> Reise Schottland

Highland und Islands

02.08.2016
Bild: Sigrid Schusser, Heinz Bück

Wilde Küstenabschnitte mit unzähligen Inseln, dazu das ewige Grün der Highlands, einsame Flusstäler, Seen und Berge: Die neue Touristenstraße North Coast 500 erschließt die komplette Schönheit Nordschottlands.

Ean und Rose winken am Straßenrand kurz vor dem Pier von John o‘Groats. Also, runter von der Straße und rauf auf den Parkplatz: ein herzliches Wiedersehen. Wir hatten die beiden Reisemobilisten aus Aberdeen in Inverness getroffen. Sie wollen wie wir mit ihrem ausgebauten VW-Bus Schottlands neue Traumstraße befahren: die North Coast 500 (NC 500). In fünf bis zehn Tagen sei das prima zu schaffen, hatte Rose geflachst.

Offiziell umrundet die NC 500 die spektakulären Ecken Nordschottlands erst seit 2015. Noch immer sind nicht alle Schilder und Wegweiser angebracht. Anders im Internet: Komplette Tourenvorschläge stehen auf www.northcoast500.com.

Die Touristenstraße folgt der Küstenlinie schottisch sparsam auf 500 Meilen. Das sind 800 Kilometer. Irlands „Wild Atlantic Way“ misst immerhin 2.500.

Einsteigen können Urlauber mit dem Reisemobil zwar überall, doch Inverness ist der empfohlene Startpunkt für Leute wie uns, die vom Kontinent kommen. England zu durchfahren (Kanal bis Edinburgh: 750 Kilometer) haben wir uns erspart und von Amsterdam mit DFDS die Nachtfähre nach Newcastle genommen: ein Genuss.

Nach dem Anlanden der erste Trip: 170 Kilometer rauf zum großen Military Tattoo der Bärenmützen in der Hauptstadt Edinburgh. Von dort es noch 250 Kilometer zum Einstieg in die Tour „Highlands und Islands“: Dann endlich sind wir auf dem neuen Schotten-Highway, und der ist überwältigend.

Allzu verführerisch lockt das schottische Hochland zwischen Easter Ross und Sutherland, zwischen der Nordsee und dem Inselreich des North Minch. An dieser sturmgepeitschten Meeresenge des Nordatlantiks (ungefähre Lage 57° 55‘ Nord, 6° 5‘ West) werden mit dem Klimawandel die Stürme immer heftiger. Draußen, kurz bevor der richtig raue Ozean beginnt, liegen die Äußeren Hebriden.

Die Küste gibt sich hier wild, felsig und atemberaubend. In ihrer vollen Länge ist sie erhaben und einsam, birgt wundervolle Ausblicke auf den wogenden Nordatlantik: Steilküste und Sandstrände.

Hinter jeder Kurve lädt ein spektakuläres Panorama zur Pause ein – von den Pubs mal ganz zu schweigen. An beiden Stellen sind Reisemobilisten gern gesehen hier oben im hohen Norden Schottlands.

Das Gute: Naturbegeisterte Urlauber lassen ihr rollendes Zuhause an vielen Stellen einfach stehen. Allerorts bieten sich Wander- und Fahrradtouren in die immergrünen Täler der Highlands an. Die Gegend auf eigene Faust per pedes oder im Sattel zu erkunden verspricht ein viel größeres Erlebnis – und schont obendrein die Umwelt.

Wir bleiben auf der Straße NC 500. Geografisch gleicht unsere North-Coast-Runde einem Trapez. Von Inverness verläuft sie schräg nach Nordost bis John o´Groats (190 Kilometer). Dort schwenkt die NC 500 stur westwärts bis nach Durness NW (140 Kilometer). An ihrem westlichen Ende umkurvt die Straße einen weitläufigen Meeresarm: Loch Eriboll.

Rose, die schottische Reisemobilistin, hatte uns gelehrt, dass nicht allein schottische Seen Lochs sind. Auch schottische Fjorde heißen so: Sea Lochs eben.

Jenseits der Kylesku Bridge geht es ins äußerste Eck der Grafschaft Sutherland. Der Abstecher lohnt sich: Eine Attraktion ist die Höhlentour in die Smoo Cave – mit Boot, versteht sich. Ein wunderschöner Stellplatz zum Übernachten am Meer findet sich in Sango Sands.

Von hier wendet sich die NC 500 südwestwärts. Im ständigen Auf und Ab schlängelt sich die Straße in die grünen Hügel von Wester Ross, mitten durch den kolossalen North West Highland Geopark, vorbei an Ardvreck Castle am Loch Assynt. Die Berge hier erheben sich majestätisch, sie sind riesig. Quinag (808 Meter über NN) und Ben More (1.174 m) heißen die höchsten Gipfel.

Tipp: Wer lieber aufs Boot steigt, sollte unbedingt die Papageitaucher auf der Insel Handa besuchen, ein Vogelparadies unter den Fittichen des Scottish Wildlife Trust.

In bauchigen Kurven verläuft die Straße am North Minch entlang hinab nach Applecross (340 Kilometer). Hier biegt die NC 500 in weitem Bogen nach Osten ab, zurück nach Inverness (130 Kilometer). Das alles zusammen macht jene erwähnten 500 Meilen (800 Kilometer), ohne Abstecher, klar.

Mit dem Reisemobil nach Schottland

Info

Schottland hat eine Fläche von 77.910 Quadratkilometern (Bayern: 70.550). Hier leben 5,3 Millionen Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von 69 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht (Deutschland: 229). Schottland ist Teil des Vereinigten Königreichs (GB) und der EU-, aber kein Schengen-Mitglied. Für das eigene Parlament in der Hauptstadt Edinburgh besteht Autonomiestatus. Währung ist das Britische Pfund (£).

Straßenverkehr

In Schottland herrscht Linksfahrgebot. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Entfernungs- und Geschwindigkeitsangaben in Meilen: innerorts 48 km/h (30 M/h), außerorts 96 km/h (60 M/h) und auf Autobahnen 112 km/h (70 M/h), mit Anhänger oder für Womos nur 96 km/h. Aufgepasst: Die Bußgelder sind saftig. Vorsicht: enge Straßen, oft einspurig mit Ausweichbucht.

Camping

Wildes Zelten ist erlaubt, teils auch Parken über Nacht. Doch motorisierte Camper haben (teils lokale) Auflagen (www.outdooraccess-scotland.com) zu beachten und sollten besser Campingplätze benutzen.
Unterkünfte/Campingplätze: www.schottlandberater.de

Buch-Tipp

Haafke, Udo und Klöpping, Wilfried: Schottland – Zeit für das Beste, 288 Seiten, 450 Abb., Bruckmann, ISBN: 978-3-7654-8267-0. 14,99 Euro.

Infobox

Den ausführlichen Reisebericht Schottland, Highway NC 500 lesen Sie in der Juli-Ausgabe 2016 von Reisemobil International. Die digitale Ausgabe (e-Paper) können Sie hier downloaden.

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