„Erwin Hymer hätte die neue Werkstatt gefallen“, lacht Susanne Hinzen. Die Leiterin des Erwin Hymer Museums in Bad Waldsee strahlt, als sie am 29. Januar die neuen Räume offiziell eröffnet. „Endlich haben wir einen neuen Sehnsuchtsort für alle Schrauber und Technikfans.“ Tatsächlich weckt die blitzblanke Werkstatt mitten im Foyer des Museums, die von außen und innen einzusehen ist, Neugier. Schließlich werden hinter den großen Fenstern an drei Arbeitsplätzen betagte Reisemobile und Caravans, aber auch alte Autos restauriert, gewartet und gepflegt.
So ist zum Beispiel das Hymermobil 520 D von 1976, das auf seine Durchsicht wartet, für die Werkstatt eher eine Zierde denn ein Objekt für die Reparatur. Blicke zieht auch der Ford Taunus 17 m P2 de luxe auf sich, der auf der nagelneuen Hebebühne knapp über dem makellosen Boden schwebt. „Die Bühne schafft locker Reisemobile bis fünf Tonnen“, versichert Marco Ruf. Der Kfz-Meister gehört dem Kernteam ebenso an wie Andreas Krattenmacher. Der gelernte Schreiner widmet sich Holzarbeiten wie an dem nachgebauten Gerippe des Eriba Tourist, Schaustück des Museums und zum Aufpolieren in der Werkstatt.
Markus Böhm komplettiert als Sammlungsleiter das Team der drei Oldtimerfans und -besitzer. Senior und lebendes Archiv für Museum und Werkstatt ist Max Ludy. Mehr als 40 Jahre lang hat der Weggefährte von Erwin Hymer in der Produktion gearbeitet, kennt als Zeitzeuge sämtliche Schrauben und Winkel der Fahrzeuge. Sein Wissen kommt immer dann zum Einsatz, wenn die jüngeren Mitarbeiter an ihre Grenzen stoßen und zum Beispiel Ersatzteile aus dem schier unerschöpflichen Fundus des Museums nicht so recht einzuordnen wissen. Schließlich sind außer Kenntnissen aus Fahrzeugbau und Technik, Elektrik und Materialkunde vor allem Geschick sowie Freude am Recherchieren und Tüfteln gefordert.
„Hier schließt sich der Kreis“, erklärt Susanne Hinzen, „pflegen und erhalten bilden die wichtigsten Aufgaben von Museum und Werkstatt.“ Um dem gerecht zu werden, war im Januar 2022 mit dem Bau und später dem Umzug der bisherigen Werkstatt begonnen worden. Die war in der alten Wagnerei von Firmengründer Alfons Hymer untergebracht. Bei Insidern heißt diese nah gelegene Reparaturwerkstatt, die auch Erwin Hymer genutzt hat, nur „die Rep“.
Da aber in diesen in die Jahre gekommenen Räumen kein Publikum zugelassen war, entstand vor zwei Jahren der Wunsch, das Konzept dem eines modernen Museums anzupassen: eine Gläserne Werkstatt musste her. „Handwerksvorführungen sind total beliebt“, schwärmt Susanne Hinzen. Nun grenzt die neue Werkstatt an den Veranstaltungsraum des Erwin Hymer Museums. Erklärungen des Kfz-Teams werden fürs Publikum an die Weltenbummler-Bar übertragen, ein Monitor informiert über die jeweiligen Fahrzeuge mit Texten, Bildern und Videos. Die Besucher sind eingeladen, Fragen zu stellen und ihr Wissen auszutauschen. Museums-Chefin Susanne Hinzen ist froh, etwas sichtbar zu machen: „Geschichten sollen nicht im Archiv verstauben“, betont sie, „dieser Wandel ist ganz im Sinn von Erwin Hymer.“
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Was ist los?
Die nächsten Termine der neuen Schauwerkstatt: jeden dritten Donnerstag im Monat, 19 Uhr, Werkstattgespräche. Anschließend fachsimpeln an der Weltenbummler-Bar. Für Gruppen und Clubs gestaltet das Team gern einen Besuch im Museum mit passenden Themen aus der neuen Werkstatt.
Fit in den Frühling, die Frühjahrsinspektion für einen sorglosen Start in die neue Saison: 23. März, 19 Uhr:
