> Rügen: Wohnmobil-Urlaub auf Deutschlands größter Insel

Eine für alle

26.06.2018
Text: Jutta Neumann | Bild: Tourismus Zentrale Rügen; Christian Thiele, Fotolia: Rico K.; Jutta Neumann

Kilometerlange Sandstrände, türkis leuchtendes Wasser, imposante Klippen, reetgedeckte Fischerkaten, mittelalterliche Backsteinkirchen, mondäne Seebäder und einzigartige Naturdenkmäler wie die berühmten Kreidefelsen – wer auf Deutschlands größter Insel Urlaub macht, dem fehlt es an nichts.

Ob wandern, radeln, reiten, segeln, surfen, baden oder bummeln – die sanft geschwungenen grünen Hügel, verwunschenen Seen, stillen Boddenlandschaften und bildschönen Strände lassen sich auf vielerlei Art erfahren – auch mit der Bahn: der Rasende Roland, die legendäre dampflokbetriebene Schmalspurbahn schnauft durch den Süden der Insel und ist dort überall mit ihrem eigentümlichen Huhuuu zu hören. Selbst in der Hochsaison finden Naturliebhaber hier einsame und mystische Fleckchen. Sicher mit ein Grund dafür, warum die so ausdrucksvolle Insel auch vielen Künstlern als Ort der Inspiration dient. Abseits der großen Hauptrouten kommt das Wohnmobil gut voran. Durch verträumte Alleen, entlang blühender Rapsfelder und durch malerische Dörfer ist schon die Fahrt durch Rügen ein Erlebnis.

Putbus

Erstes Etappenziel ist die liebliche Halbinsel Mönchgut, UNESCO-Biosphärenreservat im südöstlichsten Zipfel von Rügen. Auf dem Weg dorthin machen die Stellplatztester Halt in Putbus, einem prächtigen Ort, für den sich Durchreisende Zeit nehmen sollten. Die ehemalige Residenzstadt beeindruckt mit noblen, in Weiß gehaltenen klassizistischen Gebäuden rund um den Circus, einen als Rondell angelegten Platz, in dessen Mitte ein 19 Meter hoher Obelisk Aufmerksamkeit erregt. Stadtgründer Fürst Wilhelm Malte I. hinterließ neben einmaliger Architektur auch einen wunderschönen, im englischen Stil angelegten Schlosspark mit riesigen Mammut- und Tulpenbäumen. In der Orangerie erleben Besucher Konzerte und Ausstellungen. Wer länger bleibt, checkt im zwei Kilometer entfernten Yachthafen in Putbus-Lauterbach bei der Wasserferienwelt Im Jaich ein. Dort zu übernachten ist nicht günstig, aber luxuriös. Die Anlage ist bestens ausgestattet und bietet zahlreiche Freizeitaktivitäten wie Segelkurse, Angeltouren oder Motorboot- Törns. Wen es von hier aus auf ein wirklich einsames Eiland zieht, der wandert mit einem Führer über die gegenüberliegende unbewohnte Insel Vilm.

Stellplatz-Info: Wasserferienwelt Im-Jaich, Am Yachthafen 1, 18581 Putbus-Lauterbach, Tel.: 038301/8090, 14 Plätze auf Schotterrasen, Gebühr: 18 € (20 € HS) inkl. Entsorgung, Sanitärnutzung, Strom, WLAN, plus Kurtaxe, Wasser 0,50 €/50 l, Dusche 0,50 €/min, keine Chemie-WC-Entsorgung.

