> Carthago Compactline I 138 light

Teil 3: Ein Carthago für alle Fälle

22.03.2017
Text: Maren Siepmann | Bild: Reinhard Grässer, Julia Löffler, Hardy Mutschler

Von Juni bis November begleitete der Carthago C-Compactline I 138 light die Redaktion. Ein Fazit nach einem halben Jahr Dauertest.

Es sind die kleinen Dinge, die sich erst im Laufe der Zeit als besonders wertvoll erweisen – oder aber als besonders unpraktisch. Quietscht das Hubbett auch nach mehr als 10.000 Kilometern nicht? Ist der Kühlschrank auch für vier Personen groß genug? Und lässt sich die Heckgarage tatsächlich so einfach beladen wie es den Anschein hat? Daher der Dauertest: Mehrere Tester, unterschiedliche Reisen und das über einen längeren Zeitraum. Arbeitstitel: Nichts ist so hart wie der Alltag. Der Carthago C-Compactline I 138 hat diesen Dauertest durchaus positiv absolviert.

 

Beim Urlaub auf Korsika machten sich die kompakten Maße des Carthagos bezahlt. Sowohl bei der Überfahrt mit der Fähre als auch auf den kurvenreichen Inselstraßen (siehe oben)
Foto: Reinhard Grässer

Von Anfang Juni bis Anfang November war der Compactline für die Redaktion im Einsatz. Knapp 13.500 Kilometer legte er in dieser Zeit zurück. Mal diente er nur ein Wochenende lang als Hotelzimmer beim Städtetripp, mal führte es den Integrierten mehrere Wochen lang quer über die Alpen oder einmal um Korsika herum. Worin sich alle Tester einig waren: Der Carthago ist eine gute Kombination aus kompaktem, wendigem Fahrzeug und gut ausgestattetem Reisemobil mit Platz für vier Personen. (Fast) alles drin, alles dran – und das auf möglichst wenig Raum.

Die Eckdaten

6,40 Meter lang, 2,12 Meter breit, 3,5 Tonnen zulässige Gesamtmasse. Schon die nackten Zahlen weisen den Compactline als kurz, schmal, wendig und leicht aus – und machen ihn damit zum idealen Fahrzeug für alle, die bei so manchem „Riesen“ Bedenken in Bezug auf die Nutzbarkeit auf kleinen, schmalen Straßen haben. Der Al-Ko-Tiefrahmen spezial „light“ spart Gewicht und ermöglicht einen 17 Zentimeter hohen, beheizten Doppelboden, der nicht nur zusätzlichen, von innen beladbaren Stauraum bietet. Er nimmt auch die Bordtechnik auf und macht den Compactline so mit Fußbodenheizung zum gut isolierten, wintertauglichen Reisemobil. Ein weiterer Pluspunkt: Trotz des Doppelbodens kommt Carthago im Innenraum komplett ohne Stufen aus. Keine Stolperfallen, keine ärgerlichen Hindernisse – top.

Nicht nur der Al-Ko-Tiefrahmen spezial „light“, auch der holzfreie Aufbau aus jeweils 38 Millimeter starkem Aluminium-(Wände) und GfK-Sandwich (Dach und Boden) und der Möbelbau in bewährter Leichtbauweise sparen Gewicht. So bleiben bei einer gewogenen Leermasse von 2.882 Kilogramm üppige 618 Kilo Zuladung. Mit zwei Campern und Gepäck bleiben noch 206 Kilogramm über die Normbeladung hinaus – das sollte einem Paar reichen. Bei vier Personen bleibt eine Restzuladung von 36 Kilogramm. In diesem Fall reicht die 3,5-Tonnen- Variante knapp aus. Wer dann allerdings noch eine Markise montiert und schwere Sportgeräte einpacken möchte, sollte über eine Auflastung nachdenken. Der Compactline wird auch mit 3,70, 3,85 und 4,25 Tonnen angeboten.

Den Heckrahmen gestaltet Carthago aus vier Teilen, die Stoßstange ist separat und somit im Falle eines Schadens recht einfach und günstig zu ersetzen. Fahrer- und Beifahrerairbag, ABS, elektronische Wegfahrsperre, ESP, ASR und Hillholder gehören zur Serienausstattung.

Der Grundriss

Halbdinette mit drehbaren Fahrersitzen, Seiten-Quersitz und verschiebbarer Tisch, darüber ein Hubbett, dahinter Längs-Bad mit separater Duschkabine, kompakte Längsküche und im Heck das Querbett: Der Grundriss ist klassisch, bei einem Reisemobil dieser Länge aber auch kaum anders zu realisieren.

