> Vergeich: Concorde Credo 840 LI vs. Hymer B ML I 780

Voll der Luxus

04.10.2024
Text: Juan Gamero | Bild: Zuckerfabrik Fotodesign

Liner oder Integrierter – in der Acht-Meter-Klasse hat der komfortorientierte Camper die Wahl. Was bietet der Concorde Credo auf Iveco, was die B-Klasse Masterline von Hymer auf Mercedes-Benz nicht hat? Concorde Credo 840 LI vs. Hymer B ML I 780: Zwei Luxusmobile zum Träumen.

Zu den herausragenden Merkmalen von Concorde aus Oberfranken zählt das nach oben und vorn versetzte Armaturenbrett der Integrierten. Der Fahrer sitzt so auf der Höhe von Lkw-Fahrern und nah an der Frontscheibe. Bei gleicher Außenlänge steht zudem mehr Wohnraum zur Verfügung. So stößt selbst der Credo, bei Concorde der Einstieg, in die Liner-Klasse vor, auch wenn er auf dem Iveco-Daily-Transporter basiert und nicht auf einem ausgewachsenen Lkw-Chassis.

Doch was bringt der Liner-Umbau dem Camper wirklich? Und fährt er mit einem herkömmlichen Integrierten gleicher Größe nicht doch besser? Um das herauszufinden, hat Reisemobil International den Concorde Credo zum Vergleich mit Hymers Top-Baureihe B-Klasse Masterline gebeten. Die rollt auf Mercedes-Benz Sprinter, in Sachen Fahrkomfort und Handling deutlich näher am Pkw als der Iveco.

Zum Test stand der 8,5 Meter lange Credo 840 LI bereit. Es gibt aber auch den 790 LI, der dann auf Augenhöhe mit dem rund 7,9 Meter langen Hymer liegt. Klären muss der Vergleich auch, ob in dieser Klasse ein Preisaufschlag von rund 50.000 Euro gerechtfertigt ist. Gehen wir ins Detail:

Aufbau

Ein Grund für den höheren Grundpreis des Credo findet sich im beschriebenen Chassis-Umbau. Concorde erledigt diesen im eigenen Werk. Beim sogenannten Podestumbau wird das Fahrerhausniveau angehoben und die Fahrerhauseinheit in Fahrtrichtung nach vorn verschoben. Das Ergebnis beschreiben folgende Messwerte gut: Im Credo ist das Lenkrad nur 83 Zentimeter von der Frontscheibe entfernt, im Hymer ohne Podestumbau sind es 110 Zentimeter.

Der Wohnraumboden des Credo liegt 103 Zentimeter über Straßenniveau, im Hymer sind es nur 74. Das recht flach stehende Lenkrad im Concorde trägt zum Trucker-Feeling am Volant bei. Gewöhnungsbedürftig, doch die Übersicht passt. Einen ebenen Wohnraumboden haben beide. Concorde fertigt die Credo-Kabine holzfrei und beplankt die Wände beidseitig mit Alu. Isoliert wird mit wasserabweisendem RTM-Hartschaum.

Der beheizte Doppelboden ist 35 Zentimeter hoch. Hymer setzt beim Masterline auf seine bewährte und holzfreie PUAL-Bauweise. Auch hier bestehen die Innen- und Außenseiten der Wände aus Aluminiumblechen, dazwischen findet sich eine Isolierung aus wasserabweisendem PUSchaum.

Auf das Aludach legt der Hersteller eine gegen Hagel unempfindliche GfK-Schicht auf. Der durchgehende Doppelboden ist 36 Zentimeter hoch.

Bildergalerie

Innenausbau

Eins vorweg: An Platz und Komfort mangelt es weder Credo noch Masterline. Der Längenvorsprung des Credo 840 LI von rund einem halben Meter schlägt sich vor allem in einem opulenten Badezimmer nieder. Der 790 LI liegt hier, der Länge entsprechend, näher am Hymer. Doch es gibt Fingerzeige, die auch bei den Testfahrzeugen die Chassis-Unterschiede illustrieren. So räumt Concorde dem Wohnraum von der B-Säule bis zur Trennwand zum Bad 280 Zentimeter ein. Der Hymer kann hier nur 264 Zentimeter vorweisen.

Die Durchgangsbreiten fallen im Credo noch etwas üppiger aus. Etwas länger sind die Liegeflächen der Heckeinzelbetten in der B-Klasse Masterline (207 und 202 Zentimeter), aber auch je 200 Zentimeter im Credo 840 LI sollten vollkommen genügen. Dafür fallen sie mit jeweils 100 Zentimetern breiter aus als die im Hymer-Integrierten. Allerdings ist der Durchgang zwischen den einzelnen Matratzen nicht möglich, wodurch es sich letztlich um ein Doppelbett mit Einzelmatratzen handelt.

Zur gemütlichen Runde sitzt die Crew beider Modelle an bequem gepolsterten und gut ausgeformten L-Sitzgruppen mit verschiebbaren Tischplatten und Längsbank. Das abnehmbare Lenkrad erleichtert im Concorde Credo das Drehen des Fahrersitzes.

