> 35 Jahre Reisemobil International - Wohnmobiltest damals und heute

Eura Mobil 1989 vs. 2024: Alkoven-(R)Evolution

23.05.2024
Bild & Text: Simon Ribnitzky

In der Erstausgabe 1989 hat Reisemobil International einen Eura Mobil Alkoven der Sechs-Meter-Klasse getestet. Ein vergleichbares Modell führt der rheinhessische Hersteller auch heute im Programm. Ein etwas anderer (Vergleichs-)Test: Eura Mobil 600 LSS (1989) vs. Eura Mobil Activa One 630 LS (2024).

Wir schreiben das Jahr 1989. Vor 35 Jahren war das Alkovenmobil eine feste Größe auf dem Markt der Freizeitfahrzeuge. Heute fristet diese Wohnmobilgattung ein Nischendasein unter den Neufahrzeugen. Gleichwohl gibt es handfeste Vorteile für die Reisemobile mit der charakteristischen Schlafnase über dem Fahrerhaus – und Hersteller, die daran festhalten. Dazu zählt Eura Mobil aus dem rheinhessischen Sprendlingen bei Mainz. Activa One heißt die Baureihe und umfasst aktuell fünf Grundrisse.

Bereits für die erste Ausgabe von Reisemobil International 1989 rollte ein Alkovenmobil aus Sprendlingen zum Test vor, damals ein Eura Mobil 600 LSS. Zum Jubiläum haben wir uns einen aktuellen Eura Mobil Activa One 630 LS angeschaut – ein Vergleich, der spannende Schlaglichter auf die Entwicklung bei Reisemobilen in mehr als drei Jahrzehnten wirft, der aber auch erstaunliche Gemeinsamkeiten zutage fördert.

Größenwahrnehmung: Kompakt ist relativ

Doch der Reihe nach. Beim Eura Mobil 600 LSS von 1989 handelt es sich um ein 5,97 Meter langes Alkovenmobil. „Geräumig, aber unhandlich“ sei der Ruf dieser Fahrzeuggröße schrieb der RMI-Tester vor 35 Jahren. Aus heutiger Sicht gehen selbst die 6,44 Meter Länge des aktuellen Eura Mobil Activa One 630 LS noch als kompakt durch – so hat sich über die Jahrzehnte die Wahrnehmung verschoben.

Besonders deutlich wird die Entwicklung von 1989 bis heute beim Basisfahrzeug und seiner Motorisierung. Der Peugeot J5 des 600 LSS, schon damals dem Fiat Ducato sehr ähnlich, verfügte über einen 2,5-Liter-Turbodiesel mit 92 PS. Für damalige Verhältnisse war das üppig, der Tester lobte folglich den „auch an langen Steigungen zugkräftigen“ Motor.

Der Activa One von heute rollt bereits serienmäßig mit 140-PS-Turbodiesel vor, optional sind potente 180 PS und ein komfortables Automatikgetriebe mit neun Fahrstufen möglich – daran wagte 1989 wohl noch kein Reisemobilist zu denken. Das Grund-Setup des Fahrwerks – Einzelradaufhängung vorn, Starrachse hinten – blieb indes unangetastet.

Bildergalerie

Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim Grundriss

Eine erstaunliche Kontinuität bei der Konstruktion von Wohnmobilen legen die Grundrisse der beiden Mobile nahe. Hier gleichen sich 600 LSS und 630 LS recht genau. Das Querbett im Alkoven erreicht ähnliche Abmessungen (rund zwei Meter Länge, 140 bzw. 150 Zentimeter Breite). Im Wohnraum folgt auf der Fahrerseite eine Volldinette, gegenüber eine Längs- sitzbank. Hier wie dort entstehen durch Umbau daraus zusätzliche Schlafplätze für insgesamt maximal fünf Camper. Das Bad befindet sich in beiden Mobilen fahrerseitig im Heck.

Unterschiedlich hingegen die Platzierung der Küche. Im alten 600 LSS ist sie als große L-Küche beifahrerseitig im Heckbereich installiert. Der Activa One setzt auf einen kompakteren Küchenblock auf der Fahrerseite zwischen Sitzgruppe und Bad. Letzteres fällt im aktuellen Alkovenmobil deutlich größer aus, da es über rund zwei Drittel der Fahrzeugbreite reicht. Möglich wird so eine separate Duschkabine, das gab es 1989 noch nicht.

