> Razzia bei der Knaus Tabbert AG

Knaus Tabbert: Weitere Entwicklung nach zwei Festnahmen

05.12.2024
Text: Claus-Georg Petri, Simon Ribnitzky | Bild: Knaus Tabbert

Tiefer Umbruch bei Knaus Tabbert: Zwei Manager des Herstellers aus Jandelsbrunn sind festgenommen worden. Es geht um den Vorwurf der Bestechlichkeit. Eine interne Untersuchung läuft.

Update 5. Dezember: Nach der Razzia und der Festnahme zweier inzwischen entlassener Vorstände bei der Knaus Tabbert AG hat das Unternehmen weitere Details zu Aufarbeitung und Neuausrichtung bekannt gegeben. Den beiden Managern wird vorgeworfen, Geld von Zulieferern angenommen zu haben. Dafür seien deren Produkte bevorzugt verbaut worden. Nach Kündigung der Verträge der beiden Manager teilte das Unternehmen nun mit, dass die Zusammenarbeit mit allen Lieferanten, mit denen die beiden ehemaligen inzwischen entlassenen Vorstände mutmaßlich zusammengearbeitet haben, beendet wurde.

Zudem hat Knaus Tabbert entsprechende rechtliche Schritte, einschließlich Schadenersatzklagen und Strafantrag, gegen die Manager angekündigt. Das Unternehmen betont, nicht selbst Gegenstand der Ermittlungen zu sein, sondern Geschädigter. Der jetzige Vorstand sei zu keinem Zeitpunkt in die vorgeworfenen kriminellen Handlungen involviert gewesen und könne somit vollkommen unabhängig und unbefangen bei der Aufklärung agieren. Dazu hat das Unternehmen eine eigene Taskforce eingerichtet und externe Berater hinzugezogen. Der Vorstand besteht aktuell aus CEO Wim de Pundert und dem am 5.12.2024 zum CFO (Chief Financial Officer) berufenen Radim Ševčík.

Am 27. November 2024 sind bei der Knaus Tabbert AG in Jandelsbrunn Geschäftsräume durchsucht worden. Grund: Ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren richtet sich gegen einzelne Mitglieder des Managements. Es geht um individuelle Vorwürfe strafrechtlich relevanter Handlungen, konkret: Bestechlichkeit und Untreue. Das Unternehmen selbst ist nicht Gegenstand der Vorwürfe und kooperiert in vollem Umfang mit den Behörden.

Tatsächlich stehen laut Staatsanwaltschaft und Polizei drei Manager im Alter zwischen 57 und 71 Jahren im Zentrum der Ermittlungen: Zwei Verantwortliche des Unternehmens und ein Verantwortlicher einer im Saarland ansässigen Investment GmbH sollen Bestechungsgelder von einzelnen Zulieferern angenommen haben. Das Geld sollen die drei Tatverdächtigen unter sich aufgeteilt haben. Im Gegenzug sollen die Zulieferer bei Aufträgen durch die beiden Unternehmensverantwortlichen bevorzugt worden sein.

Werner Vaterl

Unter der Einsatzleitung der Kriminalpolizeiinspektion Landshut wurden deshalb auch Wohn- und Geschäftsräume mehrerer beteiligter Firmen und Personen in Niedersachsen, Baden-Württemberg, Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie in der Schweiz durchsucht. Die Ermittler haben dabei elektronische Daten und schriftliche Beweismittel sichergestellt, die nun ausgewertet werden. Zeitgleich wurden die von der Staatsanwaltschaft Landshut beantragten Haftbefehle gegen die beiden Unternehmensverantwortlichen vollzogen: Sie wurden dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Landshut vorgeführt und anschließend in verschiedene bayerische Justizvollzugsanstalten eingeliefert.

Knaus Tabbert hat umgehend reagiert: Der Aufsichtsrat hat die Verträge von Chief Operating Officer Werner Vaterl und Chief Sales Officer Gerd Adamietzki mit sofortiger Wirkung gekündigt. Vorübergehend übernehmen deren direkte Mitarbeiter die operativen Aufgaben. Zudem hat das Unternehmen eine interne Untersuchung eingeleitet, um alle Ursachen zu klären, die zu dieser Situation beigetragen haben könnten.

Gerd Adamietzki

Vor kurzem hat Wim de Pundert die Doppelfunktion des Chief Executive Officer und des Chief Financial Officer übernommen, was einen Kurswechsel in der Entwicklung des Unternehmens markiert. Zuvor hatte Ende Oktober der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Speck Knaus Tabbert verlassen. Sein Ausscheiden aus dem Vorstand der Gesellschaft zum 31. Oktober habe persönliche Gründe, hieß es damals in einer Mitteilung.

Firmengelände und Stammsitz von Knaus Tabbert in Jandelsbrunn.

Die neuen Entwicklungen kommen in einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit bei Knaus Tabbert. Seit 18. November 2024 ruht die Produktion am Stammsitz in Jandelsbrunn und im ungarischen Werk des Unternehmens. Bis Jahresende sollen keine Reismobile und Caravans mehr produziert werden. Im Sommer hatte der Hersteller bereits die Werksferien verlängert, anschließend Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Die Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass Händler die enormen Bestände bereits produzierter, aber noch nicht verkaufter Fahrzeuge abbauen können. Seine Umsatzprognose für das laufende Jahr hatte Knaus Tabbert deshalb wiederholt nach unten korrigiert.

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