> Des Kaisers Bett: Mit dem Camper nach Thüringen

Stellplatztipp: Barbarossahöhle bei Bad Frankenhausen

21.08.2024
Bild & Text: Claus-Georg Petri

Steine wie aufgehängte Felle, Seen wie Spiegel und Alabasteraugen: Der Rundgang durch die Barbarossahöhle in Thüringen führt durch einen sagenhaften Ort. Sogar Kaiser Rotbart scheint hier zu schlafen. Vom Stellplatz an der Therme sind es nur wenige Minuten mit dem Fahrrad zum Geopark Kyffhäuser.

Bad Frankenhausen: Beliebtes Ziel für Reisemobilisten, die sich im Norden Thüringens dem Genuss einer Therme (Kyffhäuser-Therme) hingeben. Doch ein Tag ist lang und die Wellness irgendwann zu Ende. Was tun?

Nichts leichter als das: Fahrrad aus der Heckgarage des Reisemobils, das auf dem thermennahen Stellplatz steht, und los. Nach fünfeinhalb Kilometern über einen gut ausgeschilderten Radweg ist die Barbarossahöhle im Geopark Kyffhäuser erreicht – und die hat es in sich. Sich dem einstündigen Rundgang über 800 Meter unter Tage anzuschließen, lohnt sich unbedingt.

Sagenhaft: Höhlenführerin Karin Thiele haucht totem Gestein mit ihrer Taschenlampe unerwartet Leben ein. Barbarossas Krone funkelt im Schummerlicht.

Schnurgerade führt der 160 Meter lange Eingangsstollen die Besucher, sie sollten feste Schuhe tragen, in den Empfangssaal, er verbirgt sich 70 Meter in der Tiefe. Geschickt platzierte Lampen leuchten dessen 38 Meter Spannweite und die zehn Meter Höhe so aus: Hier bleibt genug Raum, die Fantasie zu entfalten.

Nur zufällig haben drei Berglaute diese Höhle am 20. Dezember 1865 entdeckt, als sie nach einem Abbaugebiet für Kupferschiefer suchten. Doch von diesem Gestein war in dem 15.000 Kubikmeter großen Hohlraum nur wenig zu finden – schon im Januar 1866 staunten die ersten Besucher über die geheimnisvolle Welt im unergründlich verzweigten Dunkel. Mittlerweile ist der Formenschatz entdeckt.

Das gibt es in der Barbarossahöhle zu sehen:

Höhlenführerin Karin Thiele weiß, was sie ihren Gästen zeigen kann.

  • Von den Decken und Wänden sind im Laufe der unendlich langen Zeit Gipslappen gewachsen wie zum Trocknen aufgehängte Felle oder Häute.
  • Aus dem grauen Gestein blitzen Details auf: Gipsperlen und Schlangengips. Das Licht der Taschenlampe haucht den toten Alabasteraugen Leben ein.
  • Seen funkeln im Schummerlicht, im klaren Wasser spiegeln sich einzigartige Formen und Strukturen und verleihen dem Wasser einen blaugrünen Ton.

Als wäre das nicht genug, praktiziert Karin Thiele mit den Kindern der Besuchergruppe ein bisschen Physik des Alltags und demonstriert in dem glasklaren Wasser, wie Lichtbrechung aussieht – sie verleiht einem eben noch geraden, nun eingetauchten Stock einen Knick.

Die Erwachsenen staunen eher darüber, dass die Barbarossahöhle nur eine von zwei zugänglichen Anhydrithöhlen auf der Welt ist. Die andere, die Kungurskaja-Eishöhle, schlummert im Westural, 3.600 Kilometer von der im thüringischen Städtchen Rottleben entfernt. Anhydrit lässt sich, salopp erklärt, als trockenen Gips bezeichnen.

Das Gestein hat sich in ewiger Zeit zu dem formen lassen, wie es heute aussieht. Nicht ganz so alt indes ist die Sage, die sich um die Höhle und seit dem 16. Jahrhundert um die gesamte Gegend rankt. Demnach hat ein Zauber Kaiser Friedrich I. Barbarossa in ein unterirdisches Schloss im Kyffhäuser versetzt. Dort schläft er auf einem Stuhl aus Elfenbein an einem großen, runden Tisch aus Marmor. Alle 100 Jahre erwacht der Stauferkaiser und bittet seinen treuen Zwerg Alberich nachzuschauen, ob noch Raben um den Berg fliegen und krächzen. Weil das nach wie vor so ist, muss Barbarossa weitere hundert Jahre schlafen, erst dann kann er erneut versuchen, in die Welt zurückzukehren, um Frieden zu stiften.

Hart gebettet: Kaiser Rotbart schlummert in der Höhle. Zu sehen sein Profil und der dicke Bauch.

Tatsächlich finden sich in der Höhle der allerdings nur steinerne Thron des Kaisers, der Tisch und darauf seine güldene Krone. Wer genau hinschaut, sieht Barbarossa in einer herrschaftlichen Halle namens Olymp schlafen. Sein Bart ist gut zu erkennen, ebenso sein dicker Bauch. Nicht sehr gemütlich: In der Höhle ist es stets nur neun Grad warm.

Nach einer Stunde etwa lassen die Besucher den verwunschenen Kaiser in seinem Bett zurück, tauchen aus dem Dunkel auf ans Tageslicht. Draußen krächzen noch immer die Raben über dem Berg, der Weltfriede muss warten. Immerhin lädt ein kleiner Biergarten zur Pause ein. Wer die Geologie indes genauer erkunden will, begibt sich im Geo-Infozentrum auf eine Reise durch die Erdgeschichte. In dem gipsgrauen Gebäude gibt es viel zu erfahren über den 833 Quadratkilometer großen Nationalen Geopark Kyffhäuser. Noch ein Tipp für Regentage, an denen das Fahrrad besser in der Heckgarage bleibt: Vor dem Gelände erstreckt sich ein weitläufiger, ebener Parkplatz (Gebühr: zwei Euro/24 Stunden), offiziell allerdings kein Stellplatz. Der befindet sich in Bad Frankenhausen an der Therme.

Der Stellplatz ist an der Therme in Bad Frankenhausen.

Infobox

Stellplatz an der Kyffhäuser-Therme

August-Bebel-Platz 9, Tel.: 034671/5123, www.kyffhaeuser-therme.de, 51°21’20.22″N/11°6’11.78″E. Ruhig, zentrumsnah an der Therme, 0,1 km zum Ortszentrum. 15 Stellplätze auf Rasengittersteinen. Hunde erlaubt, Strom, Wasser, WC, Dusche, Entsorgung (Chem/Grau), Müll. Anfahrt täglich 9-21 Uhr, Anmeldung an der Thermen-Rezeption. Ganzjährig geöffnet. 15 € inkl. Strom, Wasser, Ents., WC, Müll. Dusche 3,50 €/30 min, Kurtaxe 2,50 €/Pers., Kurtaxe (ab 6 J.) 1,50 €/Pers. 1 € Ermäßigung für Besuch der Kyffhäuser-Therme.

Alternativ: Stellplatz Schulze, Bachmühlen-weg 2, Tel.: 0152/27659535, 51°21’17.52″N/11°5’28.23″E.

Weitere Stellplätze finden Sie unter www.bordatlas.de

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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