Irgendwie hängt in Witzenhausen so einiges zusammen. Das merkt der Besucher freilich erst dann, wenn er sich auf die Stadt im Werratal einlässt. Doch dafür gibt es gute Gründe, erst recht für Wohnmobilisten: Sie finden in der Kleinstadt im Dreiländereck Hessen, Niedersachsen und Thüringen gleich drei Bleiben für die Nacht.
- Ein zentraler Stellplatz an der Oberburgstraße liegt nur wenige Gehminuten vom historischen Stadtzentrum entfernt. Von hier ist der Markt mit der Tourist-Info nach gerade mal 450 Metern erreicht.
- Ein größerer Stellplatz befindet sich am Josef-Pott-Platz auf der rechten Seite des Flusses außerhalb der Stadt. Von diesem Areal sind es gerade mal knapp 600 Meter zu Fuß bis zum Zentrum Witzenhausens.
- Nur unwesentliche 400 Meter weiter dorthin ist es vom DCC-Campingplatz Werratal, gelegen am linken Ufer. Auf dem Platz gibt es Kanus zu mieten, um damit die Werra zu erkunden. Ein weiterer Vorteil: Gleich nebenan steht Schinkels Brauhaus.
Tipp: Es ist, außer in Coronazeiten, zu besichtigen und gestattet einen Einblick in die hohe Handwerkskunst des Bierbrauens. Diese erste Bio-Brauerei Hessens nutzt die Rohstoffe von der Staatsdomäne Frankenhausen (Bio-Gerste) sowie aus der Hallertau (biozertifizierter Hopfen). Zu dem Haus gehört ein Biergarten ein paar Schritte weiter. Wie gesagt, hier hängt einiges zusammen, Stichwort Bio: In dem gerade mal gut 15.000 Einwohner zählenden Städtchen sitzt der Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel, der unter anderem den Studiengang Ökologische Landwirtschaft anbietet. Außerdem findet sich hier eine Lehranstalt für Umwelt und Technologie, Landwirtschaft, Gartenbau und Garten-/Landschaftsbau. Kein Wunder, dass hier die Wissenschaft rund um Natur und Anbau verankert ist. Schließlich ist Witzenhausen weit über die Grenzen Hessens hinaus als Kirschenstadt bekannt – hier befindet sich eines der größten Kirschenanbaugebiete Europas.
Kirschwanderungen zur Kirschblüte in Witzenhausen:
In diesem Jahr wird die Kirschblüte in Witzenhausen zwischen Anfang und Mitte April erwartet. Dann verzaubert ein weißes Blütenmeer aus 100.000 Kirschbäumen die Fachwerkstadt und ihre Umgebung. Wer es genau wissen will, sollte die Wanderschuhe anziehen:
- Drei Kirschwege (8,5, 3 und 2,5 Kilometer lang) sowie der 5,4 Kilometer lange Wildkirschenweg führen über Kirschplantagen und Streuobstwiesen, Wälder und Wiesen.
- Hautnah erleben Wanderer das leckere Obst auf dem Kirschenerlebnispfad. Die 1,8 Kilometer lange Stadt- und die 2,7 Kilometer lange Landschaftsroute mit 17 Stationen widmet sich der Kirsche.
- Ein Highlight am Kirschenwanderweg 3 dürfte das Kirschkino des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land sein. Hier zeigt ein 20-minütiger Film die Kirschblüte in Witzenhausen
- Hier blüht einem was: Witzenhausen gilt als eines der größten Kirschanbaugebiete Europas. Im April stehen die Bäume in voller Blüte – ein herrlicher Anblick in der Stadt und ihrem Umland. Jährlich im Juli feiert Witzenhausen bei einem Fest seine Kirschenkönigin. und liefert einen Einblick in den seit 100 Jahren betriebenen Anbau im Kirschenland Witzenhausen.
- Auch per Rad ist die Kirschblüte allgegenwärtig: Über 22 Kilometer verläuft der Kirschradweg vorbei an Kirschbaumbeständen. Diese Strecke eignet sich besonders für E-Biker und sportliche Fahrer.
