> Mit dem Camper auf den Spuren von Martin Luther

Stellplatztipp: Lutherstadt Mansfeld

27.09.2024
Bild & Text: Claus-Georg Petri

Der große Reformator: Die Lutherstadt Mansfeld im Südharz birgt bedeutende Bauwerke aus der Jugend Martin Luthers. Gleich neben einem etwas versteckten Stellplatz.

Irgendwie fällt dieses Mansfeld nicht so recht auf. Wer mit seinem Reisemobil auf der B 86 den Harz östlich passiert, ist schnell hindurch durch die lange Stadt mit ihren knapp 3.200 Einwohnern. Vielleicht bemerkt er noch das Schloss Mansfeld von 1501 östlich auf einem bewaldeten Sporn, oder er wundert sich über das große Viadukt des kleinen Zuges Wipperliese über den Hagenbach, das wegen seiner nach unten hängenden Metallbögen so aussieht, als wäre es falsch herum gebaut.

Dabei lohnt es sich, den Blinker zu setzen und dem Schild „Lutherstätten“ zu folgen. Es lotst mitten hinein in den auf den ersten Blick beinahe verlassen wirkenden Ortskern, aber in der Straße Brauhausplatz verbirgt sich ein Stellplatz auf einem terrassierten Parkplatz. Wer hier logiert, begibt sich direkt auf die Spuren des jungen Martin Luthers.
„Der ist zwar in Eisleben geboren“, versichert die nette Dame in der Tourist-Info, „aber das war nur Zufall. Die Familie war auf dem Weg nach Mansfeld.“ Klein Martin hat die 16 Kilometer an jenem 10. November 1483 wohl nicht mehr warten wollen – kein Wunder, war es doch damals deutlich beschwerlicher zu reisen als heute.

Doch die wohlhabenden Eltern, Hüttenmeister Hans Luder und Margarethe Lindemann, kamen samt ihrem Säugling kurz drauf wohlbehalten an in Mansfeld. Dort wohnte die Familie alsbald in einem repräsentativen Wohnhaus mit Blick auf das Schloss. Das Haus in der heutigen Lutherstraße 29 gehört heute zu der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und ist zu besichtigen.

Luthers Elternhaus: Wo einst der kleine Martin aufwuchs, ist heute ein Museum.

Gegenüber steht seit 2014 das moderne Museum Luthers Elternhaus mit der Ausstellung „Ich bin ein Mansfeldisch Kind“. Dargestellt ist der Alltag der Familie Luder: Der spätere Reformator wuchs mit einem jüngeren Bruder und drei Schwestern auf, bis er 14 Jahre alt war. Zu sehen sind Kleidungsstücke, Geschirr und Gläser, aber auch Spielzeug wie Murmeln und Würfel.

Alte Lateinschule, heute Tourist-Info.

Zudem wendet sich hier bis zum 6. Januar 2026 die Mitmachausstellung „1525, Aufstand für die Gerechtigkeit“ an Kinder ab elf Jahren. Auf zwei Etagen erzählt sie die Ereignisse des Bauernkriegs in überdimensionalen Comics, weitere Stationen informieren über den Hintergrund.

Natürlich drückte der junge Martin die Schulbank: In der Mansfelder Lateinschule lernte er von 1490 bis 1497 vor allem Grammatik, etwas Logik, Rhetorik und Musik. Heute residiert in dem Gebäude die bereits erwähnte Tourist-Information.

Seine ersten Schritte hin zum Glauben machte er in der St.-Georg-Kirche: Die Stadtkirche von Mannsfeld wurde ab 1397 erbaut. Martin Luther diente in dem Gotteshaus als Ministrant. Evangelisch gab es noch nicht. Als Erinnerung an den späteren Reformator hängt ein Ganzkörperporträt Luthers von 1540 aus der Cranach-Werkstatt – womöglich mehr bewundert als die Schnitzaltäre aus dem späten 15. Jahrhundert, eine Empore mit 49 Bildtafeln und der spätgotische Taufstein.

Auch unter freiem Himmel widmet sich Mansfeld seinem berühmten Sohn: Am 81 Kilometer langen Lutherweg im Südharz, der die Stadt durchläuft und als Pilgerweg durch die malerische Wanderregion Mansfeld-Südharz führt, errichtete 1913 Paul Juckhoff auf dem Lutherplatz im Zentrum ein Lutherdenkmal im Jugendstil.

St.-Georg-Kirche
Lutherbrunnen

Dessen Sockel dient als Brunnen. Unterhalb des Heiligen Georgs, des Schutzheiligen der Stadt – siehe Relief am Rathaus –, sind Bronzebilder eingelassen. Die vordere Platte zeigt Martin Luther als 13-Jährigen mit dem Text „Hinaus in die Welt“. Die zweite Bronze stellt den Reformator bei seinem Thesenanschlag in Wittenberg dar mit dem Text „Hinein in den Kampf“. Das dritte Relief widmet sich ihm vor dem Reichstag in Worms: „Hindurch zum Sieg“.

Dass Mansfeld stolz ist auf seine Stellung im Leben Luthers, zeigt sich besonders am Wochenende nach Ostern. Dann erleben Besucher, wie der noch eher unbedeutende Junge eingeschult wurde. Gegenüber dem Lutherbrunnen feiert die Stadt diesen Moment jährlich samt Musik und Treiben auf dem Markt.

Der Brunnen im Zentrum der Stadt plätschert nur wenige Minuten zu Fuß vom Stellplatz entfernt. Als Ausgangspunkt für einen Spaziergang dort, wo einst der kleine Martin wohnte.

Der Stellplatz befindet sich in einer Seitenstraße nur wenige Schritte von allem entfernt.

Infobox

Wohnmobil-Stellplatz auf P2 in Mansfeld

Brauhausplatz 7, 06343 Mansfeld, Tel.: 034782/8710, www.mansfeld.eu, Parkplatz wird auch von Pkw genutzt, daher unklar, wie viele Stellflächen, bis 7 Meter auf leicht geneigtem, gepflastertem Untergrund, kein Strom, kein VE, Hunde erlaubt, Übernachtung gratis, zentral gelegen, alle Luther-Sehenswürdigkeiten in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.

Zum Weiterlesen: Hier geht’s zu weiteren Stellplatztipps und Reiseinspirationen.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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