Eine Wattwanderung entfaltet ihren Reiz besonders im Winter. Doch was gibt es zu erleben in der Weite zwischen Prielen und Nebelschwaden? Rund um die Buhnen bei Büsum haben die Gezeiten das blanke Eis zusammengeschoben – ein arktischer Eindruck, ästhetisches Schwarz und Weiß. Unter grauem Winterhimmel breitet sich das Dithmarscher Watt aus, scheinbar noch leerer und einsamer als im Sommer.
Ein paar vermummte Gestalten sammeln sich nahe Stinteck, nördlich von Büsum, knapp fünf Kilometer vom dortigen Stellplatz entfernt. Ein Mann im roten Anorak steht dort, das Sprechfunkgerät in der Hand: Wattführer Johann-Peter ‚Jan‘ Franzen, bekannt von seinen abenteuerlichen Wattwanderungen im Sommer: „Leute, wir gehen los. Warm genug angezogen seid ihr ja sicherlich.“ Jan Franzen sucht einen Einstieg in das Watt, ein großer Priel liegt direkt vor der Küste, da muss die Gruppe durch. Die Thermo-Gummistiefel reichen bis fast an die Knie, genug für eine trockene Passage. Nun steht einer winterlichen Wattwanderung nichts mehr im Wege – und falls die Wolken noch aufreißen und die Sonne in diese Märchenwelt aus Eis und Wasser greift, dann wird es magisch.
Jan Franzen funkt, meldet die Gruppe zur Sicherheit bei den Seenotrettern an, marschiert voran ins Nirgendwo. Ins Dithmarscher Eismeer. „Die Luft ist im Winter besonders klar.“ Der Nationalpark-Wattführer ist hier im Winter nicht zum ersten Mal unterwegs. Heute lässt der eisige Nieselnebel alles wie in Watte gepackt und seltsam aufgelöst erscheinen. Dass der Bezug zur Küste verloren gegangen ist, bereitet ein schaurig-schönes Gefühl, ganz weit weg vom Rest der Welt zu sein.
Der Kompass führt Jan Franzen sicher und weiter hinaus auf diesen von der Ebbe freigelegten Meeresboden – Scholl-Loch, Ossengot, Norderpiep heißen die Priele. Zu queren ist ein kleiner, seichter Wasserlauf, dann steht die Gruppe auf einer flachen Sandbank. Seltsam verloren und in prickelnder Frische, doch gut aufgehoben in Gore-Tex und der Gesellschaft eines Wattexperten mit mehr als dreißigjähriger Erfahrung. Und allerhand Geschichten dazu.
Wieder zurück aus dem Watt, fährt die Gruppe zum Aufwärmen zu Bärbel ins Gasthaus – dort wartet schon Grünkohl mit Kassler, Kochwurst und Kartoffeln.
Info
Büsum liegt im Kreis Dithmarschen etwa 50 Kilometer nördlich der Elbmündung in Schleswig-Holstein am Tor zum Weltnaturerbe Wattenmeer. Die Stadt zählt knapp 4.800 Einwohner.
Nordsee Tourismus Service: Hier gibt es auch die neue Broschüre „Nordsee Winterfrische“ zu bestellen. Tel.: 04841/89750
Infobox
Stellplatz-Info
Wohnmobilstellplatz Büsum, Dr.-Martin-Bahr-Straße, 525761 Büsum, Tel.: 04834/9192.