Großes Querbett im Heck, noch größere Liegefläche im hochklappbaren Alkovenbett mit 80 Zentimeter Kopffreiheit, geräumiges Badezimmer, Vierer-Sitzgruppe dahinter und große Küche auf der Einstiegsseite. Wenn das nicht verlockend klingt. Dass die Mutter als kleinste im Bunde das Umbaubett auf der Essgruppe bezieht, ist schnell klar. Das Ziel ist auch fix definiert. Der Süden muss es sein. Und das Meer. Mit Sandstrand. Hoher Spritpreis und nur eine Woche Zeit, da fällt die Wahl auf Caorle, das pittoreske Klein-Venedig an der italienischen Adria.
Doch vor dem Ferienspaß gibt es noch einiges zu tun. Das Testfahrzeug wird erst einmal gemessen, gewogen und mit dem nötigen Gepäck versehen. Dass nach dem Wiegen Letzteres ordentlich abgespeckt werden muss, sorgt dann doch für Verblüffung.
Jetzt haben wir so eine schöne, 155 mal 135 mal 110 Zentimeter große beheizbare Heckgarage mit Durchreiche, Licht und Steckdose, die allein schon als Zimmer zählen könnte. Und noch dazu sage und schreibe neun Dachschränke, zwei Küchenschränke, zwei Schränke unter der Sitzbank und dem Kühlschrank sowie einen geräumigen Kleiderschrank. Also Stauraum ohne Ende – und dürfen trotz der im Datenblatt von Sunlight angegebenen Zuladung von 606 Kilogramm nur einen Bruchteil unseres geplanten Gepäcks einladen? Ja, so ist das wohl.
Das Chassis unseres Mobils, das durch das hochklappbare Alkovenbett ein unglaubliches Raumgefühl vermittelt, könnte zwar – typisch Fiat Ducato – ohne technische Änderung 3.650 Kilogramm tragen. Als zulässige Gesamtmasse sind in den Fahrzeugpapieren allerdings 3.500 Kilogramm eingetragen. So kann das Großfamilienreisemobil zum einen mit der Führerscheinklasse B gefahren werden und rutscht zum anderen bei der Berechnung der Maut oder den Kosten für den Transport auf einer Fähre nicht in die höhere Gewichtsklasse.
Das angegebene Grundgewicht von 2.894 Kilogramm laut Datenblatt im Auto stimmt ziemlich genau mit unserem Messergebnis von 2.932 Kilogramm beim Wiegen überein.
Addieren wir 75 Kilogramm für den Fahrer, 122 Kilogramm für einen vollen Frischwassertank, 48 Kilogramm für zwei Gasflaschen an Bord, zehn Kilogramm für Boiler und Toilette plus zehn Kilogramm Inventar pro Meter Länge dazu, so kommen wir auf 3.187 Kilogramm Gewicht nach RMIDefinition. Bei voller Besetzung mit sechs Personen und je zehn Kilogramm Gepäck lägen wir mit 3.694 Kilogramm schon 194 Kilogramm über dem zulässigen Gesamtgewicht.
Unsere faktische Überladung lag bei 44 Kilogramm, da wir nur zu fünft unterwegs waren und noch 65 Kilogramm Mindergewicht rausschinden konnten, da keiner von uns die üblicherweise angesetzten 75 Kilogramm auf die Waage brachte.
Nach dieser ernüchternden Berechnung überdachten wir noch einmal, was wirklich mit muss und so war unser Stauraum letztlich dann recht luftig gefüllt. Auch gut. So war der Zugriff auf die einzelnen Sachen noch einfacher. Außerdem hatte es der leistungsstarke 140-PS-Motor unseres Testwagens noch leichter, den 7,25 Meter langen Riesen problemlos auch über kurvige und arbeitsintensive Passstraßen gen Süden zu schieben.
Was uns beim Anblick unseres fahrbaren Wohnzimmers mit der ausgeprägten Nase über dem Fahrerhaus auf Anhieb gefiel, war das moderne und klare Design. Wir hatten ja auch Glück und bekamen als Sonderausstattung nicht nur den mit 999 Euro zu Buche schlagenden stärkeren 140-PS-Motor geliefert, sondern auch das 1.599 Euro teure Adventure-Line-Paket. Dadurch war unser Fahrerhaus schwarz, der mehrteilige Stoßfänger lackiert und die Scheinwerfer hatten einen schwarzen Rahmen
Im Inneren genossen wir das heimelige Ambiente des einfachen, aber soliden Möbelbaus mit hellem Holzdekor, mattweiß abgesetzten Klappen und edel wirkenden schwarz-grau-weißen Polstern bei den Sitzmöbeln. Dass die Sitzkanten, wo schon mal ein Krümel beim Essen landen kann, statt mit samtweichem Stoff wie auf der Sitzmittelfläche lederbezogen und damit sehr leicht abwaschbar sind, war für uns ein klarer Pluspunkt.