Sellin-Seedorf

Platsch. Mit einem sanften Laut lassen sich die Fische nach ihrer Mückenmahlzeit wieder ins Wasser fallen, im blauweiß bewölkten Himmel zirpen die Feldlerchen, zwei Schwäne fliegen vorbei, in der Ferne kräht ein Hahn, dazu das Klimpern der Segelmasten. Wer nach einem fast schon kitschigen Sonnenuntergang und einer traumhaft friedlichen Nacht am Neuensiener See morgens die ersten Geräusche hört, fragt sich vielleicht, ob er wirklich wach ist. Es ist fast zu schön, um wahr zu sein. Wohnmobile stehen auf dem idyllischen Stellplatz am Seglerhafen mit Blick auf vorbeischippernde Boote. Die Betreiber sind herzlich, das Sanitärgebäude ist gepflegt. Wer Hunger hat, speist gut in einem der hübschen Lokale oder packt sich im Räucherfischladen um die Ecke Proviant für ein Picknick ein. Einziger Haken: Wer einmal hier ist, kann sich kaum noch losreißen – zumal trotz der Abgeschiedenheit alles zu erreichen ist, was das Urlauberherz begehrt. Bewegungshungrige durchqueren auf einem der zahlreichen Fahrrad- und Wanderwege das ursprüngliche Mönchgut. Erholungsbedürftige nehmen den Bus, der stündlich und mit der Kurkarte gratis in das sehenswerte Seebad Sellin mit der historischen Wilhelmstraße und ihren im Bäderstil erbauten Villen fährt. Von hier aus geht es mit dem Aufzug oder zu Fuß hinunter auf die fast 400 Meter lange Seebrücke, eines der Wahrzeichen Rügens, und an den Sandstrand. Hier lässt es sich herrlich im Strandkorb faulenzen und anschließend bequem im Seebrücken-Restaurant speisen.

Stellplatz-Info: Stellplatz am Hafen, Seedorf 8, 18586 Sellin, Tel.: 038303/95650, 6 Plätze auf Asphalt, Gebühr: 12 Euro, plus Kurtaxe, Strom 0,50 €/0,9 kWh, Wasser: 1 €/100 l, Dusche: 0,50 €/2 min, keine Entsorgung.

Göhren

Früher ein kleines Fischerdorf, ist das Seebad heute der größte Ort auf der Halbinsel. Hier beginnt nicht nur die Deutsche Alleenstraße, die durch ganz Deutschland bis zum Bodensee führt, sondern auch die beliebte Schmalspurbahn, von den Rüganern „Rasender Roland“ genannt. Der mit einer Dampflokomotive betriebene Zug bringt die Rügen-Gäste bis nach Putbus. Nicht versäumen: Ein Drink im holzvertäfelten und wunderschön restaurierten Speisewagen. Ambiente und Service sind einmalig.

Für Wohnmobilreisende könnte die Lage des Bahnhofs besser nicht sein. Der Rasende Roland hält direkt neben dem Campingplatz Regenbogen. Wer hier Urlaub macht, freut sich über den tollen, breiten Sandstrand und die Promenade, die vom Platz aus in wenigen Minuten zu erreichen ist. Das mit Kino, Restaurant und Supermarkt ausgestattete Camp liegt lauschig und ruhig in einem lichten Kiefernwald direkt hinter dem Strand. Aber es ist teuer und die sanitären Anlagen müssten bei diesem Preis sauberer sein.

Einladend: traditionell reetgedeckte Häuser gehören im Mönchgut zum Landschaftsbild.

Weniger luxuriös, dafür günstiger, schön und mit direktem Strandblick stehen Reisemobilisten in der Surfoase Mönchgut am südlichsten Zipfel der Halbinsel. Hier lässt es sich herrlich baden, surfen oder über die Zickerschen Berge wandern.

Der Mix aus sanften Hügeln, schroffen Steilküsten, weißen Sandstränden, schmalen Landzungen und herrlichen Bodden ist in diesem Teil der Insel besonders eindrucksvoll. Eine perfekte Gegend für Naturliebhaber und weit genug weg vom Rummel in den Seebädern. Ein schönes Ausflugsziel – mit Aussicht auf frischen Fisch oder auch ein leckeres Stück Kuchen und selbst gerösteten Kaffee – ist der älteste Gasthof Rügens im hübschen Dörfchen Middelhagen. Der ehemalige Dorfkrug „Zur Linde“ wurde um 1400 eröffnet und ist mit seinen unverputzten Ziegelsteinmauern, dem rustikalen Holzfußboden und gemütlichen Biergarten nicht nur aus kulinarischer Sicht sehr einladend.

