> Städtetipp Erfurt, Thüringen

Zentral gelegen

15.03.2016
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Erfurt Tourismus und Marketing GmbH

Erfurt ist die Stadt im grünen Herzen Deutschlands. Und unbedingt eine Reise wert – nicht nur wegen Thüringer Würstchen und Thüringer Klößen.

Zentral gelegen ist gar kein Ausdruck: Erfurt liegt praktisch mitten in Deutschland. Reisemobilisten, welche die 206.000 Einwohner zählende Hauptstadt Thüringens besuchen, finden hier eine ausgeprägte Willkommenskultur mit gleich vier Übernachtungsplätzen.

Einer davon, der Wohnmobilpark Trautmann, liegt obendrein an einem Saunabad. Von seiner Lage am Stadtrand Erfurts sind es mit dem Rad gerade mal fünf Kilometer bis zum Dom. Ein guter Punkt, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt nach und nach anzuschauen – es lohnt sich.

Klar verleiht das Kirchen-Ensemble von Mariendom und St. Severi als weithin sichtbares Wahrzeichen der Landeshauptstadt ihr unverwechselbares Gesicht. Beide Gotteshäuser sind vom Domplatz aus über die 70 Stufen einer markanten Freitreppe zu erreichen – sie dient auch als Kulisse der Domstufen-Festspiele.

Der katholische Dom St. Marien geht auf eine von Missionar und Kirchenreformer Bonifatius um 742 gegründete Kapelle zurück. Noch ein Reformator ist mit dem Dom verbunden: Martin Luther. Als den Studenten im Juli 1505 nahe Erfurt ein heftiges Gewitter überraschte, versprach er vor lauter Angst der heiligen Anna, Mönch zu werden, sollten ihn Blitz und Donner verschonen. Luther überlebte das Unwetter, trat am 17. Juli 1505 als Novize in das Erfurter Augustinerkloster ein – und wurde im April 1507 im Erfurter Dom zum Priester geweiht.

In dessen mittlerem Domturm hängt die berühmte Gloriosa – die Ruhmreiche. Diese Glocke wurde 1497 gegossen und ist die größte frei schwingende mittelalterliche Glocke der Welt.

Ein Riss in der Gloriosa löste im Juli 2004 eine einzigartige Rettungsaktion aus: Für die Reparatur musste die Glocke zum ersten Mal in 500 Jahren ihren Platz verlassen. Aus dem Gemäuer sägten Baumeister dafür die Silhouette der Gloriosa heraus, auf einem Schlitten glitt sie aus dem Turm, ein Kran beförderte sie nach unten – zur Reparatur. Am 8. Dezember 2004 läutete sie erstmals wieder offiziell und erfreut seither Erfurter wie Besucher mit ihrem nun wieder vollendeten Klang.

Die benachbarte, ebenfalls katholische, fünfschiffige Hallenkirche St. Severi gehört zu den bedeutendsten gotischen Bauwerken Deutschlands. Herausragend: ihr Taufstein und der Severi-Sarkophag. In dem ruhen seit 836 die Gebeine des heiligen Severus.

Doch es geht nicht nur klerikal zu in Erfurt. Vom Domplatz aus ist auch die Zitadelle Petersberg gut zu sehen, eine der größten und am besten erhaltenen barocken innerstädtischen Festungsanlagen Europas.

Seit 1990 wird sie rekonstruiert. Bei einem Besuch sind die Horchgänge in den starken Mauern der Festung zu erkunden oder einfach nur der Ausblick über die Altstadt zu genießen.

Dabei offenbart sich, was der Schriftsteller Arnold Zweig meinte, als er die Erfurter Altstadt als „Bilderbuch der deutschen Geschichte“ umschrieb. Tatsächlich ist die architektonische Vielfalt nicht zu übersehen. Historische Bauten, verwinkelte Gassen und schmucke Plätze entlang der Wasserarme des Flusses Gera prägen das Bild der mehr als 200 Hektar großen Innenstadt.

Die prächtige Altstadt geht zurück auf das Mittelalter – und auf Waid, auch Färberwaid genannt oder goldenes Vlies Thüringens. Durch dessen Anbau gelangte die Stadt im 13. und 14. Jahrhundert zu Ansehen und Wohlstand: Waid war im Mittelalter die wichtigste Farbstoff liefernde Pflanze in Europa.

Noch heute ist der damalige Wohlstand zu sehen, zumal das Zentrum Erfurts im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont blieb. Es verfügt über viel original erhaltene Bausubstanz und gilt als größtes Flächendenkmal Deutschlands.

Nach dem Fall der Mauer 1989 hat sich Erfurt rasant gewandelt. Viele der vom Zerfall bedrohten Bauwerke sind saniert und geben der Stadt heute ihre Ausstrahlung. Neben reichen Patrizier-, verzierten Fachwerkhäusern und unzähligen Kirchen bereichern historische Bauschätze das Stadtbild.

