Weitblick, Waldluft, wilde Felsen: Die Nationalparkregion Sächsische Schweiz ist zu jeder Jahreszeit ein Traumziel in Deutschland – im Winter aber immer noch ein Geheimtipp für Romantiker, Genießer und Stadtflüchtlinge. Mit Schnee bepudert präsentieren sich die bizarren Felsen des Elbsandsteingebirges wie im Märchen.
Wer Erholung sucht und Ruhe, wird die stille Winterlandschaft genießen: Wanderwege und Aussichtspunkte findet er zu dieser Jahreszeit oft für sich allein. Aber auch, wer Kultur, Genuss und Wellness liebt, kommt hier voll auf seine Kosten – und Weihnachtsmarktfans sowieso: Der Advent ist hier liebevoll verpackt und steckt voller Überraschungen.
Allein in Dresden verführen elf ganz unterschiedliche Märkte zu einem ausgiebigen Stadtbummel. Aber auch die vielen anderen großen und kleinen Elborte, die sich zwischen Meißen und Bad Schandau an den Fluss schmiegen, zaubern mit unterschiedlichstem Ambiente und Angeboten vorweihnachtliche Stimmung in die Herzen der Besucher.
Naturliebhaber zieht es – zumindest zum Übernachten – auch ins hügelige Hinterland, wo etwas abseits der Elbe einige sehr schön gelegene Stell- und Campingplätze Gäste in Empfang nehmen. Abstecher sind also je nach Zeitbudget jederzeit möglich und zu empfehlen.
Meißen: Wiege Sachsens und berühmt für Porzellan
Tourstart ist die über tausend Jahre alte Stadt Meißen, die mobile Reisende auf Anhieb für sich einnimmt. Der Stellplatz ist zwar alles andere als ruhig, aber er liegt zentral und mit toller Aussicht an der Elbe unterhalb der Albrechtsburg und eignet sich daher für einen Stadtbummel perfekt.
Die im spätgotischen Stil erbaute Burg ist der erste Schlossbau im deutschsprachigen Raum und gehört zusammen mit dem Dom zu einer der Hauptattraktionen im Ort. Die Altstadt ist zauberhaft, und das adventlich geschmückte Herzstück lässt sich sehr gut von oben besichtigen: Dazu muss der Besucher allerdings erst die 193 Stufen auf den Turm der Frauenkirche ersteigen, die übrigens das erste spielbare Glockenspiel aus Meissener Porzellan beherbergt.
Mehr über die 300-jährige Tradition der Porzellanherstellung erfahren Besucher in der Manufaktur, in der gezeigt wird, wie das weiße Gold in liebevoller Handarbeit hergestellt und mit den typischen Meißener Motiven bemalt wird. Töpferwaren gibt es übrigens auch auf dem Marktplatz, der sich vom 25. November bis 24. Dezember in ein Weihnachtsland mit 40 geschmückten Hütten verwandelt. In denen werden außer Porzellan auch Schnitzkunst aus dem Erzgebirge, Weihnachtsschmuck oder Kerzen angeboten.
Radebeul: Herzstück der Sächsischen Weinstraße
Das nächste Highlight folgt sogleich – gut 15 Kilometer stromaufwärts. Zwischen Weinbergen und Elbe und direkt vor den Toren Dresdens gelegen, begeistert Radebeul mit einer anregenden Mischung aus Wein, Kultur und Natur.
In liebevoll sanierten Fachwerkhäusern laden Künstlerateliers, Galerien, gemütliche Cafés und urige Kneipen zum entspannten Genuss ein. Der Ort gilt als Herzstück der Sächsischen Weinstraße und ist mit seinem pittoresken Stadtkern und dem Dorfanger Altkötzschenbroda gerade auch zur Adventszeit sehr beliebt.
Unter dem Motto „Lichterglanz & Budenzauber“ beglückt der kleine, aber feine Familienweihnachtsmarkt seine Besucher an drei Adventswochenenden mit Besinnlichkeit fernab vom großstädtischen Rummel. Populär ist neben Theater- und Puppenspiel der traditionelle Lichterpfad zur Krippe. Auch an kulinarischen Genüssen mangelt es nicht. Vor allem der einheimische Winzerglühwein sorgt bei den Besuchern für gute Stimmung.
