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Ganz im Westen Österreichs, in Vorarlberg, angrenzend an Deutschland, die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein, zwischen dem Bodensee und mehr als 3.000 Meter hohen Bergen, liegt die Region „Bregenzerwald“. Sie wird von rund 32.000 „Wäldern“ bewohnt – wobei die meisten davon in der Landeshauptstadt Bregenz leben. Die übrigen verteilen sich auf rund 23 Dörfer – eines schöner als das andere. Wer den Bregenzerwald bereist, wird sofort spüren, dass hier irgendetwas anders ist als im übrigen Land: Es ist eine einzigartige Mischung aus Tradition und Moderne, die sich auf den ersten Blick vor allem in der besonderen Architektur zeigt.
Ob Bushaltestelle oder Hotel, Supermarkt oder Wohnhaus, Kapelle oder Kindergarten – hier wird traditionell und gleichzeitig in auffallend modernem Stil gebaut – mit klaren Linien, Glas und heimischen Hölzern. Die Gebäude schmiegen sich in die schöne Landschaft, als wären sie hier ganz natürlich gewachsen.
Aber nicht nur in Handwerk und Baukunst spiegeln sich der Sinn für Nachhaltigkeit, Schönheit und Kultur, sondern auch in der Kulinarik, für welche die Wälder ebenfalls berühmt sind. In urigen Wirtshäusern und gepflegten Restaurants zaubern Köchinnen und Köche Kreationen aus regionalen Zutaten auf die Teller. Meistens stammen die Produkte von Bauernhöfen aus der Umgebung.
Eine der bekanntesten Spezialitäten: würziger Bergkäse. Wer die Bregenzerwälder Käsekultur kennenlernen will, hat dazu auf vielfältige Weise Gelegenheit – beim Schaukäsen, im Käsehaus in Andelsbuch, auf einer der Almen oder direkt bei einem der Schauaufsland-Bauernhöfe.
Für den Stellplatz-Check habe ich mir einige dieser Schauaufsland-Höfe im Bregenzerwald angeschaut und unter anderem köstlichen Käse erstanden. Wer autark ist und den Bregenzerwald und seine gastfreundlichen Bewohner aus der Nähe erleben will, ist hier genau richtig.
Infobox
„Schauaufsland“ ist ein digitaler Stellplatzführer mit idyllischen Stellplätzen bei Bio-Bauernhöfen und anderen nachhaltigen Betrieben in Österreich. Ähnlich wie bei der deutschen Variante „Landvergnügen“ stehen Camper hier bis zu 24 Stunden gratis und lernen bei der Gelegenheit nachhaltige Landwirtschaft kennen.
Eine Mitgliedschaft kostet 34,90 Euro pro Jahr und ermöglicht den Zugang zu einer App (oder auch der Website) mit allen Infos, Bildern und Kontaktdaten. Für die Nutzung der „Platzerl“ können sich die Gäste zusätzlich und auf freiwilliger Basis mit einem Einkauf am Hof, der Nutzung von Angeboten wie Kräuterkursen oder Lama-Wanderungen oder einer freiwilligen (Futter-)Spende erkenntlich zeigen.
Weitere Infos: http://www.schauaufsland.at
Unser Routenverlauf durch die Region Bregenzerwald
Nachfolgend berichten wir über Sehens- und Erlebenswertes
der Bilderbuchlandschaft Bregenzerwald und zeigen
- 10 Stellplätze und
- 6 Campingplätze,
die wir besucht und geprüft haben.
- Bregenz - Festspielstadt, Kunst und Architektur
- Krumbach - Architekturschau an der Bushaltestelle
- Lingenau - Schönste Blumengemeinde Vorarlbergs
- Andelsbuch - Höhenflüge im Käsehimmel
- Bezau - Beste Aussichten beim Panoramabauern
- Raggal - Abstecher ins Großwalsertal
- Düns - Hier kommt der passende Wein zum Käse
- Dornbirn - Größte Stadt in Vorarlberg
Bregenz: Festspielstadt, Kunst und Architektur
Beginn der Tour ist in der namensgebenden Landeshauptstadt. Weltberühmt ist sie vor allem wegen der Opernfestspiele, die in den Sommermonaten auf der spektakulären Seebühne in Szene gesetzt werden. Und auch hier gibt es in der Altstadt für Architekturinteressierte schon einiges zu entdecken: zum Beispiel die Reste der Stadtmauern und das Wahrzeichen der Stadt, den Martinsturm mit seiner barocken Zwiebelhaube.
