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> Karmann Davis 620

Von Wahrheit und Details

12.06.2017
Bild & Text: Camping, Cars & Caravans

Sechs Tage haben wir uns den Karmann Davis 620 im Praxistest genauer unter die Lupe genommen.

Ganz leise gleitet der Davis über die Straße. Ein vielversprechender Auftakt zum einwöchigen Praxistest. Das Modell 620 von Karmann Mobil hat eine klassische Zwei-Personen-Aufteilung mit Heck-Einzel-Betten, Dinette, Nasszelle und Küche an der Schiebetür des Fiat Ducato. Herausragend: der Heckstauraum mit extrem vielen Fächern.

Das Ambiente wirkt sehr edel. Die Möbel überzieht Karmann mit weißer Folie in Klavierlackoptik, die viele Designer der Reisemobil-Branche derzeit als Trend erkennen.

Die glatte Oberfläche kommt bei den Menschen entweder sehr edel rüber und sie fühlen sich wie in einer modernen Neubauwohnung oder sie empfinden das Weiß als kalt und in einem gemütlichen Reisemobil als fehl am Platz. Auf jeden Fall passend dazu: die glänzenden Bügelgriffe an den Klappen und Schranktüren.

Genauso die Beleuchtung. Vor allem über den Einzelbetten findet sich ein imposantes Lichtspiel aus verschiedenen LED-Strahlern zum Lesen, Leuchtbändern hinter Kunststoffblenden und indirektem Ambientelicht. Obendrauf lässt sich eine Leuchtebene sogar per Dimmer in ihrer Intensität regulieren. Hier zeigen die Konstrukteure des weitestgehend in Italien entwickelten und auch hergestellten Davis Händchen – richtig gut sieht das alles aus.

Die Umsetzung und Wirkung der Lichtinstallation funktioniert auch während des tagelangen Praxistests – hinten im Heck schläft es sich prima. Natürlich auch dank der hochwertigen Matratzen. Die Längsbetten bieten reichlich Platz, vor allem, wenn die Betten mit den passenden Zwischenstücken und Matratzen mittig verbunden sind.

Eine einfache Konstruktion hält die beiden Bretter – sie werden in die Lattenroste eingehängt. Während des Tests ging allerdings ein Einhängehaken kaputt. Auch um die Praxistauglichkeit ist es bei dieser Konstruktion nicht zum Besten bestellt. Denn eine Frage ergibt sich täglich: Wohin mit diesen Teilen, wenn sie nicht benötigt werden? Eine konstruktive Lösung, zum Beispiel mit Schiebe- oder Klapp-Zwischenstücken, würde zum optischen Anspruch gut passen.

In dem Punkt Optik versus konstruktivem Niveau liegt die Diskrepanz. Zum Beispiel: Liegt man abends im Bett unter den perfekt ausgeleuchteten Weißlack-Oberflächen und schaut nach oben zur hochmodernen Lese-LED, baumelt einem daneben eine Fünf-Cent-Gurtschnalle entgegen, mit der man den Lattenrost beim Beladen der darunter liegenden Stauräume festclipsen kann. Das kurze, einfache Gurtstück samt Schnallenteil ist auch noch mit einer Spaxschraube in den schönen Weißlack gedreht. Die gesamte Atmosphäre des Schlafraums wird hiermit aus dem Gleichgewicht gehebelt.

Im Wohnraum finden sich weitere Details, die die Bewertung des eigentlich guten Ausbaus trüben. Denn die Schränke sind gut gearbeitet. Eine tolle und funktionale Idee sind die drei Schubladen an der Seite des Küchenblocks. Sie lassen sich von außen bedienen und innen mit einem Schlüssel verschließen. So kann beim Campen mal die Tür offen bleiben, aber Kleinigkeiten wie Schlüssel oder Geldbeutel sind, zumindest für Gelegenheitsdiebe, trotzdem unzugänglich aufbewahrt.

Die Küche selbst bietet mit dem Dreiflammkocher eine opulente Möglichkeit, ein mehrgängiges Menü zuzubereiten. Ein großer Kühlschrank – allerdings ohne automatische Energiewahl – erinnert an zu Hause. Über dem Kühlschrank sitzt der Kleiderschrank.

Was weniger glücklich gelöst ist: Wer die Badtür mit der Hand auf Höhe des gegenüberliegenden Bügelgriffs der Schranktür öffnet, klemmt sich die Hand ein. Darüberhinaus ist es ungeschickt, an der engsten Durchgangsstelle im Camper einen rund drei Zentimeter in den Raum ragenden Griff anzubringen, an dem man beim Durchlaufen mit dem Oberarm hängen bleibt. Ein weiterer Kritikpunkt findet sich über der Dinette. Die rechte Oberschrank-Klappe stößt bei vollem Hub gegen den Rahmen der Dachluke. Sie hält zwar dann meis-tens trotzdem, kann aber auch, bei Bewegung im Auto, plötzlich herunter und zum Beispiel auf die Finger schnappen.

Auch bei der Technik kommen Fragen auf. Die Füllstandsanzeige zeigt 33 Prozent bei leerem Tank. Ist der nachweislich voll, zeigt sie auch mal 66 Prozent an.

Anderes Beispiel: Der Sperrknopf zum Schließen der Frostcontrol ist nur mit einem Werkzeug wie dem Schraubendreher einzudrücken, da der Knopf direkt an an der Batterie anliegt und man so nicht mit Finger oder Hand hinkommt.

Schließen wir mit einer positiven Betrachtung ab: Im Heck lassen sich zwar keine großen Gegenstände wie Fahrräder oder Kinderwagen transportieren, dafür sind Kabeltrommel und Co. stets gut aufgeräumt. Und die im Test bemängelten Details lassen sich leicht beheben.

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