Ein barocker Dom, dazu die Ratgar-Basilika: Reisemobilisten, die gern die Mitte Deutschlands besuchen, kommen um Fulda nicht herum. Die Stadt mit ihren 65.500 Einwohnern ist quasi von allen Himmelsrichtungen aus gut zu erreichen – wichtige Großstädte liegen etwa gleich weit von Fulda entfernt: im Südwesten Frankfurt (104 km), im Südosten Würzburg (110 km) und im Norden Kassel (106 km). Erfurt im Nordosten ist mit 168 Kilometern deutlich weiter weg.
Je nach Lauflust quartieren sich mobile Gäste auf einem der zwei städtischen Stellplätze ein. Der in der Weimarer Straße fordert nur 700 Meter per pedes bis zum Domplatz. Vom erst im Herbst 2015 eröffneten Platz in der Johannisau neben dem Stadion im Südosten der Stadt sind es bis ins Zentrum gut zwei Kilometer. Dafür geht‘s vorbei an weitläufigen Auen mit den zwei Teichen Aueweiher und Alter Käsbach. Außerdem führt der Fußweg direkt am Deutschen Feuerwehrmuseum (St. Laurentius-Straße 3, www.dfm-fulda.de) vorbei, einer Sehenswürdigkeit aus der Neuzeit.
Dabei überwiegen in Fulda deutlich die Schätze aus der Vergangenheit. Schließlich künden stolze Fassaden und prunkvolle Innenausstattungen von einstigem Ruhm und Repräsentationsbewusstsein: Die Fuldaer Fürstäbte und Fürstbischöfe bündelten die im 18. Jahrhundert weltliche und geistliche Macht.
Unübersehbar zeigt sich dieses Streben am Dom St. Salvator, dem Wahrzeichen Fuldas. Architekt Johann Dientzenhofer erbaute das Gotteshaus im Stil des italienischen Barock. Seit 1752, als die Fürstabtei zum Fürstbistum Fulda erhoben wurde, ist der weit sichtbare Bau Bischofs- und Kathedralkirche.
Wo sich heute der Dom erhebt, stand einst jene Klosterkirche, die Bonifatius 751 weihte und damit die Keimzelle für die Stadt legte. Später wurde das Gebäude zu seiner Grablege. Auch die Anfang des 9. Jahrhunderts errichtete Ratgar-Basilika prangt seither hier. Sie trägt ihren Namen nach dem Baumeister und Mönch Ratgar. Bis ins 11. Jahrhundert war das Gotteshaus der größte Sakralbau nördlich der Alpen. Aus dem frühen Mittelalter stammt die benachbarte Michaelskirche. Ihre 822 geweihte Krypta ist nahezu unverändert erhalten.
Das kirchliche Ensemble im Zentrum Fuldas glänzt mit einem architektonischen Kniff: Als Johann Dientzenhofer von 1704 bis 1712 den Barockdom als kreuzförmige dreischiffige Pfeilerbasilika mit kurzem Querhaus und großer Vierungskuppel schuf, integrierte er Teile der Ratgar-Basilika – auch die hohen Türme.
Um die Fassade ausladender erscheinen zu lassen, baute der Architekt seitlich an die eng stehenden Glockentürme Kapellen mit abgesetzten Kuppeldächern und Laternen an. Rechts und links des Doms platzierte er zwei Sandsteinobelisken. An der Hauptfassade ist auf der Spitze des Dreiecksgiebels Christus als Erlöser der Welt dargestellt.
Innen ist der Dom weiß und vereint Malerei, Skulptur und Architektur. Der Hochaltar, ebenfalls ein Entwurf Johann Dientzenhofers, inszeniert die Himmelfahrt Mariens, darüber die Dreifaltigkeit. Das Grab des heiligen Bonifatius in der West-Krypta besuchen immer im Juni Pilger auf der Bonifatiuswallfahrt.
Nach so viel klerikaler Kunst bringt eine profane Erfrischung wieder Leben in den Stadtbesuch. Nur 400 Meter entfernt, die Pauluspromenade südwärts, die später Friedrichstraße heißt – schon ist das Eiscafé Bonifatius erreicht. Hier gibt‘s hausgemachtes italienisches Eis nach überlieferten Rezepten, außer dem zu erwartenden Bonifatius-Becher sogar verführerische Leckereien wie Erotika und Heiße Liebe.
