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Stellplatztipp: Keltenwelt am Glauberg

12.07.2024
Bild & Text: Claus-Georg Petri

Vor 2.400 Jahren lebten Kelten in dem Gebiet, das heute als Glauberg in der hessischen Wetterau bekannt ist. Die lebensgroße Statue eines Fürsten aus dieser Zeit bildet das Herz einer Ausstellung in einem spektakulären Museum (Keltenwelt am Glauberg) – Stellplatz gleich nebenan.

Ein bisschen mürrisch guckt er schon, der Keltenfürst vom Glauberg. Große Augen, eine markante, leicht schief stehende Nase, darunter ein Knebelbart und missmutig herabhängende Mundwinkel: Das Antlitz des hohen Herren umrahmt eine keltische Blattkrone.

In ihrer Asymmetrie erinnert sie an Blätter eines Mistelzweiges. Dieser ausdrucksstarke Kopf sitzt auf einer 186 Zentimeter großen Statue, sie ist bis auf die abgebrochenen Füße vollständig erhalten. Die Figur wirkt sehr massig – immerhin wiegt sie 239 Kilogramm – und ist vom Hals bis zur Hüfte vorn mit einem eckig-symmetrischen Muster verziert, auf dem Rücken mit Mäandern aus Blüten. Der sandsteinerne Fürst trägt Halsschmuck und Schild. Mit diesen Details sieht er aus, als trüge er eine Rüstung. Die Statue stammt aus der Latène- oder jüngeren Eisenzeit, datiert um 450 vor Christus. Sie wurde erst bei 1994 begonnenen Ausgrabungen eines Grabhügels am Glauberg gefunden. Seit der Keltenfürst der Erde entrissen ist, hat sich einiges verändert. Davon, dass hier, in der Umgebung nur weniger kleiner Dörfer wie dem benachbarten Glauburg, bis dato nie so richtig viel los war, ist auf dem Glauberg nichts mehr zu spüren.

Auf der 277 Meter über NN hohen Kuppe im Ronneburger Hügelland im hessischen Wetteraukreis 40 Kilometer nordöstlich von Frankfurt steht heute ein nicht nur architektonisch spektakuläres Museum der Archäologie (www.keltenwelt-glauberg.de). Dieser rotbraune Palast macht dem Keltenfürsten alle Ehre. Dessen Grabstelle, ein rekonstruierter und mit rätselhaften hölzernen Stelen verzierter Hügel, erhebt sich stolz vor der gläsernen Front des modernen Gebäudes.

Bevor der Besucher mit dem Reisemobil ins Innere gelangt, platziert er sein Fahrzeug auf dem Stellplatz, der Teil des Museumsparkplatzes ist. Auf dem ebenen Gelände dürfen mobile Gäste eine Nacht gratis stehen, sofern sie das Museum besuchen. Strom oder Ver- und Entsorgung gibt es in dem archäologischen Park nicht – wohl aber einen als „Keltenpfad“ benamsten, 2,2 Kilometer langen Rundweg. Er fasst auch den Grabhügel mit ein.

Bildergalerie

In der Keltenwelt sind in modern gestalteten, dunklen, offenen Räumen eindrucksvoll drapierte und ausgeleuchtete Originalfunde vom Glauberg zu sehen. Die Waffen, goldenen Armreifen und Gefäße gestatten tiefen Einblick in das Leben der hochentwickelten, dennoch relativ unbekannten Vorfahren von vor 2.400 Jahren.

Herzstück der Dauerausstellung ist der Keltenfürst. Obwohl er, wie gesagt, etwas mürrisch schaut, zieht er die Blicke der Besucher auf sich, die möglichst dicht an die Glaspanzerung herantreten, welche die kostbare Statue schützt. Dass sie einen Fürsten zeigt, gilt als wahrscheinlich. Möglich wäre auch, dass er ein Druide war. Grund für diese These liefert besagte Mistelkrone. Druiden, jene weisen und wissenden Männer der Kelten, setzten diese heilige, immergrüne Pflanze ein, um damit zu heilen. Nur Druiden durften Misteln ernten, und das ausschließlich während ritueller Feste – Asterix-Leser wissen das von Miraculix („Die goldene Sichel“).

Gesellschaftlich genossen Druiden einen hohen Rang, und sie waren mächtig. Letztlich bleibt offen, ob die Statue vom Glauberg einen Fürsten oder einen Druiden verewigt. Von ihrer Faszination büßt sie trotz dieser unbeantworteten Frage nichts ein. Über das in der Ausstellung Gesehene diskutieren Gäste im Museumsbistro, ihr Blick wandert bei Kaffee und Kuchen oder Hausmacherkost hinaus zum Fürstenhügel. Das gesamte Ensemble würde gut in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes passen: Für das nationale Vorauswahlverfahren ist der frühkeltische Fürstensitz Glauberg für das Jahr 2024 vorgeschlagen. Die Welt würde sicher staunen über diese grimmig guckende Statue.

Stellplatz an der Keltenwelt Glauburg

Infobox

Parkplatz an der Keltenwelt Glauburg. Drei Stellplätze bis 12 Meter Länge. Aufenthalt maximal eine Nacht und nur in Verbindung mit einem Museumsbesuch. Anmeldung an der Museumskasse. Museum und Bistro geöffnet Dienstag bis Sonntag und Feiertage: 1. März bis 31. Oktober: 10 bis 18 Uhr, 1. November bis 28. Februar: 10 bis 17 Uhr. Montag geschlossen. Am 24., 25. und 31. Dezember sowie am 1. Januar geschlossen. Eintritt: 8 Euro. Der Archäologische Park ist bei Tageslicht auf eigene Gefahr frei zugänglich. Museumsgarten und Spielplatz sind seit dem 1. April wieder geöffnet, bei schlechtem Wetter geschlossen.

Wer länger bleiben möchte, findet in der Nähe diesen Stellplatz: Glauburg-Stockheim: Wohnmobilstellplatz an der Kulturhalle Stockheim, Bahnhofstraße 51, Tel.: 06041/4031, www.kulturhalle-stockheim.de, 50°19’33.73″N/9°0’39.10″E. An der Kulturhalle neben dem Bahnhofsgelände, 0,6 km vom Ortszentrum, 4,2 km von der Keltenwelt entfernt. 5 Stellplätze auf Rasengittersteinen, Schotter, Pflaster. Hunde erlaubt, Wasser, Strom. Ganzjährig geöffnet. 9 € inkl. Strom, Wasser. 6 € ohne Strom/Wasser. 2 € Ermäßigung auf den Eintritt in den Modellbahnhof oder die Kulturhalle Stockheim.

Weitere Stellplätze im Bordatlas Stellplatzführer unter www.bordatlas.de

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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