> Mit dem Wohnmobil nach Ratzeburg in Schleswig-Holstein

Ratzeburg: Mitten im Wasser

14.07.2024
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Burkhard Kuhn

Nur über drei Dämme ist Ratzeburg zu erreichen. Wander- und Radwege führen um die gerade mal 30 Quadratkilometer große Inselstadt sowie um die Seen herum, Bade- und Rastplätze sind überall vorhanden. Einer davon ist der gemütliche Stellplatz der Stadt.

Knapp 25 Kilometer südlich von Lübeck lockt Ratzeburg. Diese schleswig-holsteinische Stadt umgeben Ratzeburger See, kleiner und großer Küchen– sowie Domsee. Doch die Insellage ist nicht alles: Ratzeburg lässt sich sehr gut zu Fuß oder mit dem Rad erkunden. Wer diese Süßwasserperle erleben möchte, steuert mit seinem Reisemobil am besten über die B 208: Zwischen Bad Oldesloe und Schwerin liegt Ratzeburg ungefähr in der Mitte, diese Bundesstraße durchquert die Stadt. Wer innerorts nach Süden abbiegt, steht nach wenigen Metern auf dem Stellplatz Aqua Siwa in der Fischerstraße – direkt an Hallenbad und kleinem Küchensee.

Umgeben von Seen: Ratzeburg ist eine Inselstadt mit Dom, auch vom Kanu aus zu sehen.

Ratzeburg ist überschaubar, die Wege sind kurz. Zur Tourist-Info sind es vom Reisemobil nur 800 Meter, sie residiert im Rathaus und versorgt Urlauber mit den nötigen Unterlagen.

Markant: Der Braunschweiger Löwe ist der erste größere figürliche Hohlguss seit der Antike.

Ein Stadtrundgang heißt „Löwenspuren“: Touristisch interessante Orte sind mit Löwentatze und Informationstafel versehen. Herausragend und wiederum 800 Meter entfernt steht auf der Nordspitze der Insel der Dom, einer der ältesten romanischen Backsteinbauten des Nordens – und das bedeutendste Gebäude Ratzeburgs. Um ihn zu erreichen, geht es über die Reeperbahn oder am Wasser entlang über den Karl-Adam-Weg zum Domhof. Tipp: Nicht den Braunschweiger Löwen verpassen. Das Original von 1166 ist die älteste erhaltene Großplastik des Mittelalters nördlich der Alpen. Die Kopie wurde 1881 hier aufgestellt – zu Ehren Heinrichs des Löwen. Der Herzog von Sachsen hat den Dom anno 1154 errichten lassen. Seine Baumeister haben die dreischiffige Basilika von außen romanisch gestaltet und im Inneren viel eigene Inspiration einfließen lassen.

Übrigens birgt das Gotteshaus Teile des ältesten Chorgestühls Norddeutschlands. Neben Chor- und Paradiesorgel ist die Große Orgel hervorzuheben mit 60 Registern auf vier Manualen und Pedalen. Konzerte finden auch mit dem Großen Ratzeburger Domchor statt.

Direkt nebenan erlebt der Gast die Geschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg von der Frühgeschichte bis in die Gegenwart: In dem gleichnamigen Museum wandelt er durch die herrschaftlichen Säle des Herrenhauses, das einst den Herzögen von Mecklenburg-Strelitz als Sommerresidenz diente. Auch hier begegnen Besucher Heinrich dem Löwen, entdecken mittelalterliche Schnitzkunst, die gemütliche Wohnkultur des Biedermeiers sowie zeitgenössische Künstler aus der Region oder lassen sich zurückversetzen in die 1950er-Jahre. Tipp: Vom Palmberg, auf dem das herrschaftliche Gebäude steht, eröffnet sich ein weiter Blick über den Domsee hinüber zur Ratzeburger Vorstadt mit ihren Jugendstilvillen.