Den Stellenwert Erfurts haben schon die 1808 Herrschenden erkannt: Vom 27. September bis zum 14. Oktober fand in der Stadt der Erfurter Fürstenkongress statt – ein Treffen Napoleons I. mit dem russischen Zaren Alexander I. sowie Königen, Fürsten und Prinzen aus ganz Europa. Außer dass sie einen Bündnisvertrag aushandelten und unterzeichneten, amüsierten sich die Herren bei einem Rahmenprogramm mit Empfängen, Jagdausflügen und Theateraufführungen.

Überdies wirkten in Erfurt bekannte Humanisten. Erwähnter Martin Luther studierte dort an der drittältesten Universität Deutschlands. Rechenmeister Adam Ries erlangte hier wichtige Erkenntnisse. Über sieben Generationen war Musikerfamilie Bach eng mit Erfurt verbunden. Im Gebäude der heutigen Thüringer Staatskanzlei begegneten sich Napoleon und Goethe.

Auch in jüngster Geschichte genoss Erfurt höchste Wertschätzung: 1970 trafen sich im Hotel Erfurter Hof Willy Brandt und Willi Stoph zum ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen. 1989 demonstrierten immer mehr Menschen und leiteten damit auch hier die Wende ein.

Durch alle Zeiten prosperierte Erfurt – wenn zu DDR-Zeiten vielleicht auch weniger stark. Ein sichtbares Zeichen des Handels und heutiges Wahrzeichen der Stadt ist die Krämerbrücke. Auf der längsten durchgehend mit Häusern bebauten und bewohnten Brücke Europas boten schon im Mittelalter Händler Waren feil. Erste hölzerne Häuser wurden im 8. Jahrhundert errichtet.

1325 entstand die erste steinerne Brücke, erweitert 1472 nach einem Stadtbrand auf die heutige Breite von bis zu 26 Metern. Die ursprünglich 62 sehr schmalen Häuser wurden nach und nach zu 32 größeren zusammengefasst. Die Lebendigkeit früherer Zeiten ist dank der vielen kleinen Geschäfte, Cafés und Galerien noch heute spürbar.

Über die Krämerbrücke hinaus ist Erfurt der Treffpunkt für Shopping-Begeisterte. Vom Spezialitätengeschäft bis hin zur modernen Einkaufsgalerie bietet die Landeshauptstadt alles, was eine Stadt zwischen Tradition und Moderne nur bieten kann. Ein Tipp für Käufer und Bummler ist der Anger, die Shoppingmeile. Wer’s frisch mag: Der Wochenmarkt auf dem Domplatz steigt täglich außer sonntags von 6.30 bis 14 Uhr.

Wer bei seinem Bummel nicht nur laufen will, steigt auf die elektrische Stadtbahn um. Die fährt in Erfurt bereits seit 1894. Eine Rundfahrt mit der historischen Stadtbahn, seit 1. Oktober 2010 übrigens mit Ökostrom betrieben, führt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Wer genug Pflaster getreten hat, möchte gern einkehren. Cappuccino im Straßencafé? Dazu die Lieder von Straßenmusikanten? Oder doch lieber essen gehen? Die unzähligen Restaurants servieren neben regionalen Spezialitäten wie der Thüringer Rostbratwurst oder den Thüringer Klößen auch deutsche sowie internationale Köstlichkeiten. Im Sommer genießen Gäste die deftige Thüringer Küche am liebsten in einem der vielen Biergärten.

Kurz: Erfurt lädt dazu ein, das Leben mit allen Sinnen zu genießen und Gastfreundschaft sowie Vielfalt der Landeshauptstadt kennenzulernen. All das, bevor es mit dem Rad wieder zurück geht zum Reisemobil.

Mobil in Erfurt

Erfurt ist Landeshauptstadt des Freistaats Thüringen und liegt quasi mitten in dem Bundesland und
in Deutschland. Es ist die größte Stadt Thüringens.
Hier leben 206.000 Menschen. Erfurt wurde 742 im Zusammenhang mit der Gründung des Bistums Erfurt durch Bonifatius erstmals urkundlich erwähnt – als Großsiedlung.

Tourismusinformation c/o Erfurt Tourismus & Marketing,
Benediktsplatz 1, 99084 Erfurt, Tel.: 0361/66400, www.erfurt-tourismus.de

Erfurt (alle vier Plätze siehe Seite 149, Bordatlas
Deutschland 2016 von Reisemobil International):

P+R Messe, Gothaer Straße, Tel.: 0361/66400, www.erfurt-tourismus.de

Wohnmobilpark Trautmann, Rottenbacherweg 11,
Tel.: 0361/413980, www.caravan-erfurt.de
P+R Thüringerhalle, Werner-Seelenbinder-Straße,
Tel.: 0361/66400, www.erfurt-tourismus.de

Parkplatz An den Graden, Domstraße 1a, Tel.: 0361/5610777, www.kurzzeitwohnen-am-dom.de

Infobox

Den vollständigen Städtetipp lesen Sie in der April-Ausgabe 2016 der Reisemobil International.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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