Faszination Wintercamping: Die Zahl leidenschaftlicher Winter-Enthusiasten steigt rasant. Die Frage nach dem Warum ist schnell beantwortet: Wer einmal in seinem mollig warm geheizten Camper einen Blick auf eine herrlich verschneite Winterlandschaft werfen durfte, ist auf ewig vom Virus Wintercamping befallen. Wochenend-, Kurzzeit- oder Dauercamper bevölkern daher in stetig wachsender Zahl Camping- und Stellplätze. Tipp unserer Schwesterredaktion: Zehn schöne Wintercampingplätze in Deutschland.
Nicht jeder verfügt dabei über tatsächlich winterfestes Fahrzeug (frostsichere Wasserinstallation), doch mit ein paar Optimierungen und Kompromissen kann man auch mit solch einem Fahrzeug fantastische Tage im Schnee erleben. Denn in puncto Heizkraft mangelt es kaum einem Camper. Zudem offerieren etliche Campingplätze beheizte Sanitäreinrichtungen, manche sogar mit privatem Sanitärbereich direkt am Stellplatz. Doch bei aller Euphorie: Reisemobil und Ausrüstung müssen für den Wintereinsatz unbedingt ein wenig optimiert werden.
Ein paar Maßnahmen und Arbeiten am Fahrzeug sollten ohnehin regelmäßig durchgeführt werden, einige unbedingt vor den ersten Fahrten in der frostigen Jahreszeit. Tipp: Es lohnt, ein paar Euro in gute Fensterisolierungen (beim Teilintegrierten unbedingt Windschutzscheibe) zu investieren. Doch auch Reisemobilisten, die ihr Fahrzeug für die kommenden Monate lieber in den Winterschlaf schicken, sollten nicht nur den Zündschlüssel abziehen und sich bis auf ein baldiges Wiedersehen verabschieden. Wer Frischwassertank, Dieseltreibstoff und Interieur nicht vernünftig konserviert, riskiert Schäden an Fahrzeug und Zubehör.
Wintercamping oder Winterschlaf? Werfen Sie einen Blick auf die nebenstehenden Checklisten und erhalten eine detaillierte Checkliste mit den wichtigsten To-dos. Sie helfen Ihnen, ratsame Arbeiten nicht zu vergessen und ermahnen zu solchen Optimierungen, die man womöglich nicht auf dem Radar hätte – beispielsweise der unbedingt notwendige Schutz von eingemotteten Fahrzeugen vor der Dieselpest. Also los, starten Sie in Ihr erstes Winterabenteuer. Sie werden begeistert sein.
CHECKLISTE WINTERCAMPING: IM WINTER UNTERWEGS
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Heizung im Aufbau:
Probelauf durchführen – je früher im Herbst, desto besser. Heizung, Boiler und Gebläse funktionieren? Falls nicht: Termin in der Werkstatt vereinbaren.
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Starterbatterie:
Zeigte diese schon im Sommer Zeichen von Schwäche? Ersparen Sie sich den Totalausfall (Technik Ecke RMI 10/2023)
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Für Winteraktive gilt:
Der erste Schritt einer optimalen Vorbereitung auf den Winter beginnt mit einer guten Fahrzeug- und Motorwäsche. Sie deckt Schäden oft erst auf – den Unterboden nicht vergessen.
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Rost behandeln:
Insbesondere Winterfahrer sollten erste Roststellen oder tiefe Kratzer rechtzeitig erkennen und behandeln – sonst hat das aggressive Streusalz im Winter leichtes Spiel. Daher Rost bestmöglich entfernen und behandeln. Ihren Motor(-raum) samt Anbau- und Aluminiumteile (Alu-Korrosion), Schrauben, Schellen und Getriebe und/oder Kurbelstützen können Sie übrigens kinderleicht in Eigenregie behandeln. Perfekt geeignet hierfür: Der KSD Motorschutzschutzlack (9,5 Euro/400 ml) des Korrosionsschutz- Depots – sein Vorteil: er ist hochtransparent. Auch Dinitrol Corroheat 4010 (17 Euro/500 ml) eignet sich perfekt – zeigt sich abgetrocknet etwas gelblicher.
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Frostschutz überprüfen:
Frostschutz für Kühler und Scheibenwischanlage sollte bis 25 Grad Celsius angemischt sein. Frostschutz im Kühler okay? Prüfen Sie mit einem kleinen Tool – ab vier Euro im Autozubehör. Das Frostschutzmittel muss übrigens passend zum jeweiligen Fahrzeug gewählt werden.
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Mechanik und Kurbelstützen fetten:
Scharniere an Heckträgern, Gelenke und Kurbelstützen einmal pro Jahr abschmieren.
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Dichtungsgummis von Fenster und Türen frieren im Winter gerne fest.