Bildergalerie

Binz

Weiter geht’s in Richtung Norden zur Halbinsel Jasmund mit ihren weltbekannten Kreidefelsen. Auf dem Weg liegt Binz. Das größte Seebad der Insel feiert dieses Jahr sein 700-jähriges Bestehen. Den besten Ausblick auf die prächtige Promenade, den Sandstrand und die Villen im Zuckerbäckerstil bekommen Stadtbummler von der 370 Meter langen Seebrücke. Wer genug gesehen hat, steigt um ins Schiff und besichtigt die Kreidefelsen schon mal vom Wasser aus. Lohnenswert ist ein Ausflug in das drei Kilometer entfernte Jagdschloss auf dem Tempelberg. Es ist gut mit dem Rasenden Roland oder der Kutsche er Schöner wohnen? Auf Stellplätzen wie hier in Dranske stehen Wohnmobile fast direkt am Strand. reichbar. Wer nach dem Besuch der historischen Prunkräume noch die Wendeltreppe des imposanten Mittelturms erklimmt, wird mit einem umwerfenden Ausblick belohnt. Anschließend deftig speisen lässt sich in der urigen Schlossschenke.

Wohnmobilreisende checken etwas außerhalb in Prora ein. Bekannt ist der Ortsteil vor allem wegen seines kilometerlangen KdF-Gebäudes. Der weitläufige und komfortabel mit Hofladen, Restaurant und modernem Sanitärhaus ausgestattete Stellplatz liegt im Naturschutzgebiet und ist für große Fahrzeuge bestens geeignet. Am Platz befindet sich eine Bushaltestelle. Über einen Waldweg erreichen Radfahrer und Wanderer die Ostseebäder oder in der anderen Richtung Jasmund. Allerdings ist die Hauptstraße hörbar und Strandfans haben es etwas weiter ans Meer.

Lohme

Über den schmalen Landstreifen zwischen Ostsee und dem kleinen Jasmunder Bodden geht es weiter ins Herz des Nationalparks Jasmund. Die Lage des ganzjährig geöffneten Stellplatzes in Lohme-Hagen ist ideal – der am Waldrand im Grünen gelegene hintere Teil des Großparkplatzes ist für Reisemobile reserviert. Die Übernachtung ist preiswert, abends wird es ruhig, es gibt Strom, Wasser und Toiletten. Die Kreidefelsen sind von hier aus nur noch ein kurze Pendelbusfahrt oder 30 Gehminuten entfernt. Die Wanderung zum Königsstuhl, der mit 118 Metern höchsten Klippe, führt durch den als UNESCO-Weltkulturerbe gelisteten Buchenwald mit seinen geheimnisvollen Seen, Mooren und Hünengräbern. Die Aussicht auf die Steilküste ist spektakulär und in natura noch beeindruckender als auf dem Gemälde von Caspar David Friedrich. Dafür nimmt der Rügen- Fan gerne in Kauf, dass er da oben selten allein ist.

Wer länger auf der Halbinsel bleiben und noch besser versorgt sein will, fährt weiter zum Stellplatz am Dorfladen direkt im Ort Lohme. Der ist zwar teurer, aber perfekt ausgestattet. Die Betreiber sind nett, das Sanitärgebäude gepflegt, im Laden gibt es außer frischem Brot, Käse und Wurstwaren alles, was Camper brauchen. Der Kurort mit dem kleinen Hafen ist sehenswert, und wer keine Lust hat zu kochen, findet dort diverse Einkehrmöglichkeiten. Vom Stellplatz aus gibt es mehrere Rad- und Wanderwege zu den Kreidefelsen. Bernsteinsammler bleiben am Wasser, schlendern am Strand entlang bis nach Glowe und genießen die Aussicht auf Kap Arkona, den nördlichsten Punkt der Insel.

Glowe

Das ehemalige Fischerdorf liegt direkt am Anfang des schmalen Meeresarms, der die Halbinseln Jasmund und Wittow ganz im Norden verbindet. Reisemobile stehen gegenüber der sichelförmigen Bucht auf gekennzeichneten Flächen des öffentlichen Parkplatzes.

