Der Naturpark Hohes Venn-Eifel bietet abwechslungsreiche Natur. Während unserer Tour durchstreifen mein Mann und ich auf Bohlenwegen die Hochmoorfläche des Venns, klettern auf schmalen Wanderwegen in Felsschluchten hinab, wandern über weite Ebenen, spazieren an Stauseen und Flüssen entlang, erkunden pittoreske Ortschaften. Das Klima ist hier im Mittelgebirge rau – die Temperaturen liegen niedriger als in flacheren Regionen, es regnet mehr. Im Sommer 2021 gingen sintflutartige Regenfälle nieder.
Mancherorts haben die Wassermassen schwere Schäden verursacht – gerade auch an Stell- und Campingplätzen, die hier oft an Flüssen liegen. Zwar sind inzwischen fast alle Plätze wieder nutzbar, doch die Betreiber kämpfen mit neuen Problemen: Sie leiden unter den rasant steigenden Energiepreisen. Viele haben hohe Nachzahlungen leisten müssen und deshalb die Gebühren bereits erhöht. Manche sagen, es müsse womöglich noch innerhalb der Saison weitere Steigerungen geben.
Eupen – Stadt am Rand des Naturparks
Startpunkt ist Eupen, das 16 Kilometer südlich von Aachen nahe der Autobahn am Rand des Naturparks Hohes Venn- Eifel liegt. Die Hauptstadt der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens teilt sich in Ober- und Unterstadt.
Wir schlendern durch das auf dem Berg gelegene Zentrum und erfreuen uns an schönen Barockbauten, die noch aus der Hochzeit der Tuchmacherindustrie im 17. und 18. Jahrhundert stammen. Die Unterstadt wurde schwer von der Flutwelle der Weser getroffen (nicht zu verwechseln mit der Weser in Niedersachsen). Campingplatz Hertogenwald werde geschlossen, zu teuer die Sanierung, heißt es. So übernachten wir auf den Stellflächen bei der Wesertalsperre, wenige Kilometer vom Zentrum entfernt. An der Staumauer gibt es ein Restaurant mit Terrasse und Seeblick, in der Umgebung Wanderwege um den Stausee und nach Eupen.
Auf dem Weg zum nächsten Ziel machen wir beim Naturzentrum Haus Ternell Halt, zehn Kilometer südöstlich von Eupen an der Monschauer Straße. Dort gibt es eine Tourist-Information. Das naturkundliche Museum zeigt heimische Tiere und Pflanzen. Ein Film erklärt die Entstehung des Hohen Venns, eines der letzten großen Hochmoore Europas. Wir wandern ein Stück und stärken uns danach im Café des Naturzentrums, bevor wir uns Richtung Deutschland aufmachen.
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Monschau – Perle der Rureifel
Kurz hinter der Grenze geht es von der Hochfläche des Venns steil bergab nach Monschau. Das Fachwerkstädtchen gilt als Perle der Region. Weniger schön ist der Stellplatz in einer Serpentine. Übernachten möchten wir hier nicht, parken wohl: Alternativen gibt es wegen Monschaus enger Tallage kaum.
Der Ort am Ufer der Rur entstand im Schutz einer Burg aus dem 13. Jahrhundert. Wie in Eupen blühte auch hier die Tuchmacherindustrie. Preußische Zollpolitik und mangelhafte Verkehrsanbindung leiteten im 19. Jahrhundert das Ende der goldenen Zeit ein. Der Bau der Vennbahn kam zu spät, um den Niedergang aufzuhalten. Auf der Trasse der wieder eingestellten Bahnlinie verläuft heute ein Radweg.
Monschau hat sich mit denkmalgeschützten Bauten aus Bruchstein, Fachwerk und Schiefer mit Cafés, Restaurants, Kunsthandwerk- und Souvenir-Läden zum Touristenmagneten entwickelt. Die Flut des vergangenen Sommers spülte Straßenpflaster weg, aber die meisten Gebäude blieben unversehrt, auch das „Rote Haus“ des Tuchmacherkönigs Johann Heinrich Scheibler. Heute ein Museum, vermittelt der Prachtbau einen Eindruck vom großbürgerlichen Leben der Familie und bietet Einblick in die Geschichte der Monschauer Tuchmacher.