Herausragend sind auf jeden Fall auch zeitgenössische Bauten wie das Vorarlbergmuseum, das Festspielhaus und das Kunsthaus. Letzteres wurde von dem bekannten Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfen und zählt zu den architektonisch und programmatisch herausragenden Ausstellungshäusern für zeitgenössische Kunst in Europa.
Wortwörtlich ein Höhepunkt jedes Bregenzbesuchs ist außerdem ein Ausflug auf den Pfänder, den Bregenzer Hausberg. Oben angekommen eröffnet sich ein großartiger Ausblick über das Ostufer des Bodensees und die Stadt. Wer schon müde ist vom Stadtbummel, nutzt die Pfänderbahn. Sie bringt ihre Gäste in sechs Minuten von der Altstadt zur Bergstation auf etwa 1.000 Meter über dem See.
Einen richtigen Stellplatz gibt es in Bregenz nicht. Wer nur einen Zwischenstopp plant, kommt aber auf dem Parkplatz vom Gasthaus Sternen etwa sechs Kilometer außerhalb im Ortsteil Hard unter, wenn er dort einkehrt. Wer Versorgungsmöglichkeiten benötigt oder länger bleiben will, checkt auf einem der drei Campingplätze ein. Der von mir in Augenschein genommene Seecamping liegt schön, grün und relativ ruhig circa zehn Radminuten entfernt am westlichen Stadtrand. Allerdings ist der Platz für das, was er bietet, mit gut 40 Euro pro Nacht überteuert.
Krumbach: Architekturschau an der Bushaltestelle
Mich zieht es weiter aufs Land in das Dorf Krumbach, wo die Gastgeber des ersten Schaufaufsland-Platzerls mich an einer romantischen Feuerstelle in Empfang nehmen. Der Kühlschrank im Hofladen ist gut gefüllt mit selbst gemachten Köstlichkeiten, gerade ist ein Kälbchen geboren worden und bei einer Hofführung erfahre ich, worauf es bei einer nachhaltigen und tierfreundlichen Haltung ankommt. Meinen Kastenwagen stelle ich am Rand des Hofes ab, mit Blick auf Wiesen und Felder. Gegen eine Gebühr von fünf Euro kann ich duschen und das WC nutzen – ein perfekter Einstieg in das mit Sternenhimmel dekorierte Schaufaufsland-Universum.
Am nächsten Morgen zeigt mir Larissa, die den Hof zusammen mit ihrem Mann Ewin bewirtschaftet, noch die schönsten Sehenswürdigkeiten in Spazierweite vom Hof. Mein Lieblingsort wird die Lourdeskapelle Salgenreute. Der österreichische Architekt Bernardo Bader hat sie auf Initiative der Gemeindebewohner wieder aufgebaut aus Holz und Stein mit einer Schindelfassade – schlicht in ihrer Erscheinung, berührend in ihrer Ausstrahlung: Wer innere Einkehr und Stille sucht, kann sich hier niederlassen und an der Heiligen Maria vorbei durch hohe, klare Sichtfenster ins Grüne gucken.
In Krumbach lassen sich noch weitere architektonische Wunderwerke bestaunen: Renommierte Architekten aus Russland, Norwegen, Belgien, Spanien, Chile, Japan und China haben hier sieben „Wartehüsle“ (Bushaltestellen) gestaltet. Jeder von ihnen hat dafür mit Architekten und Handwerkern aus Vorarlberg zusammengearbeitet. Entstanden sind originelle und funktionale Bauwerke – und eine weitere Attraktion für Touristen.
Lingenau: Schönste Blumengemeinde Vorarlbergs
Nach einem kurzen Abstecher nach Riefensberg zum Camping Hochlitten (schöner Ort, tolle Lage, aber nur sehr wenige Touristenplätze) geht es über die sanft geschwungene B205 durch eine lieblichhügelige Landschaft weiter zum nächsten Tourstopp. Lingenau ist eine der ältesten Siedlungen der Region und ein ausgesprochen hübscher Ort.
Nicht umsonst wurde er schon mehrmals zur „schönsten Blumengemeinde Vorarlbergs“ gewählt. Gleich im Zentrum des 1.500-Einwohner-Dörfchens sticht die Pfarrkirche ins Auge. Sie wurde vor wenigen Jahren renoviert und gleich mit einem Architekturpreis für ihr Innenleben geehrt – da steht nämlich unter anderem ein echter Olivenbaum.
