Exakt 161,53 Meter ragt es in den Himmel: Das Münster prägt Ulm und seine Region seit Jahrhunderten – ein Synonym für die Stadt. Gerade einmal 10.000 Bürger finanzierten um 1377 das Bauvorhaben. Da die alte Pfarrkirche außerhalb der Stadtmauer stand und sie schwierig zu besuchen war, bauten die Ulmer eine Pfarrkirche, die Platz für 20.000 Menschen bieten sollte.
Das Streben nach Gott und dem Himmel wird erst dem begreifbar, der nach 768 Treppenstufen in 150 Meter Höhe seinen Blick über ganz Ulm bis zum Alpenvorland richtet, einen Schritt weit vom Abgrund. Zwischen Turmmauer und freiem Fall ist gerade mal so viel Platz wie zwischen Küche und Dinette.
Der Westturm des Ulmer Münsters ist, seit er im 19. Jahrhundert fertig gebaut war, der größte Kirchturm der Welt und überragt den Kölner Dom. Zudem beeindrucken Details entlang des gotischen Strebewerks in Form reliefartiger Torbögen und gemeißelter Tierfiguren.
Das Münster birgt ein weiteres Wahrzeichen Ulms: den Ulmer Spatz. Der Sage nach sollen die Ulmer beim Bau des Gotteshauses einen besonders großen Holzbalken angekarrt haben. Sie schafften es aber nicht, ihn durch das Stadttor zu bringen. Als sie kurz davor waren, das Tor einzureißen, sahen sie einen Spatzen, der durch das Tor flog mit einem Zweig längs im Schnabel.
Da ging den Ulmern ein Licht auf, sie legten den Balken der Länge nach auf ihre Karre und siehe da: Er passte durchs Tor. Wer weiß, ob das Münster ohne den Spatzen heute stünde. Übrigens werden auch die Ulmer Bürger liebevoll Spatzen genannt, so sehr identifizieren sie sich mit ihrem kleinen Helfer.
Keine Frage, das Ulmer Münster ist für die 120.000 Einwohner das Herz der Stadt und für Besucher ein Muss. Dabei gibt es in der Stadt an der Donau viel mehr zu entdecken.
Reisemobilisten beginnen ihren Bummel entlang der Donau oder fahren mit dem Bus zum Münsterplatz. Der Stellplatz der Stadt liegt nahe am Stadion. Von dort aus sind es 20 Minuten per pedes in die Altstadt. Das Mobil stehen zu lassen bietet sich an, da es in der Innenstadt kaum Parkmöglichkeiten gibt.
So stoßen Gäste am Flussufer gleich auf die Stadtmauer und blicken auf die Schwesterstadt Neu-Ulm. Als Ulm im 19. Jahrhundert württembergisch wurde, verlieb Neu-Ulm bayerisch. Das Schönste an Neu-Ulm sei der Blick auf Ulm, heißt es. Dabei besteht zwischen den Städten keine Konkurrenz. Zusammen bilden sie ein länderübergreifendes Doppelzentrum. Neu-Ulm lädt mit seinem neuen Einkaufszentrum Glacis zum Shoppen ein. Dabei lässt sich mit dem Ausblick auf die Silhouette Ulms ein Eis in der Gelateria Miraval direkt am Ufer genießen.
Verbunden ist Bayern mit Baden-Württemberg hier über eine Fußgängerbrücke. Aber die Ulmer haben ein besseres Fortbewegungsmittel: Die Ulmer Schachtel, ein Boot mit flachem Rumpf und einem Stock, Buk genannt, ist ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte. Die Schachteln brachten die Donauschwaben zur Übersiedelung in die Donauländer sicher ans Ziel.
Die Boote mussten billig sein und Strömungen standhalten. Am Ziel endeten sie meist als Brennholz. Dabei transportierten die Schachteln auch Waren: Weinbergschnecken, auf der Schwäbischen Alb gesammelt, gelangten bis nach Wien, wo sie als beliebte Delikatesse „Wiener Auster“ reißenden Absatz fanden.
Heute steht das Touristenboot Ulmer Spatz alle eineinhalb Stunden am Metzgerturm oder an der Friedrichsau parat. Eine Stunde dauert die Donautour und kostet 9 Euro für Erwachsene, 7,50 Euro für Rentner und 6 Euro für Schüler.
Wer nach dem Ausflug auf dem Wasser Lust auf Fisch bekommen hat, ist im Gerber- und Fischerviertel genau richtig. Wegen seiner Fachwerkhäuser und der Gassen und Brücken heißt es auch Klein Venedig.
Der malerische Stadtteil, durch den die Blau fließt, ist perfekt für eine Pause. Im Restaurant Zur Forelle kommt seit mehr als 400 Jahren nur der beste Fang auf den Teller. Schon Albert Einstein, der in Ulm geboren wurde, ließ sich hier seine Forelle schmecken. Für 9,80 Euro ist der Mittags-Fisch ein Genuss.
Gestärkt geht es über eine Brücke zum Schiefen Haus. 1406 wurde es auf stabilem Grund gebaut und 1443 auf Bauschutt erweitert. Durch das Auskragen ragt es zwei Meter über die Blau – ohne Stützen. Später wurde immer wieder versucht, das Haus mit Bauschutt anzuheben. Ohne Erfolg. Heute ist das Schiefe Haus laut Guinness-Buch der Rekorde das schiefste Hotel der Welt.
Unter dem Motto ‚Mittelalter trifft Moderne‘ ist im Zentrum Ulms ein einzigartiges architektonisches Ensemble gelungen. Auf der einen Seite Münster, Rathaus und Marktplatz, gegenüber moderne Bauten der Neuen Straße, das weiße Stadthaus und die gläserne Pyramide der Bibliothek.
Auch bei Kunst hält Ulm einen Rekord: Das Ulmer Museum beherbergt eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit. Der Löwenmensch, eine Skulptur aus Mammut-Elfenbein, stellt ein Mischwesen aus Mensch und Großkatze dar. Er wurde 1939 entdeckt und ist über 40.000 Jahre alt.
Wer bei der Jagd auf Rekorde Durst bekommen hat, kühlt sich mit einem echten Ulmer Bier in der Brauerei Barfüsser ab. Aussichtsfanatiker genießen im Restaurant Bella Vista ein Glas Wein auf der Terrasse mit Blick auf das Münster und lassen ihren Ulm-Rundgang mit einem leckeren Tropfen ausklingen. Zurück zum Reisemobil geht es mit der Buslinie 6 in acht Minuten.
Mobil in Ulm
Ulm zählt 120.000 Einwohner. Die Stadt an der Donau liegt am südöstlichen Rand der Schwäbischen Alb und ist 93 Kilometer von Stuttgart entfernt. Die mittelalterliche Stadtgeschichte bildet eine spannende Liaison mit dem neuen, modernen Stadtkern. Zu sehen an Bauwerken unterschiedlicher Epochen.
Infobox
Tourist Information Ulm/Neu-Ulm, Münsterplatz 50, 89073 Ulm, Tel.: 0731/1612830, www.tourismus.ulm.de
Reisemobilplatz Friedrichsau, Wielandstraße 74, 89073 Ulm/Donau, Tel.: 0731/1612830, gebührenfrei, maximal drei Tage, www.www.oberschwaben-tourismus.de (siehe Bordatlas Deutschland 2016 von Reisemobil International, siehe Seite 444)
Camping am Bootshaus, Ulmer Paddler, Bootshausstraße 5, 89231 Neu-Ulm, Tel.: 0171/4181763, maximale Höhe 2,60 Meter, Reisemobile höchstens zwei Nächte, www.ulmer-paddler.de