> Städtetipp Marburg, Hessen

Die Märchenhafte

11.01.2017
Text: Maren Siepmann | Bild: Georg Kronenberg

Schon die Brüder Grimm studierten hier – und auch heute ist Marburg vor allem bekannt als Studentenstadt. Schloss, Elisabethkirche und Altstadt locken jährlich tausende Besucher an.

„Ich glaube, es sind mehr Treppen auf den Straßen als in den Häusern. In ein Haus geht man gar zum Dache hinein“ – diese Beschreibung Marburgs der Brüder Grimm gilt noch heute. Wer Marburg zu Fuß erkunden will, braucht eine gute Kondition: Von der Lahn über die Altstadt bis hoch zum Schloss sind es 109 Höhenmeter und 400 Treppenstufen. Die 73.000-Einwohner-Stadt liegt im Marburger Bergland, das vom Tal der Lahn durchschnitten wird. Zu beiden Seiten des Flusses geht es also stetig bergauf. Vor allem westlich der Lahn lohnt sich der mühsame Aufstieg aber: Er führt vorbei an den zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die die kleine Stadt zu bieten hat.

Die Altstadt heißt in Marburg natürlich deshalb Oberstadt, weil sie oben ist. Auf dem Berg. Hinauf geht es über eine der unzähligen Treppen oder mit dem Fahrstuhl. Ja, in Marburg gibt es gleich zwei Aufzüge, die in die Oberstadt hinauffahren. Zwischen den Fachwerkhäusern führt in fast jeder Seitenstraße eine Treppe die Besucher hinauf oder hinunter. Manchmal nur einen Meter breit, vermitteln die schmalen Gassen ein gutes Gefühl dafür, wie die beiden bekanntesten Marburger Studenten, die Brüder Grimm, hier während ihrer Studienzeit zwischen 1802 und 1806 gelebt haben.

Heute ist die Oberstadt fast ganz in der Hand der Studenten. Auf 73.000 Einwohner kommen mehr als 20.000 Studenten. Die Marburger Philipps-Universität, gegründet 1527 durch Landgraf Philipp I., ist die älteste noch existierende protestantische Universität der Welt und mit 3.900 Beschäftigten größter Arbeitgeber der Stadt.

Während der Semesterferien wirkt Marburg wie ausgestorben: kleinstädtisch, ruhig, beinahe leblos. Während des Semesters indes gilt der Spruch: Andere Städte haben eine Universität, Marburg ist eine Universität. Tagsüber zwischen Mensa, Hörsaalgebäude und den Unigebäuden östlich der Lahn verteilt, tummeln sich die Studenten abends gern in den Oberstadt-Kneipen. Eine Sperrstunde gibt es nicht, einige Lokale haben bis fünf oder sechs Uhr morgens geöffnet.

Wer den Treppen durch die Oberstadt immer tapfer bergauf folgt, landet irgendwann beim Schloss. Auch die Schlossbahn, von den Marburgern liebevoll „Bimmelbahn“ genannt, bringt die Besucher den Berg hinauf. Einst erster Sitz der Landgrafschaft Hessen, thront das Landgrafenschloss hoch über der Altstadt. Wer den Aufstieg geschafft hat, genießt den Blick über ganz Marburg und das Lahntal.

Doch auch unten im Tal hat Marburg seinen Reiz. Die Lahn zieht Besucher und Einheimische an. Am Ufercafé im Stadtteil Weidenhausen lässt es sich in Liegestühlen mit Blick auf den Fluss entspannen. Wer es aktiver mag, unternimmt eine Radtour oder leiht sich ein Tretboot. Ganz Mutige stürzen sich im Sommer einfach direkt in die Fluten. Das Wasser der Lahn ist zwar kalt, seine Qualität aber gut und Baden nicht verboten.

Den Kaiser-Wilhelm-Turm, so der offizielle Name, schmückt seit dem Elisabethjahr 2007 die Lichtinstallation „Siebensiebenzwölfnullsieben“ in Form eines großen Herzens. Der Name geht auf das angenommene Geburtsdatum der heiligen Elisabeth zurück: den 7. Juli 1207. Durch einen Anruf unter der kostenpflichtigen Telefonnummer 09005/771207 bringen Besucher das Herz zum Leuchten.

Für Studenten hat der Spiegelslustturm eine besondere Bedeutung: Der Aberglaube besagt, dass sie den 36 Meter hohen Turm erst nach erfolgreichem Physikum (Mediziner) oder Vordiplom – heute könnte man sagen: Bachelorabschluss – besteigen dürfen. Andernfalls werden sie
diese Prüfung niemals bestehen. om Spiegelslustturm aus lassen sich alle Marburger Sehenswürdigkeiten auf einem einzigen Foto verewigen.

Mit dem Reisemobil in Marburg

Marburg hat 73.000 Einwohner. Die Stadt an der Lahn liegt in Mittelhessen auf halber Strecke zwischen Frankfurt und Kassel, von beiden Städten jeweils 77 Kilometer Luftlinie entfernt. Die mittelalterliche Stadt zieht mit ihrem Landgrafenschloss, der Elisabethkirche und der historischen Altstadt – in Marburg Oberstadt genannt – vor allem im Sommer die Touristen an.

Info: Tourist-Information Marburg, Erwin-Piscator-Haus, Biegenstraße 15, 35037 Marburg, www.marburg-tourismus.de

Übernachtungsplätze für Wohnmobilreisende:
Wohnmobilstellplatz Marburg, Jahnstraße, 35037 Marburg, www.marburg.de.
Campingplatz Lahnaue, Trojedamm 47, 35037 Marburg, www.lahnaue.de

Infobox

Mehr Infos zu Marburg finden Sie im ausführlichen Reisebericht erschienen in Reisemobil International 10/2016. Die digitale Ausgabe können Sie hier kostenpflichtig downloaden.

Redaktion
Maren Siepmann
Maren Siepmann ist seit August 2014 bei der Reisemobil International und für die Themen Praxis & Zubehör zuständig.
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