> Erwin Hymer Group

Vorwurf gegen kanadische EHG-Tochter Roadtrek

22.01.2019
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Roadtrek

Der kanadische Hersteller Roadtrek, Teil der Erwin Hymer Group, steht im Verdacht, im großen Stil betrogen zu haben – mit Auswirkungen auf den Verkauf der ganzen Gruppe.

Die Erwin Hymer Group (EHG) prüft derzeit Geschäftsaktivitäten der Erwin Hymer Group North America (EHG NA). Das bestätigte das oberschwäbische Unternehmen auf Anfrage von Reisemobil International. Angeblich wurde eine staatsanwaltliche Untersuchung wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten eingeleitet.

Erste Untersuchungen haben Unregelmäßigkeiten im Berichtswesen des Unternehmens ergeben. Die EHG hat daraufhin ein umfassendes Audit durch externe Wirtschaftsprüfer eingeleitet. Sie verfolgt eine Null-Toleranz-Politik und wird nach eigenem Bekunden den Sachverhalt vollständig und umfassend aufklären.

Konkret geht es laut der US-amerikanischen Fachzeitschrift RV Industry News um Betrugsvorwürfe gegen das kanadische Unternehmen Roadtrek. Demzufolge hat dieser hersteller 1.700 Rechnungen für Fahrzeuge ausgestellt, deren Fahrzeugidentifikationsnummern nicht zu den produzierten Fahrzeugen passen. Die betrügerischen Rechnungen könnten einen Gesamtwert von mehr als 100 Millionen US-Dollar erreichen. Das Geld sei auf Bankkonten hochrangiger Mitarbeiter von Erwin Hymer North America oder deren Familienangehörige umgeleitet worden, die nicht zum Unternehmen gehörten.

Im Verlauf der Untersuchung wurde laut RV Industry News den Managern CEO Jim Hammill, Finanzvorstand Mark Weigel und Chief Operating Officer Howard Stratton mit sofortiger Wirkung gekündigt. Zudem hat die EHG eigene Führungskräfte damit beauftragt, den laufenden Betrieb der EHG NA und die externe Untersuchung vor Ort zu unterstützen. Der Fokus der EHG NA auf ihre Produkte, Geschäftspartner und Kunden bleibt laut EHG unverändert bestehen.

Dem Nachrichtensender n-tv zufolge wird die Vereinbarung zur Übernahme der EHG (Reisemobil International 11/18) durch den US-Konzern Thor Industries nachverhandelt. Der Deal im Volumen von 2,1 Milliarden Euro war im September 2018 vereinbart worden. Tatsächlich verhandeln Thor Industries und EHG angesichts der laufenden Untersuchungen über den Abschluss des Kaufs der Erwin Hymer Group ohne das Nordamerika-Geschäft. In diesem Zusammenhang werde auch über einen geringeren Kaufpreis verhandelt.

Die EHG bestätigte inzwischen, Thor Industries habe bekanntgeben, dass das Unternehmen alle regulatorischen Freigaben für den Erwerb der Erwin Hymer Group erhalten hat. Thor Industries erwartet demnach, dass der Kauf im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2018/19 abgeschlossen wird, das am 30. April 2019 endet. Die EHG geht davon aus, dass der Verkauf zustande kommt.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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