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Städtetipp: Hansestadt Havelberg

23.04.2024
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Hansestadt Havelberg

Älter als tausend Jahre: Havelberg, Insel- und Domstadt im Grünen, lockt als staatlich anerkannter Erholungsort. Reisemobilisten finden gleich zwei Übernachtungsplätze.

Schon aus der Ferne unübersehbar: Von einem eiszeitlichen Höhenzug grüßt der Dom St. Marien. Die Basilika, Station auf der Straße der Romanik, ist das Wahrzeichen der Hansestadt Havelberg. Zu Füßen des markanten Gebäudes erstreckt sich die mittelalterliche Altstadt auf einer Insel in der Havel. Insgesamt bilden fünf Inseln die Stadt.

Stellplatz Campinginsel, Spülinsel 6, www.campinginsel-havelberg. de

Reisemobilisten finden hier zwei Stellplätze: Auf der Spülinsel ist neben dem Jachthafen der örtliche, aber privat geführte Campingplatz angelegt. Er bietet Platz für bis zu 100 Fahrzeuge, 18 davon auf einem Stellplatz vor der Schranke. Allesamt blicken hinüber auf die Silhouette der Altstadt. Neu indes sind die acht Kurzzeitstellplätze, welche die Kommune jüngst in der Bahnhofstraße im Nordwesten jenseits der Stadtinsel eingerichtet hat. Von beiden Übernachtungsplätzen aus lässt sich Havelberg bequem zu Fuß oder mit dem Rad erreichen.

Zu erleben gibt es in der Stadt, die heute zu Sachsen-Anhalt gehört, historisch aber eher mit Brandenburg verwurzelt ist, genug. Um der Geschichte gerecht zu werden, hat die Stadt einen historischen Rundgang angelegt, der numerisch beschildert ist. Im dazugehörigen Faltblatt „Havelberg entdecken“ mit Lageplan (50 Cent) sind markante Orte eingezeichnet. Überraschend: Wer weiß schon, dass in dem geschichtsträchtigen Ort im November 1716 das legendäre Bernsteinzimmer seinen Besitzer wechselte? Tatsächlich trafen sich in Havelberg damals der russische Zar Peter der Große und der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Es ging um die Teilnahme preußischer Truppen am Nordischen Krieg. Dabei schenkte der sparsame Soldatenkönig dem russischen Kaiser mit Bernstein verzierte Wandverkleidungen, mit der er selbst nichts anzufangen wusste. Peter der Große verschiffte sie in Kisten nach Sankt Petersburg. Der Rest ist Geschichte. An das Treffen in Havelberg erinnert seit 2015 – zur damalige Bundesgartenschau – ein Standbild: Der große Zar und der kleinere, etwas dickliche König stehen sich gegenüber.

Tipp: Zwischen ihnen ist eine runde Tafel mit kleinen Engeln, gelben und roten Steinen in den Boden eingelassen – wie im Bernsteinzimmer. Dieses Ensemble schmückt den Domplatz. Der bildet samt Gotteshaus einen abgeschlossenen Bezirk mit dem Charakter einer kleinen Bischofsstadt.

Markante Gebäude: Der Dom St. Marien steht auf einem eiszeitlichen Höhenzug.

Im Jahr 1170 wurde der romanische Dom geweiht. Der gotische Umbau begann 1279 und war 1330 abgeschlossen. Zwischen 1150 und 1300 entstanden südlich am Dom die Klostergebäude des Prämonstratenser-Domstifts. Mehr Wissenswertes beherbergt die Klosteranlage im hier beheimateten Prignitz-Museum. Außer Stadt-, Dom- und Siedlungsgeschichte präsentieren sich wechselnde Ausstellungen. Zusätzlich eine Runde rätseln und verkleiden oder Vorträge und Konzerte genießen.

Es gibt weitere sehenswerte Kirchen: die achteckige St. Annenkapelle mit Pilgerkreuz und die Stadtkirche St. Laurentius mit barocker Gottlieb-Scholtze-Orgel sowie Trauf- und Giebelhäusern. Daneben steht das mittelalterliche Beguinenhaus: die Heiliggeistkapelle.

Blick hinüber: Gut zu sehen ist die Stadtkirche St. Laurentius mitten in der Altstadt. Gut lässt sich die Lage des Ortes an der Havel erkennen.