In der an Wander- und Radwegen reichen Umgebung Monschaus gibt es mehrere schöne Stellmöglichkeiten für Camper. Am nächsten liegen das Naturcamp Perlenau in 1,3 Kilometer Entfernung und der Campingpark Zum Jone-Bur im vier Kilometer entfernten Imgenbroich. Hammer, ein vom milden Klima begünstigtes Dorf, zehn Kilometer östlich von Monschau, bietet Camping- und Stellplatz. Einen weiteren Stellplatz gibt es zehn Fahrminuten von Monschau auf dem Wanderparkplatz von Rohren (Dröft, 50‘33‘‘N/6°17‘3‘‘E), einem hübschen Ort mit typischen Vennhäusern.
Monschau liegt inmitten herrlicher Landschaft. Wir erkunden das Naturschutzgebiet Perlenbach/Fuhrtsbachtal südlich von Höfen. Dieser Ort bildet eines der Tore zum Nationalpark Eifel, der sich inmitten des Naturparks Hohes Venn- Eifel erstreckt. Wie an manch anderer Stelle in der Region blühen bei Höfen im Frühling unendlich viel wilde Narzissen. Daraus erklären sich die Hinweise auf „Narzissenparkplätze“ am Straßenrand.
Weit verbreitet in der Gegend sind hohe, kunstvoll gestutzte Rotbuchenhecken, welche die Häuser vor den Winden schützen, die vom Venn her über die Hochebenen der Eifel fegen.
Die Rurseen – Eifeler Seenplatte
Stauseen sind ein prägendes Element der Nordeifel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Urfttalsperre erbaut, in den 1930er-Jahren kam die Rurtalsperre Schwammenaul dazu. Der Rursee ist heute mit seinen Freibädern, Wassersportmöglichkeiten und Ausflugsschifffahrt ein Freizeit-Hotspot. Ein 27 Kilometer langer Radweg führt rund um den See. Wer seine Tour abkürzen möchte, lässt sich mit den Rurseeschiffen zur nächsten Station übersetzen. Camper wählen am Rursee zwischen einem schönen Stellplatz und einigen Campingplätzen.
Heimbach – im Schutz der Burg
Unser nächstes Ziel ist der Luftkurort Heimbach im oberen Rurtal, der ebenfalls zu den Nationalparktoren zählt. Über Fachwerkhäusern erhebt sich auf einem Felsen die mittelalterliche Burg Hengebach. Hofräume, Wehrgang und Burgfried sind gratis zugänglich. Heimbach ist ein attraktiver Ort mit Freibad, Lehrpfaden und markierten Wanderwegen. Weniger schön ist der Heimbacher Wohnmobilhafen neben der Straße am Ortsausgang. Besonders tagsüber ist es hier laut, vor allem durch Motorräder.
Eine Alternative bietet der nördlich in der Ruraue gelegene Campingplatz Heimbach. Für Durchreisende oder Anreisen zu später Stunde hat der Betreiber günstige Übernachtungsplätze am Eingang geschaffen. Der Platz liegt an der Straße zum zehn Kilometer entfernten Nideggen, einem romantischen Ort, der nicht nur Burgfans gefallen dürfte.
Schleiden-Gemünd – eine Stadt entsteht neu
An der Abtei Mariawald vorbei fahren wir nach Gemünd. Der Ort am Zusammenfluss von Urft und Olef hat besonders unter der Flutwelle gelitten. Hotel, Restaurants, Cafés, Geschäfte und die Brauerei wurden zerstört oder stark beschädigt.
Der Reisemobilstellplatz blieb verschont. Er liegt wenige Meter oberhalb der Urft ruhig und idyllisch am Kurpark und bietet viel Komfort. „Gemünd steht wieder auf“, sagt Betreiberin Karin Höfer zuversichtlich.
