Da wird die Hütte voll. Zwei Erwachsene, drei Kinder, vier Räder, Grill- und Campingausstattung und zwei vollständige Kite-Ausrüstungen müssen erst mal Platz finden. Beim Challenger Genesis C266 gelingt dies durch einen kleinen Trick. Im Heck des Fahrzeugs platziert der Hersteller zwei Stockbetten, das untere lässt sich leicht nach oben klappen und der Durchgang ins Fahrzeug mit einer ebenfalls klappbaren Platte verschließen. So gewinnt die ansonsten flache Heckgarage enorm an Volumen, nun bis zur Matratze des oberen Bettes.
Kleidung und sonstiges Gepäck schlucken drei große Hängeschränke über der Dinette, ein großes Fach über dem Kühlschrank und der üppig geschnittene 57 mal 52 mal 182 Zentimeter große Kleiderschrank hinter dem Beifahrersitz. Das ist genug Platz für vier Reisende, bei mehr Personen muss etwas Gepäck in Taschen in den Alkoven wandern. Da Challenger Dieselheizung, beziehungsweise Boiler und Wassertank, in je einer Sitzbank platziert, entfallen die Sitzkästen als Stauraum.
Der C266 ist für bis zu sechs Personen zugelassen. In Fahrtrichtung mit je zwei Dreipunktgurten, die Sitzplätze gegen die Fahrtrichtung mit zwei Bauchgurten. Platz ist an der Doppeldinette genug, so es reist sich ausgesprochen angenehm in dem Mobil.
Zum Schlafen krabbeln zwei Personen in das 200 mal 152 Zentimeter große Bett im Alkoven, zwei in die mit 208 mal 89 Zentimeter erstaunlich großen Stockbetten im Heck. Zwei Kinder können nach etwas Gepuzzle mit Polsterstücken in der umgebauten Dinette nächtigen. Eine dünne Auflagematratze wäre hier wichtig, um die Schlitze zwischen den Matratzenteilen abzudecken.
Die Qualität der Matratzen ist Einsteigerniveau, wer hohe Ansprüche an Schlafqualität hat, muss aufrüsten. Mit 58 Zentimetern Höhe ist der Alkoven zudem sehr flach geschnitten, ein paar Zentimeter mehr würden hier deutlich mehr Luft schaffen. Zumal die winzige Dachluke und das kleine Seitenfenster das Dachgeschoss nur mäßig lüften. Ein Seitenfenster auf der gegenüberliegenden Seite lässt sich nicht nachrüsten, hier platziert Challenger große Kunststoffformteile mit großen, integrierten Fächern für kleines Gepäck oder Bücher. Zwei zu helle LED-Leuchten sind eher Strahler als Leselampen und lassen sich weder dimmen noch vom Partner wegschwenken. Da man in heißen Nächten ohnehin mit dem Kopf am Fenster schläft, lohnt die Nachrüstung von Schwanenhals-LEDs auf der anderen Seite.
Ein absolutes Muss: die Seitz-Panorama-Dachhaube. Sie bringt Licht und Frischluft ins Innere (VIP-Paket). Isomatten mit Saugnäpfen verdunkeln die Frontscheiben im Testwagen, optional liefert Challenger Remis-Rollos.
Ein wahres Raumwunder ist das 100 mal 76 Zentimeter große, sehr gelungene Bad. Hier können sogar kurzfristig auch mal zwei Personen stehen. Stauraum findet sich im Schrank oder in Fächern über der Toilette ausreichend, Ablagefläche rund ums Waschbecken. Zwar dominiert im Bad das Kunststoffambiente, aber mit dem Ausstellfenster, den großen Spiegeln und der drehbaren Thetford-Toilette fährt der Challenger hier mächtig Pluspunkte ein. Ein paar Handtuchhalter und eine Steckdose würden das stimmige Gesamtbild noch etwas abrunden. Ein Magnetverschluss schließt die gut geführte und leicht laufende Schiebetür hervorragend und absolut klapperfrei. Die Platzierung der Tür ist hingegen nicht optimal gewählt. Steht die Leiter zum oberen Stockbett, blockiert sie mehr als ein Drittel des Badeingangs.
