> Stellplatz-Forum auf dem Caravan Salon

Es muss sich etwas tun

03.11.2019
Bild & Text: Claus-Georg Petri

Gemeinsame Linie von Experten, die auf der weltgrößten Messe der mobilen Freizeit tagten: Angesichts der wachsenden Zahl von Reisemobilen müssen Stellplätze mehr werden – und anders. Aber wie?

Beim Fachforum des CIVD/ADAC „Reisemobilstellplätze – quo vadis“ trafen sich auf dem Caravan Salon in Düsseldorf Experten, um vor 120 Kommunalpolitikern, Touristikern und Investoren die Zukunft der Infrastruktur für Reisemobile zu beleuchten. Der jeweiligen Argumentation lagen unterschiedliche Ansätze zu Grunde. „Reisemobilstellplatztourismus“ – so lautete der Vortrag von Dr. Bernhard Harrer. Darin belegte der Vorstand des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr, dass

  • die Zahl der Freizeitfahrzeuge in Deutschland seit 2017 um 10,7 Prozent auf 1,55 Millionen Einheiten gestiegen ist,

  • es laut eigenen Recherchen hierzulande knapp 6.500 Camping-/Reisemobilstellplätze mit 572.000 Parzellen gibt,

  • etwa die Hälfte der Reisemobilstellplätze auf die drei Bundesländer Bayern (18,3 Prozent), Niedersachsen (16,2) und NRW (16,1) entfallen,

  • jeder Stellplatz durchschnittlich 17 Übernachtungsflächen aufweist,

  • • hierzulande auf den insgesamt 67.000 Reisemobilstellplätzen je 155 Übernachtungen pro Jahr stattfinden, wodurch bei den durchschnittlich 2,4 Personen pro Fahrzeug mehr als zehn Millionen Übernachtungen entstehen,

  • Reisemobilisten pro Kopf und Tag 50 Euro ausgeben,

  • Reisemobilisten auf Stellplätzen 1,563 Milliarden Euro umsetzen.

Das „Planungsrecht pragmatisch angewendet“ thematisierte Herbert Weydringer von HW Plan. Eindringlich forderte der Stadtplaner aus Bockhorn, „die Genehmigungspraxis für neue Anlagen zu entschlacken“. Andernfalls drohe angesichts knapper werdender Stellplätze „die Akzeptanz für diese Urlaubsform in der Gesellschaft zu schwinden“.

Die Frage „Wie viel Technik braucht und will der Stellplatzbesucher?“ stellten die Redakteure Thomas Nitsch und Claus-Georg Petri von Reisemobil International. Sie verglichen die Bedürfnisse der Reisemobilisten ab 1983, damals entstand in Viechtach der erste kommunale Stellplatz in Deutschland, mit den heutigen. Daraus resultierte die Frage nach Digitalisierung, also der voll automatisierten, aber auch seelenlosen Übernachtung.

Um die richtige Antwort zu finden, hat die Redaktion eine Online-Umfrage gestartet, die noch immer aktiv ist. Auf www.reisemobil-international.de/umfrage sind Leser*innen gebeten, ihre Meinung kundzutun. Das Ergebnis wird in einer der nächsten Ausgaben bekannt gegeben – und fließt in die weitere Arbeit des Stellplatzgremiums ein.

Dafür, Stellplätze im Sinne des Reisemobilisten besser zu organisieren, plädierte Jürgen Dieckert von Topplatz in seinem Vortrag „Destination Management – Freie Fahrt auf freie Stellplätze“. Sein Motto: „Keep it simple“, mach es einfach. Auch dem Vorbuchen gegenüber äußerte er sich skeptisch, stellte aber selbst eine Stellplatz-Ampel vor: Über eine App signalisiert die von dem Stellplatzbetreiber zu bedienende Anzeige auf dem Smartphone.

 

Bildergalerie

Jürgen Dieckerts Fazit: Der Reisemobiltourismus steht oder fällt mit einer dafür gemachten Infrastruktur unterschiedlicher Stellplätze. Und: „Die Stellplatzlandschaft muss so bunt und vielfältig bleiben wie sie ist.“ Lücken sollten ge-, neue Regionen erschlossen werden. Am Ende der durch eine Diskussion lebhaften Veranstaltung stand die Übereinkunft, sich weiterhin intensiv miteinander dem Thema Stellplätze zu widmen. Das bestätigte der CIVD: Auch auf Seiten der Industrie ist klar, dass nur mit einer funktionierenden Infrastruktur der Reisemobil-Tourismus in Deutschland eine nachhaltige Zukunft hat.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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