> Mit dem Camper in Südtirol unterwegs

Stellplatztipp: Ultental in Südtirol

05.06.2024
Bild & Text: Simon Ribnitzky

Bei einer Wanderung im Ultental nicht weit von Meran stoßen Urlauber auf die wohl ältesten Nadelbäume Europas. Einen schönen Stellplatz fürs Wohnmobil gibt’s in dem von Jahrhunderte alten Bauernhöfen geprägten Tal obendrein.

Val d’Ultimo, übersetzt „Letztes Tal“, so lautet der italienische Name für das Ultental in Südtirol. Und auch wenn der Name laut neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen höchstwahr- scheinlich auf einen Bewohner namens „ulte-nu“ zurückgeht, steckt doch ein Fünkchen Wahrheit darin. Denn Südtirol platzt zwar sommers wie winters touristisch aus allen Nähten, doch im Ultental geht es vergleichsweise beschaulich zu.

Dabei sind es von der Kurstadt Meran gerade mal 17 Kilometer bis nach St. Pankratz, der ersten Ortschaft des Ultentals – es auf dem Weg durchs Etschtal und den Vinschgau links liegen zu lassen, wäre ein Fehler. Wer die zunächst in steilen Serpentinen aufwärts führende Straße unter die Räder des Reisemobils nimmt und dem Flüsschen Falschauer über rund 40 Kilometer bis zum Talende bei St. Gertraud auf 1.501 Meter über NN folgt, entdeckt eine idyllische Landschaft inmitten sattgrüner Wiesen.

Geprägt wird das Ultental vor allem durch zahlreiche, teils uralte und urige Bauernhöfe. Ein Highlight sind zudem die drei Ultner Urlärchen am Waldrand unweit von St. Gertraud. Sie gelten laut der dort aufgestellten Hinweistafel als die ältesten Nadelbäume Europas – mindestens 850 Jahre, seit etwa 1150 stehen sie hier, so Erkenntnisse der Wissenschaft. Bei einer 1930 umgestürzten Lärche wurden sogar mehr als 2.000 Jahresringe gezählt – Rekord.

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Stellplatz mit toller Infrastruktur

Das Wohnmobil parkt während der Wanderung durchs Ultental auf dem Stellplatz Adlerhorst oberhalb des Zoggeler Stausees, etwa auf halbem Weg das Tal hinauf. Es ist der einzige offizielle Stellplatz im Tal. Der große Parkplatz an der Talstation der Schwemmalm-Bergbahn ist für Reisemobile zum Übernachten leider tabu. Doch das macht nichts: Der neu angelegte, familiär geführte Stellplatz Adlerhorst besticht nicht nur durch seine Lage oberhalb des Stausees.

Zum Service gehört obendrein ein piekfeines Sanitärgebäude und ein kleiner Hofladen, in dem Camper zum Beispiel frisches Ultner Brot bekommen – ein Roggen-Fladenbrot mit Kümmel, Fenchel und Brotklee, gebacken im Steinofen. Lecker. Einzige Einschränkung des Stellplatzes: Die Straße, auf welcher der Verkehr taleinwie talauswärts rollt, ist vor allem auf den vorderen Plätzen gut hörbar.

Das ändert sich auf besagter Wanderung. Am besten folgen Urlauber dafür dem Ultner Höfeweg, der unweit des Stellplatzes in der Ortschaft Kuppelwies beginnt und auf insgesamt 18 Kilometern bis zum Talschluss in St. Gertraud und wieder zurück führt. Einmal wandert man auf der linken Talseite, einmal über die Wiesen und durch Wald entlang der Hänge auf der gegenüberliegenden Seite. Der Weg führt vorbei an Bauernhöfen in historischer Holzbauweise samt typischen Schindeldächern und vermittelt so einen guten Eindruck von der stets präsenten bäuerlichen Kultur im Ultental.

Ultner Urlärchen: ganz besondere Bäume

Am Waldrand auf der Schattenseite des Tals, nicht weit vom Ortszentrum von St. Gertraud entfernt, führt der Weg an den Ultner Urlärchen vorbei. Die drei Bäume stehen auf 1.430 Meter Meereshöhe und waren einst Teil einer ganzen Gruppe von Lärchen. Der dickste Baum, zu erkennen an seiner auffälligen, knollenförmigen Wucherung, bringt es auf einen Stammumfang von mehr als acht Metern, seine Krone reckt sich rund 35 Meter über dem Boden.

Besonders auffällig ist der dritte Baum: Er ist innen hohl, es steht quasi nur ein Mantel. Schon vor Generationen in sechs Meter Höhe geborsten, hat ein Nebenast daraufhin die Wipfelrolle übernommen. Obwohl nur in diesem schmalen Strang Leben pulsiert, treibt auch dieser Baumtorso frisches Grün und hat bereits eine Höhe von mehr als 20 Metern erreicht.

Bergab geht es nun weiter auf dem Ultner Höfeweg zurück zum Wohnmobil. Wer noch Zeit hat, wandert talauswärts weiter und erreicht nahe des Pankratzer Stausees das verfallene Mitterbad. In dem Kur- und Heilbad kurierten einst Berühmtheiten wie Kaiserin Sisi oder Heinrich und Thomas Mann ihre Leiden aus. Das Ultental – ein Ort voll spannender Entdeckungen in wunderschöner Natur.

BUCHTIPP

Eine spannende Rolle spielen sowohl die Ultner Urlärchen als auch das einstige Heilbad Mitterbad im Südtirol Krimi „Die Stille der Lärchen“ von Lenz Koppelstädter. Hat Thomas Mann damals einen Mord beobachtet und in seinem Tagebuch festgehalten? Lenz Koppelstädter: Die Stille der Lärchen. Ein Fall für Commissario Grauner. Kiepenheuer & Witsch.

Redaktion
Simon Ribnitzky
Simon Ribnitzky ist seit August 2019 Teil des Teams der Reisemobil International und wurde 2022 Chefredakteur.
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