> Wohnmobilstellplätze entlang der Deutschen Limesstraße

Grenzerfahrungen

02.04.2021
Bild & Text: Philipp Pilson

Auf den Spuren der Römer: Geschichtsträchtige Tour entlang der „Deutschen Limesstraße“ zwischen Hanau in Hessen und Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz. Was taugen die Übernachtungsplätze für Reisemobilisten entlang der ehemaligen römischen Grenze?

Ein Grenzwall aus Holzpalisaden, Stein oder Wasser trennte einst die römischen Provinzen Raetia und Germania Superior vom freien Germanien. Heute stoßen Reisemobil-Entdecker entlang des UNESCO-Weltkulturerbes auf imposante Römerkastelle, versteckte Wachtürme, sehenswerte Städte wie Koblenz oder das mondäne Bad Ems. Naturliebhaber kommen im Taunus auf ihre Kosten.

Der Limes ist eines der eindrucksvollsten und das längste archäologische Bodendenkmal Europas und gehört seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe. An vielen Stellen im Westerwald und Taunus sind die einstigen Grenzbefestigungen aus Wall und Graben noch erkennbar. Die „Deutsche Limesstraße“ folgt dem 550 Kilometer langen ehemaligen Grenzverlauf – für die Stellplatztester etwas zu lang, um alles in einer Tour im wahrsten Sinne des Wortes zu erfahren. Sie überqueren daher den Main bei Hanau in Hessen und folgen dem Limes, bis er bei Rheinbrohl am Ufer des Rheins endet.

Hanau

Die erste Station dürfte Märchen-Liebhabern ein Begriff sein: Jacob und Wilhelm Grimm wurden hier geboren. Erster Anlaufpunkt in der malerischen Innenstadt, die ihre Gäste mit schönen Fachwerkhäusern empfängt, ist das Nationaldenkmal der Brüder auf dem Marktplatz vor dem Neustädter Rathaus. Das Barockschloss Philippsruhe beherbergt das Historische Museum mit 500 Grimm-Exponaten.

Nicht verwunderlich: Hanau ist zudem Ausgangpunkt der Deutschen Märchenstraße, die quer durch Deutschland führt und in Bremen/Bremerhaven endet. Außerdem sehenswert: Das Deutsche Goldschmiedehaus, das hierzulande zu den bedeutendsten Ausstellungszentren der Gold- und Silberschmiedekunst gehört.

Die Parkplatzsituation für Reisemobile stellt sich in Hanau etwas schwierig dar. Ein eigener Stellplatz existiert nicht. Der insbesondere bei Dauercampern beliebte Campingplatz Bärensee erlaubte wegen Corona zum Zeitpunkt der Reise keine Übernachtungen für touristische Tagescamper, daher kann keine Bewertung erfolgen. Nach kurzem Zwischenstopp heißt es daher weiter Richtung Limeshain.

Rommelhausen-Limeshain

Für einen ersten direkten Kontakt mit den Überresten des Limes eignet sich der Rundweg in Rommelhausen-Limeshain, übrigens die einzige Kommune, die den Grenzwall im Namen trägt. Einfach den Straßenschildern „Sportplatz“ und „Limes“ folgen. Los geht es vom asphaltierten, großflächigen Parkplatz am Sportplatz, der sich auch zum Übernachten eignet, allerdings nichts bietet, außer einem Picknicktisch. Ein Tor am Waldrand markiert den Eingang.

Nach gut zehn Minuten wartet mitten im Wald ein rekonstruierter Limeswachturm (WP4/103). Der wurde aus Basalt mithilfe experimenteller Archäologie originalgetreu direkt neben seinem ursprünglichen Standort wiederaufgebaut. Die oberste Etage ist jederzeit zugänglich, Tafeln erläutern die geschichtlichen Hintergründe. Auf weiten Strecken in Deutschland verläuft der Limes schnurgerade und durchquert unbeeindruckt von der Vegetation Felder und Wälder, so auch hier. Auf dem geschotterten, drei Kilometer langen archäologisch-naturkundlichen Lehrpfad passiert der Wanderer zudem eine rekonstruierte Limespalisade sowie Kunstinstallationen in Form römisch und germanisch anmutender Holzfiguren.

Echzell

Wieder zurück auf der Straße durchqueren die Stellplatztester die fruchtbare, zwischen den Ausläufern von Taunus und Vogelsberg gelegene Ebene der Wetterau. Nach wenigen Kilometern auf der A45 lohnt ein Stopp im kleinen Ort Echzell. Nur ein paar Mauerreste zeugen davon, dass sich hier mit einer Fläche von 5,2 Hektar eines der größten Kastelle am obergermanischen Limes befand. Fundamente des ehemaligen Militärbades sind neben der heutigen evangelischen Pfarrkirche sichtbar. Reisemobilisten nächtigen hier auf dem Stellplatz am Sportplatz.