Wer in Witzenhausen mit Kanu, per pedes oder auf dem Rad unterwegs ist, erlebt das Panorama, das sich rund um das Städtchen aufbaut. Die Mittelgebirgslandschaft voller sattgrüner Wälder, aus denen Burg Ludwigstein und Schloss Berlepsch herausragen, bietet das perfekte Umfeld für einen aktiven Aufenthalt. Dabei lohnt es sich durchaus, die Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und der Stadtmauer zu besuchen. Von besagter Tourist-Info am Markt 12 sind es nur 250 Meter um ein paar Ecken zur Liebfrauenkirche. Sie wurde ab dem Jahr 1232 zunächst als dreischiffige spätromanische Basilika erbaut, im 13. und 14. Jahrhundert als spätgotische Hallenkirche. Geweiht ist die Kirche „Unserer lieben Frau“, sprich: der Gottesmutter Maria. Sie zeichnet sich durch tolle Einblicke in unterschiedliche Epochen aus und ist reich verziert: Zu dem Schmuck gehört eine Orgel mit Schnitzereien um 1731. Zudem ruhen in der Liebfrauenkirche unter anderem Vorfahren der Familie von Berlepsch.
Apropos Reise in die Vergangenheit – da bietet die Stadt einen Leckerbissen: Das Kautabakmuseum zeigt, wie der Priem verarbeitet wird. Die Grimm & Triepel Kruse-Kautabak GmbH war zuletzt Deutschlands ältester und einziger Hersteller dieses Genussmittels. Anfang Dezember 2016 wurde die Produktion eingestellt und die Firma ins Allgäu verkauft. Dennoch lässt Witzenhausen diese Ära nicht enden und bewahrt die Kautabakmanufaktur als Museum.
Doch damit nicht genug der alten Zeiten: Das Museum Witzenhausen lädt seit 1976 zu Wissensreisen durch die Kulturen der Welt ein. Güter des täglichen Gebrauchs, viele Kunstobjekte sowie weitere Sammlungen vermitteln Eindrücke von den Lebensumständen anderer Völker. Mit 2.000 ethnographischen Objekten ist das Museum kaum zu überbieten, wenn es um authentische Einblicke in sozialökologische Kontexte geht.
Der Dschungel wuchert gleich nebenan. Im Tropengewächshaus der Uni Kassel (wie gesagt, hier hängt alles irgendwie zusammen) gedeihen im selben Gebäude Kaffee und Kakao, Baumwolle und Muskatnüsse. Hier sprießt das ganze Jahr über üppiges Grün unter Glas. Tipp: Die einstündige Tour „einmal zum Äquator und zurück“, vorbei an 450 Nutzpflanzenarten, verspricht einen Einblick in die Landwirtschaft und den Gartenbau der Tropen und Subtropen. Mit dabei: Nahrungs- und Futterpflanzen, Medizinal-, Färbe-, Duftpflanzen und Gewürze.
Doch es geht sogar draußen hinter dem Tropengewächshaus weiter: Seit 2013 ist der 1.000 Quadratmeter große Nutzgarten der Öffentlichkeit zugänglich. Hier gilt es, Heil- und Küchenkräuter zu entdecken. Alte und vergessene Gemüsesorten füllen die Beete. Der Rundgang führt wie an einem Zeitstrang an den typischen Gemüsekulturen einzelner Epochen entlang. Zu sehen sind Nutzpflanzen, die von der Jungsteinzeit über die Römische Kaiserzeit und das Mittelalter bis in die Neuzeit ihren Weg nach Mitteleuropa gefunden haben.
Besucher lernen dabei Ewigen Kohl kennen, Zwiebelgewächse und Guten Heinrich. Außerdem wachsen hier Arten, die ihren Weg in heutige Gärten und Kochtöpfe noch finden könnten, etwa Erdkirschen, Speisechrysanthemen und Kalebassen. Nach so viel Kultur und Pflanzenkunde geht es wieder hinaus – dorthin, wo die Kirschen blühen.
Beim Rundweg zurück zum Reisemobil noch ein kleiner Tipp. Gegenüber dem bereits erwähnten Biergarten lockt das städtische Freibad. Beides ist für eine Erfrischung gut – die eine von innen, die andere von außen.
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