Für Sonnenanbeter ist das hier ein absoluter Traum, aber auch Naturliebhaber kommen auf ihre Kosten. Die ausgedehnten Kiefernwälder zwischen Glowe und Juliusruh sind europäisches Walderbe. In den flachen Gewässern sind sogar Robben zu Hause und lassen sich mit etwas Glück bei einem Strandbummel beobachten. Zugvögel lieben diesen Ort, machen hier regelmäßig Rast.

Altenkirchen

Am anderen Ende der langen Bucht, auf der Halbinsel Wittow, liegt Altenkirchen. Der Ort verzaubert mit alten Backsteinbauten, reetgedeckten Katen, der wunderschönen Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert sowie dem freistehenden Glockenturm.

Für einen längeren Aufenthalt bietet sich der landschaftlich sehr schön gelegene Campingplatz Drewolde an. Reisemobile stehen hier in einem naturbelassenen Kiefernwald in unmittelbarer Nähe des elf Kilometer langen Strandes. Die Atmosphäre ist familiär und entspannt, die sanitären Anlagen tipptopp.
Mit dem Fahrrad sind das sieben Kilometer entfernte Kap Arkona und der wilde, einsame Nordstrand

Putgarten

Der perfekte Ausgangspunkt für Ausflüge zum Kap Arkona ist Putgarten. Das ehemalige Bauern- und Fischerdorf besticht mit einem ganz besonderen Charme. Mittelpunkt des Ortes ist der Rügenhof, ein ehemaliger Gutshof, der heute neben Ferienwohnungen eine Kunst- und Handwerkskolonie beherbergt. Wer von Putgarten aus weiter will zum Kap Arkona oder in das einmalig schöne Fischerdorf Vitt, muss das Auto stehen lassen. Ab hier geht es zu Fuß, mit dem Rad, der Kutsche oder der Arkonabahn weiter. Wohnmobile stehen ohne Versorgung, aber gut und günstig auf dem zentralen Parkplatz. Kap Arkona ist Standort des Deutschen Wetterdienstes und gehört zu Recht zu den beliebtesten Ausflugszielen der Insel. Die Aussicht von den Leuchttürmen über die Ostsee und das Wittower Land ist herrlich. Wer gut zu Fuß ist, wandert von hier aus über die steile hölzerne Königstreppe 42 Meter hinunter zum Steinstrand und an der imposanten Steilküste entlang bis in das unter Denkmalschutz stehende Fischerdörfchen Vitt. Zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten dort zählt die achteckige Kapelle, die wie der ältere der beiden Leuchttürme nach Plänen des berühmten Architekten Schinkel erbaut wurde.

Stellplatz-Info: Stellplatz beim Kap Arkona, Dorfstraße, 18556 Putgarten, Tel.: 038391/4190, 30 Plätze auf Asphalt, Gebühr: 5 € inkl. Wasser und Müllentsorgung, WC: 0,50 €

Dranske

Zum Tourabschluss lassen sich die Stellplatztester in Dranske nieder. Wer hungrig ankommt, speist gut in einer der ältesten Gaststätten Rügens, dem „Schifferkrug“. Für den Verdauungsspaziergang bietet sich ein Bummel durch den barocken Park an.

Der gepflegte Regenbogen-Campingplatz Nonnewitz liegt gleich am Strand und bietet einen traumhaften Sonnenuntergang mit Blick auf die gegenüberliegende Insel Hiddensee. Besser lässt sich eine Wohnmobilreise über diese wunderbare Insel kaum beenden.

Viele weitere Reiseziele und Wohnmobiltouren in Deutschland finden Sie in unserem Tourenführer Die 20 besten Wohnmobiltouren in Deutschland – Band 1.

Weitere Stellplätze in der Region finden Sie im BORDATLAS oder bei BORDATLAS Online.

Redaktion
Jutta Neumann
Jutta Neumann nimmt seit Oktober 2017 als begeisterte Camperin reisemobilfreundliche Routen und Stellplätze unter die Lupe.
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