In der Küche des C266 fühlen sich motivierte Hobbyköche durchaus wohl. Zwar gehört der Thetford-Kocher mit drei Flammen nicht zu den heißesten seiner Zunft, aber Platz zum Schnippeln und Köcheln findet sich auf der Arbeitsplatte und der abdeckbaren Spüle genug. Der Thetford-Absorber-Kühlschrank mit Eisfach schluckt 175 Liter, die größte der drei Schubladen allein 80 Liter. In den beiden Hängeschränken platzieren wir Geschirr, Gewürze und Frühstücks-Utensilien auf einem Tablett – so ist alles flott zur Hand.
In puncto Montagequalität liefert der C266 kein einheitliches Bild ab. Zwar erlaubt der Camper erstaunlich stressfreies Reisen, bis auf Knarzen im Alkoven präsentiert sich der Challenger nahezu klapperfrei – dafür reißt in der Küche gleich zu Beginn der Probefahrt eine Halterung einer kaum beladenen Schublade aus, woraufhin der Verschluss nicht mehr funktioniert. Das klappbare Glas des Kochfeldes ist nicht fest in den Scharnieren verschraubt, eine Schraube der Spüle komplett locker.
Der Ford Transit erweist sich als sehr angenehmer Reisegefährte. Die hohe Windschutzscheibe ist deutlich gelungener als die niedrige des Ducato. Der Sitzkomfort ist Standard, übersichtliche Armaturen und ein guter Becherhalter runden das gute Bild ab. Das Sechsganggetriebe schaltet sich fein, der 2,2-Liter-Diesel schnurrt ruhig und angenehm. Zwar beschleunigt der Transit sauber, wirkt selbst mit dem optionalen 155-PS-Triebwerk bei voll beladenem Fahrzeug am Berg jedoch nicht gerade übermotorisiert. Die fairen 1.000 Euro für das Upgrade von 125 auf 155 PS sind daher gut angelegt.
Bei moderater Fahrweise, aber auch mindestens zwei Dritteln der Fahrstrecke mit 120 km/h bei aktiviertem Tempomat (Teil des VIP-Paketes) auf der Autobahn, genehmigt sich der Alkoven-Transit im Schnitt 13 Liter, was die Reichweite auf durchschnittlich 600 Kilometer schrumpfen lässt. Wer den Gasfuß etwas hebt, etwa um 10 km/h langsamer, spart einen Liter ein. Ab Modelljahr 2017 rollen Ford-Reisemobile dann mit den neuen, sparsameren 2,0-Liter-Motoren.
Die Fahrzeugwaage ermittelt ein Leergewicht von 2.930 Kilogramm. Mit Normbeladung für zwei Personen wiegt er 3.293, mit Normbeladung für vier Personen 3.483 Kilogramm, wobei die Vorderachse schon eine Überladung von 20 Kilogramm signalisiert. Wer also den Challenger C266 ernsthaft mit vier oder mehr Personen bewegen möchte, sollte ihn für rund 1.000 Euro auf 4,1 Tonnen auflasten.
Absolut top: Challenger verkabelt den C266 werkseitig schon für die Nachrüstung von Rückfahrkamera, Solarpanel oder Außenbeleuchtung. Das gestaltet den Einbau des beliebten Zubehörs deutlich günstiger.
Technische Daten
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Fahrgestell
Ford Transit, 2,2, 114 kW (155 PS), manuelles Sechsganggetriebe
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Maße und Masse
(LxBxH): 6,29 x 2,35 x 3,1 m, Gesamtmasse 3.500 kg
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Füllmengen
Frisch-/Abwasser: 120/100 Liter, Gas: 1 x 11 kg, Kühlschrank: 175 Liter.
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Betten
Alkoven: 152 x 200 cm, Heckbetten: 208 x 89 cm
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Serienausstattung
Truma Combi- Dieselheizung,
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Sonderausstattung des Testwagens
Motor 155 PS 1.000 Euro, VIP-Paket Genesis: 3.500 Euro (Klimaanlage Fahrerhaus, Beifahrerairbag, Tempomat, elektr. beheizbare Außenspiegel, weiß lackierte Frontstoßstange, lackierter Kühlergrill, Nebelscheinwerfer, Armaturenbrett mit Aluleisten, Schonbezüge für Fahrerhaus, Seitz-Panorama-Dachhaube)
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Grundpreis ab Werk/Testwagenpreis
44.990 Euro/49.490 Euro (zzgl. Markise und Fahrradträger)