Doch es geht nicht nur sakral zu in Havelberg. Vom Handel, der die Stadt schon im Mittelalter wohlhabend machte, zeugen noch heute Straßen und Häuser. So erhielt der Salzmarkt seinen Namen durch das staatliche Handelsmonopol mit dem begehrten Rohstoff. Anno 1651 legte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg (1640 bis 1688) per Edikt fest, dass Salz ausschließlich aus Halle importiert werden müsse. Der Transport erfolgte auf dem Wasserweg. Ein kurfürstlicher Salzinspektor kontrollierte bis 1801 von Havelberg aus die Salzeinfuhr und organisierte den Weitervertrieb. In der Langen Straße wohnten im Mittelalter wohlhabende Fernhändler und Gewandschneider. Geschäfts- und Gasthäuser prägten über Jahrhunderte ihr Bild. Das älteste datierte Wohnhaus der Stadtinsel ist das Fachwerkhaus Lange Straße 12, erbaut 1666. Es trägt als Balkeninschrift einen Reim, nachempfunden dem 127. Psalm.

Deutlich älter war das erste Rathaus, es entstand nach 1310. Im Jahre 1420 besaß es eine Gerichtslaube wie die Rathäuser in Wittstock und Tangermünde. 1627 zerstörten die Dänen das Gebäude, nur die mittelalterlichen Gewölbe im Ratskeller blieben erhalten. 1678 wurde das Rathaus neu aufgebaut. Das heutige Haus stammt aus dem Jahre 1854. Im Jahr 1936 wurde bei einem Umbau die ehemalige Ratsapotheke in den Rathauskomplex einbezogen. Erst 1995/96 wurde das Rathaus umfassend saniert.

Ein geschichtliches Ereignis spiegelt sich auch im Namen der Scabellstraße wider: benannt nach dem geheimen Regierungsrat und Branddirektor Scabell. Unter dessen Führung dämmten 159 Berliner Berufsfeuerwehrleute und örtliche Einsatzkräfte im Februar 1870 einen gewaltigen Brand im östlichen Teil der Stadtinsel ein. Wie das Feuer gewütet hat, zeigt sich noch heute. Auf der einen Seite der Straße schmücken klassizistische Fassaden die Häuser, gegenüber stehen ältere, giebelständige Fachwerkhäuser. Ein besonderes Fachwerkgiebelhaus steht in der Fischerstraße 37, erbaut Ende des 17. Jahrhunderts. Es trägt eine Balkeninschrift nach Psalm 27, 12 f. Beim Bummel durch die Gassen der Stadtinsel geht es immer wieder an Lokalen vorbei. Eines davon ist das Bilderbuch-Café, Motto: „Kunst auf dem Tisch und an den Wänden“. Tatsächlich lässt sich hier der Tag gut bei einem Frühstück starten (10 Euro), und später ist der Dreierlei Matjeshappen ein Tipp.

Das Haus der Flüsse birgt interessante Ausstellungen rund um das Leben am Wasser.

Dass Fisch in der Stadt stets eine Rolle gespielt hat, zeigt sich auch an der Fischstraße. Kein Wunder, umfließt sie doch die Havel. Tipp: Wer ein Bad in dem Fluss nehmen möchte, findet am Ostzipfel der Stadtinsel eine Badestelle. Das Leben am Wasser ist auch im multimedialen Informationszentrum des Biosphärenreservates Mittelelbe zu sehen. Dieses Haus der Flüsse am anderen Ufer der Havel ist über die Sandauer Brücke gut zu erreichen. Hier dirigieren Besucher Sumpfkonzerte. Schließlich geht es wieder zurück zum Womo. Wo es wartet, ist das Wasser gleich in der Nähe. Schön für einen abendlichen Spaziergang als Abschluss eines gelungenen Tages.

Stellplatz Bahnhofstraße.

Infobox

Wohnmobilstellplatz Havelberg

Wohnmobilstellplatz Havelberg, Bahnhofstraße 51, Tel.: 039387/79091, www.havelberg.de, 52°49‘50.09“N/12°4‘2.12“E. Auf dem öffentlichen Parkplatz mit Havelblick, 0,8 km vom Stadtzentrum entfernt. 8 Stellplätze auf Asphalt. Strom, Wasser/E je 4 €, Hunde erlaubt. Aufenthalt max. 3 Tage. VE beim benachbarten Campingplatz gegen Gebühr. Öffentliches WC in 0,5 km. Ganzjährig geöffnet. 12 €. Strom 0,50 €/kWh, Kurtaxe 1 €/Pers.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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