> 6000 Kilometer nach Andalusien

Dreamer City Camp im Praxistest: Wie schlägt sich der Van im Alltag und auf Reisen?

19.12.2025
Bild & Text: Juan Gamero

Im Südwesten Andalusiens scheint die Weite grenzenlos und das Land voller ursprünglicher Schönheit: Eine 6.000 Kilometer lange Tour mit dem Dreamer City Camp führt zu neuen Horizonten und eröffnet andere Perspektiven.

Es sind Bilder wie das der versinkenden Sonnenscheibe am Horizont über dem Meer, die jeden von uns immer wieder auf die Piste treiben, auf der Suche nach Sehnsucht, Freiheit und innerer Ruhe. Der Weg dahin – oftmals lang und beschwerlich – scheint dann wie weggewischt. Man atmet durch, und das kaum merkliche Lächeln auf unseren Lippen zeigt: Allein für diesen einen Moment hat sich alles gelohnt.

Im September ähnelt die Gutwetter-Garantie in deutschen Breiten einem Lotteriespiel, und wir wollen unbedingt den Sommer verlängern. Selbst im Süden Frankreichs und der katalanischen Mittelmeerküste ist ab Mitte September oft Schluss mit lustig – Grund genug für die meisten Campingplätze dort den Betrieb einzustellen. Schnell war klar: Es wird tief in den Süden gehen.

Da wir als berufstätige Camper nur begrenzt freie Zeit haben und wir obendrein auch noch flexibel und mobil für Städtetouren bleiben möchten, fällt unsere Fahrzeugwahl auf den gerademal fünf Meter kurzen Dreamer City Camp aus dem Hause Rapido: Er wird seiner Modellbezeichnung – City Camp – noch alle Ehre machen. Denn er passt in jede Pkw-Parkbucht des Supermarkt-Parkplatzes, wird sich trotz Aufstelldach und 204 Zentimetern Gesamthöhe auch in der einen oder anderen Tiefgarage (Höhe bis zu 2,2 Metern) in der südandalusischen Atlantikmetropole Cádiz abstellen lassen und selbst in mittelgroße Parklücken auf der Straße passen.

Kurzum: Der Dreamer City Camp ist größtenteils alltagstauglich. Sicher – und das wissen wir auch – kann er zwei Erwachsenen mit schwarzem Cocker-Hundemädchen – ihr Name ist Isalie – nicht so viel Platz und Komfort bieten wie ein ausgewachsener Teilintegrierter. Dafür bietet er wiederum andere Vorzüge. Zum einen bietet die Ford-Transit-Custom-Basis Pkw-ähnlichen Fahrkomfort. So sind trotz Aufstelldach und den damit verbundenen Windgeräuschen Gespräche bei einer Reisegeschwindigkeit von 130 km/h problemlos möglich, ohne nach einer Weile heiser zu sein. Zudem treibt unser Testmobil das 170 PS starke Turbodieselaggregat mit Automatikgetriebe an (Aufpreis 5.450 Euro), das kräftigen Vortrieb ermöglicht und bequemes schaltfreies Fahren gewährleistet.

Zusammen mit Assistenzsystemen wie Spurhalteassistent und Tempomat sowie dem bequemen Frontgestühl mit jeweils zwei Armlehnen fährt es sich im weich gefederten Dreamer City Camp auf langer Tour komfortabel und ermüdungsfrei. Einzig der 55 Liter fassende Dieseltank sorgt zu Beginn für etwas Verwirrung: Der Bordcomputer des vollgetankten Dreamer gibt eine Reichweite von gerade mal 650 Kilometern an. Und die fahre ich, wenn nötig, auf der sprichwörtlichen rechten Backe ab. So lernen wir auf Tour einige Tankstellen-Mitarbeiter mehr kennen als gewohnt. Aber gut: Der Hund muss ja auch mal raus.

Unsere erste Etappe führt uns vom Südwesten Deutschlands ins südfranzösische Okzitanien ins Department Herault und in die Nähe von Beziers und Valras Plage. Beim Camping fallen die Vor- und Nachteile der zweiten Schiebetür auf der Fahrerseite besonders auf. Damit diese nutzbar ist, wurde die fahrerseitige Möbelzeile ordentlich eingekürzt – dafür ist der fahrerseitige Durchstieg aber angenehme 62 Zentimeter breit. Der gewonnene Platz eignet sich gut, um dort nachts eine mobile Toilette hinzustellen, oder in unserem Fall das Hunde-Kuschelkörbchen von Isalie. Tagsüber fährt man die schwere Schublade aus, die mit einer 25 Liter fassenden Kompressor-Kühlbox von Dometic bestückt ist. Die Box arbeitet angenehm leise, ihr Volumen genügt. Ein Kühlschrank wäre jedoch übersichtlicher. Beim Kochen müssen wir uns mit einer Flamme (inklusive Piezo-Zündung) begnügen, der Topf sollte maximal 20 Zentimeter Durchmesser haben.

Der gekürzte Küchenblock bedeutet auf der Haben-Seite sehr gute Beinfreiheit bei gedrehtem Fahrersitz, auf der Soll-Seite aber, dass einige Staufächer entfallen. In der Kombüse gibt es ein Schubfach für das Besteck und ein 30 mal 30 mal 20 Zentimeter großes Staufach, über dessen Bodenblende auch der Wassertank samt Tauchpumpe zugänglich ist. Die restlichen Vorräte und das Gros des Kochgeschirrs finden deshalb im 62 mal 45 mal 26 Zentimeter großen Bettkasten Platz. In die Höhe wächst die Möbelzeile erst weit hinten im Fahrzeug. So bleibt trotz großer Spüle noch ein angenehmes Maß an Abstellfläche übrig. Der deckenhohe Kleiderschrank fällt hingegen entsprechend bescheiden aus und Regalböden fehlen. Zudem ist er vom Wohnraum aus nicht zugänglich. Ansonsten bleiben noch ein paar kleinere Staufächer und Gepäcknetze, die einiges an Kleinkram aufnehmen. Die leicht verschiebbare Schlafsitzbank ist eine Entwicklung der Schwestermarke Westfalia. Auf 101 Zentimeter Breite bietet sie drei gurtgesicherte Sitzplätze und zweimal Isofix.