Sehenswert: Das Museum bewahrt und präsentiert die Geschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg.
Foto: Jens Butz

Wiederum um die Ecke steht das Paul-Weber-Museum, ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. An der Eibe, einem Naturdenkmal an der Nordseite des Museums, fanden A. Paul Weber und seine Frau ihre letzte Ruhestätte. Lebendig indes bleibt des Zeichners Werk im Inneren des toskanisch-eleganten Hauses. A. Paul Weber beobachtete seiner Zeit und die Gesellschaft sehr genau. Unter anderem illustrierte er politisch-satirisch für die Schrift „Hitler – ein deutsches Verhängnis“. Bis heute, so heißt es, besäßen seine Arbeiten eine zuweilen beunruhigende Aktualität.

Mittendrin: Der Marktplatz ist eine beliebte Station bei einem Stadtrundgang durch Ratzeburg. Hier residiert das geschichtsträchtige Alte Kreishaus. Im Sommer erfrischen die Wasserspiele auf dem polierten Pflaster.
Foto: Martin Vahlbruch

Wer die Domstraße zum Zentrum läuft, stolpert über einen Grenzstein. Kurios: Der Domhof gehörte bis 1937 zu Mecklenburg. Ein Stück weiter noch, und der Besucher landet auf dem Marktplatz. Immer dienstags bieten hier Händler ihre frische Ware an. Doch auch an anderen Tagen findet sich rund um diesen Ort Sehenswertes.

Etwa der Barlachplatz nur 150 Meter weiter nach Süden: Das Ernst-Barlach- Museum präsentiert hier den Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller, er lebte von 1870 bis 1938, mit ausgewählten Werken in einer multimedialen Ausstellung. Der Besucher erlebt den Künstler als Zeitzeugen der Modernisierung der Welt. Ein digitaler Zeitstrom fordert dazu auf, die politischen, kulturellen, werk- und lebensgeschichtlichen Ereignisse zu erforschen: Hier wird klar, auf welchen historischen Strukturen und kollektiven Erinnerungen die Gegenwart basiert. Das Museum ehrt den Künstler, der von 1876 an in Ratzeburg lebte: In dem Haus, in dem sich das Museum befindet, lebte er als Jugendlicher mit seiner elterlichen Familie.

Ernst Barlach bezeichnete es in seiner Autobiographie als sein „altes Vaterhaus“. Tipp: Das Obergeschoss widmet sich dem Schriftsteller und Dramatiker Ernst Barlach. Nach so viel Kultur lohnt es sich, einmal durchzuschnaufen. Vielleicht auf einem Schiff? Eine Dampferfahrt auf dem Ratzeburger See vermittelt Einblicke in die Seen- und Waldlandschaft. Die Stadt ist dann aus ungewohnter Perspektive vom Wasser aus zu sehen. Anlegestellen rund um den See bieten die Möglichkeit, die Schiffstour zu unterbrechen und das Land weiter zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Und zurück am Reisemobil heißt es, das Wasser noch einmal zu genießen: Auch der Stellplatz befindet sich umgeben von den herrlichen Seen.

Wohnmobilstellplatz Aqua Siwa in Ratzeburg
Foto: Tourist-Information Ratzeburg

Infobox

Ratzeburg: Wohnmobilstellplatz Aqua Siwa

Fischerstraße, Tel.: 04541/8000886, www.ratzeburg-tourismus.de, 53°41‘44.96“N/10°46‘34.64“E. An der Schwimmhalle und Badestelle am Großen Küchensee, 0,6 km vom Stadtzentrum entfernt. 12 Stellplätze auf Schotter. Strom, Wasser, Entsorgung (Chem/Grau), Müll-Entsorgung, Hunde erlaubt. Aufenthalt unbegrenzt. Ganzjährig geöffnet. 12 € inkl. Wasser, Entsorgung, Müll-Entsorgung, Kurtaxe. Strom 0,50 €/kWh.

Weitere Informationen und Stellplätze unter www.bordatlas.de

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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