Von Wellen umspült und dennoch ein sicherer Hafen: Seit Herbst 2024 ragt vor Prerow die längste Seebrücke im Ostseeraum ins Meer – sogar mit Ampel. Vom Stellplatz und Camp ist das 720 Meter lange Bauwerk schnell zu Fuß erreicht.
Meeresrauschen ist auf einem Stellplatz eher selten zu hören. Sogar auf dem Einmalübernachtungsplatz in Prerow ist es schwierig, der Ostsee zu lauschen: Gut 200 Meter durch dichten Kiefernwald schirmen das wogende Geräusch ab. Raus geht’s zum Spaziergang an den langen Sandstrand, der sich über die Nordküste der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst erstreckt. Herrlich, im Sommer den feinen Sand unter den nackten Füßen zu spüren – oder im Winter dem Strand das Profil der Gummistiefel zu verpassen.
Wer nach Westen läuft, stutzt alsbald: Was ragt denn da so weit hinein ins Meer? Und hat einen Hafen an der Spitze? Nach knapp drei Kilometern Stapfen am Strand ist die längste Seebrücke im Ostseeraum erreicht: 720 Meter lang und 4,20 Meter breit. Sie steht auf 87 Tragpfählen so sicher, dass hier sogar Rettungsfahrzeuge fahren können. In einer solchen Ausnahmesituation regelt eine Ampel den Verkehr.
Der Fußweg – Fahrzeuge aller Art sind verboten – führt weit hinaus aufs brandende Meer. Rechts und links weht der Wind durchs Geländer, und nach einem kurzen Stück an einer beidseitigen Ausbuchtung mit Sitzgelegenheiten steht auf zwei Holzstelen stolz: „Ostsee“ und „Prerow“. Nach einem Rechts- und einem Linksknick ist der Kopf der Seebrücke bald erreicht.
Dort windet sich der hufeisenförmige Inselhafen Prerow. Er ersetzt den Nothafen am Darßer Ort im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Dank seiner Größe ist er seit dem 16. Oktober 2024, dem Tag, an dem politische Prominenz das neue Wahrzeichen für Mecklenburg-Vorpommern zwei Jahren nach Baubeginn feierlich eröffnete, neuer Heimathafen des Seenotkreuzers der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Von hier aus erreichen die Retter ihr Revier vor Fischland-Darß-Zingst bis hin zur Kadetrinne.
Außerdem finden in dem neu geschaffene Etappenhafen zwischen Warnemünde und der Insel Rügen bis zu 33 Sportboote einen Tagesliegeplatz. Wenn die Boote festgemacht haben, klimpern die Leinen an den Masten der Segeljachten im steten Wind, der auch die Haare der Urlauber zerzaust. Die gehen besonders gern auf die öffentliche Dachterrasse des Hafenmeister-Gebäudes und schauen über die Ostsee bis hinüber zum kleinen Eiland Hiddensee vor Deutschlands größter Insel Rügen.
Über einen Seebrückenvorplatz mit Sonnendeck und einen modernen Turm für Rettungsschwimmer geht es 4,50 Meter raus über die Ostsee – samt dem Gefühl, auf hoher See zu stehen. Vielleicht lassen sich auch gerade ein paar Angler beobachten, wie sie Makrele und Kabeljau aus den Fluten ziehen.
Die könnten schnell auf dem Teller landen, etwa vom Fischrestaurant Seeblick. Das serviert direkt am Ufer vor der Seebrücke maritim-kulinarische Köstlichkeiten in einem denkmalgeschützten Gebäude. Wer es nicht ganz so gediegen mag, stärkt sich an der Matjesbude nebenan und trinkt einen Schluck an der Wolffsbar.
Zurück zum Reisemobil sind es knapp drei Kilometer, die über 46 Millionen Euro teure Seebrücke im Rücken. Doch aufgepasst: Wegen des hohen Andrangs ist die Aufenthaltsdauer auf dem Stellplatz auf eine Nacht begrenzt. Wer länger bleiben will, der weicht einfach aus auf das Regenbogen-Camp Prerow – zu reservieren ist ratsam. Über den Strand sind es von der Anlage knapp zwei Kilometer bis zur Seebrücke, allerdings zur anderen Seite des knapp 1.500 Einwohner zählenden Ortes.
Ob hier oder da: Gäste sollten sich den abendlichen Anblick des neuen Superlativ-Bauwerks nicht entgehen lassen: Ab Sonnenuntergang wird die Seebrücke kunstvoll illuminiert. Im Sommer gibt es dann noch Live-Musik und etwas zu trinken bis in die späten Abendstunden. Und das direkt an der Ostsee mit Meeresrauschen.
Einmalübernachtungsparkplatz Fuchsberg, Strandzugang 22, L21, Tel.: 038233/6100, www.ostseebad-prerow.de, 54°26‘52.00“N/12°36‘18.00“E. An der Ostsee im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, 1,5 km vom Stadtzentrum entfernt. 15 Stellplätze auf Sand/Splitt, Wiese. WC, Hunde erlaubt. Aufenthalt max. 1 Nacht. Ganzjährig geöffnet. Ab 10 €. 1.5.–30.9. 15 €, 1.10.–30.4. 10 €. Kurtaxe (1.5.–30.9.) 2,50 €, ermäßigt 1,25 €. Kurtaxe (1.10.–30.4.) 1,50 €, ermäßigt 0,75 €. Bordatlas Deutschland 2025 von Reisemobil International, Seite 484.
Regenbogen-Camp, Bernsteinweg 4–8, 18375 Prerow, Tel.: 038233/331, www.regenbogen.ag
Tourist-Information, Gemeindeplatz 1, 18375 Ostseebad Prerow, Tel.: 038233/6100, www.ostseebad-prerow.de Hafenmeister André Bartels, Tel.: 0173/2472702, www.inselhafen-prerow.de
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