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Stellplatztipp: Abenteuer Wildspitze in Tirol

10.10.2024
Bild & Text: Claus-Georg Petri

Hoch hinauf: Vom Stellplatz an der Gletscherbahn im Pitztal zu Fuß hinauf auf die Wildspitze. Oder rauf mit der Gondel zu Österreichs höchst gelegenem Café – samt Blick auf Österreichs zweithöchsten Berg. Fast genauso schön.

Auf P3 der Gletscherbahn ganz am Ende des Pitztals, einem der rar gesäten Stellplätze in Tirol, stehen Reisemobile ganz legal. Es gibt sogar eine Möglichkeit zu entsorgen: Müllcontainer stehen in einer Ecke des großen Parkplatzes auf 1.740 Meter über NN.

Nach ruhiger Nacht unter unbeschreiblichem Sternenzelt beginnt hier ab 6.40 Uhr das Abenteuer: In der Gruppe geht es auf die Wildspitze, Nordtirols höchsten und Österreichs zweithöchsten Gipfel. Achtung: Wer sich der Seilschaft unter der Leitung erfahrener Bergführer anschließt, muss trittsicher und schwindelfrei sein, über eine gute Kondition und eine Bergausrüstung für hochalpines Gelände verfügen. Die Hochtour geht steil hinauf und führt über den Gletscher.

„Sie ist für sportliche Wanderer gut machbar“, betont der Bergführer, „aber für viele Teilnehmer eine Herausforderung.“ Dass jeder aus der Gruppe die richtigen Schuhe trägt, Trekkingstöcke, Regenklamotten, eine warme Jacke, Sonnenbrille, Mütze, Handschuhe und genug zu trinken im Tagesrucksack dabei hat, checken die Bergführer vor der Fahrt mit dem Gletscherexpress auf 2.841 Meter Seehöhe.

Gar nicht lange aufhalten, los geht’s. Das Geröll, das im Winter der Schnee bedeckt, macht die Schritte nicht leicht. Vor den Bergsteigern liegen tausend Höhenmeter bis zum Gipfelkreuz, dazwischen Eis, Schnee – und eine Steilstelle.

„Hier sehen wir, ob die Kondition reicht“, erklärt der Bergführer, „wer hier nicht hochkommt, der muss umdrehen.“ Solche Härte ist notwendig, weil von diesem Punkt aus die Bergstation noch zu sehen und erreichbar für jedermann ist. Macht weiter oben jemand schlapp, muss die ganze Gruppe umdrehen. „Das wollen wir vermeiden.“

Und noch etwas mahnt der Bergführer: „Um 13 Uhr stehen wir oben, sonst schaffen wir den letzten Gletscherexpress nicht.“ Also doch kein Zuckerschlecken, auch wenn die ersten Eisfelder aussehen wie Kandis. Nichts wie rein in den Klettergurt samt Karabinerhaken. Das Geschirr sichert später die Seilschaft. Am Rand des Eises ziehen alle ihre Steigeisen an. Ohne diese Zacken an den derben Schuhen ist kein sicherer Gang über den zerfurchten Taschachferner (Ferner: österreichisch für Gletscher) möglich.

Jeder Schritt muss sitzen: In den Gletscherspalten rauscht es. Der Bergführer kennt den sicheren Weg.

Tiefe Spalten, deren Boden allenfalls zu erahnen ist, tun sich rechts und links auf, das Licht changiert zwischen Weiß, tiefem Blau und schmutzig. Überall gurgelt und rauscht es in dieser unwirtlichen Tiefe. Wer da reinfällt, ist weg.

Schritt für Schritt geht es voran, das Hemd klebt auf der verschwitzten Haut, die Jacke schützt vor der Kälte in der Höhe. Der Atem pumpt frische Luft in die Lungen, die nach Sauerstoff gieren, das Herz schlägt in starkem Takt. Jeder Schritt muss sitzen, jeder Schritt zählt. Bis hin zu Felsen, die himmelwärts sich stapeln, noch 200 Höhenmeter zum Ziel. 12.30 Uhr. Ist das zu packen?

Rucksack und Trekkingstöcke bleiben unten, jetzt kommen auch die Hände zum Einsatz. Weit oben, das Gipfelkreuz zum Greifen nahe, zeigt der Bergführer, wie ein ausgesetzter Felsen zu umklettern ist. Alle schaffen es. Erst später verrät der Chef, dies sei eine wirklich schwierige Schlüsselstelle gewesen. Hat zum Glück keiner gemerkt.

„Gelobt sei Gott, sein sind die Gipfel der Berge“, steht oben am Kreuz auf 3.768 Meter über NN. Geschafft. Alle. Runter geht es schneller. Der Gletscherexpress ist bald wieder erreicht.

Ziel der Mühe: Das Gipfelkreuz der Wildspitze steht auf 3.768 Meter über NN.

Ach ja, wem das zu anstrengend ist: Von der Bergstation aus gondelt die Wildpitzbahn bequem in 20 Minuten hinauf zum Café 3.440, Österreichs höchst gelegenem Café. Kuchen und Getränke serviert Wirt Sepp Eiter in luftiger Höhe. Und von der Aussichtsplattform ist die Wildpsitze in ihrer ganzen Pracht und Schönheit zu sehen. Bei einer Tasse Kaffee ist zu erkennen, wie sich gerade wieder eine Gruppe über den Taschachferner nach oben zum Gipfelkreuz kämpft. In der Tat: So lässt sich die Wildspitze einfacher erleben.

Infobox

Stellplatz P3 am Pitztaler Gletscherexpress

P3 am Pitztaler Gletscherexpress, Talschluss, große asphaltierte Fläche, die auch Pkw zum Parken nutzen. Hunde erlaubt, Entsorgung, Müll, tagsüber öffentliches WC, 15 Euro pro Nacht plus 3 Euro Kurtaxe pro Person, zu entrichten am Schalter des Gletscherexpress nebenan, dort auch Info und Kontakt. Keine Reservierung möglich.

 

Info

Pitztaler Gletscherbahn, Mittelberg 103, A-6481 St. Leonhard im Pitztal, Tel.: 0043/5413/86288,
www.pitztaler-gletscher.at
Tourismusverband Pitztal, Unterdorf 18, A-6473 Wenns, Tel.: 0043/5414/86999, www.pitztal.com
Bergführervereinigung Pitztal, Mandarfen, A-6481 Plangeroß, Tel.: 0043/5413/20366, www.pitztaler-bergfuehrer.at, die hier geschilderte Tour findet immer donnerstags und sonntags statt. Teilzunehmen kostet 150 Euro pro Person.
Café 3.440, Tel.: 0043/5413/86288,
www.pitztaler-gletscher.at/cafe3440

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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