Als weiteres Extra durften wir uns über die zweite Außenstauraumklappe für 359 Euro, ein Sicherheitspaket für 349 Euro und einen wirklich großen Kühlschrank, der mit 699 Euro zu Buche schlägt, freuen. Besonders angetan hat es den Jungs das geräumige Gefrierfach, das sie geistesgegenwärtig vor der Abfahrt noch flugs mit Stiel-Eis füllten, welches sich als sehr wertvoll erweisen sollte, da wir am Pfingstsamstag wie zu erwarten nicht die Einzigen auf der Autobahn waren. Aber wir waren diejenigen, die im Stau aufstehen und zum Gefrierfach schreiten konnten. Großartig war auch die große Ablagebox im Armaturenbrett auf der Beifahrerseite. Sie bot Platz für eine Literflasche Cola, die mit Betrieb der Klimaanlage eisgekühlten Trinkspaß bot.
Genial waren auch die Doppelarmlehnen am verstellbaren Fahrer- und Beifahrersitz. Wenn nur nicht die hinterm Beifahrersitz angebrachte Leiter so geklappert hätte. Wir haben sie mit einem Gürtel festgebunden. Als Durchschnittsverbrauch kamen bei uns übrigens knapp über elf Liter zustande. Was beim aktuellen Dieselpreis von meist über zwei Euro je Liter und Übernachtungskosten auf einem Campingplatz von durchschnittlich 60 Euro pro Nacht den Urlaub mit dem Wohnmobil nicht gerade zum günstigen Spar-Trip macht.
Für die Größe des Autos, das mit 3,14 Meter Höhe ja doch einen beträchtlichen Windwiderstand hat, mussten wir den 75-Liter-Tank tatsächlich weniger oft füllen als erwartet. Zugute kam uns dabei, dass wir locker zwei Fahrräder in der Heckgarage verstauen konnten und uns so kurze Fahrten zum Einkaufen mit dem Wohnmobil ersparen konnten. Als sehr praktisch erwies sich auch die Durchreiche zur Heckgarage, in der wir unsere Einkäufe deponieren und vom Wohnraum aus geschickt darauf zugreifen konnten. So musste auch keiner nachts das Wohnmobil verlassen, um etwas zu holen, wenn schon überall die Fliegengitter dafür sorgten, dass keine lästigen Stechmücken den Weg ins Innere fanden.
Wobei man zugeben muss, dass es findige Viecher gab, die das trotzdem schafften. Wahrscheinlich war das gemütliche Licht der indirekten Beleuchtung mit LED-Band einfach zu verlockend. Uns hat das auch extrem gut gefallen.
Ebenso die serienmäßige Ausstattung mit USB-Steckdosen für unsere zahlreichen elektronischen Geräte. Jedes Bett war gut versorgt. Das Mittelbett sowieso, da von hier aus sogar die Steckdosen in der Küche erreichbar waren, die allerdings je nach Paket auch 49 Euro extra kosten. Das war der Vorteil für mich, wenngleich der Schlafkomfort bei einer Bettlänge von nur 1,80 Meter doch zu wünschen übrig ließ. Aber es heißt ja auch „4 + 2 Betten“. Die Sitzgruppe, bei der zwei Sitze nur Beckengurte haben, ist zwar schnell zur Schlafstätte umgebaut, aber doch eher für kleinere Menschen gedacht.
Wie sechs Personen am Tisch essen wollen, konnten wir uns nicht recht vorstellen. Ich saß mit einem Dreibeinhocker an der Kante, die vier Langbeiner hätten ihre Beine gar nicht so weit einfalten können. Nichtsdestotrotz wären wir gerne noch länger in der Welt umhergetingelt und hätten uns weitertreiben lassen. Wir saßen bei schönstem Sonnenschein und lauen Nächten sowieso meist an unserem großen Tisch in breiten Sesseln gemütlich vor dem Camper.
Allzu schnell war die Woche verflogen und es hieß zum letzten Mal Grauwasser ablassen. Praktisch, dass ein langer Schlauch zur Verfügung stand. Manchmal nur leider nicht lang genug. Ein bis zwei Meter haben uns gefehlt bis zum Ablass in der Ecke unseres letzten Stellplatzes.
Und noch etwas haben wir vermisst: eine Markise. Die ist als Extra zu haben und sollte schon sein. Wenngleich sie natürlich etwas wiegt, dann wird es mit der Zuladung bei Vollbesetzung eng. Da hilft nur auflasten oder vielleicht doch besser nur zu zweit reisen? Dann hat jeder einen durchaus luxuriösen Schlafbereich für sich, der sogar – falls gewünscht – mit einem Vorhang abgetrennt und somit blicksicher gemacht werden kann. Möglichkeiten gibt es genug. Unser Fazit: Unbedingt ausprobieren! Wir hatten Spaß!