Kleine Randnotiz: Quasi um die Ecke hat Reisemobilausbauer La Strada seinen Firmensitz. Alternativ lässt es sich sehr schön und ruhig im nahe gelegenen Hungen-Inheiden die Nacht verbringen. Der beliebte Stellplatz liegt an einem Badesee, am Rande eines großen Schotterparkplatzes mit Strom und Versorgungsmöglichkeiten. Am Abend, wenn sich der Parkplatz leert, wird es ruhig – und gebührenfrei. Es bietet sich an, den Tag mit einem Spaziergang am See ausklingen zu lassen.

Video

Römerkastell Saalburg

Die nächste Station ist eines der Highlights dieser Tour. An nur wenigen Orten ist die römische Vergangenheit so greifbar wie hier am vollständig wiederaufgebauten Römerkastell Saalburg. Das im Taunus nahe Bad Homburg versteckt gelegene Kastell ist ein weitläufiger archäologischer Park samt Museum. Funde, rekonstruierte Räume sowie das Museumsrestaurant Taberna mit römischen und zeitgenössischen Speisen versprechen eine interessante Zeitreise.

Besonders eindrucksvoll ist das Eingangstor. Nicht minder imposant: principia (Stabsgebäude), praetorium (Kommandantenwohnhaus) und horreum (Speichergebäude). Nach Auskunft der Kastellverwaltung verbieten die „No camping“-Schilder auf den Parkplätzen hier nicht nur das Übernachten, sondern auch explizit das Parken während des Besuches für Reisemobile. Besucher müssen auf den Busparkplatz beim Hotel ausweichen, das sich am Anfang der Straße linker Hand befindet.

Großer Feldberg

Die Bundesstraße 456 weiter folgend, erreicht das Team das Taunus-Infozentrum in Oberursel samt Stellplatz. Wer gern sportlich unterwegs ist oder den Taunus zu Fuß erkunden möchte, findet hier sämtliche Informationen zu Flora, Fauna, Geschichte und Outdoor-Aktivitäten. Die Limesstraße führt von hier aus direkt hinauf zum Großen Feldberg, nicht zu verwechseln mit dem Feldberg im Schwarzwald. Unterwegs zum mit 879 Meter über NN höchsten Berg der Region bieten sich viele Waldparkplätze für einen Zwischenstopp an.

Oben angekommen, einfach immer der Beschilderung Feldberg folgen, der Busparkplatz kurz vor dem Feldbergturm ist für Reisemobile geeignet, lässt sich die Aussicht vom Brunhildisfelsen genießen und per pedes das Observatorium sowie die Überreste des Feldberg-Kastells erreichen. Das teilweise rekonstruierte Kastell mit Grundmauern eines Bäderhauses steht in der Mulde zwischen dem Großen und Kleinen Feldberg (826 Meter) und gilt als höchstgelegenes Kastell am Limes in Deutschland.

Foto: Taunus Touristik Service e.V.

Idstein

Vom Plateau wieder hinab geht es Richtung Idstein. Ziel ist der dortige Wohnmobilhafen. Ruhig, schön angelegt und mit fast allen Annehmlichkeiten ausgestattet, was braucht der Reisemobilist für eine Besichtigung mehr?

Die nur 500 Meter entfernte und denkmalgeschützte Innenstadt ist es allemal wert, besucht zu werden. Die ehemalige nassauische Residenzstadt strotzt vor Geschichte. Wahrzeichen ist der schon von Weitem sichtbare Bergfried, volkstümlich Hexenturm genannt. Der repräsentative König-Adolf-Platz, benannt nach dem Idsteiner Grafen, der von 1292 bis 1298 deutscher König war, ist Mittelpunkt der Stadt und gesäumt von Bauwerken aus fünf Jahrhunderten.

Bad Schwalbach

Der Taunus als Teil des Rheinischen Schiefergebirges ist reich an Heilquellen wie kaum eine andere Gegend. So gelangen die Stellplatztester nach wenigen Kilometern auf der B275 zum Staatsbad Bad Schwalbach. Im 16. Jahrhundert ist der Ort dank seiner eisenhaltigen und kohlesäurereichen Mineralquellen bekannt und berühmt geworden. Außer der Trink- und Badekur gehören auch Moorbäder aus dem hiesigen Moorlager für die Behandlung von Rückenleiden, Rheuma und Arthrose zum Kurangebot des Ortes, der 2010 offiziell das Prädikat „Heilbad“ erhielt.

Empfehlenswert ist eine Rundwanderung in die waldreichen Höhen der Umgebung, etwa zum Justinus-Felsen, in den sich ein vermutlich römischer Soldat verewigt hat. Praktisch: Der Stellplatz ist zwar sehr klein und schnell belegt, dafür liegt er direkt am Kurpark mit der Möglichkeit, an Trinkstellen seinen Wasservorrat – wohlgemerkt nicht den Wassertank – mit Heilwasser aufzufüllen.

