Sandfarbene Lackierung mit auffälliger Beklebung, Frontschutzbügel, All-Terrain-Bereifung und die natürliche Präsenz des höhergelegten Allrad-Sprinters: schon bei der ersten Vorstellung auf der Jahrespressekonferenz im Juni legt der Weinsberg X-Pedition einen selbstbewussten Auftritt hin. Weinsberg will künftig Stück abhaben vom wachsenden Segment der Allrad-Campervans auf Mercedes-Benz Sprinter.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Nicht nur das äußere Erscheinungsbild, auch der Innenraum hebt sich deutlich vom klassischen Stil der Knaus-Schwestermarke ab. Den üblichen Grundriss in der Sechs-Meter-Längenklasse interpretiert Weinsberg an der ein oder anderen Stelle – etwa im Bad und an der Sitzgruppe – gekonnt neu.
Zudem schnüren die Bayern ein attraktives Ausstattungspaket. Der Einstiegspreis von 119.890 Euro liegt zwar deutlich im sechsstelligen Bereich, ist in dieser Klasse und mit der gebotenen Ausstattung aber als konkurrenzfähig einzustufen.
Gehen wir ins Detail: Basis des Weinsberg X-Pedition 600 MQ bildet der knapp sechs Meter lange Mercedes-Benz Sprinter mit 190-PS-Turobdiesel, Neungang-Automatikgetriebe und dem permanenten Werksallrad der Schwaben. Dieser hat sein gewaltiges Offroad-Potenzial bereits in mehreren Tests unter Beweis gestellt. Höherlegung und der recht kurze 3,66-Meter-Radstand sind Ausflügen abseits asphaltierter Straßen ebenfalls förderlich.
Weinsberg X-Pedition: Stylischer Innenraum
Optisch schöpft Weinsberg aus dem Vollen: sandfarbene Lackierung (drei weitere Farben sind im Angebot), auffällige Beklebung, massiver Frontschutzbügel und Dachreling mit LED-Lightbar, All-Terrain-Bereifung und Ersatzrad an der Hecktür. Understatement ist die die Sache eines jeden Allrad-Sprinters nicht, auf den Weinsberg X-Pedition trifft es im Besonderen noch deutlicher zu.
Im Innenraum fallen insbesondere die Seitenwandverkleidungen mit vertikalen Holz-Streben ins Auge. Der Grundriss des X-Pedition ist im Prinzip ein Klassiker im Sechs-Meter-Van: Querbett über dem Heckstauraum, Küche an der Schiebetür, gegenüber das Bad und vorn eine Halbdinette mit drehbaren Fahrerhaussitzen.
Interessant: Bei der Sitzgruppe entscheidet sich Weinsberg für einen freistehenden Ein-Säulen-Tisch statt des üblicherweise verwendeten Exemplars, das an der Seitenwand eingehängt wird. Entsprechend spendieren die Bayern der Sitzbank einen L-Schenkel. Schwenkbare Leselampen erhellen das Ensemble.
Die Küche des von uns gecheckten Prototypen kommt mit einem kombinierten Gas-Induktions-Kochfeld. Der Kompressor-Kühlschrank ist in der Stirnseite des Küchenblocks verbaut und somit bequem von außen wie innen zugänglich. Der Durchgang zwischen Küche und Sitzbank ist mir 35 Zentimetern ziemlich schmal geraten.
Neue Cleanflex-Toilette im Weinsberg X-Pedition
Die größte Besonderheit weist der Weinsberg X-Pedition im Bad auf. Hier verbaut Weinsberg die eigens für den Hersteller neu entwickelte Cleanflex-Toilette. Eine sogenannte Folien-Kassetten-Toilette, die Urin und Fäkalien in geruchsdichten Beuteln verschweißt.
Die (Plastik-)Beutel sammeln sich in einem Auszieh-Fach unten im WC-Sockel und sollen anschließend im Restmüll entsorgt werden können. Vorteil laut Weinsberg: es ist keine Chemie und kein Wasser nötig, der Camper erspart sich zudem das Leeren einer Kassette. Wie umweltfreundlich die Beutel-Lösung tatsächlich ist, wird in der Branche allerdings heiß diskutiert.
Für den Hersteller ist die Toilette auch von Vorteil, weil es keiner Außenklappe für die Kassette bedarf. Die Toilette ist so im Prinzip frei im Grundriss platzierbar und ermöglicht künftig ganz andere Raumaufteilungen. Beim Weinsberg X-Pedition kann die Toilette nach hinten in den Heckstauraum geschoben werden, so entsteht im Bad viel Platz zum Duschen.
Das Querbett im Heck misst dank Verbreiterungen der schmalen Sprinter-Karosserie 194 Zentimeter in der Länge und ist immerhin bis zu 140 Zentimeter breit. Nettes Gimmick: ein Fernseher lässt sich hinter einer Oberschrank-Blende herunterziehen.
Weinsberg verspricht für den Preis von 119.890 Euro eine umfangreiche Ausstattung – nicht nur in Sachen Optik, auch bei Komfort und Technik. Details dazu hat der Hersteller noch nicht genannt. Wer es weniger extrem mag, bekommt den X-Pedition aber auch mit Hinterrad- statt Allradantrieb.