Sehr erfreulich: Der Stellplatz vom Wassersportzentrum SSV Planeta Radebeul ist in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Wohnmobile stehen auch hier direkt an der Elbe auf einer Wiese. Allerdings war es zum Checkzeitpunkt wegen Umbaumaßnahmen etwas ungemütlich. Aber die gute Lage macht das weg, zumal noch viele weitere schöne Orte locken und es zumindest die Stellplatztesterin weitertreibt. Tipp: Abstecher zum Schloss Wackerbarth: Wo früher Grafen residierten und rauschende Feste feierten, begrüßt heute Europas erstes Erlebnisweingut täglich seine Gäste. Das Schloss thront nebst Lusthäuschen, barocker Gartenanlage sowie moderner Wein- und Sektmanufaktur mitten in den Radebeuler Weinbergen. Ein herrlicher Ort, der auch für Weihnachtsromantiker vielfältigste Angebote bereithält, www.schloss-wackerbarth.de.
Moritzburg: Hier geht Aschenbrödel ein und aus.
Nach Dresden ist es jetzt zwar wirklich nur noch ein Katzensprung, aber Schloss Moritzburg sollten mobile Urlauber unmöglich links liegen lassen. Der Schlenker weg von der Elbe, exakt acht Kilometer nach Norden über die S81, lohnt sich: Das Reisemobil steht zentral und verhältnismäßig ruhig im hinteren Areal des Schlossparkplatzes.
Eine Nacht dürfen mobile Reisende hier stehen – ohne Service, aber immerhin mit Stromanschluss und in Sichtweite des von Wasser umgebenen Barockschlosses.
Benannt wurde es nach Herzog Moritz, der das damalige Jagdhaus im 16. Jahrhundert mit Jagdtrophäen im Stil der Renaissance ausstatten ließ. August der Starke ließ es dann zu einem Schloss umbauen, in dem noch heute skurrile Raritäten zu bewundern sind: Ledertapeten, eine Jagdtrophäensammlung mit dem stärksten Rothirschgeweih der Welt oder, im benachbarten Fasanenschlösschen weltweit, einzigartige Wand-Bespannungen aus Federn, Stroh und Seide.
Alles wie im Märchen – vor allem in der Adventszeit: Pünktlich mit Anbruch der kalten Jahreszeit erobert Aschenbrödel das Schloss. 1972 wurde hier der deutschtschechische Weihnachts-Kultfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gedreht. Passend dazu sind die Besucher am dritten Adventswochenende zu einem kleinen Weihnachtsmarkt auf die Schlossinsel eingeladen – inklusive einer Besichtigung der Winterausstellung zum Film mit Hintergrundgeschichten zu Entstehung und Werdegang des Märchens mit nachgestellten Filmszenen, Originalkostümen und Multimedia-Inszenierungen. Am Ende des Rundgangs lockt die Schlossküche mit leckerem Kaffee und Kuchen, www.schloss-moritzburg.de.
Wer zwischendurch mal eine Pause braucht vom vorweihnachtlichen Spektakel, dem empfiehlt sich ein Ausflug in das Moritzburger Wildgehege. Seine historischen Wurzeln liegen im 1639 erbauten Alten Thiergarten. Heute leben hier Rotwild, Elche, Rehe, Luchse und Wölfe.
Dresden: Elbmetropole und Stollenhauptstadt
Sachsens Landeshauptstadt, auch Elbflorenz genannt, ist zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Reiseziel und zieht mit ihren Kulturschätzen und Sehenswürdigkeiten Jahr für Jahr Millionen Touristen an. Besuchermagnet und Wahrzeichen der Stadt ist die wieder aufgebaute Frauenkirche. Aber auch der Fürstenzug, der Neumarkt und Schlossplatz miteinander verbindet, und das Residenzschloss landen sehr oft im Fokus der Fotokameras. In unmittelbarer Nähe zur weltberühmten Semperoper finden Besucher weitere Attraktionen wie den Zwinger und die Brühlsche Terrasse.
Für weihnachtsaffine Wohnmobilisten ist Dresden ein Dorado: Es lockt mobile Reisende mit drei Innenstadt-Stellplätzen, einem Campingplatz und elf sehr unterschiedlichen Weihnachtsmärkten.
Der für den Stellplatz-Check in der Innenstadt getestete Parkplatz in der Wiesentorstraße besticht durch die zentrale Lage an der Elbe gegenüber der Altstadt. Das WC ist nur ein Dixi-Klo, die Entsorgungsmöglichkeiten nicht ideal und der Platz insgesamt recht teuer. Aber wer mitten drin sein will, ist hier genau richtig. Wer länger bleibt, checkt beim relativ ruhig und im Grünen gelegenen hübschen Stadtcamping in Mockritz ein. Alternativ bietet sich auch der liebevoll angelegte Caravaningpark in Kaditz an. Die nächste Straßenbahnhaltestelle in die City ist nur ein paar Minuten entfernt. In jedem Fall macht es einem die Elbmetropole leicht, sie zu lieben – erst recht im Advent. Rund 2,5 Millionen Menschen zieht es jedes Jahr um diese Zeit in die Stadt und da vor allem zum Striezelmarkt, einem der ältesten und bekanntesten Weihnachtsmärkte der Welt.
