> Reise Frankreichs Atlantikküste

Sonne, Strand & Superlative

13.10.2015
Bild & Text: Maren Siepmann

Die größte Düne, das größte Waldgebiet, die größte Trichtermündung Europas: Frankreichs Atlantikküste bietet einige Superlative. Daneben finden Urlauber weite Strände und geschichtsreiche Hafenstädte.

Als die Sonne untergeht, wechselt die Farbe der Landschaft von Grün zu Rot. Weinreben, so weit das Auge reicht – tagsüber ein scheinbar endloser, grüner Teppich, in der Dämmerung fast ein bisschen kitschig.

Die Gegend um Saint-Émilion, ein kleiner Ort 50 Kilometer östlich von Bordeaux, ist vor allem bekannt durch das gleichnamige Weinanbaugebiet. Wer Urlaub an Frankreichs Atlantikküste macht und gern Wein trinkt, sollte einen Abstecher ins Hinterland der 1.900-Einwohner-Gemeinde unbedingt einplanen – oder die Reise von Deutschland kommend gleich hier beginnen.

Am Weingut Château La Rose Côtes Rol übernachten Reisemobilisten mit France Passion eine Nacht gebührenfrei – Weinprobe natürlich inbegriffen. Winzer Johan Aubrun persönlich führt durch das Weingut, erklärt den Unterschied zwischen einem Castillon, einem Bordeaux und einem Saint-Émilion und beantwortet bereitwillig die Fragen seiner deutschen Gäste: „Nein, nicht jeder Saint-Émilion ist auch ein Grand Cru.“ Am Ende der Führung wandern zwei Kartons in die Heckgarage des Reisemobils. Vorrat für die nächsten Abende.

Von Saint-Émilion sind es nur rund 100 Kilometer bis zum Atlantik. Südwestlich von Bordeaux erstreckt sich die Dune du Pilat, die größte Sanddüne Europas. 2,7 Kilometer lang, 500 Meter breit, 60 Millionen Kubikmeter Sand – ein Muss für Atlantik-Urlauber.

Mehr als eine Million Touristen stapfen jährlich barfuß durch den feinen Sand der Wanderdüne, um den Blick von dem bis zu 115 Meter hohen Naturdenkmal zu genießen. Selbst über die fest installierte Treppe indes ist der Aufstieg nicht zu unterschätzen und im Sommer während der Mittagsstunden nicht zu empfehlen. Ohnehin ist es hier morgens und abends, wenn die Touristenmassen noch nicht oder nicht mehr da sind, viel schöner.

Wer den Aufstieg geschafft hat, sieht ihn endlich: den Atlantik. Wilder und ungezähmter als das Mittelmeer und dennoch mit unzählbaren Möglichkeiten für Aktivurlauber. Vorgelagert ein paar Austern- und Sandbänke, dahinter nichts als Wasser. Ein Paradies für Wassersportler, für Surfer und Segler, aber auch für Paraglider.

Wer die Wucht des Atlantiks fürchtet, ist im Becken von Arcachon nördlich der Düne bestens aufgehoben. Auf dem 1.500 Hektar großen Binnenmeer, das Meer und Flüsse speisen, kommen Wind- und Wellensurfer ebenso auf ihre Kosten wie Kitesurfer, Jetskifahrer und Kanuten.

Rafter, Angler und Bootssportler sowie Familien mit Kindern finden an den Binnenseen entlang der Côte d’Argent zwischen der Gironde-Mündung im Norden und dem Fluss Adour im Süden ideale Bedingungen. Für Radler und Wanderer bieten die Kiefern- und Pinienwälder kurz hinter der Küste Hunderte Kilometer Rad- und Wanderwege. Mit seinen 10.000 Quadratkilometern ist der Küstenwald, einst angepflanzt, um das Land vor Wind und Wanderdünen zu schützen, heute das größte Waldgebiet Europas.

150 Kilometer weiter nördlich der nächste Superlativ: 75 Kilometer lang und 12 Kilometer breit ist die Mündung der Gironde, die sich hier auf einer Fläche von 635 Quadratkilometern in den Atlantik ergießt. Natürlich lässt sich die größte Trichtermündung Europas auch umfahren. Schöner als der Schlenker um Bordeaux herum ist aber die Überfahrt mit der Fähre von Le Verdon nach Royan. Sie dauert rund 20 Minuten und kostet 41,50 Euro pro Reisemobil.

