Wer mit dem Reisemobil nach Kronach kommt, sieht schon aus der Ferne sein Ziel: Festung Rosenberg. Doch bevor er diese gewaltige Anlage besucht, muss er sich zunächst für einen der zwei Übernachtungsplätze entscheiden. Der Wohnmobilstellplatz Hammermühle liegt einen Kilometer vom mittelalterlichen Zentrum entfernt, der andere Stellplatz an der Lucky-Stable-Ranch (Lucky-Stable-Ranch auf Facebook) gut drei Kilometer außerhalb. Von beiden ist die Altstadt gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Nichts wie hin also zur Festung Rosenberg mit ihren Bastionen. Weithin sichtbar kündet sie von der einstigen Macht der Bamberger Fürstbischöfe.
Spätestens seit dem 13. Jahrhundert existiert die Burg, erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1246. In den folgenden 500 Jahren ließen die Fürstbischöfe sie ausbauen – von bedeutenden Baumeistern wie Balthasar Neumann (1687 bis 1753). So entstand nach und nach auf mehr als 23 Hektar eine der schönsten Festungsanlagen Deutschlands als Meisterwerk deutscher Wehrarchitektur. Einst sicherte die Festung die nördliche Grenze des katholischen Fürstbistums Bamberg. Außerdem residierten in der im 16. Jahrhundert zum komfortablen Schloss ausgebauten Anlage die Fürstbischöfe bei Jagden und Gesellschaften – oder in schlechten Zeiten.
Die Festung hat manchem Sturm getrotzt. Noch heute lautet ein geflügeltes Wort der Kronacher: „Nie besiegt, nie bezwungen.“ Tatsächlich belagerten schwedische Truppen im Mai 1632 Kronach. Tipp: Die Spuren der Kanoneneinschläge sind noch heute am Burgfried zu sehen. Bei diesem ersten Sturm – weitere Belagerungen folgten – gelobten die Kronacher, wenn alles gut gehe, jährlich immer am Sonntag nach Fronleichnam eine Dankesprozession abzuhalten. Dieser Brauch der Schwedenprozession hat sich von 1634 bis heute gehalten.
Ein weiteres Zeichen der bewegten Vergangenheit Kronachs ist das Stadtwappen, mit dem der Fürstbischof 1651 die Bürger und ihre tapferen Weiber ehrte: Sie hatten im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) dreimal den schwedisch-sächsischen Belagerern getrotzt. Tipp: Seit 1654 prangt das Wappen von der Ehrensäule auf dem nach dem Wappenstifter benannten Melchior-Otto-Platz. Es zeigt drei Kronen, Rosen – und die geschundenen Männer. Erst mit dem Übergang an Bayern 1803 verlor die Anlage ihre strategische Bedeutung, blieb aber noch bis 1867 militärisch genutzt.
Im Jahr 1888 schließlich kaufte die Stadt Kronach ihr Wahrzeichen und leitete den Prozess ein, der bis heute andauert: den Ausbau als Zentrum für Kunst, Kultur und Tourismus. Im Gebäude lockt zum Beispiel die Fränkische Galerie, Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums mit einer deutschlandweit herausragenden Sammlung von Meisterwerken der fränkischen Kunst von der Spätgotik bis zur Renaissance. Auch für das leibliche Wohl ist hier oben gesorgt.
Tipp: Das Restaurant Bastion Marie besticht mit einem Biergarten, der außer Frischgezapftem einen herrlichen Blick über die Stadt serviert. Zu der gehört eine mehrheitlich im 15. Jahrhundert datierte, fast vollständig erhaltene Stadtbefestigung. Deren ältester Teil ist der Stadtturm aus dem 13. Jahrhundert. Drei Tore führten im Mittelalter in die von Feldern umgebene Stadt. Davon steht noch das im 14./15. Jahrhundert errichtete Bamberger Tor.
Im 16. Jahrhundert entwickelte sich Kronach zu einer florierenden Handelsstadt, die vor allem von Holz und Flößerei lebte. Über den Wasserweg wurde das im Frankenwald geschlagene Holz bis nach Holland geflößt. Wo Geld ist, kann sich Kultur etablieren. Entsprechend gilt Kronach als Zentrum der Kunst.
Besonders stolz ist die Kreisstadt auf Lucas Cranach den Älteren, der hier um 1472 geboren wurde und sich später sogar nach seiner Geburtsstadt benannte. Lucas Cranach ist neben Albrecht Dürer einer der herausragenden Maler und Grafiker der deutschen Renaissance. Als Hofmaler der sächsischen Kurfürsten schuf er ein Gesamtwerk, das heute zu den Höhepunkten in den Museen der Welt zählt. Lucas Cranach gilt als einer der produktivsten Maler der Neuzeit. Als Freund und Wegbegleiter Martin Luthers verlieh er der von Wittenberg ausgehenden Reformation ein Gesicht. Seine Porträts, Lehrbilder und Reformationsaltäre sowie die Illustrationen in den Reformationsdrucken vermitteln noch heute ein eindrucksvolles künstlerisches Abbild dieser bewegten Zeit.
Erfolg macht selbstbewusst: Im ältesten Rathaus der Stadt, der Steinernen Kemenate (heute von der Feuerwehr genutzt) gegenüber dem Neuen Rathaus am Martinsplatz 1, fand mit deftigen Worten der Beleidigungsprozess zwischen der Familie Lucas Cranachs und deren Nachbarn, der Familie Donat, von 1495 bis 1498 statt. Später wurde das Gebäude durch das im Jahr 1512 vollendete Historische Rathaus abgelöst, einem prächtigen Renaissancebau, der heute für Feierlichkeiten dient.
Den Stellenwert der Religion in der Stadt zeigen die Gotteshäuser: die Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptista, die Martinskirche auf dem Marktplatz (nicht mehr vorhanden), die Annakirche, die Spitalkirche St. Martha und Elisabeth sowie die Nikolauskirche am Friedhof. Dazu kamen die Festungskapelle, vier weitere Filialkirchen des Pfarrbezirks, die nach überstandener Pest 1645 errichtete Kreuzbergkapelle und das ehemalige Franziskanerkloster (heute Oblatenorden) des 17. Jahrhunderts. Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche, heute Christuskirche, von 1860/61 und die 1883 eingeweihte Neue Synagoge runden dieses Bild ab.
Doch es geht durchaus weltlich zu in Kronach: Auch in diesem Teil Frankens existiert die lange Tradition, Bier zu brauen. Früher besaß jeder Kronacher das Recht, Bier brauen zu lassen und es selbst auszuschenken – 1812 nutzten das von 434 Berechtigten noch 127 Bürger. Sie unterhielten dafür ein städtisches Dörr- und Brauhaus. Heute finden sich in der Stadt noch zwei Brauereien, im Landkreis einige weitere.
Tipp: Eine Möglichkeit, sich von der Kronacher Braukunst und Feierlaune zu überzeugen, bietet seit 1588 das jährliche Freischießen – das größte Volksfest des Frankenwalds, in diesem Jahr vom 10. bis 20. August. Nach so viel Kultur und Kunst, aber auch guter Laune, ist es ein Genuss, sich wieder in seine eigenen vier mobilen Wände zurückzuziehen. Die warten nicht weit entfernt auf einem der zwei Stellplätze.
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