Sein Name leitet sich ab vom Dresdner Stollen, der im Mittelhochdeutschen Striezel genannt wird. Aber nicht nur dieses Gebäck kommt hier gut an, auch andere Spezialitäten wie Holzkunst aus dem Erzgebirge, Blaudruckstoffe aus der Lausitz oder Pfefferkuchen aus Pulsnitz gehen hier im großen Stil über die Budentheken.
Eine völlig andere Stimmung erwartet die Besucher der Mittelalterweihnacht im Stallhof: Innerhalb der Mauern des Residenzschlosses bieten Handwerker ihre Waren feil, Gaukler erzeugen gute Stimmung, und außer ausgefallenen Köstlichkeiten gibt es hier sogar ein Badehaus, in dem sich bis zu acht Personen bei einem heißen Bad aufwärmen.
Mit einem gigantischen Riesenstollen ziehen Hunderte Bäcker in einem Festzug durch die Stadt, feiern ihr Handwerk und eine jahrhundertealte Backtradition. Angeschnitten wird er auf dem Striezelmarkt und für einen guten Zweck verkauft.
Pirna: auf Canalettos Spuren durch die Altstadt
Von Dresden geht es 30 Kilometer weiter auf der linken Elbseite flussaufwärts nach Pirna. Übrigens: Aus den Sandsteinen aus den nah gelegenen Steinbrüchen wurde unter anderem die Dresdner Frauenkirche erbaut.
Die 1233 erstmals erwähnte Stadt gilt als Tor zur Sächsischen Schweiz und ist äußerst reizvoll: Es gibt zwei schön gelegene Stellplätze, einen oben am Schlosspark und einen unten am gegenüberliegenden Elbufer. Auch sonst locken viele gute Gründe, sich an diesem malerischen Ort aufzuhalten.
Die Stadt ist klein genug für eine erholsame Auszeit und groß genug für ein ansprechendes Angebot an Kultur und Kulinarik. Durch verwinkelte Gassen bummelt der Besucher in den mittelalterlichen Stadtkern vorbei an prächtigen Brunnen, herrlichen alten Bürgerhäusern, der gewaltigen spätgotischen Marienkirche mit dem Sandsteinaltar bis zum Marktplatz, an dem das Rathaus und daneben das Canalettohaus zu bewundern sind.
Der berühmte venezianische Maler Canaletto war vom barocken Charme Pirnas so fasziniert, dass er die Elbstadt in gleich mehreren Gemälden verewigt hat. Entsprechend stimmungsvoll ist der nach ihm benannte Weihnachtsmarkt mit eigens entwickeltem Lichtkonzept. Nach Einbruch der Dunkelheit zaubert es barocke Muster und Bilder Canalettos auf die historischen Fassaden des Marktplatzes.
Zusammen mit der Sächsischen Weinkönigin erkunden Besucher die erste Etappe des Sächsischen Wein-Wanderwegs und genießen dabei drei Glühweine verschiedener Sächsischer Winzer und ein Winzervesper. Los geht es ab November immer freitags um 17 Uhr. Preis: 30 Euro pro Person, www.romantikhotel-pirna.de.
Kurort Rathen: mit der Seilfähre zur Felsenbühne
Die nächste Station ist nicht ganz so leicht erreichbar, dafür umso lohnenswerter: Rathen schmiegt sich malerisch ans Ufer der Elbe und vor die wohl berühmteste Felsformation der Sächsischen Schweiz – die Bastei. Durch die markanten Felsen und über eine 40 Meter tiefe Schlucht zieht sich eine knapp 80 Meter lange, aus Sandstein gebaute Brücke, die heute als technisches Denkmal geschützt ist. Wanderern eröffnet sie einen atemberaubenden Blick auf Sehenswürdigkeiten wie Lilien- und Königstein sowie den Zugang zur Felsenburg Neurathen. Wer hier läuft, versteht sofort, was viele Dichter und Maler wie Caspar David Friedrich an der Landschaft so fasziniert hat.
Die 500-Einwohner-Gemeinde wird durch die Elbe in Oberrathen und Niederrathen geteilt. Wer von einem zum anderen Ortsteil will, benutzt die historische, unter Denkmalschutz stehende Seilfähre.