Noch mehr Ruhe, aber wenig Service offeriert der Wohnmobilpark Vogelsang, der westlich von Gemünd mitten im Nationalpark Eifel unweit der ehemaligen Ordensburg Vogelsang liegt. Heute beherbergen die Gemäuer aus der Nazi-Zeit Ausstellungs- und Bildungszentren, die über die nationalsozialistische Vergangenheit sowie über Natur- und Umweltschutz informieren. Aus der Kaderschmiede der Nazis, die nach dem Zweiten Weltkrieg als „Camp Vogelsang“ weiter militärisch genutzt wurde, hat sich „Vogelsang IP“ entwickelt: Ein „Internationaler Platz“ für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander. Von der Anlage auf der Hochfläche genießen Gäste die Aussicht über den Urftstausee.
Hellenthal – einst glühten Hochöfen
Unsere nächste Station ist Hellenthal. Der Ort am Südrand des Nationalparks Eifel war lange dem Erzbergbau verbunden. Heute locken der Wildpark mit Greifvogelstation, die umgebenden Wälder und der Olefstausee Urlauber an.
Der Stellplatz liegt am Fuß der Staumauer. Eine Alternative bietet Wildbach Camping, etwas südlich des Ortes. Wie der Name vermuten lässt, wurde auch dieser Platz von der Flut getroffen. Ein junges Brüderpaar hat die Anlage nach der Flut übernommen und beseitigt behutsam Schäden, renoviert Sanitärgebäude und erschließt neue Areale bei laufendem Betrieb. „Der Platz soll noch familienfreundlicher werden“, erklären die Betreiber.
Einige Kilometer weiter, nahe der belgischen Grenze, liegt der Stellplatz „Am Weißen Stein“ am Waldrand neben einem Spiel- und Sportplatz.
Bütgenbach – Freizeitvergnügen am Stausee
Wir verlassen Deutschland und steuern die belgische Gemeinde Bütgenbach an.
Die Warche-Talsperre hat den 120 Hektar großen Bütgenbacher See erschaffen. Inmitten typischer Eifel-Landschaft ist er von unberührter Natur, großen Wäldern, grünen Weiten, Heckenlandschaften und Naturschutzgebieten umgeben.
Mittendrin liegt das Sportzentrum Worriken mit großem Freizeitangebot und schönem Campingplatz. Ob das Restaurant auch dieses Jahr öffne, sei noch ungewiss. Möglicherweise würden dort ukrainische Flüchtlinge untergebracht, erzählt die Dame an der Rezeption mit charmantem französischem Akzent.
Malmedy – Schatzkästchen an den Ardennen
Auch in Malmedy und Umgebung dominiert das Französische. Dennoch können sich Urlauber mit fast jedermann auf Deutsch verständigen. Das Städtchen lädt mit Geschäften, Restaurants und Cafés zum Bummeln ein. Buchstäblich herausragend ist die Kathedrale mit Schatzkammer, Klostergebäuden und dem neuen kulturellen und touristischen Zentrum Malmundarium. Leder- und Papieratelier zeugen von der industriellen Vergangenheit, Karnevalsatelier von der örtlichen Folklore.
Eine eher ländliche Alternative mit Blick über Wiesen und das Hügelland bietet sechs Kilometer südöstlich das Restaurant Faitafondue.
Wer nächtliche Stille sucht, findet sie 15 Kilometer nordöstlich von Malmedy beim 694 Meter hohen Signal de Botrange, dem höchsten Punkt Belgiens. Auf dem großen Parkplatz mitten im Hohen Venn dürfen Urlauber im Reisemobil übernachten. Service gibt es nicht, wohl aber Restaurant und Touristeninfo.
Der Platz ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Wir entscheiden uns für die Große Vennrunde, eine 8,5 Kilometer lange Tour durch Heide- und Moorlandschaft. Auf halbem Weg liegt die urige Herberge Baraque Michel. Auf der Speisekarte stehen Wildschweinragout, Forelle, Kaninchenschenkel mit Backpflaumen und Sirup. So endet die Reise im Herzen des grenzübergreifenden Naturreservats Hohes Venn- Eifel mit kulinarischem Genuss.