Sehenswert ist auch die denkmalgeschützte Geschwendtobel-Brücke über den Fluss Subersach aus dem Jahr 1834. Die gedeckte Holzbrücke gilt noch heute als Meisterwerk der Ingenieurs- und Zimmermannskunst. Planer war der Südtiroler Alois Negrelli, der auch als geistiger Vater des Suezkanals gilt.
Die Lingenauer Hochbrücke ist dagegen eine moderne, 370 Meter lange Stahlbeton-Bogenbrücke, die zu den größten Brücken Mitteleuropas zählt. Zum Übernachten bietet sich entweder ein weiteres Schauaufsland-Platzerl an, bei Familie Kohler und ihren Alpakas. Alternativ wäre da noch der sehr schön gelegene Camping Feurstein, der allerdings für Touristen nur wenige Plätze bietet – unbedingt vorher anrufen.
Andelsbuch: Höhenflüge im Käsehimmel
Der nächste Höhepunkt der Tour wartet etwa sechs Kilometer weiter in Andelsbuch, genauer gesagt, auf dem 1.700 Meter hohen Hausberg, der „Niederen“ mit ihren herrlichen Wanderwegen. Von oben genießt man bei schönem Wetter einen grandiosen Blick über das Allgäu, die Schweizer Alpen, den Bodensee und den Bregenzerwald. Einige der Wege führen direkt zu Alpen, auf denen der traditionelle Bergkäse hergestellt wird, also mitten rein in die Bregenzerwälder Lebenskultur.
Der Stellplatz befindet sich gleich unterhalb an der Talstation der Doppelsesselbahn neben der Flugschule mit dem SB-Restaurant und der Dachterrasse. Ein perfekter Ort, um den Paraglidern und Drachenfliegern, die man oben von der Bergstation aus hat abheben sehen, beim Landen zuzuschauen – fast wie im Open-Air-Kino.
Aber auch unten im Ort gibt es einiges zu erleben: Das Werkraumhaus, auch ein Bau des Architekten Peter Zumthor, dient als Schaufenster für die hiesige Handwerks- und Gestaltungskultur, übrigens auch der größte Arbeitgeber im Bregenzerwald. Rund 40 Prozent aller Erwerbstätigen sind in der Handwerksbranche beschäftigt. Das Werkraumhaus beherbergt einen Shop und eine Wirtschaft und zeigt wechselnde Ausstellungen wie „Handwerk + Form“.
Alle drei Jahre zeigt sie nach einem vorangehendem Wettbewerb Stücke, die hiesige Handwerker gemeinsam mit Designern aus aller Welt entworfen haben.
Täglich geöffnet hat außerdem das Käsehaus Andelsbuch. Hier guckt man dem Senner über die Schulter, kostet verschiedene Käsesorten und deckt sich mit regionalen Spezialitäten ein. Das geht übrigens auch beim Schaufaufsland-Platzerl „Nazé’s Hofladen“, wo die herzliche Familie Bär Braunvieh hält und in der Sennerei Käse, Naturjoghurt und Butter herstellt – das Frühstück ist sicher.
Bezau: Beste Aussichten beim Panoramabauern
Nur einen Katzensprung entfernt, auf der anderen Seite des Andelsbucher Hausbergs, liegt Bezau. Der Ort schmiegt sich auf einen weiten, lieblichen Talboden in 650 Metern Höhe. Früher war hier die Endstation der Bregenzerwaldbahn, die Bregenz mit dem Bregenzerwald verbunden hat. Heute ist man hier mit dem Bus unterwegs – oder im Sommer mit dem „Wälderbähnle“, einer restaurierten Nostalgiebahn zwischen Bezau und Andelsbuch. Auch in Bezau lässt es sich herrlich urlauben.
Direkt am Ortseingang und oberhalb der Bregenzerache liegt der rund ums Jahr geöffnete Campingplatz. Schwimmen kann man im Freibad nebenan. Im Winter schwingen Skifahrer und Tiefschneefahrer über die Pisten und Hänge im Skigebiet Niedere-Andelsbuch- Bezau. Der Einstieg in die Skibus- Haltestelle ist nur 300 Meter entfernt. Für Langläufer gibt es schöne Loipen. Die Betreiberfamilie ist sehr nett, alles ist gepflegt und sauber.
