> Wolfenbüttel in Niedersachsen

Die fantastischen Fünf

23.10.2021
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Christina Bierwagen

Genau fünf gute Gründe führen Reisemobilisten nach Wolfenbüttel in Niedersachsen. Dazu kommt ein idyllisch gelegener Stellplatz, von dem aus diese Sehenswürdigkeiten schnell zu erreichen sind – und sich weitere entdecken lassen.

Ein berühmter Dichter, ein weltbekannter Kräuterlikör und eine gemütliche Fachwerk-Altstadt, dazu ein Residenzschloss sowie eine weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Bibliothek – das sind die fünf schönsten Gründe für einen Besuch in der Lessingstadt Wolfenbüttel. Tatsächlich bietet die Kleinstadt im südöstlichen Niedersachsen, zwölf Kilometer südlich von Braunschweig und unweit von den Höhen des Harzes, auf wenig Raum viel Kultur.

Stellplatz in Wolfenbüttel
Foto: Achim Meurer

Reisemobilisten, die sich auf diese erlebnisreiche Mischung einlassen, empfängt Wolfenbüttel in Niedersachsen auf einem Stellplatz am Stadtbad Okeraue. Zu Fuß oder mit dem Rad sind es nur wenige Hundert Meter ins Zentrum. Schon dieser Weg löst einen der fünf Gründe ein: Fachwerk, wohin das Auge blickt, gemütlich, urig und herrlich anzuschauen.

Jedes der rund 1.000 Fachwerkhäuser in Wolfenbüttel ist ein Unikum. Schnitzereien, Verzierungen und Inschriften zeugen von der Handwerkskunst und Kreativität der Baumeister. Mehr als 80 Prozent des Gebäudebestands des 18. Jahrhunderts sind noch erhalten und wurden liebevoll bewahrt.

Krumme Straße in Wolfenbüttel
Foto: Achim Meurer

Das gesamte Ensemble stammt aus allen Epochen der Baukunst – von der Spätgotik bis zur Neuzeit. Da stehen prachtvolle Hofbeamtenhäuser neben kleinen, verwinkelten und manchmal sogar ein wenig schiefen Häuschen. Tipp: Zu dem Fachwerkschatz gehört auch das schmalste Haus in Niedersachsen. Es steht im Kleinen Zimmerhof 14 und misst zur Straße hin gerade mal 2,20 Meter in der Breite.

Wer sich nun auf die Spuren von Gotthold Ephraim Lessing begibt, lernt den zweiten Grund seines Besuchs kennen. Schließlich hat Wolfenbüttel dem Dichter eine Art lebendiges Denkmal gesetzt. Sein Werk wirkt spürbar nach an authentischen Orten seiner Zeit. Elf Jahre lang weilte der Dramatiker und Aufklärer ab 1770 in Wolfenbüttel, arbeitete in der Herzog-August-Bibliothek als Bibliothekar, lebte im Schloss, im Meißner- und später im Lessinghaus, das heute Literaturmuseum ist. Dort schrieb er unter anderem das berühmte Drama „Nathan der Weise“, eines der bedeutenden Werke der Aufklärung. Sogar per Smartphone-App (Lessing lebt!), Video, Geocaching oder bei einer Radtour begeben sich Gäste auf eine spannende Spurensuche.

Bildergalerie

Grund 3: Die Heimat des Kräuters. Genau 56 Kräuter und drei Sorten – Wolfenbüttel ist Stammsitz von Jägermeister. Das Rezept für den weltweit getrunkenen Likör ersann Curt Mast, Sohn eines Wolfenbütteler Essigfabrikanten, 1934. Rasch wurde der dunkle Drink zu einem der beliebtesten Schnäppschen in Deutschland. Anfang der 1960er-Jahre begann das Unternehmen zu exportieren, zunächst nach Europa, dann in die ganze Welt. Wer mehr wissen möchte, lässt sich hoffentlich bald wieder bei einer Führung durch die Produktion in die geheime Welt der Herstellung des Jägermeisters einweihen. Noch bremst Corona.

Maurenstraße
Foto: Achim Meurer

Bis zum 4. Grund, dem Besuch des Schlosses der Welfen, ist es zu Fuß vom Stellplatz aus nur einen guten Kilometer. Einen Blick in das herzogliche Schlafzimmer Anton Ulrichs werfen? Glanz und Pracht des höfischen Lebens nachspüren? Mehr über die Geschichte der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg erfahren? Die Wolfenbütteler Residenz mit ihrer barocken Pracht gilt als eines der schönsten Schlösser in Norddeutschland.

Im Schlossmuseum wird Historie lebendig. Insgesamt 14 original erhaltene Gemächer können Besucher erkunden. Prunkvolle Räume mit Stuckdecke sind dort zu sehen, alte Gemälde, feinstes Silber, edle Gewänder und vieles mehr. Den fünften und letzten Grund liefert die Herzog-August-Bibliothek. Sie hat Weltruhm erlangt und galt im 17. Jahrhundert sogar als achtes Weltwunder: Sie barg die größte Büchersammlung in Europa.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das neue Gebäude im Stil eines florentinischen Palazzo errichtet. Darin befindet sich eine moderne Forschungsbibliothek von internationalem Rang. Sie beherbergt einzigartige Buchbestände aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Dazu gehört das Evangeliar Heinrichs des Löwen, das Anfang der 1980er-Jahre für mehr als 30 Millionen Mark ersteigert wurde. Derzeit ist die Bibliothek wegen der Corona-Pandemie nicht zugänglich. Sie wird aber wieder geöffnet: Die Lesesäle und Freihandbestände im Zeughaus gegenüber sind zu bestimmter Zeit wieder nutzbar. Und was gibt es sonst in Wolfenbüttel zu erleben? Kaum anders zu erwarten, dass viele schöne Geschäfte, Cafés und Restaurants sowie Kirchen, Museen oder jede Menge Grün die Stadt erfüllen. Die Liste der schönsten Gründe für einen Besuch der Lessingstadt lässt sich ohne weiteres fortführen. Oder noch besser: bei einem Aufenthalt selbst erkunden. Natürlich vom Reisemobil aus.

Klein Venedig
Foto: Achim Meurer

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Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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