Grundriss Concorde Credo 840 LI

Infobox

Technische Daten Concorde Credo 840 LI

Basisfahrzeug: Iveco Daily 50 C mit Podestumbau, Turbodiesel 115 kW/156 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe, Heckantrieb, Zwillingsbereifung

Maße und Massen: (L x B x H) 849 x 233 x 321 cm; Radstand 450 cm, Innenhöhe 201 cm, Masse fahrbereit 4.265 kg, zulässige Gesamtmasse 5.200 kg

Betten: Einzelbetten 2 x 200 x 101 cm; Hubbett 200 x 120 cm

Füllmengen: Frisch-/Abwasser 160/160 l, Kühlschrank 177 l; Gas 2 x 11 kg; Diesel 90 l; AdBlue 24 l

Aufbau: Seitenwände 32 mm und Dach 40 mm Alu- Sandwich, Isolierung aus 38 mm RTM-Schaum, Front und Heck aus GfK, Boden- und Doppelbodenstärke entspricht Wandstärke

Serienausstattung u. a.: ABS, Traktion Plus mit Bergabfahrassistent, elektr. Feststellbremse, Heizung Alde- Warmwasser, Abwassertank in Doppelboden

Extras u. a.: Chassis-Paket u. a. mit Auflastung 5,6 Tonnen, ESP, Klimaanlage Fahrerhaus (9.705 €); Automatik (6.925 €), Sat-Anlage (6.795 €), 24 Zoll-TV (1.290 €), abnehmb. Lenkrad (2.405 €), Markise (3.365 €), Hubbett (1.710 €)

Grundpreis: 209.100 €, Testwagenpreis: 314.395 €

Weitere Informationen zum Modell auf der Website des Herstellers: www.concorde.eu

Basisfahrzeug

Erwartungsgemäß große Unterschiede: Der Hymer auf Sprinter gleitet nahezu leichtfüßig über die Straße, die leichtgängige Lenkung lässt schnell vergessen, dass man in einem Acht-Meter-Mobil sitzt. Auch der Concorde bietet viel Fahrkomfort, er fühlt sich aber – nicht zuletzt aufgrund der höheren Sitzposition näher an der Frontscheibe und mit flach stehendem Lenkrad – deutlich mehr nach Nutzfahrzeug an. Manche reizt gerade das. Zu bedenken: Airbags und eine Fahrertür gibt’s beim Credo nicht.

Die Lenkung des Iveco agiert auf Knopfdruck noch leichtgängiger, was das Rangieren erleichtert. Auf engeren Stellplätzen werden einem die Ausmaße beider Fahrzeuge aber schnell bewusst. Daher gilt: Routen vorab gut planen. Im Vorteil ist der Sprinter definitiv in Sachen Verbrauch: Der Masterline schluckte im Testschnitt rund elf Liter Diesel, der Concorde brauchte mehr als 15 Liter.

Grundriss Hymer B ML I 780

Infobox

Technische Daten Hymer B ML I 780

Basisfahrzeug: Mercedes-Benz Sprinter 415 CDI mit Hymer/Al-Ko SLC-Chassis, Turbodiesel 110 kW/150 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb

Maße und Massen: (L x B x H) 789 x 235 x 298 cm; Radstand 450 cm, Innenhöhe 198 cm, Masse fahrbereit 3.475 kg; zulässige Gesamtmasse 4.430 kg

Betten: Einzelbetten 207 und 202 x 90 cm; Hubbett 197 x 145 cm. Füllmengen: Frisch-/Abwasser 180/150 l; Kühlschrank 153 l; Gas 2 x 11 kg; Diesel 92 l; AdBlue 22 l

Aufbau: Aufbau holzfrei in PUAL-Bauweise, Wände und Dach Alu-Sandwich, Dach mit zusätzlicher GfK-Deckschicht; Isolierung XPS/PU-Schaum

Serienausstattung u. a.: ABS, ESP, Fahrer- u. Beifahrerairbag, Klimaanlage Fahrerhaus, Tempomat, Multifunktionslenkrad, elektrische Parkbremse, Seitenwindassistent, Warmluftzusatzheizung, Alde-Warmwasserheizung

Extras u. a.: 170 PS (1.190 €); Autarkie-Paket inkl. Wechselrichter, dritte Aufbaubatterie, Zusatzlader (6.690 €); Ausstattungslinie Plus inkl. 9 Gang- Automatik, Multimedia-System, Akustikpaket (7.190 €)

Grundpreis: 154.400€, Testwagenpreis: 209.250 €

Weitere Informationen zum Modell auf der Website des Herstellers: www.hymer.com

Redaktion
Juan Gamero
Juan Gamero ist seit Juli 1991 bei der Reisemobil International. Er testet Reisemobile & Co. und ist Experte für Technik.
zum Profil
AKTUELLE AUSGABE
11/2024
Abo
abschließen,
Prämie
sichern!
Akuelle image