Die Anfahrt für Auto-Tagestouristen und Felsenbühnenbesucher ist nur in Oberrathen möglich. Hier schlängelt sich auch die Straße zum romantisch gelegenen Stellplatz eng und kurvig am linken Elbufer entlang. Auf den letzten Kilometern kommen leise Zweifel auf, ob Wohnmobile hier wirklich entlangfahren sollten. Radler und Autofahrer teilen sich den einspurigen, asphaltierten Feldweg, der an Bauernhöfen und Wohnhäusern entlangführt und nur hin und wieder mit Ausweichstellen versehen ist. Aber es ist alles richtig: Die abenteuerliche Fahrt mündet links in eine leicht ansteigende Wiese vor einem Bauernhof. Die Lage ist herrlich ländlich mit Blick auf die Elbe und der Platz liebevoll von den netten Betreibern angelegt. Von hier können Campingurlauber die eineinhalb Kilometer bis zur Fähre spazieren und setzen aufs rechte Elbufer über. Von dort führt ein herrlicher Wanderweg an der berühmten Felsenbühne vorbei und auf dem Malerweg bis hinauf zur Brücke – ein Wintertraum.
Königstein: Weihnachtsmarkt auf der Festung
In riesigen Kupferkesseln köchelt Suppe über offenem Holzfeuer, in urige Tonbecher wird duftender Festungspunsch eingeschenkt. Der Schmied lässt seinen Hammer schlagen.
Wer den historischen Weihnachtsmarkt auf der Festung Königstein besucht, fühlt sich wie auf Zeitreise. Der Markt lockt jedes Jahr Zehntausende ins Elbsandsteingebirge. Kein Wunder: Die Lage auf dem Plateau eines Tafelberges hoch über dem Elbtal mit grandioser Aussicht ist einmalig.
Ein Ausflug auf die 9,5 Hektar große, einst unbezwingbare Wehranlage mit ihren mehr als 50 imposanten Bauwerken und ihrer fast 800-jährigen Geschichte, ist ein Ereignis. Aber Königstein bietet noch mehr als die Festung. Eine Eisbahn lädt zum Schlittschuhlaufen mit Panorama ein. Und außer geführten Winterwanderungen lädt die Stadt auch zu romantischen Nachtwanderungen ein.
Mobile Reisende nächtigen – eigentlich idyllisch – auf dem Campingplatz mit Blick auf die Elbe. Allerdings führt direkt oberhalb eine viel befahrene Bahnlinie vorbei. Ruhesuchende weichen besser auf den zauberhaft auf einem Hochplateau gelegenen Campingplatz im vier Kilometer entfernten Kurort Gohrisch aus oder auf den ebenfalls herrlich aussichtsreichen und ruhigen Stellplatz in Struppen.
Bad Schandau: Mühlenromantik in Schmilka
Den Abschluss der märchenhaften Vorweihnachtstour durch die Sächsische Schweiz markiert Bad Schandau, genauer gesagt Schmilka, der letzte Ortsteil der berühmten Kurstadt, gelegen vor der tschechischen Grenze. Romantischer und uriger geht es kaum: In der kalten Jahreszeit verwandelt sich das malerische Areal rund um die Schmilk’sche Mühle in einen gemütlichen Ort mit Laternen und Kaminfeuer.
Das Dorf liegt direkt am Malerweg. Wer nach einer Wanderung durch Schnee und Kälte zurückkommt, steigt direkt in den beheizten Badezuber neben der Mühle oder entspannt in der Panoramasauna mit Blick über den geschmückten Hof.
Ein weiteres Unikat in Bad Schandau: die Kirnitzschtalbahn. Gemütlich zuckelt der über 100 Jahre alte Zug vom Kurpark am Flüsschen Kirnitzsch entlang bis zum Lichteinhainer Wasserfall. Alle Haltestellen sind Ausgangspunkte für Wanderungen. Ein Stopp befindet sich direkt am Campingplatz Ostrauer Mühle – idealer Aufenthaltsort für Reisemobilisten, die gern aktiv sind.
Der Platz liegt unten im Tal, ist im Winter gemütlich, wenn auch schattig. Wer Weitblick sucht und lieber höher hinaus möchte, fährt fünf Kilometer weiter Richtung Sebnitz und richtet es sich in der Kleinen Bergoase ein. Der Name sagt alles: Der kleine Platz – besser reservieren – bildet eine Oase, traumhaft gelegen am Nationalpark. Perfekt, für einen besinnlichen Advent und die innere Einkehr.
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