Die Sitzfläche wird mit wenigen Handgriffen zu einer ebenen, vergleichsweise breiten Liegefläche. Die ist durchaus komfortabel, aber definitiv von der strafferen Sorte. Ohne Topper sind die Gurtpeitschen zu spüren. Das Aufstelldach lässt sich mit drei Riemengurten sicher verschließen. Clever ist, dass sich das Bettgestell beim Anheben abwinkelt, was die Stehhöhe verbessert. Dass die Matratze deshalb im Fußbereich dünner wird, ist in der Praxis nicht von Nachteil. Tatsächlich fällt das Dachbett mit Froli-Federtellern ausgesprochen bequem und groß aus. Leuchten mit Schwanenhals, USB-Steckdosen und eine Dachreling fehlen nicht. Durch die drei großen Fenster mit Fliegengitter gelangt viel Licht und Luft ins Fahrzeuginnere des Dreamer City Camp.

Flexibel verwendbar ist der 86 mal 51 Zentimeter große Tisch. Im Wohnraum per mittig platzierten Fuß im Boden arretiert oder draußen mittels vier höhenverstellbarer Beine aufgestellt – beides geht.

Nach einigen Tagen führt uns unsere Tour im Dreamer City Camp – in einem Rutsch – weiter an unseren Sehnsuchtsort: die Bucht von Cadíz. Von der Nordspitze der Bucht und dem quirligen und doch entspannten Küstenort Rota erkunden wir die malerische Route der weißen Dörfer, lassen es uns an Kilometer langen Stränden bei 30 Grad gut gehen und essen Muscheln, Gambas und Tapas, was das Zeug hält. Städtetrips in die andalusischen Metropolen Sevilla und Cadíz runden unseren anstrengenden, aber ereignisreichen Trip nach El Big Sur ab. Und eins steht für uns danach fest: Wir kommen sicher wieder.

Paella der Extraklasse veredelt den Tag.

Technische Daten des Dreamer City Camp

Basis: Ford Tourneo Custom Titanium 2.0 EcoBlue, Vierzylinder-Turbodiesel mit AdBlue u. SCR-Katalysator, Hubraum 1.996 cm³. Max. Leistung 125 kW (170 PS) bei 3.500/min, max. Drehmoment 390 Nm bei 1.750/min. Achtgang-Wandlerautomatik, Vorderradantrieb. Abgasnorm Euro 6e
Maße: (L x B x H) 505 x 203 x 205 cm, Radstand 310 cm
Masse fahrbereit: 2.628 kg*
Zul. Gesamtmasse: 3.300 kg
Betten: Aufstelldach: 197 x 125 cm, Schlaf-Sitzbank: 197 x 101–123 cm
Füllmengen: Frisch-/Abwasser: 25 l /15 l innenliegend, Kühlbox 25 l, Gas 2,75 kg, Diesel 55 l, AdBlue 20 l
Aufbau: Stahlblechkarosserie (L1H1) mit Aufstelldach, Schiebetür beidseitig, Wärmeschutzverglasung mit zwei Ausstellfenstern. Einzelradaufhängung an Vorder- und Hinterachse. Möbelbau aus CPL-beschichtetem Pappelsperrholz, Schlaf-Sitzbank mit 2x Isofix in Schienenboden, Innenverkleidung aus Kunststoff-Formteilen, teils mit Stoff oder Filz kaschiert
Serienausstattung (Auszug): LED-Scheinwerfer, Parkpilot inkl. Rückfahrkamera, Klimaautomatik, lackierte Stoßfänger, 13-Zoll-Infotainmentsystem, Schiebetür beidseitig, Möbelbau mit Küchenausstattung, Außendusche
Extras (Auszug): 170-PS-Motor inkl. Automatikgetriebe 5.450 €, Pack Ready u. a. inkl. Dieselstandheizung (2.200 W), 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und Außendusche 2.470 €, Outdoor-Kit inkl. Tischhalterung und 2x Campingstuhl 740 €, Metallic-Lackierung Chrome Blue 2.280 €, Infotainmentsystem inkl. Navigation 1.090 €
Verbrauch: 8,3 l/100 km
Grundpreis: ab 61.700 €
Testwagenpreis: 73.730 €
www.dreamer-van.de

Wenn nach tagelanger Fahrt im Dreamer City Van der „El Toro de Osborne“ – ehemals Werbung für Brandy, heute Kulturdenkmal – am Straßenrand steht, bist du in Andalusien.

Dreamer City Camp: Mein Fazit

Der Dreamer City Camp erweist sich auf unserer langen Tour als komfortabler Reise-Van, der sich dank kompakter Maße auch im Alltag gut schlägt. Im Campingeinsatz eröffnet die zweite Schiebetür ein deutliches Plus an Raum und Bewegungsfreiheit, was aber auf Kosten der Küchenmaße und Stauraum geht. Ein Kompromiss, den es zu beachten gilt.

Redaktion
Juan Gamero
Juan Gamero ist seit Juli 1991 bei der Reisemobil International. Er testet Reisemobile & Co. und ist Experte für Technik.
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