Nach der kleinen Stärkung geht es weiter – mit Barock. Auch das Stadtschloss von Fulda trägt die Handschrift von Johann Dientzenhofer. An der Stelle des heutigen Palastes stand einst die um 1300 errichtete mittelalterliche Abtsburg. Im 17. Jahrhundert wurde sie zu einem vierflügeligen Renaissance-Prunkbau erweitert. Der Baumeister schließlich gestaltete im Auftrag von Fürstabt Schleiffras das Schloss von 1708 bis 1714 zur barocken Vierflügelanlage mit zwei Seitenflügeln und Ehrenhof um.
In dem repräsentativen Bau sitzt heute die Stadtverwaltung. Außerdem wurde der Fürstensaal für Lesungen und Konzerte restauriert. Eine Wohnung der Fürstäbte lässt die höfische Wohnkultur des 18. Jahrhunderts auferstehen. Sehenswert sind das Spiegelkabinett mit 420 Spiegeln, roten Seidentapeten und Gemälden von Hofmaler Johann Andreas Herrlein sowie die Sammlung von Porzellan aus der einstigen Fuldaer Manufaktur.
Da Kultur bekanntlich einen entspannenden Gegenpol braucht, empfiehlt sich der Besuch des Schlossgartens: Alte Bäume spenden Schatten, Bänke laden zur Pause ein und geschmackvoll angelegte Blumenbeete verströmen Blütenduft. Schlossgarten und Orangerie wurden im Barock nach Plänen von Maximilian von Welsch geschaffen. Die Orangerie bot einst im Sommer den Rahmen für fürstliche Feste und diente im Winter als Herberge für die Orangen- und Zitronenbäume aus eigener Zucht. Als Symbol für die Exotik erstrahlt ein besonderer Schmuck auf dem Dach: eine goldene Ananas.
Kleiner Tipp: Der Apollosaal mit einem Spiegelgewölbe und dem Deckenfresko des Hofmalers Emmanuel Wohlhaubter ist heute Frühstücksraum und Café des Maritim Hotels am Schlossgarten. Wer es sich in Fulda gut gehen lassen will, besucht den Apollosaal an einem ersten Sonntag im Monat. Dann gibt es hier von 12 bis 14 Uhr ein Buffet inklusive einem Glas Sekt zur Begrüßung. Erwachsene werden für 26 Euro satt, Kinder bis zwölf Jahre schlemmen für zwei Euro pro Lebensjahr.
Auf der Treppe, die von der Orangerie-Terrasse hinunter ins Parterre des Schlossgartens führt, steht ein weiteres Fulda-Wahrzeichen: die imposante Floravase – eine 6,8 Meter große Skulptur aus Stein. Sie erinnert an die Göttin der Gartenbaukunst und hält eine Lilie in der Hand.
Links der Orangerie, am Ende der Pauluspromenade, steht heute das Paulustor. Einst bildete es zwischen Schloss und Wache den Eingang zum weltlichen Bereich, wurde aber 1771 an die heutige Stelle versetzt. Die Hauptwache gegenüber dem Schloss geht auf das berühmte Frankfurter Vorbild zurück.
Genug gebummelt? Dann her mit Cappuccino oder Bier auf der Terrasse: Auch so lässt sich das Barockflair genießen. Das Ensemble ergänzen die Adelspalais, in denen die Hofbeamten wohnten – darunter das Palais Buttlar, 1737 nach Plänen von Hofarchitekt Andreas Gallasini errichtet und heute Sitz der Tourist-Info. Dort hält das Team Tipps für den Aufenthalt in Fulda bereit.
Mobil in Fulda
Die Stadt Fulda liegt am gleichnamigen Fluss und ist neuntgrößte Stadt Hessens. Die Kreisstadt war früher Sitz des Klosters Fulda und ist heute Hochschul- und Barockstadt mit Bischofssitz des Bistums Fulda. In der Stadt Fulda leben 65.500 Menschen.
Info: Tourismus und Kongressmanagement Fulda, Bonifatiusplatz 1, 36037 Fulda
Reisemobilstellplätze in Fulda
Wohnmobilstellplatz Johannisau, Johannisstraße; Parkplatz Weimarer Straße, beide: Tel.: 0661/102-1341, www.tourismus-fulda.de, siehe Bordatlas Deutschland 2016 von Reisemobil International, Seite 168.
Infobox
Den Vollständigen Städtetipp lesen Sie in der Mai-Ausgabe 2016 der Reisemobil International.