Nördlich von Royan erstreckt sich die Côte de Lumière. Austernzucht und Salzgärten prägen hier die Landschaft, kleine Fischerdörfer wechseln sich ab mit lebhaften Städten wie La Rochelle. Und mit Oléron, Ré und Noirmoutier gibt es gleich drei Inseln, die auch mit dem Reisemobil problemlos zu erreichen sind. Nicht umsonst ist das Département Vendée nach dem Département Var an der Côte d’Azur die meistbesuchte Urlaubsregion Frankreichs.

Vor allem die Ile de Ré, die vielen als das Sylt Frankreichs gilt, ist im Juli und August Ziel französischer Großstädter. Dank der vielen Salzgärten, der strahlend hellen Sandstrände und ihrer Häuser aus weißem Stein trägt sie auch den Namen Ile de Blanche, weiße Insel.

Selbst wenn es in einigen Boutiquen und Bistros sehr schick – und vor allem auch teuer – zugeht: Fortbewegungsmittel Nummer eins ist ganz bodenständig das Fahrrad. Die Insel, flach wie eine Flunder, verfügt über ein Radwegenetz von insgesamt 110 Kilometern, an fast jeder Ecke gibt es einen Fahrradverleih. Besucher erreichen die Insel seit 1988 über eine Brücke. Reisemobilisten bezahlen für die Hin- und Rückfahrt in der Hauptsaison 16, sonst 8 Euro, für Fußgänger und Radfahrer ist die Passage gratis.

Als Kontrast zum beschaulichen Inselleben bietet sich ein Besuch der Hafenstadt La Rochelle an. Der Yachthafen Les Minimes ist der größte an Europas Atlantikküste. Reisemobile parken in der Nähe auf dem Parking du Lycée hôtelier oder dem Parking du Lazaret. Der Bus de mer bringt Besucher auf dem Seeweg vom Yachthafen zum Alten Hafen, dem „Vieux Port“, um den herum sich die Altstadt erstreckt.

Mit dem Kettenturm und dem Sankt Nikolausturm ist der Hafen das Wahrzeichen der Stadt und zieht jährlich mehr als 100.000 Besucher an. Von hier starten Touristen außerdem per Schiff zu den vorgelagerten Inseln und zu Fort Boyard, einer ovalen Festung zwischen der Ile d’Aix und der Ile d’Oléron, die vielen aus der gleichnamigen Fernsehspielshow bekannt sein dürfte.

Mit den gelben Miet-Rädern (1,30 Euro pro Stunde) lässt sich die 75.000-Einwohner-Stadt wunderbar erkunden. An Samstagen empfiehlt sich besonders ein Besuch des Marktes: Dann breiten sich die Stände mit Käse, Fisch und Gemüse auch in den kleinen Straßen rund um die Markthalle aus.

Nach einem Bummel durch die fast drei Kilometer langen Arkadengänge lässt es sich vor der Rückfahrt mit dem Bus de mer prima in einem Café am Alten Hafen entspannen: bei einer Tasse Kaffee oder – falls die Vorräte aus Saint-Émilion bereits aufgebraucht sind – auch bei einem Glas Wein. Der gehört zum berühmten Savoir-vivre der Franzosen selbstverständlich dazu.

Stellplätze

Frankreich bietet nicht nur eine enorm große Anzahl an Stellplätzen, sondern mit France Passion außerdem die Möglichkeit, das Reisemobil 24 Stunden gebührenfrei bei Winzern, Bauern und Gasthöfen zu parken: www.doldemedien.de.

Campingplätze

Mehr als 300 Campingplätze gibt es entlang der 500 Kilometer Küste zwischen Biarritz und Nantes – von einfachen Camping Municipales bis hin zu luxuriös ausgestatteten Fünf-Sterne-Plätzen. Reservierungen sind vor allem während der französischen Sommerferien im Juli und August zu empfehlen.

Infobox

Den vollständigen Reisebericht lesen Sie in der Oktober-Ausgabe 2015 der Reisemobil International.

Redaktion
Maren Siepmann
Maren Siepmann ist seit August 2014 bei der Reisemobil International und für die Themen Praxis & Zubehör zuständig.
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