Weiter der Limesstraße Richtung Bad Ems folgend, begegnet den Testern auf halber Strecke unübersehbar ein kleines Schmuckstück: Das Kleinkastell Pohl mit Wachturm direkt an der Bundesstraße 260 wurde als einziges Kleinkastell am Limes vollständig und authentisch rekonstruiert. Laut Kassenaufsicht ist eine Übernachtung auf dem geschotterten Areal direkt vor dem Kastell kein Problem: Geschichte zum Greifen nah.

Bad Ems und Nassau

In römischer Zeit sicherten zwei Kastelle an dieser Stelle den Lahnübergang des Limes. Heute befindet sich hier eines der schönsten Heilbäder Deutschlands: Bad Ems, das mit Heilquellen und eindrucksvoller Bäderarchitektur lockt. Im Kurpark, inmitten herrlicher Gartenkunst, lässt es sich Emser-Pastillen lutschend vortrefflich entspannen. Der etwas enge und versteckte Stellplatz direkt an einer Marina bietet sich für die Stippvisite an.

Lohnenswert ist ein Abstecher zum wenige Flusskilometer aufwärts entfernten Nassau. Malerisch thront oberhalb des Ortes die Burg aus dem 12. Jahrhundert. Im Ort selbst steht das Stein’sche Schloss. Es ist Geburtshaus des berühmten Reformers Freiherr vom Stein (1757 bis 1831). Er forderte in seiner „Nassauer Denkschrift“, bäuerliche Erbuntertänigkeit zu beseitigen und die Bürger an der Bewältigung gemeindlicher Aufgaben zu beteiligen.

Foto: Quelle Dominik Ketz_Westerwald Touristik-Service

Kannenbäckerland

Die Tester verlassen Koblenz und nehmen die Fahrt entlang der Limesstraße wieder auf. Sie verläuft hier über die Ausläufer des Westerwaldes, etwas abseits der Touristenströme. Im Limesdorf Hillscheid ist ein rekonstruierter Limesturm mit kleinem Museum, römischem Garten und Backofen zu besichtigen. Ganz in der Nähe eignet sich der mitten im Wald gelegene Wohnmobilpark Hüttenmühle gut als Ausgangspunkt für Wanderungen.

Der Nachbarort Höhr-Grenzhausen im Herzen des Kannenbäckerlandes ist Zentrum des keramischen Kunsthandwerks und besitzt Europas größtes Keramikmuseum. Ein Stellplatz befindet sich praktischerweise nur wenige Fußminuten entfernt. Keramikwerkstätten laden zum Erkunden ein. Oder selbst Hand anlegen in einem Workshop?

Auf den letzten Kilometern entlang der Limesstraße bietet der Zoo Neuwied tierische Abwechslung. Der größte Zoo in Rheinland-Pfalz beherbergt 1.300 Tiere und mehr als 180 Arten. Allerdings führt der Rundweg teilweise über steile Schotterwege, daher ist ein Besuch mit Kinderwagen und Rollstuhl nur bedingt geeignet. Der Parkplatz ist groß, im Reisemobil übernachten aber ausdrücklich verboten. Dafür bietet sich der kleine Stellplatz am Denkmalareal Sayner Hütte an, mit Schmetterlingshaus und Schloss Sayn in unmittelbarer Umgebung.

Bildergalerie

Rheinbrohl

Der Obergermanische-Raetische Limes nimmt in Rheinbrohl am Ufer des Rheins seinen Anfang. Der aus römischen Bruchsteinen rekonstruierte Wachturm WP 1/1 markiert den Beginn. Wer seinen Wissensdurst weiter stillen möchte, dem sei der Besuch im Erlebnismuseum Römer-Welt mit Limeslehrpfad wärmstens empfohlen. Mit allen Sinnen wird das Leben vor 2.000 Jahren erfahrbar gemacht.

Oder der Gast hält es wie die meisten Besucher des Weindorfes am Römerwall: Er lässt das Mobil im nahe gelegenen Bad Hönningen stehen und gönnt sich Bacchus zu ehren einen guten Tropfen.

Infobox

Viele weitere Reiseziele und Wohnmobiltouren in Deutschland finden Sie in unserem Tourenführer Die 20 besten Wohnmobiltouren in Deutschland – Band 1.

Weitere Wohnmobilstellplätze in Hessen und Rheinland-Pfalz finden Sie im BORDATLAS oder bei BORDATLAS Online.

Redaktion
Philipp Pilson
Philipp Pilson ist seit Oktober 2018 bei Reisemobil International und Experte für Praxis & Zubehör, Reisen und Social-Media.
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