Trotz seiner geringen Länge und Breite kommt im Carthago Compactline trotzdem kein Gefühl der Enge auf. Die Betten mit einer Größe von 192 mal 140/130 (Heckbett) und 180 mal 155 Zentimetern (Hubbett) sind auch größer gewachsenen Personen groß genug. Und auch im Durchgang zwischen Küche und Bad bleibt ausreichend Platz, so dass zwei Personen aneinander vorbeigehen können. Das Bad ist mit separater Duschkabine gut dimensioniert und bietet reichlich Schränke und Ablagemöglichkeiten.

Unter dem Querbett findet sich die Heckgarage, die mit 205 mal 95 mal 115 Zentimetern reichlich Platz für sperriges Gepäck, Fahrräder und andere Sportgeräte bietet. Dieses lässt sich durch die beiden Türen gut einladen. Auch dass der unter dem Heckbett platzierte Kleiderschrank bei voller Nutzung nach hinten in die Garage ausfährt, ist kein Problem. Selbst dann bleibt noch genug Platz. Was im Testfahrzeug scheinbar fehlt, sind Zurrösen. Einige Tester behalfen sich zunächst damit, die Garage mit leeren Koffern aufzufüllen, um das Gepäck gegen Verrutschen zu sichern. Eine der letzten Test-Crews entdeckte die Zurrösen dann jedoch im beiliegenden Bordbuch – Problem gelöst.

Kollegin Julia Löffler und Sohn Elias machten es sich in Küche und Sitzgruppe gemütlich. Dank des zusätzlichen Seitensitzes konnte die kleine Familie hier sogar zu dritt sitzen, ohne die Pilotensitze drehen zu müssen.
Foto: Julia Löffler

Den Gasflaschen spendiert Carthago ein eigenes Fach, in dem die beiden Flaschen nebeneinander stehen. Da der Gasflaschenkasten zudem auch noch ohne Schwelle auskommt, gelingt der Flaschentausch überaus komfortabel.

Auf dem Campingplatz Kirchzarten (Schwarzwald) bewies der Carthago im Oktober, dass er sich auch für einen Kurzurlaub mit Kleinkind eignet.
Foto: Julia Löffler

Die Praxis-Erfahrungen

Besonders während der Fahrt punktet der Carthago mit seinen kompakten Maßen. Egal ob in der Stadt oder auf verwinkelten Dorfstraßen, auf der Fähre nach Korsika oder einmal quer über die Alpen – selbst unerfahrene Fahrer kamen mit dem kompakten Integrierten gut zurecht und lobten seine Wendigkeit. Das Fahrgefühl selbst ist typisch für Fiat: Der 2,3-Liter-Motor schnurrt zuverlässig vor sich hin, die 148 PS, die der Testwagen mitbringt, sollten es aber schon sein. Auch das manuelle Sechsganggetriebe ist guter Standard. Kleiner gewachsene Tester haben jedoch Probleme mit der Sitzposition.

Personen unter 1,65 Meter kommen nur schwer an die Pedale heran. Probleme bereiteten auch die Außenspiegel. Die sind zwar sehr groß, werden aber zum Teil von der B-Säule verdeckt und blockieren durch ihre Größe zum Teil die Sicht auf die Straße.

Was allen Testern als störend auffiel, waren die Geräusche während der Fahrt. Vor allem das Hubbett quietschte – ausgerechnet vorn links über dem Fahrer. Dies war auch deswegen so deutlich zu hören, weil in dem Dauertester kein Radio verbaut und es daher im Fahrerhaus sehr ruhig war. Kein Radio? Und keine Rückfahrkamera? Für die meisten Tester sind solche Extras unverzichtbar. Das fehlende Navi hingegen ließ sich über ein mobiles Teil ersetzen.

Extrem positiv dagegen die Verbrauchswerte: Gleich mehreren Kollegen gelang es, den Integrierten mit deutlich unter 10 Litern zu fahren. Auch der durchschnittliche Test-Verbrauch pendelte sich mit 9,8 Litern bei einem guten Wert ein.

Die große Sitzgruppe kam bei allen Testern gut an. Dank zusätzlichem Seitensitz ist hier ausreichend Platz für bis zu fünf Personen – oder auch, um einfach mal die Füße hochzulegen. Ebenso kann sich die Küche sehen lassen. Sie ist mit elektrisch zündendem Dreiflammherd, großer Spüle und Auszügen samt Soft-Einzug gut ausgestattet. Da sich die Abdeckung der Spüle zudem als Regal an der Wand einhängen lässt, bleibt auch genug Ablagefläche. Sehr zu schätzen wussten alle Tester die installierte Kaffee-Kapsel-Maschine. Auch der Thetford-Kühlschrank mit 160 Litern und 30-Liter-Eisfach ist mehr als ordentlich dimensioniert und lässt kaum Wünsche offen.

