eigenen Grenzen hinaus bietet die Stadt Leer einige Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten. Den Hafen erkunden Urlauber bei einer Rundfahrt, und auch auf Leda und Ems sind Schiffsausflüge möglich. Wer sich für die Zusammenhänge des Lebens interessiert, läuft den Stadtökologischen Leer-Pfad ab. Gefragt bei Reisemobilisten – das platte Land lässt grüßen, wenngleich auch immer Gegenwind herrscht – ist besonders das Radwandern. Das Radwegenetz ist prima ausgeschildert. Gern im Sattel besucht ist der vom Rathaus knapp vier Kilometer entfernte Ortsteil Loga mit der Evenburg, einem Wasserschloss. Es ist per Führung zu besichtigen, aber schon von außen sieht es bezaubernd aus. Zudem lädt der herrliche Park zu einem Spaziergang ein.

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Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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