Silikonsprays halten das Material geschmeidig und schützen vor dem gefürchteten „Verkleben“. Bei Acrylfenster säurefreies Silikonspray oder Talkum verwenden.
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Sind die Winterreifen in Ordnung?
In Österreich: Um als Winterreifen zu gelten, muss der Reifen die Schneeflocke haben. Reifen sollten zudem nicht älter als sechs Jahre sein (erkennbar an der DOT-Kennung, ein kleines Oval mit vier Ziffern, wobei die ersten beiden die Fertigungswoche, die zweiten das Jahr angeben).
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Wischergummis überprüfen:
Nichts ist ärgerlicher, und schlussendlich auch gefährlicher, als mit defekten Wischern unterwegs zu sein. Es droht ein Strafzettel, bei einem Unfall eine Teilschuld.
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Beleuchtungsanlage überprüfen:
Für die dunkle Jahreszeit alle Birnchen am Fahrzeug überprüfen. Ersatzbirnen mitführen.
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Schneeketten an Bord?
Diese sind in einigen Urlaubsländern Pflicht – und retten Ihnen womöglich die Weiterfahrt.
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Wintercamping
Reisemobil International gibt Ihnen die wichtigsten Tipps und nennt Tricks für ein gelungenes Wintercamping-Erlebnis.
CHECKLISTE EINMOTTEN: FAHRZEUG EINWINTERN
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TÜV/AU oder Kundendienst fällig?
Dann sofort Termine für einen sorgenfreien Frühjahrsstart planen.
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Frostschutz:
Auch in der Winterruhe gilt: Der Frostschutz fürs Kühlwasser und Scheibenwischanlage muss wirksam sein – im Extremfall platzen sonst Kühler oder Behälter.
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Frischwasseranlage:
Vor dem Einmotten desinfizieren und entleeren. Oder spezielles Frostschutzmittel verwenden: Lilie Winter Ban, Dr. Keddo Frostisept oder Multiman Frostex. Alle drei Produkte sind explizit für das Frischwassersystem im Camper konzipiert. Produkte für den Motorkühler sind giftig und dürfen hier nicht verwendet werden. Tipp: Bei der Anwendung vorher das Frischwassersystem entleeren und den Frostschuzt möglichst konzentriert in den Frischwassertank geben und anschließend über Boiler und Armaturen ansaugen. Frostschutz bis zur Armatur ist gesichert, wenn der einfärbte Frostschutz ausströmt. Alle Produkte können übrigens auch mehrfach verwendet werden – sollten sie bei der Anwendung nicht zu stark verdünnt werden.
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Elektrik:
LiFePO4-Bordbatterien nur zu 70 Prozent aufladen und vorzugsweise frostfrei in Garage oder Hobbyraum lagern. AGM-Starterbatterie abklemmen und im Idealfall alle sechs bis acht Wochen nachladen. Sollte(n) die Bordbatterie(n) angeklemmt bleiben – Hauptsicherung deaktivieren.
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Dichtungsgummis von Fenster und Türen frieren im Winter gerne fest.
Silikonsprays halten das Material geschmeidig und schützen vor dem gefürchteten „Verkleben“. Bei Acrylfenster auf säurefreies Silikonspray achten oder Talkum verwenden.
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Optischer Check:
Besonders am Rahmen/Unterboden/Motorraum und Radläufen auf Schmutznester mit Laub und Erde achten. Diese binden Feuchtigkeit und sorgen für massiven Rostfraß.
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Gasanlage:
Tank oder Gasflaschen zudrehen – Zwangsentlüftung unbedingt offen halten.
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Wohnraum:
Polster und Matratzen hochstellen und somit gegen Feuchtigkeit schützen. Für Durchlüftung im Fahrzeug sorgen – aber unbedingt sicherstellen, dass keine Mäuse ins Fahrzeug gelangen können. Hasendraht aus dem Baumarkt ins Fenster.
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Kühlschrank:
In Lüfterstellung bringen.
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Reifen:
Luftdruck etwa 0,5 Bar über normalem Betriebsdruck erhöhen. Im Idealfall Camper etwas aufbocken, um Reifen zu entlasten oder spezielle Reifenmulden zum Entlasten der Reifen verwenden.
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Handbremse:
Besser Gang rein und Bremse lösen. Sonst besteht die Gefahr, dass die Bremse festgeht. Im schlimmsten Fall sind dann im Frühjahr neue Beläge und Scheiben nötig. Gang rein und/oder Keile verwenden. Wer am Hang parkt, sollte regelmäßig die Bremse lösen.
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Wichtig:
Dieseltank komplett füllen und unbedingt ein Additiv zusetzen. Dies verhindert, dass sich Säuren und Wasser im Tank bilden, die Tank und beim Start im Frühjahr Einspritzpumpe und Motor schädigen.
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Reisemobil einmotten
Wie das Reisemobil den Winterschlaf gut überlebt, lesen Sie in unserer Checkliste.