> Städtetipp: Aurich in Ostfriesland

Mitten ins Herz

13.11.2020
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Verkehrsverein Aurich/Ostfriesland

Die heimliche Hauptstadt Ostfrieslands, Aurich, heißt Wohnmobilisten willkommen: Vom Stellplatz ist es nur ein Katzensprung in die Innenstadt. Hier zeigt sich die norddeutsche Lebensart auch in Kleinigkeiten – wie in einer Tasse Tee. Oder Kaffee.

Wer nach Aurich fährt, besucht nicht einfach einen Ort in Norddeutschland. Vielmehr reist er in eine Stadt, deren Tradition jahrhundertelang Fürsten und Verwaltung geprägt haben. Deren Einfluss ist noch heute unübersehbar und macht Aurich zur heimlichen Hauptstadt Ostfrieslands.

Reisemobilisten sind hier willkommen: Sie finden direkt am Wohlfühl- und Familienbad De Baalje einen neuen Stellplatz mit 20 Übernachtungsflächen, Ver- und Entsorgungsstation.

Stellplatz am Wohlfühl- und Familienbad De Baalje, Am Ellernfeld 2, 26603 Aurich

Die Lage könnte besser kaum sein: Schwimmbad, Sauna und Liegewiese befinden sich gleich nebenan. Der Auricher Hafen am Ems-Jade-Kanal mit dem Ausflugsschiff MS Stadt Aurich, Fahrrad- und Bootsverleih sowie Gastronomie sind ebenfalls nur 100 Meter entfernt.

Tipp: Hier finden Radler Anschluss an die regionalen Radrouten Ostfriesland-Wanderweg, Ems-Jade-Kanal-Wanderweg, Friesenroute sowie drei Auricher Routen – die Auricher Rundtour.

Und: Nur wenige hundert Meter sind es bis in die Auricher Innenstadt. Schon der Weg dorthin lohnt sich, geht es doch vorbei am Pingelhaus, einem der Wahrzeichen der Stadt: Bis dorthin reichte einst der Auricher Hafen, und einlaufende Schiffe wurden hier mit der Pingel begrüßt, einer Glocke. Tipp: Nach gerade mal 350 Metern ist in der Hafenstraße 5 die Auricher Kaffeerösterei erreicht – mit Café und Weinbistro. Kaffee im Land der Teetrinker.

Gerade mal 50 Meter weiter lädt das Miraculum ein, das Mach-mit- Museum im Gebäude des Historischen Museums. Seit 2001 inszeniert das Haus jedes Jahr ein neues Ausstellungsthema so, dass die kleinen und großen Besucher miteinander und mit jeder Menge Spaß auf Entdeckungsreise gehen, Exponate anfassen, ausprobieren und dabei eigene Erfahrungen machen. So wie in der Markthalle am Marktplatz, 300 Meter weiter – nur dass hier Dinge, die verkauft werden, im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Tipp: Zuvor geht es an der Teemanufaktur vorbei – hier gibt es den bekannten Ostfriesentee (auch in der traditionellen Spitztüte) und alles nötige Zubehör wie Sahnelöffel, Tüllensieb und Kluntjes, den leise, aber unüberhörbar im Tee knackenden Kandiszucker.

Gleich nebenan steht der Lambertushof mit der von 1832 bis 1835 erbauten Lambertikirche. In dem Gotteshaus steht der Ihlower Altar, den um 1500 die Lukas- Gilde in Antwerpen geschnitzt hat. Das gesamte Ensemble mit den Häusern und Aurichs ältester Kneipe Zur ewigen Lampe gegenüber gilt als ältester Gebäudekomplex mit Kirchturm. Der Glockenturm ist als Wahrzeichen der Stadt auf dem flachen Ostfriesland weithin sichtbar.

Bildergalerie

Doch wo finden sich nun die Spuren des einstigen Aufstiegs zur heimlichen Hauptstadt Ostfrieslands? Auf jeden Fall in dem Neu-Renaissance-Bau der Ostfriesischen Landschaft. Nebenan residiert die Bibliothek.

Ein weiterer Beleg ist das Schloss, das auf eine Burg der Häuptlingsfamilie Cirksena von 1447 zurückgeht. Als Aurich von 1815 bis 1866 zum Königreich Hannover gehörte, fiel der schlechte Zustand des Gemäuers auf. Komplett wurde die Burg abgetragen und auf ihren Grundmauern innerhalb von vier Jahren das heutige Schloss errichtet.

Am Schlossplatz steht auch das Marstallgebäude, eines der schönsten Bauwerke der Stadt. Heute nutzt es das Niedersächsische Landesamt für Bezüge und Versorgung. Über ihren Tod hinaus sogar haben sich die Grafen und Gräfinnen Ostfrieslands verewigt – im Mausoleum auf dem Stadtfriedhof. Den neoromanischen Zehneckbau mit Kuppelgewölbe hat 1875/76 der Maurermeister Gerhard Neemann als Begräbnisstätte für das Haus Cirksena erbaut, nachdem die fürstlichen, wertvollen Prunksarkophage in der Gruft der Lambertikirche von Wasserschäden bedroht waren.

1880 wurden sie in einer nächtlichen Prozession in das neu erbaute Mausoleum überführt. Die Grabstätte ist nicht öffentlich zugänglich. Die Stadtführervereinigung Aurich jedoch bietet von Mai bis September jeweils am ersten Donnerstag des Monats um 17 Uhr Führungen durch das Mausoleum an.

Doch es geht auch zukunftsorientiert in Aurich, wenn auch etwas außerhalb: Das EEZ, Energie-, Bildungs- und Erlebnis-Zentrum, bringt Besuchern aller Generationen die Welt der elektrischen Energie auf spielerische Weise näher.

Wer nach all diesen Sehenswürdigkeiten noch Lust auf eine Tasse Tee hat – allein, um Ostfriesland mal so richtig zu schmecken –, der sollte sich zur Stiftsmühle begeben. Vom Markt sind es schlappe 850 Meter dorthin – und die lohnen sich: Stolz präsentiert sich dieses Mühlenmuseum als höchste zu besichtigende Windmühle Deutschlands – mit weitem Blick über Aurich.

Und: In der Mühlenteestube Kluntje knistert endlich der Kandiszucker im heißen Tee. Ostfriesland, wie es schöner kaum sein kann. Ein prima Ausklang des Tages. Von hier aus sind es weitere 800 Meter zurück zum Stellplatz. Wer sein Fahrrad dabei hat, ist ganz fix, es ist recht flach hier. Es geht wieder vorbei am Hafen, wo die Atmosphäre richtig norddeutsch ist. Eben ostfriesisch.

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Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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