Einziger Wehrmutstropfen: Der Platz ist klein und auch hier geibt es nur wenige Touristenplätze. Es empfiehlt sich, vor der Anreise anzurufen ( Tel.: 0043/5514-2964). Ich fahre also weiter durch den hübschen Ort, den Berg rauf bis zum letzten Hof und melde mich beim „Panorama-Bauern“ an – noch ein herrlich gelegenes Schauaufsland-Platzerl. Im Hofladen gibt es Käse, Wurstwaren, frische Eier und Milch. Ich lasse die Womo-Kücher aber kalt und entscheide mich für einen Abendspaziergang und eine Verkostung der lokalen Küche vor Ort.
Frisch, regional und raffiniert: Ob auf der Alm, im urigen Wirtshaus oder im ausgezeichneten Restaurant – auf gutes Essen legt man im Bregenzerwald großen Wert. Viele der Spezialitäten stammen von Bauernhöfen oder aus kleinen Manufakturen. Vor allem der Bergkäse mit jahrhundertelanger Alptradition hat der Region große Beliebtheit bei Feinschmeckern eingebracht. Einblicke in die Genusskultur geben vielfältige Programme und Veranstaltungen, von der Alpwanderung bis zum Sennkurs. Mehrere Angebote kombinieren kulinarische Genüsse mit Bewegung: von der E-Bike-Tour auf eine Alpe im Sommer bis zu abwechslungsreichen Touren beim „Kulinarisch Wandern“. Selbstverständlich kann man aber auch auf eigene Faust losziehen und sich von den einladenden Speisekarten inspirieren lassen.
Beim Gasthaus Engel in Bezau kann ich die köstlichen Spinatknödel empfehlen. Kontakt: Wirtshaus Engel, Platz 29, A-6870 Bezau, Tel.: 0043 5514/2203.
Ragall: Abstecher ins Großwalsertal
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Au beim schönen, aber ausgebuchten Campingplatz Austria verlasse ich den Bregenzerwald und biege ab auf die B193. Die kleine Landstraße schlängelt sich aussichts- und abwechslungsreich am Fluss Argen entlang immer höher hinauf bis in das Große Walsertal. Die als Biosphärenpark geschützte Region beeindruckt mit einer herrlichen Landschaft, mit Schluchten, Wildbächen, bunten Alpwiesen und einem tollen Campingplatz.
Beim Camping Großwalsertal bekomme ich ohne Reservierung zumindest für eine Nacht einen Platz in der ersten Reihe – vor mir nur noch Berge, Weite und das Bachrauschen aus dem Tal – herrlich. Im Sommer verwöhnen die netten Gastgeber ihre Besucher auch noch mit einem gepflegten Schwimmbad. Wer wandern und zur Ruhe kommen will, kann sich kaum einen besseren Platz dafür aussuchen.
Düns: Hier kommt der passende Wein zum Käse
Nächstes Ziel ist der Stellplatz in der etwa 15 Kilometer westlich gelegenen Gemeinde Düns. Das beschauliche Dorf mit seinen 450 Einwohnern liegt auf etwa 750 Metern einladend auf dem „Sonnenbalkon des Walgau“. Neben einem Fischweiher und einer alten Mühle mit Wasserrad verleihen die schmucken Altbauten aus dem 17. Jahrhundert dem Ort ein einladendes Flair. Eine Besonderheit: Der vor rund einhundert Jahren in Vergessenheit geratene Weinbau wird seit einigen Jahren wieder von Privatpersonen kultiviert. Ein gemütlicher Ort für ein paar entspannte Tage in einer schönen Kulturlandschaft. Der Stellplatz ist gut ausgestattet mit Strom, Wasser und einer Entsorgungsstation. Mit 21 Euro ist der Platz aber überteuert, auch wenn da alles inklusive ist.
Dornbirn: Größte Stadt in Vorarlberg
Letzter Stopp ist in Dornbirn, mit fast 50.000 Einwohnern die größte Stadt in Vorarlberg mit etlichen Sehenswürdigkeiten. Ich beschränke mich für dieses Mal auf einen Bummel über den architektonisch interessanten Marktplatz. Er vereint Baustile aus dreieinhalb Jahrhunderten, vom 17. Jahrhundert bis in die Neuzeit. Samstags kaufen Einheimische und Gäste hier auf dem Wochenmarkt ein.
Anziehungsmagnet ist auch der Martinimarkt am 11. November und natürlich der „Christkindlemarkt“ im Advent. Der liebevoll von Privatleuten angelegte Stellplatz liegt zwei Kilometer entfernt in einem ruhigen Wohngebiet. Fazit dieser Tour: Für dieses leckere Fleckchen Erde reicht ein Besuch nicht.
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