Der Check des aktuellen Activa One offenbart indes, dass dieser Grundriss auch heute noch seine Vorzüge hat. Das Raumangebot an der Sitzgruppe fällt schlicht überwältigend aus. Mit Brett und Einlegepolster lassen sich die vordere Dinetten-Bank und das Längssofa verbinden (Durchgang zum Fahrerhaus dann nicht mehr möglich) und es entsteht eine riesige und gemütliche U-Sitzgruppe. Die verlängerbare Tischplatte ist auch von der Längsbank prima erreichbar. Geselligen Runden mit mehreren Campern oder dem entspannten Lümmeln der Zweiercrew steht nichts im Wege.

Infobox

EXTRA

Den kompletten Testbericht von 1989 lesen Sie in der Erstausgabe von Reisemobil International – jetzt kostenlos herunterladen.

Aus heutiger Sicht würde mancher Urlauber wohl die fehlende Fahrrad-Garage bemängeln. 1989 wagte daran auf sechs Meter Länge noch keiner zu denken. Für weniger sperriges (Sport-)Gepäck indes boten bzw. bieten 600 LSS und 630 LS jede Menge Platz. Bei beiden gibt’s einen Außen-Stauraum im Heck sowie einen ebenfalls per Außenklappe erreichbaren Stau- raum unter der Längsbank – der natürlich auch vom Innenraum aus zugänglich ist. Beim Activa One 630 LS misst die Außenklappe stolze 107 mal 56 Zentimeter. Der Stauraum selbst kommt auf satte 128 Zentimeter Länge, bei 80 Zentimeter Höhe und 60 Zentimeter Tiefe.

Gewicht: Damals wie heute ein Thema

Typisch für aktuelle Modelle von Eura Mobil ist der Doppelboden. Im Falle des 630 LS ist er bis zu 38 Zentimeter hoch und ist teils durchladbar über die gesamte Breite. Im Modell von 1989 fehlt dieses Konstruktionsmerkmal (noch).

Vom Thema Stauraum kommen wir direkt zum Thema Gewicht. Immer mehr Komfort- und Sicherheits-Features machen moderne Fahrzeuge nicht eben leichter. Die fahrbereite Masse des Activa One 630 LS von 2.910 Kilogramm mutet da noch vergleichsweise bescheiden an.

Doch mit ein paar Extras (Markise etc.), vier Campern und gut gefüllten Stauräumen, müssen Urlauber bereits in diesem recht kompakten Fahrzeugsegment über eine Auflastung nachdenken: ein 4,4-Tonnen-Chassis bietet Eura Mobil optional.

Küche im Activa One 630 LS

Grundpreis und Wirklichkeit

Gewicht und Zuladung waren aber bereits beim Test des 600 LSS im Jahr 1989 ein Thema. Die Tester ermittelten inklusive 70 Liter Diesel und 100 Liter Frischwasser eine Masse von 2.620 Kilogramm. Macht bei 3,1 Tonnen zulässiger Gesamtmasse eine Zuladung von 480 Kilogramm für die anvisierten vier Camper und sämtliches Gepäck und Ausrüstung.

Damals wie heute ein Thema: Ein zunächst attraktiv anmutender Grundpreis erfordert zahlreiche aufpreispflichtige Extras bis zum reisefertigen Fahrzeug. So wurden aus den 57.190 Mark Grundpreis des 600 LSS beim Testfahrzeug mehr als 74.000 Mark.

Der Acitva One 630 LS beginnt – immerhin mit Annehmlichkeiten wie dem 140-PS-Motor, Fahrerhausklimaanlage und Tempomat – bei 78.900 Euro. Sinnvolle Extras wie das Travel-Paket (unter anderem mit Rückfahrkamera, großer Dachhaube und Fliegengittertür) und die Markise verteuern ihn weiter. Wir schreiben das Jahr 2024.

Partnerangebote
Redaktion
Simon Ribnitzky
Simon Ribnitzky ist seit August 2019 Teil des Teams der Reisemobil International und wurde 2022 Chefredakteur.
zum Profil
AKTUELLE AUSGABE
07/2024
Abo
abschließen,
Prämie
sichern!
Akuelle image