> Städtetipp Regensburg, Bayern

Perle an der Donau

04.08.2015
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Stefan Effenhauser

Sie ist eine der ältesten und schönsten Städte Deutschlands: In Regensburg schimmert noch heute der Glanz längst vergangener Zeiten.

In Regensburg erleben Reisemobilurlauber eine Metropole von historischer Dimension. Doch aufgepasst: Mit dem Reisemobil sollte niemand versuchen, in die Stadt hinein zu fahren. Regensburg, erstmals erwähnt um das Jahr 770, vermutlich aber viel älter, ist eng und verwinkelt.

Kein Wunder, liegt das Azur Camp um die fünf Kilometer von der Altstadt entfernt, zu Fuß sind es übrigens nur gut drei. Am besten ist, das Mobil dort abzustellen und mit dem Rad oder zu Fuß die schöne Stadt zu entdecken. Gleiches gilt für den Stellplatz am Kultur- & Spa-Hotel „Das Götzfried“.

Ausgangspunkt für einen klassischen Stadtrundgang: die Steinerne Brücke. Sie entstand von 1135 bis 1146 und galt als achtes Weltwunder. Unglaubliche 336 Meter lang, befestigt mit ursprünglich drei Türmen überspannt sie seither die Donau – jahrhundertelang als einzige Steinbrücke über den Strom in Deutschland und Österreich.

Tipp: Sehenswert ist die historische Wurstkuchl, älteste Bratwurststube der Welt. Im vom ewigen Rauch geschwärzten Gewölbe zischen und braten Würste auf dem offenen Holzkohlegrill. Dazu gibt‘s Kraut. Jedenfalls eine urige Stärkung direkt am Rande der Steinernen Brücke in der Thundorferstraße neben der Altstadt.

Gerade mal 400 Meter weiter geht‘s zum Nordtor des römischen Militärlagers Castra Regina. Porta Prätoria ist das Einzige, was von dem monumentalen längsrechteckigen Grundriss des Lagers erhalten ist. Von hier, direkt am südlichen Ufer der Donau gegenüber der Mündung des Zuflusses Regen, wollten die Römer im 2. Jahrhundert die Donaugrenze gegen das freie Germanien verteidigen.

Dass Porta Prätoria fast 2.000 Jahre zumindest in Teilen überstand, ist auch dem Christentum zu verdanken. Regensburg wurde 739 Bischofssitz. Dessen erste Bischöfe nutzten die repräsentative Anlage als Residenz.

Weiteres Muss auf der Runde ist der St. Peter Dom. Ihn prägen sein dreigeschossiger Innenraum und die westliche Fassade mit zwei weithin sichtbaren Türmen. Nach 250-jähriger Bauzeit war das Gotteshaus am Ende des Mittelalters so gut wie fertig.
So ist auch der Neupfarrplatz ein Überbleibsel aus einer – wenn auch unrühmlichen – Epoche der Stadt: Er entstand 1519, als die Judengemeinde vertrieben und ihr Viertel zerstört wurde. Heute ist die jüdische Vergangenheit im Document Neupfarrplatz im Untergrund des Platzes erlebbar. Seinen Namen erhielt der Platz von der Neupfarrkirche in seiner Mitte. Die war ab 1519 als Wallfahrtskirche „Zur Schönen Maria“ erbaut worden. Der Stadtrat war zum Protestantismus übergetreten und weihte sie 1542 als erste Kirche des neuen Glaubens ein: die neue Pfarrei.

Das Löschenkohl-Palais im Süden des Platzes gilt als bedeutendstes profanes Barockgebäude in Regensburg. Bankier Hieronymus Löschenkohl ließ das Palais von Baumeister Johann Michael Prunner aus Linz erbauen. Dennoch prägen heute Bauten des 20. Jahrhunderts den Neupfarrplatz.

So entstanden 1968/72 mit dem Abbruch von 22 Gebäuden und ganzer Straßenzüge ein Kaufhauskomplex sowie zwei Banken. Erst als der Neupfarrplatz 1995 umgestaltet wurde, verschwand der Betonbau der Stadtsparkasse wieder, es entstand ein Kaufhaus aus Naturstein. Außerdem versuchten die Stadtplaner, den alten Straßenverlauf wieder erahnbar zu gestalten.

In der Kram- und Tändlergasse haben einst Händler von Gebrauchsgegenständen und Altwaren gelebt und gearbeitet. Erstmals nachgewiesen ist sie 1279 als „inter utensilia“. 1359 hieß das Gebiet „unter den Chramen“, hier lebten Kleinhändler und Handwerker.

Der Goldene Turm ist eine der repräsentativsten Patrizierburgen der Stadt, genau genommen nördlich der Alpen. Patrizier- oder Geschlechtertürme sind ursprünglich in Italien als Statussymbol einflussreicher Patrizierfamilien entstandene Gebäude. Stein als Baumaterial konnte sich damals kaum jemand leisten. Den Rathausplatz beherrschen im Westen und Norden Gebäude des Rathauskomplexes, der seit dem 13. Jahrhundert als Ausdruck bürgerlicher Selbstverwaltung entstand.

An der Westseite des Platzes entstand knapp 100 Jahre später ein für mittelalterliche Rathäuser typischer Saalbau: der Reichssaalbau als Tanzhaus des Rates. Weitere 50 Jahre später folgte das steinerne Schmuckportal mit den Insignien städtischer Macht: Stadtwappen mit zwei gekreuzten Schlüsseln sowie die Figuren „Schutz und Trutz“ als Symbol bürgerlicher Wehrhaftigkeit. Die Stadtmaße Fuß, Elle und Klafter neben dem Portal waren im mittelalterlichen Markt unverzichtbar.

Auch die Geschichte des Haidplatzes reicht bis in die Römerzeit zurück. Seine dreieckige Form basiert auf einer Gabelung vor der Westmauer des Legionslagers Castra Regina. In der römischen Siedlung lebten Handwerker, Händler und die Familien der Soldaten. Als Zentrum erster nachantiker Stadterweiterung um 920 ist er bis heute ein wichtiger Veranstaltungsort.

Bis zum Bau des Stadttheaters 1803/04 bildete der Bismarckplatz eine Jakobshof/-platz genannte Einheit mit dem Arnulfsplatz.

Nun wird es aber Zeit, den Schloss-Emmeram-Park zu besuchen – schon wegen der Familie Thurn und Taxis, deren Schloss zu dem Ensemble gehört, und wegen der Möglichkeit, nach dem Pflastertreten zu entspannen. Alte, hohe Bäume und gepflegte Wasseranlagen laden zum Lustwandeln ein.

Wer einmal adelige Atmosphäre schnuppern will: Das Schloss lässt sich ganzjährig mit geführten Touren besichtigen. Welch Erlebnis, das Marmortreppenhaus oder die Fürstliche Schatzkammer zu durchschreiten.

Genug zu erleben jedenfalls nach dem Stadtrundgang durch Regensburg. Und zu erzählen im Reisemobil, das am Stadtrand schon gewartet hat.

Infobox

Den vollständigen Städtetipp finden Sie in der August-Ausgabe 2015 der Reisemobil International.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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