Die Zustimmung aller Tester fand das Bad: viel Platz in Schränken und Regalen, dazu eine separat abtrennbare Duschkabine – richtig groß für ein Mobil dieser Größe. Unterschiedlich waren die Ansichten über den Kleiderschrank. Einerseits setzt Carthago mit seiner Konstruktion eine wirklich gute Idee um: Unter dem Heckbett platziert lässt er sich stufenlos nach hinten verlängern und ragt dann etwas in die Heckgarage hinein. So ist der Kleiderschrank immer genau so groß, wie er gerade sein soll. In der Praxis erwies sich seine Nutzung aber als schwierig, da sich das Schloss ständig verhakte und die Schiebetür blockierte. Auch ein Reparaturversuch brachte nur kurzfristig Abhilfe. Schon nach der nächsten Fahrt ließ sich die Tür wieder nicht bewegen.

Davon abgesehen machte die Verarbeitung des Carthago Compactline insgesamt einen guten Eindruck, lediglich Kleinigkeiten gingen kaputt. So lockerte sich der Rahmen eines Pushlocks an der Küchenschublade und der im Tankdeckel integrierte Magnet versagte nach einiger Zeit seinen Dienst. Ansonsten hielt der kompakte Integrierte allen noch so großen Belastungen des Dauertests tapfer stand.

Das Bad erwies sich als absolut praxistauglich. Es bietet genug Platz und auch die Dusche ist gut nutzbar.
Foto: Julia Löffler

Fazit

Ein kurzes, schmales Reisemobil, das vier Personen Platz bietet, dabei niemals eng wirkt, ausreichend Stauraum und Zuladungsreserven für Gepäck und Sportgeräte bietet und zugleich auch noch wintertauglich ist – das muss man erst mal hinbekommen. Carthago ist es mit dem C-Compactline I 138 light gelungen. Der Grundriss ist funktional und überzeugt auf ganzer Linie. Die schmalen Abmessungen machen den Integrierten nahezu alltagstauglich. Nicht selten nutzte die Redaktion den Dauertester auch als Pkw-Ersatz. Dass es unter anderem für die klemmende Kleiderschrank-Tür ein paar Punkte Abzug gab, ist zu verschmerzen. Dieses Problem hätte sich mit einem Besuch beim nächsten Händler schnell abstellen lassen. Für den Preis von 82.845 Euro dürfte Carthago allerdings gerne auch noch ein Radio/Navigationsgerät drauflegen.

Technische Daten

  • Fahrgestell

    Fiat Ducato, 109 kW (148 PS), Al-Ko-Tiefrahmenchassis, manuelles Sechsganggetriebe, Frontantrieb

  • Maße und Massen

    (L x B x H): 640 x 212 x 289 cm, Radstand 352,5 cm, Stehhöhe: 198 cm, unter Hubbett: 175 cm, zul. Gesamtmasse: 3.500 kg, Anhängelast gebremst: 2.000 kg

  • Aufbau

    Dach: GfK-Sandwich (Alu-Innenseite), Wände: Alu-Sandwich, Doppelboden: GfK-Sandwich

  • Betten

    Heckbett: 196 x 147/136 cm, Hubbett: 185 x 160 cm

  • Füllmengen

    Frisch-/Abwasser: 120/90 l, Gas: 2 x 11 kg, Kühlschrank: 160 l

  • Serienausstattung (Auszug)

    Truma Combi 6, Tempomat, Klimaanlage Fahrerhaus, Insektenschutzrollo Aufbautür, Heckgarage zweitürig, Küchenzeile mit Dreiflammkocher, 1 x 80 Ah Gel-Batterie im beheizbaren Doppelboden

  • Grundpreis / Testwagenpreis

    76.100 Euro / 82.845 Euro

KilometerstandDas ist unterwegs passiert
2.948 kmÜbernahme des Carthago Compactline in Stuttgart.
4.980 kmDas Schloss des Kleiderschranks unter dem Heckbett blockiert, die Tür lässt sich nicht mehr öffnen. Die Redaktion schraubt das Schloss ab, justiert es neu: Der Schrank lässt sich wieder nutzen.
5.941 kmNach einer Wochenend-Tour ist das Kleiderschrank-Schloss erneut verrutscht, die Tür lässt sich nicht öffnen. Die Redaktion verzichtet auf weitere Reparatur-Versuche und nutzt den Kleiderschrank ab sofort nur noch als Ablage für Kabel und Schläuche durch die abnehmbare Rückwand in der Heckgarage.
9.199 kmFotograf Bernd Hanselmann verbringt während des Caravan Salons in Düsseldorf auf dem Messe-Stellplatz P1 mehrere Nächte in dem Carthago.
13.504 kmDer Tankdeckel schließt nicht mehr vollständig, offenbar versagt der integrierte Magnet seinen Dienst.
13.974 kmBeide Gasflaschen sind leer und müssen getauscht werden.
16.397 kmRückgabe des Carthago Compactline in Aulendorf
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Redaktion
Maren Siepmann
Maren Siepmann ist seit August 2014 bei der Reisemobil International und für die Themen Praxis & Zubehör zuständig.
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